Kurze Morde, kurzer Prozess: Krimisammlung. Alfred Bekker
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Kurze Morde, kurzer Prozess: Krimisammlung - Alfred Bekker страница 5

Название: Kurze Morde, kurzer Prozess: Krimisammlung

Автор: Alfred Bekker

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783745213003

isbn:

СКАЧАТЬ

      Eine aufgetakelte Biene steuerte ihr Wägelchen auf uns zu. Während Wally sie etwas ablenkte, indem er sie fragte, was nun besser sein, Hühnchen mit oder ohne Knochen in Tomatensauce, ertastete ich rasch ihre Börse im Einkaufskorb und machte sie um zwei Scheinchen leichter. Im Vorübergehen nickte ich ihr dankend zu. Aber natürlich fasste sie mein Lächeln falsch auf und erwiderte es in einer schamlos einladenden Art.

      „Videoüberwachung gibt‘s bei Steuben nicht“, belehrte mich Onkel ein paar Opfer später. „Wer zu den Preisen hier einkauft, klaut doch schon, wenn er an der Kasse bezahlt. Nur vor dem Personal musst du dich in acht nehmen. Die haben für uns wenig Verständnis.“

      Ich nahm zwei Dosen Tuborg aus dem Regal und warf sie in unser Alibi, den Einkaufswagen. Er füllte sich allmählich, doch unsere Manteltaschen platzten ebenfalls bald aus den Nähten vor lauter knisternden Dollarscheinen.

      Gegen Mittag leerte sich der Markt etwas, und wir verschwanden in einer Mustertoilette in der Sanitätsabteilung, wo wir unsere bisherige Ausbeute zählten. Wir kamen zusammen auf über viertausend Dollars! Wahrscheinlich hatte Onkel Wally doch recht mit seiner Kleinvieh-Theorie.

      Während Wally gerade eine alte Dame erleichterte, die mit ihrem für meine Begriffe etwas zu verzogenen Enkel beschäftigt war, betrachtete ich staunend die niederen Preise und fragte mich ernsthaft, wie die Steuben-Leute da noch etwas verdienen konnten.

      In der Elektroabteilung machte ich Wally auf eine gefärbte Blondine aufmerksam. „Die mit dem Hängemantel…“

      Er warf einen kurzen Blick auf die Dame. „Was hat sie genommen?“

      „Einen Damenrasierapparat samt den zugehörigen Batterien. Und jetzt einen automatischen Lockenwickler. Anscheinend hat sie sich eine große Tasche ins Mantelfutter genäht.“

      „Pass gut auf!“ raunte er mir ins Ohr, steuerte auf die Diebin zu und zeigte ihr kurz seinen Leseausweis der Stadtbibliothek.

      „Hausdetektiv“, sagte er knapp. „Und dies ist der Assistent des Managers. Würden Sie bitte mit uns ins Büro kommen, Madame?“

      Sie riss weit die Augen auf. „Können wir das nicht irgendwie regeln?“ gab sie alles kleinlaut zu. „Mein Mann darf nicht… Sie verstehen doch…?“

      Unser Verständnis war ihr je einen Hunderter wert, und während sie ihre Beute wieder ins Regal zurückstellte, betrachtete ich ihre ‚Manteltasche‘ näher. So etwas würde meinem Trenchcoat gewiss auch stehen, dachte ich, als mir Onkels Grundsätze wieder einfielen. Dann eben nicht.

      Den Nachmittag verbrachten wir draußen, wo wir auf dem Kundenparkplatz etwas frische Luft schnappten. Man sollte nicht glauben, wie viel Leute noch zusätzlich Bares in ihrem Handschuhfach aufbewahren…

      Kurz vor Ladenschluss – ich hatte Wally gerade vorgeschlagen, allmählich aufzubrechen – gab es dann plötzlich vorne an den Kassen einen großen Tumult. Leute kreischten, Kinder weinten, und heisere Frauenschreie erstarrten in der stickigen Luft. Vorsichtig spähte ich zwischen Artischockengläsern und Senfgurken zu den Kassenschaltern, wo ich drei maskierte Gestalten ausmachen konnte. Flink eilten sie mit mehreren Plastiktüten von Kasse zu Kasse.

      Um den Ernst ihrer Aktion zu demonstrieren, gaben sie Warnschüsse zur Decke hin ab, wo zwischen bunten Preisschildern die Aufschrift ‚Rabattmarken leider nur auf Bargeld!‘ prangte.

      „Wetten, dass da kein einziger Scheck in den Kassenschubladen liegt, Wally? Die Steuben-Leute fordern einen solchen Coup doch geradezu heraus!“

      Kopfschüttelnd packte ich ihn am Ärmel. „Los jetzt, Onkel, lass uns endlich das Weite suchen. Sind die Cops erst einmal hier, kommt da keiner mehr raus!“

      Zuerst glaubte ich, mein Onkel sei auf der Suche nach einem Notausgang. Doch als er mich in einen Raum mit der Aufschrift ‚Nur für Personal‘ drängte, kamen erste Zweifel in mir auf.

      Ich traute einfach meinen Augen nicht! Seelenruhig setzte er sich an einen Schreibtisch und häufte unsere Sore zu einem großen Berg an!

      „Mensch Wally, Onkelchen“, rief ich aus. „Draußen wimmelt es nur so von Bullen, und du hast nichts besseres zu tun, als unsere Ausbeute zu zählen?!“

      Ich war entsetzt.

      Mein Entsetzen wollte nicht abbrechen, als ein hagerer Mann mit Hornbrille den Raum betrat und sich mir als ‚Mr. Marconi, Manager‘ vorstellte!

      Ich versuchte, an ihm vorbei nach draußen zu gelangen, doch Wally schüttelte nur den Kopf und begann, unser sauer verdientes Bares in eine Liste einzutragen.

      „Mein Neffe ist nicht ungelenk“, meinte er dann zu Marconi. „Sie sollten ihn auch einstellen. Das heißt, falls du Lust hast, Reiner.“ Er sah mich ebenso fragend an wie ich ihn fassungslos.

      „Heißt das, du arbeitest hier als fest angestellter Taschendieb? Das gibt doch alles keinen Sinn!“

      Mr. Marconi nickte freundlich.

      „Aber natürlich“, versicherte er mir. „Ohne Leute wie Mr. Klepper könnten wir unsere Tiefstpreise auf Dauer niemals halten, ohne selbst drauf zu legen. Sogar der vierteljährliche inszenierte Kassenüberfall, wie Sie ihn heute sehen konnten, trägt zur Finanzierung unseres günstigen Warenangebotes bei. Schließlich sind wir ja versichert.

      Man muss sich heute schon etwas einfallen lassen, will man mit den anderen Märkten konkurrieren können.“

      „Und wenn Wally lieber in die eigene Tasche arbeiten möchte?“

      Onkel lächelte nur. „Ich bekomme ja vollste Rückendeckung von der Direktion, jede Menge Urlaub, ein dreizehntes Monatsgehalt… Und nicht zuletzt mit der Zeit eine gewisse Loyalität zu meinem Arbeitgeber.“

      Der Manager fügte hinzu: „Und die Aussicht auf Rente ist in diesen Zeiten auch nicht von Pappe, finden Sie nicht, Mr. Hornig?“

      Als ich tags darauf im Büro meine Lohnsteuerkarte abgab, meinte Marconis Sekretärin höflich: „Hoffentlich gefällt es Ihnen, für Steuben Supermarkt zu arbeiten.“

      Ich nickte nachdenklich. „Wissen Sie, obwohl ich weiß Gott kein Gegner dieser westlichen Wirtschaftsordnung bin, frage ich mich manchmal doch, wohin das alles noch führen soll…“

      ENDE

      Ein ganz linker Trick

      Reiner Frank Hornig

       „Wie bitte?“ Die ältere Dame hinter der Registrierkasse blickte die Kundin ungläubig an.

      „Ich sagte“, wiederholte Judy mit festem Blick, „dass ich Ihnen einen Hunderter gegeben habe.“

      „Sie müssen sich da täuschen, junge Dame!“ versuchte die Verkäuferin der kleinen Boutique in der Carnaby Street vorsichtig einzuwenden. „Es war lediglich eine Zehn-Pfund-Note. Der Schal kostete zwei achtundsechzig, und ich habe Ihnen korrekt sieben Pfund und zweiunddreißig Pence herausgegeben.“

      Das blonde Mädchen schaute sich hilfesuchend um sich. „Ja, 7,32, das stimmt schon, das haben Sie mir herausgegeben. Aber ich gab Ihnen doch hundert Pfund, und nicht zehn. Hundert Pfund“, sagte sie noch einmal. Jetzt näherten sich, СКАЧАТЬ