Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland
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      »Weg.«

      Theresas Verstand weigerte sich zu begreifen, was sie da eben gehört hatte. »Aber er wollte doch wiederkommen.«

      Sie hatte es kaum ausgesprochen, als sie merkte, wie naiv sie sich anstellte. Barry war weg. Weil er ihr einen Mantel gebracht hatte. Weil er sie von den Handschellen befreit hatte. Weil er ihr Haferbrei gekocht hatte. Weil er eine Gefahr für die Kidnapper geworden war.

      Eiskalte Klarheit zog plötzlich durch Theresas Gehirn. Barry war weg. Also auch das winzige Loch in die Freiheit, das sie in ihm gesehen hatte. Sie wusste genau, was das bedeutete. Sehr genau. Trotzdem fragte sie: »Wann lassen Sie mich frei?«

      »Bald«, sagte die Frau.

      In ihren Augen las Theresa etwas anderes.

      »Haben Sie etwas zu essen für mich?«, bat Theresa.

      Die Frau schloss die Tür, ließ aber das Licht an. Eine Viertelstunde später brachte sie ihr einen Teller. Ein Stück Brot und einige Scheiben Käse lagen darauf.

      Wortlos stellte sie den Teller vor Theresa hin. Wortlos verließ sie das Bad. Wenigstens ließ sie das Licht an.

      Heißhungrig schlang Theresa Brot und Käse hinunter. Die Stricke waren zu kurz, um das Waschbecken oder den Hahn über der Badewanne zu erreichen. Der Durst quälte sie.

      Warum hatte sie die Frau nicht um Wasser gebeten? Barry hatte ihr immer Wasser oder Tee hingestellt, ohne dass sie darum hatte bitten müssen.

      Sie rief, aber niemand reagierte. Offenbar war die Frau fortgegangen.

      Die Stunden krochen dahin. Irgendwann wurde der Durst so quälend, dass es Theresa nicht mehr aushielt. Sie kroch zum Klobecken und drückte die Spüle. Mit der Hand schöpfte sie das Wasser in den Mund. Sie hörte erst auf zu trinken, als der Durst endlich kleiner war als der immer mehr aufsteigende Ekel.

      Wieder an der Heizung, hüllte sie sich in den Mantel, zog die stinkende Decke über den Kopf und weinte. So lange, bis keine Tränen mehr kamen.

      Sie spürte mit einer Klarheit, die jeden Widerspruch ausschloss, dass ihre Zeit vorbei war. Mit aller Gewalt wehrte sie sich gegen die auf brandende Panik.

      »Nimm dich nicht so wichtig, Theresa«, murmelte sie, »jeder muss einmal gehen, und es können nicht alle erst mit 70 oder 80 sterben.«

      Sie kramte ein paar Psalmen aus ihrem Gedächtnis hervor und sagte sie laut auf. Das beruhigte sie.

      Dann ließ sie ihr Leben an sich vorüberziehen. Jahr für Jahr, von Anfang an. Sie schürfte Bilder aus ihrem Gedächtnis, die sie schon lange vergessen geglaubt hatte.

      Irgendwann kam sie zu dem Schluss, dass es ein schönes Leben gewesen war. Kurz, aber schön. Und unverschämt leicht. Wenigstens bis zum Tod ihrer Tochter.

      Ihr Traum fiel ihr ein, und sie musste lächeln. Sie hatte schon davon gehört, dass viele Menschen ihren Tod vorausahnen. Und dass manche vorher davon träumten. Jetzt wusste sie es.

      »Ich komme zu dir, meine kleine Hjördis«, murmelte sie.

      Theresa wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie Schritte im Zimmer vor der Badezimmertür hörte. Schritte von mehr als nur einem Menschen.

      Sie schloss die Augen und lauschte.

      Möbel wurden verrückt. Irgendetwas raschelte laut. Als würde da draußen jemand mit Plastikfolie hantieren.

      Die Glühbirne flammte auf .Theresas Blick fiel auf einen toten Falter am Boden unter der Badewanne. Sie nahm ihn auf und schloss die Hand um das Insekt.

      Die Tür öffnete sich. Der Kahlkopf trat ein und löste ihre Fesseln. »Aufstehen!«

      Theresas Herz schien ihr in der Kehle herumzuflattern. Als suchte es einen Ausgang.

      Sie gehorchte. Die Frage, ob sie jetzt freigelassen würde, drängte sich auf Theresas Zunge. Sie schluckte sie hinunter. Diese Frage war einfach zu lächerlich.

      »Da raus!«

      Der Mann deutete auf die offen stehende Tür.

      Theresa wankte aus dem Bad...

      23

      Die Dämmerung senkte sich über New York City.

      Ich machte mir keine Hoffnungen, heute noch ins Bett zu kommen. Aber ich wollte wenigstens schnell duschen, eine Kleinigkeit essen und das Hemd wechseln, bevor ich mich in die Nachtschicht stürzte. Clive und Orry hielten die Stellung in der Zentrale, während wir anderen eine Pause einlegten.

      In meinem Apartment machte ich mir ein paar Sandwichs. Viel mehr als ein Stück Käse und ein paar Gurken gab mein Kühlschrank nicht her. Ein Grund mehr, diesen verzwickten Vanhouven Fall so schnell wie möglich zu lösen. Ich musste endlich mal wieder einen Großeinkauf erledigen. Die vorletzte Dose Bier musste daran glauben.

      Natürlich klingelte das Telefon, während ich unter der Dusche stand. Wann sonst? Ich hüllte mich in ein Badetuch und nahm ab.

      »Hi, Jesse, Clive hat gerade angerufen.« Es war Milo. »Er hat die Computer Dokumentation von der Telefongesellschaft. Rat mal, wo Vanhouven am Montagvormittag das Taxi bestellt hat.«

      »Spuck’s aus, Partner, mir tropft das Shampoo auf den Teppich.«

      »Bei einer Telefonzelle in Greenwich.«

      Ich schwieg.

      »Jesse? Bist du noch dran?«

      »Schon, aber was du da sagst, verschlägt mir die Sprache.«

      »Ging mir auch so. Aber es bringt uns einen Schritt weiter.«

      »Auf den Schritt hätte ich gern verzichtet. Was machst du?«

      »Wir wollten gerade eine Kleinigkeit essen.«

      Wir demnach war Kate bei ihm. »So nennt man das also seit Neuestem. Schon geduscht?«

      »Immer eins nach dem anderen«, sagte er mit gesenkter Stimme.

      »Dann will ich euch nicht aufhalten«, erwiderte ich. »Ich bin schätzungsweise in einer Stunde wieder im Büro. Lass uns dann gemeinsam Vanhouven aufsuchen.«

      Ich legte auf.

      Der gute Milo war schon ein Spezialbursche. Selbst im größten Stress ließ er die günstigen Gelegenheiten nicht ungenutzt. Der lebende Beweis dafür, dass nur ein genussfreudiger Mann ein leistungsfähiger Mann ist.

      Zwanzig Minuten später schloss ich die Wohnungstür hinter mir zu und holte den Aufzug, da vibrierte das Handy in meiner Tasche.

      »Trevellian?«, meldete ich mich.

      »Ich hab Sie in der Glotze gesehen, Mister, es geht um die Vanhouven Frau.« Der Mann am anderen Ende sprach hastig und mit СКАЧАТЬ