Название: Ein erlesener Mord
Автор: Фиона Грейс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Жанр: Триллеры
Серия: Ein Toskanischer Weingarten Cozy-Krimi
isbn: 9781094306476
isbn:
Sie scrollte sich durch Instagram und freute sich mit einer ihrer Kolleginnen aus einem vorigen Job, die zwei Kätzchen adoptiert hatte. Ihr Feed war voller Bilder von dem rot getigerten Pärchen, wie sie miteinander spielten, Spielzeuge jagten und schliefen.
Ein weiterer Bekannter hatte einer Hochzeit auf Hawaii beigewohnt, und Olivia war fasziniert von den bunten Bildern.
Doch dann blickte sie mit großen Augen auf das nächste Bild.
Es war eine dramatisch schöne, toskanische Villa. Olivenbäume, warme, sandfarbene Steine, mit einer Aussicht auf Hügel und Weingärten dahinter. Einen Momentlang fühlte sie sich, als hätte ihre eigene Einbildungskraft dieses Bild erträumt.
Dann sah sie, dass es ein Foto aus dem Feed ihrer Freundin Charlotte war.
Charlotte war Olivias älteste Freundin. Seit Schulzeiten waren sie beste Freunde gewesen. Als sie beide noch Kinder waren, hatten sie Leuten gegenüber, die sie nicht kannten, immer so getan, als wären sie Schwestern oder sogar Zwillinge. Im Laufe der Jahre hatten sie sich mehr und mehr auseinandergelebt, weil sie so lange in unterschiedlichen Städten gelebt hatten. Olivia erinnerte sich, dass Charlotte bald heiraten würde. Vielleicht waren sie und ihr Verlobter dort auf der Suche nach einem Schauplatz für ihre Hochzeit.
„#VillaVibes“, hatte Charlotte geschrieben. „#ToskanischerSommer #Wein #Freiheit.“
Olivia kommentierte ihr Bild.
„Sieht klasse aus!“
Zu ihrem Erstaunen kam das Ping einer Antwort beinahe sofort.
„Komm vorbei! Ich bin allein hier und auf der Suche nach jemandem, mit dem ich das hier teilen kann. Zwei Schlafzimmer und den ganzen Sommer über gemietet!“
„Allein?“, textete sie, zusammen mit einem überraschten Emoji. „Was ist mit deiner Hochzeit?“
„Abgesagt. #Singleseinistfreisein #einguteslebenistdiebesterache“, kam die Antwort von Charlotte mit einer langen Reihe von Smileys.
Olivia starrte geschockt auf die Nachricht. Was hatte bei ihrer Freundin nur zu so einer drastischen Entscheidung geführt? Olivia verspürte einen Stich aus Neid, denn Charlotte hatte sich ganz klar für einen Tapetenwechsel entschieden und brachte ihr Leben in einer exotischen Umgebung wieder in Ordnung.
Olivia, in der gleichen Situation, hatte bisher nur genug getrunken, bis ihr Kopf beinahe explodierte.
„Schön wärs! Vielleicht beim nächsten Mal!“, antwortete sie.
Sie schloss ihre Augen. Wenn sie in ihrem Leben bessere Entscheidungen getroffen hätte, würde sie jetzt auf einer gusseisernen Schaukel sitzen, sich unter einem Olivenbaum mit Charlotte unterhalten und auf einen gepflasterten Hof mit Hügeln und Weinreben im Hintergrund hinausblicken. Sie konnte beinahe fühlen, wie eine sanfte Brise durch ihr Haar strich, während sie an einem Glas mit gekühltem Chianti nippte.
Charlottes Bewältigungsmechanismus war dagegen viel konstruktiver. Allerdings war Charlotte auch nicht in den Zwängen einer gigantischen Kampagne gefangen wie sie.
Olivia erinnerte sich an das wichtige Meeting, das heute Morgen stattfinden sollte. Hatte sie wirklich die Nerven, zu tun, was sie sich letzte Nacht versprochen hatte, und sich eine Auszeit zu nehmen und James zu sagen, dass sie an einem anderen Projekt arbeiten wollte?
Jetzt, im grellen Licht des Tages und mit monströsen Kopfschmerzen, schien das lächerlich. Zu so einer unverantwortlichen, spontanen Sache war sie nicht fähig. Sie würde damit Menschen im Stich lassen. Man würde schlecht über sie denken. Und James würde sowieso nein sagen. Er würde ihr wahrscheinlich ins Gesicht lachen.
Als sie ihre Aufmerksamkeit schließlich von Instagram losriss, sah Olivia zu ihrem Entsetzen, dass es schon sechs Uhr war.
Während sie ihre Zeit vertrödelte, indem sie online chattete und von der Toskana träumte, war eine Textnachricht auf ihrem Telefon eingegangen. Sie war von James.
„Olivia, ich brauche dich spätestens um 06:50 Uhr im Büro. Jetzt nimmt auch die komplette Geschäftsführung von Kansas Food und Valley Wines an dem Meeting teil. Ich muss dich zehn Minuten vorher unbedingt briefen.“
Egal, wie schnell sie jetzt ihr Apartment verließ, sie würde zu spät zu ihrem wichtigen Briefing kommen.
Vor sich hin fluchend sprang Olivia aus dem Bett, schnappte sich den erstbesten Businessanzug, den sie zu fassen bekam, schlüpfte hinein und flitzte ins Badezimmer für ihr Make-Up.
Als sie das Licht anknipste, brannte mit einem Plopp die Glühbirne durch.
Olivia fluchte erneut. Sie war fast nie zu spät. Nun ja, zumindest nicht auf regelmäßiger Basis. Aber wieso musste sich in einem solchen Fall immer ihr gesamtes Leben gegen sie verschwören?
Sie trug ihr Make-Up im Halbdunkeln auf und machte sich die mentale Notiz, später zu prüfen, ob ihr Mascara auch nicht verschmiert war.
Dann griff sie ihre Handtasche und Arbeitsmappen und sprintete aus der Wohnung.
Als sie an der Nachbarswohnung vorbeijoggte, ging die Tür auf.
„Hallo, Fremde. Mit dir wollte ich sprechen.“
Es war Len, ihr Nachbar. Langatmiger Len, wie sie ihn nannte, weil er seine Unterhaltungen nie schnell beenden konnte. Er konnte sie nicht einmal schnell anfangen, wenn sie ehrlich war. Len verdiente sich mit irgendeinem IT-Kram dumm und dusselig und war auffallend exzentrisch.
Olivia lächelte, obwohl sie spürte, dass sie nur eine angestrengte Grimasse zustande brachte. Von allen Tagen musste sich Langatmiger Len ausgerechnet den heutigen Tag aussuchen, um seine Wohnung zur gleichen Zeit wie sie zu verlassen.
„Es tut mir leid. Ich bin spät dran und –“, begann Olivia.
Len fuhr fort, als hätte er sie nicht gehört und strich sich sein zotteliges Haar glatt. Er sah aus, als trüge er noch immer seinen Schlafanzug. Doch so sah Len immer aus, also besaß er vielleicht nur Schlafanzüge.
„Ich hatte dich doch letztes Jahr gefragt, ob du vielleicht vorhast, deine Wohnung zu verkaufen. Ich wollte dich nur an dieses Angebot erinnern, weil ich dringend mehr Platz brauche, und diese Glasfaserkapazitäten wie hier gibt es sonst nirgends in der Stadt. Und ich brauche nicht nur mehr Platz zum Arbeiten, sondern habe jetzt auch noch ein ganzes Set an Miniatur-Eisenbahnmodellen, die ein ganzes Zimmer beanspruchen, und zwei Sets der Größe Z, die vielleicht kleiner sind, aber dafür beachtliches Grundeigentum benötigen.“
„Tatsächlich?“, Olivia holte Luft, um ihm eine höfliche Absage auszusprechen, aber er redete weiter.
„Zudem habe ich jetzt drei weitere Katzen, die ihr eigenes Spielzimmer brauchen. Ich kann sie unmöglich zu den Zügen lassen.“ Er schüttelte besorgt seinen Kopf. „Ich habs versucht, es ist aber nicht gut ausgegangen. Die Züge haben klar den Kürzeren gezogen, wie es dich vielleicht freut zu hören.“
„Da bin ich ja erleichtert“, sagte Olivia.
„Ich bin bereit, mein Angebot zu erhöhen.“
Olivia wollte am liebsten schreien.
„Len, nein, es tut mir leid. Für deine Katzen und СКАЧАТЬ