Название: Wild Claws (3). Im Visier der Haie
Автор: Max Held
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Детские приключения
Серия: Wild Claws
isbn: 9783401808819
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»Und wenn es das nicht tut?«
»Läuft Wasser rein.«
Charlotte wurde nachdenklich. »Lässt sich eine Jacht auf diese Weise versenken?«
»Klar. Allerdings dauert das eine Weile.« Logan stutzte. »Wo ist Jack?«
Sie schauten sich um, aber ihr Freund war nirgends zu sehen. Logan tauchte mit dem Kopf unter Wasser, aber auch dort fehlte jede Spur von Jack.
»Er muss noch in der Kajüte sein«, vermutete Logan. »Vielleicht steckt er in Schwierigkeiten.«
Er setzte die Schnorchelmaske auf und stürzte sich in die Fluten. Charlottes Herz raste. Beim Gedanken, Jack könnte etwas zugestoßen sein, wurde ihr flau im Magen. Denn Jack war nicht nur ihr Freund, sondern wurde auch immer mehr zu einer Art Bruder. Seit seine Eltern Charlotte adoptiert hatten und sie im Haus der Familie Matthews ein eigenes Zimmer bewohnte, fühlte sie sich so wohl wie seit Jahren nicht mehr. Der Stress der jahrelangen Odyssee durch Heime und Pflegefamilien fiel langsam von ihr ab und in Charlotte breitete sich das Gefühl aus, angekommen zu sein. Sie fühlte sich in Devils Horn nicht nur wohl, sondern auch zunehmend heimisch. Und sie hatte wieder Spaß am Leben und Lust auf alles, was die Zukunft für sie bereithielt. Der Gedanke, dass ihre neue Familie zerstört werden könnte, schnürte ihr die Kehle zu.
Sie folgte Logan und beobachtete, wie er sich durch ein schmales Fenster ins Innere der Kajüte zwängte. Charlotte begriff sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Offenbar war Jack in der Kajüte in Schwierigkeiten geraten. Mit klopfendem Herzen erreichte sie das Fenster und zwängte sich ebenfalls hindurch. Sofort wurde sie von zwei Händen gepackt und nach oben gezogen. Sie durchstieß die Wasseroberfläche, streifte sich die Schnorchelmaske vom Gesicht und schnappte nach Luft.
»Alles okay?«, fragte eine Stimme.
»Jack!«, rief Charlotte erleichtert aus. »Wir dachten schon, dir wäre was passiert.«
»Wir sollten nicht zu lange bleiben«, sagte Logan. »Die Luft hier drinnen ist zu dritt schnell aufgebraucht.«
Erst jetzt realisierte Charlotte, dass sich innerhalb der Kajüte eine Luftblase befand, in der die drei mit ihren Köpfen steckten. »Was ist passiert?«, fragte sie.
Jack seufzte. »Ich hatte mich hier umgesehen und wollte die Kajüte gerade wieder verlassen, als direkt vor dem Fenster ein Hai vorüberschwamm.«
»Ein Ammenhai?«, fragte Logan.
Jack schüttelte den Kopf. »Ein Tigerhai.«
»Das ist ungewöhnlich.«
»Allerdings. Natürlich wollte ich sofort raus und euch warnen, aber der Hai kehrte um und hielt direkt auf mich zu. Ich konnte mich gerade noch zurück in die Kajüte retten. Dann schwamm er langsam am Fenster vorüber und starrte mit seinem Auge herein. Es kam mir fast so vor, als würde er mich beobachten.«
»Gruselig«, murmelte Charlotte.
»Wir haben den Hai nicht gesehen«, sagte Logan. »Allerdings habe ich eben auf dem Rumpf das hier gefunden.« Er zog den Gegenstand aus dem Bund seiner Badehose.
»Ein Haizahn«, sagte Jack.
»Ich hatte mich gefragt, wie der dorthin kommt«, sagte Logan. »Aber wenn hier ein Tigerhai herumschwimmt, ist die Frage ja beantwortet.«
»Vermutlich ist er schon wieder weg«, sagte Jack.
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, sagte Charlotte. »Als wir zum Wrack rausgeschwommen sind, habe ich einen Schatten gesehen. Ich dachte, es wäre ein Tümmler oder eine Seekuh. Aber vielleicht war es auch der Hai.«
»Dann hat er uns möglicherweise schon länger verfolgt und wartet jetzt da draußen«, überlegte Logan.
»So ein Verhalten ist total unnormal«, sagte Jack. »Wieso belauert der Hai mich in der Kajüte, wenn nur ein paar Meter entfernt zwei Leckerbissen planschen?«
Logan räusperte sich. Aber Jack ließ sich nicht beirren. »Sorry, aber aus Sicht des Hais ist es nun mal so. Bei euch hätte er nur zuzuschnappen brauchen. Stattdessen bleibt er eine Weile bei mir und verschwindet dann im Nichts.«
»Ob er wirklich weg ist, wissen wir nicht«, sagte Logan. »Vielleicht zieht er immer noch seine Kreise ums Wrack, nur weiter entfernt.«
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Charlotte.
»Zurückschwimmen«, sagte Logan. »Etwas anderes bleibt uns gar nicht übrig.«
»Und wenn uns der Hai attackiert?«
»Ich schwimme voraus und ihr folgt mir mit fünfzig Meter Abstand«, sagte Jack. »Vielleicht habe ich einen Geruch an mir und der Hai hat es deshalb auf mich abgesehen. Dann würde für euch gar keine Gefahr bestehen.«
»Blödsinn«, erwiderte Logan. »Wir lassen dich doch nicht als Köder vorausschwimmen. So was machen Freunde nicht. Außerdem: Je mehr wir sind, desto sicherer sind wir. Die Gruppe ist unser bester Schutz.« Er sah zu Charlotte. »Okay?«
Sie nickte.
»Dann los!«
Der Rückweg schien endlos zu dauern. Immer wieder warfen die drei Freunde nervöse Blicke zurück. Aber sie sahen keine dreieckige Flosse aus dem Wasser aufsteigen. Falls der Hai ihnen folgte, zeigte er sich nicht.
Erleichtert erreichten sie schließlich den Strand. Jack informierte die Strandwacht über die Sichtung des Hais und die Rettungsschwimmer versprachen, das Wasser im Auge zu behalten und zusätzlich mit einer Drohne aus der Luft nach verräterischen Schatten zu suchen. Schließen wollten sie Miami Beach vorerst nicht, denn der Strand füllte sich gerade mit sonnenhungrigen Menschen, die den Tag am Meer verbringen wollten. Erst wenn sich der Hai in Küstennähe zeigte, würden die Mitarbeiter der Strandwacht reagieren und die Leute aus dem Wasser rufen.
Logan, Jack und Charlotte ließen sich in einem Café auf der Promenade nieder und bestellten Slush-Ice. Als der Kellner die bunten Eisbecher brachte, sagte er: »Ihr seht aus, als hättet ihr ein Gespenst gesehen.«
»Die Sache steckt mir ganz schön in den Knochen«, sagte Jack, als der Kellner gegangen war, und rührte unschlüssig mit dem Strohhalm im gecrushten Eis. »Das hätte leicht schiefgehen können.«
»Tut mir leid, dass ich euch in Gefahr gebracht habe«, beteuerte Logan. »Hätte ich euch nichts vom Wrack erzählt, wären wir nicht so weit rausgeschwommen. Es war meine Schuld.«
»Es war niemandes Schuld«, stellte Charlotte klar. »Du konntest nicht wissen, dass ein Tigerhai auftauchen würde. So etwas scheint hier ja die große Ausnahme zu sein. Also vergessen wir dieses Ich habe Schuld-Gequatsche, das führt zu nichts.«
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Jack. »Wir haben ein Wrack gefunden und wurden von einem Hai attackiert. Wenn wir das zu Hause erzählen, ist die Reaktion unserer Eltern ja wohl СКАЧАТЬ