Название: Wichita Western Sammelband 4016 - 5 Romane um Colts, Cowboys und Banditen
Автор: R. S. Stone
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745212983
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Brazos verstand nun. Viel anders hätte er sich diese Geschichte auch nicht erklären können.
***
Als der dicke Marshal den Gefangenen aus dem Zellentrakt holte, tat er dies nicht ohne seine Schrotflinte. In sicherem Abstand und der Doppelläufigen im Anschlag trieb er Cole Ketchum vor sich her ins Büro. Brazos McCord sah, wie Hardesty dabei tüchtig schwitzte. Und das, obwohl Ketchums Hände vorn in Handschellen lagen. Vor Brazos blieb Ketchum stehen. Ein wölfisches Grinsen trat auf seine fleischigen Lippen. »Was denn, diese Figur soll mich nach Texas bringen? Na, wir werden unterwegs eine Menge Spaß haben, Kumpel. Ich wette mit dir, dass wir nicht mal die Grenze erreicht haben und ich schon wieder auf freiem Fuß bin.«
Brazos McCord erwiderte seinen Kommentar mit einem mitleidigen Grinsen.
In diesem Augenblick kam der Deputy ins Office gestürmt. »Marshal, ich wollt‘s zuerst nicht glauben. Aber es ist wahr: Bolderbuck, dieser Narr von einem Mietstallbesitzer, hat den Gaul nicht mehr.«
»Was soll das heißen, Meeker?«
»Er … er hat ihn verkauft.«
Hardesty starrte seinen Deputy fassungslos an. »Verkauft? Du machst Witze, oder?«
Tate Meeker schüttelte heftig den Kopf. »Nein, natürlich nicht! Aber Bolderbuck meinte, er hätte nicht mehr daran gedacht, dass dieses Pferd Ketchum gehören würde und hat es dann an einen Reisenden verkauft, der ihm dafür hundert Dollar bot.«
Drei Dinge passierten in diesem Augenblick nahezu gleichzeitig. Brazos McCord lachte schallend auf, Marshal Hardesty schlug mit fassungsloser Geste die Faust in die rechte Handfläche, und Cole Ketchum starrte die Bohnenstange von Deputy hasserfüllt an und stieß ein grollendes Knurren dabei aus. »Dann seht zu, wie ihr zwei Affen mir einen Gaul beschafft. Und das am besten sofort.«
Zunächst wechselten die beiden Gesetzeshüter einen hilflosen Blick miteinander, dann sahen sie in Brazos McCords Richtung, als würden sie von ihm die Lösung des Problems erwarten.
Brazos rieb sich übers Kinn, grinste breit und wandte sich Cole Ketchum zu. »Wie hattest du dir das gedacht, mit der Grenze und dem davonlaufen, meine ich?«
Ketchums stechende Augen starrten ihn bösartig an. Dann griente er wölfisch. »Na, wie schon. Ich warte ‘nen passenden Moment ab. Dann dreh ich dir deine verdammte Gurgel nach links und rechts, bis du erledigt bist, nehme mir deinen Gaul und hau ab. Ist doch eigentlich ganz logisch, oder?«
»Nicht ganz, Partner. Da du jetzt ja kein Pferd mehr hast, auf dem dein dämlicher Hintern sitzen kann, wirst du den Weg hübsch zu Fuß laufen. Ja, du hast richtig gehört. Laufen. Und zwar bis nach Houston. Dort werde ich dich dann abliefern. Oder das, was dann noch von dir und deinen qualmenden Socken übrig geblieben ist. Den Rest wird man dann hängen. Das ist logisch, oder?« Brazos McCord hatte diese Worte ganz ruhig und sachlich gesprochen. So, als würde er einem Kind das Einmaleins erklärt haben.
Ketchums Lippen fingen an zu vibrieren. Es sah aus, als würde dieser Mann kurz vor einem epileptischen Anfall stehen. Er zerrte er an den Handschellen, was natürlich zwecklos war. Aus seinen Augen zuckten Zornesblitze zu Brazos herüber. Plötzlich stürmte er vor, riss die Arme nach oben, um sie auf Brazos niedersausen zu lassen. Genau damit hatte Brazos gerechnet. Er schnellte zur Seite. Ketchums Arme sausten wirkungslos herunter. Er lief ins Leere. Im gleichen Moment legte Brazos beide Hände zusammen, holte aus und traf Ketchum mit einem mächtigen Schlag ins Genick. Dem Banditen entgleisten die Gesichtszüge. Er stürzte nach vorn, fiel über Hardestys Schreibtisch und landete krachend auf dem Boden. Hardesty und Meeker starrten Brazos mit sperrangelweit geöffneten Mündern an, während er ohne Hast den Schreibtisch umrundete und vor Ketchum stehenblieb. Der wälzte sich stöhnend auf den Rücken, sah hasserfüllt zu Brazos auf.
Der beachtete die beiden Gesetzeshüter nicht, sondern richtete seinen Blick auf den Mann am Boden. »Jetzt hör zu, Cole. Und hör genau zu, denn ich sag‘s dir nur ein einziges Mal. Wenn wir unterwegs sind, wirst du dich ganz brav verhalten. So brav, wie ein Kind beim Schulausflug ins Grüne. Denn wenn das nicht so ist, wirst du mich richtig kennenlernen. Das da eben war harmlos, aber dann kann ich verdammt rau werden. Hast du das genau verstanden?«
Cole Ketchum sagte nichts, er starrte nur zu Brazos auf.
»Ich kann dich nicht verstehen, Ketchum. Du musst lauter sprechen.«
»Bist ‘ne harte Nummer, was, Ranger? Okay, habe dich unterschätzt. Reg dich ab, ich hab‘s kapiert.«
Brazos wandte sich an die anderen beiden. »Nun, die Verhältnisse sind geklärt. Möchte nun einer der Gentlemen so freundlich sein, und für Mister Ketchum ein Pferd besorgen? Dafür wäre ich Ihnen sehr verbunden.«
Dem Deputy klappte die Kinnlade runter. »Ich dachte, Sie wollten ihn zu Fuß …«
Hardesty stieß ihn ärgerlich an. »Hast wieder mal nix kapiert, was? Hast nicht gemerkt, dass Mister McCord Ketchum nur auf die Rolle nehmen wollte, was? Mann, jetzt lauf endlich los und besorge einen verdammten Gaul.«
Gerade wollte sich Meeker auf den Weg machen, als sich der Marshal die Sache anders überlegte. »Nein, warte einen Moment. Mir kommt da eine andere Idee.« Er blickte zu Brazos McCord. »Was halten Sie von einer Schiffsreise, Mister McCord? Mir ist gerade eingefallen, dass die Sweet Travelling im Hafen vor Anker liegt und heute Nachmittag auslaufen will. Mit Kurs auf die Golfküste, Richtung Mexico. Kapitän Biggelow ist ein umgänglicher Mann. Vielleicht kann er Sie mitnehmen und in der Galveston Bay absetzen. Dann wären Sie schon fast in Houston und müssten nicht den ganzen Weg über Land reiten. Wäre das eine Idee?«
Brazos McCord überlegte, blickte auf dem am Boden liegenden Ketchum, dann in Hardestys Richtung. »Eine Idee wäre das schon, Marshal. Die Frage ist nur, ob dem Kapitän die Gesellschaft von Ketchum behagen würde.«
Nun war es an Hardesty, der ein gewinnendes Lächeln in sein schwammiges Gesicht zauberte. »Oh, die Sweet Travelling ist gewiss kein großes Schiff. Aber genügend Stauraum für diesen Dreckskerl wird es an Bord wohl geben. Und wenn man ihn unten an Deck in Ketten legen müsste – was wahrscheinlich am sinnvollsten wäre.«
Wieder blickte Brazos McCord auf den Banditen zu seinen Füßen herab und grinste breit. »Du siehst, Ketchum, deine Grundidee mit dem Abhauen löst sich gerade in Wohlgefallen auf, was?«
Cole Ketchum hatte eine üble Bemerkung auf der Zunge. Aber die Kostprobe, die ihm Brazos McCord vor wenigen Augenblicken verabreicht hatte, ließ ihn davon abhalten, sich lautstark zu äußern. Stattdessen knirschte er nur mit den Zähnen und hielt den Mund.
5. Kapitel
Die Sweet Travelling war ein kleiner Zweimaster mit Seitenschaufelrad und wirkte wie ein Spielzeug inmitten vieler anderer, weitaus größerer Schiffe, СКАЧАТЬ