Название: Roman-Paket Western Exklusiv Edition 11 Romane - Sammelband 7021
Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745212402
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»Deckung!«, schrie Clay dem Zeitungsmann zu.
Sie warfen sich unter das Fahrzeug, schossen, repetierten, schossen und repetierten, bis die Gewehre in ihren Fäusten heiß wurden. Pferde brachen zusammen, Verwundete stürzten aus den fellbezogenen Sätteln. Die Cheyennes warfen ihre Gäule herum. Im selben Höllentempo wie sie angegriffen hatten, preschten sie zum Taleingang zurück. Einige Krieger schleppten ihre angeschossenen Stammesgefährten mit. Dann war der Spuk schon vorbei.
Das Ganze hatte nicht länger als eine Minute gedauert. Clay und Scobey waren in Schweiß gebadet. Dann kroch Clay unter der Kutsche hervor, sprang auf und lief zu den Pferden. Ohne Erklärung begann er die Deichsel mit den Waagscheiten daran auszuhaken. Die Tiere ließ er eingeschirrt. Scobey begriff sofort, dass Clay die Deichsel als Hebelbalken benutzen wollte. Er half ihm, einen Felsbrocken auf die andere Seite der Stagecoach zu rollen, auf dem sie die Deichsel aufstützen konnten. Dabei keuchten und schwitzten sie vor Anstrengung.
Währenddessen formierten sich die Cheyennes erneut zum Angriff. Clay schätzte, dass es an die zwei Dutzend Krieger waren. Vielleicht waren es dieselben, die seit ihrer Flucht durch den Lodgepole Creek hinter ihnen her waren. Möglich auch, dass andere zufällig ihre Spur gefunden hatten. Es spielte jetzt keine Rolle.
»Sie kommen wieder!«, schrie Scobey, kaum dass der Felsen am richtigen Platz lag.
Clay kam gerade noch dazu, die erschreckten Pferde am Durchgehen zu hindern. Scobeys Karabiner peitschte. Scobey schoss so schnell und entschlossen als hätte er sein halbes Leben lang bereits gegen Indianer gekämpft. Diesmal dachten die Cheyennes jedoch nicht daran, im offenen Sturm gegen die von Pulverdampf und Mündungsblitzen umwogte Kutsche anzurennen. Sie sprangen ab, jagten die Pferde zurück und tauchten im Schatten zwischen den Felsen und Bäumen ein.
»Scobey!«, schrie Clay erschrocken. Der drahtige, städtisch gekleidete Mann rannte ein Stück in Richtung der Angreifer von der Stagecoach weg. Dann duckte er sich hinter einen bemoosten Quader.
»Ich halt sie auf, Lorman! Sehen Sie zu, dass Sie die Kutsche startklar kriegen!«
Geschosse klatschten gegen seine Deckung. Sein Gewehr hämmerte. Clay verlor keine Zeit. Er achtete nicht auf die Pfeile und Kugeln, die sich in das Holz der Concord-Kutsche bohrten. Er schob die Deichsel unter dem Fahrzeug durch, bis ihr Ende auf dem Felsklotz auflag. Dabei musste er darauf achten, dass die Zugseile locker durchhingen. Wenn die Pferde anzogen, würden sie die Deichsel und damit die Kutsche hochdrücken. Dass es nicht ohne Schwierigkeiten klappen würde, war Clay klar.
Die beiden ersten Male zogen die Gäule zu heftig an. Die Kutsche hob sich zwar, die Seile hielten, aber dann rutschte die Deichsel ab. Clay musste wieder dafür sorgen, dass sie die richtige Auflage bekam. Das pausenlose Gewehrfeuer machte die Pferde nervös. Unablässig sprach Clay beruhigend auf sie ein. Wenn er jetzt die Nerven verlor und zu fluchen und toben anfing, war alles aus.
Schweißbäche glänzten auf seinem Gesicht. Zähne zusammenbeißen! Nicht aufgeben!, beschwor er sich ständig.
Scobey kämpfte verzweifelt. Aber während er in die eine Richtung feuerte, huschten die Cheyennes von Baum zu Baum, von Fels zu Fels auf der anderen Talseite näher heran. Clay brachte die radlose Achse schließlich nochmals hoch. Nun hätte er jemanden gebraucht, der entweder die Pferde festhielt oder das Rad aufsetzte. Inbrünstig hoffte er, dass die Tiere wenigstens für ein paar Sekunden reglos verharrten. Aber gerade als Clay das Rad hinaufschieben wollte, gaben sie dem Druck der Zugstränge nach. Clay sprang zurück, damit er von dem Fahrzeug nicht eingeklemmt wurde. Es war ein Moment der Hoffnungslosigkeit. Er war nahe dran, aufzugeben.
Da feuerte Scobey ihn an. Ausgerechnet Scobey, für den es vor ein paar Tagen noch undenkbar gewesen wäre, eine Waffe anzurühren.
»Nochmals, Lorman! Sie schaffen es schon!«
Die Indianer überschütteten seine Deckung mit einem Pfeil und Kugelregen. Scobey schoss jetzt sparsamer. Clay ahnte, warum. Scobeys Munition wurde knapp. Ein Würgen war in Clays Kehle. Er lief wieder zu den Pferden. Mit anfeuernden Rufen führte er sie ein Stück vorwärts, bis die Sielen sich spannten, die Deichsel sich hob. Die Kutsche kam hoch.
»Brav so!«, lobte Clay die Tiere. »Bleibt jetzt so stehen, meine Guten! Immer mit der Ruhe, es passiert euch schon nichts!«
Die Verzweiflung hatte ihn auf eine Idee gebracht. Er warf den beiden vordersten Gespannpferden Decken über die Köpfe, so dass sie plötzlich wie im Finstern standen und sich nicht mehr vor und zurück trauten. Clay brachte das Rad auf die Achse, setzte den Splint ein und merkte plötzlich, dass er weiche Knie hatte. Eine Cheyennekugel fetzte Splitter neben ihm los.
»Großartig, Lorman!«, schrie Scobey. Im selben Moment wurde er getroffen. Er zuckte heftig zusammen und verlor fast das Gewehr.
Clay wollte zu ihm. Da schoss Scobey schon wieder auf die zwischen den Felsen und Tannen hervorstechenden Mündungsfeuer.
»Nur ein Kratzer, Lorman! Spannen Sie die Gäule vor! Wird Zeit, dass wir uns nach einem weniger lauten Rastplatz umsehen.«
Clay biss die Zähne zusammen. Aber Scobey hatte recht. Er brachte die Gäule wieder nach vorn, befestigte die Deichsel. Das alles dauerte ihm viel zu lange. Jeder Handgriff kostete kostbare Sekunden. Und immerzu hatte er den mühsamen Klang von Scobeys Stimme und das Dröhnen der Schüsse in den Ohren.
Endlich! Die Gäule schnaubten und tänzelten aufgeregt. Noch drückten die Bremsklötze gegen die Räder, so dass sie die Kutsche nicht vom Fleck brachten.
»Lorman!«, schrie Scobey verzweifelt. »Ich schaff es nicht mehr! Sie brechen durch!«
Clay rannte zu seinem am Boden liegenden Gewehr. Scobeys Karabiner peitschte noch einmal. Dann füllte Hufgedröhn das langgezogene Tal. Scobey war hinter seiner Deckung zusammengesunken. Verzweifelt, aber ohne Kraft versuchte er, die Waffe nochmals hochzubringen.
Auf den ersten Blick schien es, als jagten mehrere reiterlose Mustangs am Waldrang entlang. Dann sah Clay die Hände, die sich an den Mähnen festkrallten. Fußspitzen lugten unter den Pferdebäuchen hervor. Der alte Trick! Wie hingeklebt hingen die Krieger an der von den Weißen abgewandten Pferdeseite. Clay schoss, während er zu Scobey rannte. Zwei Mustangs brachen im vollen Galopp zusammen. Ihre Besitzer rollten sich geschmeidig ab und verschwanden wie Raubkatzen zwischen den Bäumen. Unter den Hälsen der weiterjagenden Tiere stießen Mündungsfeuer hervor. Ein kurzer Schmerz glühte über Clays linken Oberschenkel.
Er traf wieder ein Pferd. Mit Wutgeheul rasten die beiden übrigen Reiter zum Taleingang zurück. Doch ihre an den Talhängen verborgenen Stammesbrüder hatten sich mittlerweile fast bis auf gleiche Höhe mit den Weißen vorgearbeitet. Clay ließ sich neben Scobey fallen. Keine Sekunde zu früh. Ein wahrer Geschosshagel prasselte ins Tal. Clay packte den Zeitungsmann an der Schulter.
»Scobey, wo hat es Sie erwischt?«
Scobey starrte ihn mit trüben Augen an.
»Die rechte Hüfte!«, stöhnte er. »Verflucht, das brennt wie Feuer! Lorman, zum Teufel, warum sind Sie nicht einfach losgefahren?«
»Wir СКАЧАТЬ