Название: Die Coltschwinger kommen: Extra Western Sammelband 7 Romane
Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745213133
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Jess duckte sich, lauschte, aber von der nächtlichen Straße kam kein verdächtiges Geräusch. Hastig hob Jess die Schlüssel auf, suchte den passenden heraus und öffnete die Tür. Das Licht aus dem Office fiel in einen kurzen, von Gitterwänden gesäumten Korridor. Nur eine Zellentür war verschlossen, die übrigen standen offen oder waren nur angelehnt.
„Verdammt noch mal, kann man hier denn nicht mal in Ruhe schlafen?“, brummte eine mürrische Stimme. Decken raschelten, ein Mann fluchte unterdrückt.
„Besuch für euch, Jungens“, grinste Jess. „Dad, worauf wartest du?“
Er ließ seinem Vater den Vortritt. Bancroft schob sich mit Überwindung in den Zellentrakt. Jess folgte mit dem Sixshooter in der einen und dem rasselnden Schlüsselbund in der anderen Faust. Drei stoppelbärtige grobschlächtige Gesichter pressten sich an das Gitter der versperrten Zelle. Gesichter, die man nur schwer auseinanderhalten konnte, so ähnlich waren sie sich. Gesichter von Galgenvögeln, roh, brutal, verschlagen.
„He, wen haben wir denn da?“, knurrte Dave Rawlins überrascht. „Entweder wollen uns diese Hombres ans Leben, weil wir ihnen irgendwann mal auf die Zehen getreten sind – oder sie wollen uns vor dem Strick retten. Zum Teufel, starrt uns nicht an wie Affen im Käfig! Was habt ihr vor?“
„Hängt ganz von euch ab“, grinste Jess verkniffen. „Dad, sag ihnen, um was es geht.“
Bancroft sagte dumpf: „Wir holen euch hier heraus, wenn ihr dafür einen Mann für uns zur Strecke bringt.“
Dave, der Älteste der Rawlins-Brüder, ließ die Gitterstäbe los und blinzelte erstaunt. „Habt ihr das gehört, Jungs? So was hat‘s noch nicht gegeben. Jahrelang hat ganz New Mexico darauf gewartet, dass wir endlich baumeln. Und jetzt, wo es bald soweit sein soll, kommt dieser Mister und bietet uns ‘nen Revolverjob, als hätte er es nicht mit den Rawlins-Brothers, sondern mit ein paar abgetakelten Sternträgern zu tun! Mich haut‘s glatt um!“
„Wenn dir irgend etwas nicht gefällt, können wir ja wieder verschwinden“, meinte Jess wütend.
„Du liebe Zeit!“, rief Rawlins hastig. „Nicht gefallen? Für wie blöde hältst du mich eigentlich, Kamerad? Weißt du, wie ‘nem Mann zumute ist, der in drei Tagen hängen soll? Drei Tage, jawohl, und wir hatten alle Hoffnung aufgegeben, je wieder auf einem Pferd zu sitzen. Ist es nicht so Jungs?“
„Ein Grund mehr, euch schnell zu entscheiden. Alles Nähere können wir hinterher besprechen.“
„Wo steckt der Kerl, den wir für euch erledigen sollen?“
„Wir haben seine Fährte jenseits der Grenze in der Gegend um Santa Ysabel verloren …“
Emmett Rawlins, der Zweitälteste, pfiff leise durch die Zähne. „El Morenos Gebiet“, meinte er bedeutungsvoll.
Jess zuckte die Achseln. „Wenn ihr lieber hängen wollt …“
„Was du nur immer mit dem Hängen hast!“, brummte Dave vorwurfsvoll. „Nur nicht so drängen, Amigo! Sehen wir aus, als würden wir vor einem lausigen Greaser wie El Moreno in die Hosen machen? Ihr beiden komischen Vögel seid doch nicht einfach nur so aus Blödsinn auf die Idee gekommen, ausgerechnet uns diesen Job zu bieten, oder? Na also! Kommen wir lieber zur Sache. Was springt für uns dabei heraus?“
„Eure Freiheit, euer Leben.“ Jess grinste wieder.
Ted, der jüngste Rawlins, stieß den bulligen Dave mit dem Ellenbogen an. „Jetzt hält er sich für wer weiß wie schlau, weil wir keine andere Wahl haben, als Ja zu sagen, wenn wir hier raus wollen. Er hat zwar ‘ne Menge von uns gehört, aber sicher nicht genug.“
„So ist es!“ Dave erwiderte Jess‘ Grinsen. „Selbstverständlich werden wir zu allem Ja und Amen sagen, damit wir in drei Tagen nicht baumeln. Aber, du Klugscheißer, wie willst du verhindern, dass wir dann nicht einfach auf und davon reiten, ohne uns auch nur ‘ne Minute lang über unseren sogenannten Auftrag den Kopf zu zerbrechen? Da hilft nur Geld, mein Lieber! Moneten, die wir kassieren können, wenn wir euch den Kerl liefern, auf den ihr so scharf seid. Das alles sage ich dir auch nicht deswegen, weil ich es so verdammt gut mit dir meine, Kamerad, sondern weil mir und meinen Brüdern die Freiheit ohne volle Taschen auch nicht gerade viel weiterhilft. Siehst du, mein Junge, wenn du mit den Rawlins-Brüdern Geschäfte machen willst, dann musst du alles hübsch der Reihe nach durchdenken.“ Dave lachte zufrieden, so als sei der Galgen schon jetzt für ihn in weite unwirkliche Ferne gerückt.
Jess biss sich wütend auf die Unterlippe. Sein Vater sagte mit demselben dumpfen Tonfall wie anfangs: „Ihr bekommt dreitausend Dollar, wenn ihr Chad Kelly tot oder lebendig bei mir abliefert.“
Emmett stieß wieder einen leisen Pfiff aus. Dave dehnte sein Grinsen fast von einem Ohr bis zu anderen. „Das klingt schon besser, viel besser sogar. So einigen wir uns bestimmt. Kelly heißt er also, der Bursche, den ihr haben wollt. Der muss euch ja verdammt hart zugesetzt haben, wenn ihr uns auf seine Fährte setzt. Na, mir kann‘s egal sein. Bin noch keinem begegnet, der es geschafft hätte, mit den drei Rawlins fertig zu werden. Der Sternträger von Silver City hat uns auch nur erwischt, als wir sternhagelvoll in ‘ner verlassenen Goldgräberhütte lagen und von ‘nem angeblichen Freund verpfiffen wurden. Holt uns hier raus, Compadres, und es ist nur noch ‘ne Frage der Zeit, bis ihr euch Kellys Haut an den Zaun nageln könnt!“
Bancroft blickte seinen Sohn an. Er wusste, welche Entscheidung er jetzt traf. „Schließ auf!“
Es war, als würde man drei eingesperrte Wölfe aus dem Zwinger lassen. Im Nu waren die Rawlins-Brothers an den Bancrofts vorbei. Als der Rancher und Jess ihnen ins Office folgten, waren die Schurken bereits dabei, Sheriff Slaughters Waffenschrank auszuräumen. Dave hatte sich eine funkelnagelneue Marlinbüchse geschnappt, Emmett eine Winchester und Ted ein Remingtongewehr. Sie stopften ihre Jackentaschen mit Munitionsschachteln voll. Ihre grobschlächtigen Gesichter strahlten wie bei einer Weihnachtsbescherung.
„Habt ihr Pferde mitgebracht?“, wandte sich Dave an die Bancrofts, deren Namen er noch nicht einmal kannte. Der Rancher und sein Sohn blickten einander betroffen an. Dave lachte rau.
„So hab ich mir das vorgestellt! Na, macht nichts. Unsere Klepper stehen in Slaughters Stall, und verdammt will ich sein, wenn der mistige Sternträger uns dran hindern wird, sie dort wegzuholen.“ Er richtete die Marlin auf den Sheriff, der sich am Boden bewegte.
Tom Bancroft erbleichte. „Um Himmels willen, keinen Mord!“
„Wieso denn?“, lachte Dave. „Wir sorgen nur dafür, dass uns der Kerl keine Schwierigkeiten mehr macht. Wir brauchen keinen Sternträger, der wie der Teufel hinter uns her ist, wenn wir diesen Kelly schnappen sollen. Das willst du doch, oder? Dafür würdest du glatt deinen rechten Arm hergeben, das seh ich dir an. Außerdem, Slaughter hat euch erkannt. Auch wenn wir ihm durch die Lappen gehen, würde er doch alle Hebel in Bewegung setzen, um euch an unserer Stelle einzubuchten. Und wo bleiben dann unsere dreitausend Dollar, wenn wir Kelly anschleppen, he?“
Gelassen wartete Rawlins, bis Slaughter stöhnend die Augen öffnete, sich herumwälzte und schließlich mühsam den Kopf hob. Bancroft wollte zu ihm, doch Emmett packte mit hartem Griff seinen Arm. Der hagere Rancher wollte etwas rufen. Seine Stimme ging jedoch im peitschenden Knall von Daves Gewehr unter.
„Adios, Sheriff!“
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