Название: Western Action Großband Februar 2019 - 1000 Seiten Spannung
Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745208139
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Der Canyon schien nicht enden zu wollen. Die Hitze begann zwischen den Wänden zu brüten. Eine Stunde war seit den beiden Schüssen vergangen, als erneut fernes Aufpeitschen heranwehte. In Lanes Miene arbeitete es angestrengt. Irgendetwas begann im Hintergrund seines Bewusstseins zu lauern, etwas, das ihn plötzlich zutiefst beunruhigte. Es entzog sich seinem Verstand, aber er fühlte, dass es drohend war. Gedanken kamen und gingen, düstere Gedanken, die den einen oder anderen Kurzschluss in seinem Bewusstsein auslösten und wieder im Dunkeln versanken.
Sie werden sich geteilt haben und verständigen sich von Zeit zu Zeit mit Schüssen!, zuckte es durch seinen Verstand. Unsinn! Solange sie sich im Canyon bewegen, können sie sich gar nicht aus den Augen verlieren. Aber was, beim Satan, bedeuten dann die Schüsse? Sie ballern doch nicht zum Spaß ihr Blei ins Blaue hinein.
Impulsiv wendete er sein Pferd. Er wollte es herausfinden. Langsam ritt er den Weg zurück. Das Packpferd trottete hinterher. Ein unerklärlicher Zwang trieb Lane.
Lane ritt angespannt, wachsam und vorsichtig. Eng an der Felswand suchte er sich einen Weg. Vielleicht war er ein Narr, weil er umgekehrt war. Aber in ihm saß eine seltsame Unruhe, die ihm sein Handeln vorschrieb. Immer wieder hielt er an und lauschte. Nichts. Er blickte zum Himmel. Dem Stand der Sonne nach zu schließen musste es später Vormittag sein. Weiter!
Als er wieder einmal nach vorne horchte, vernahm er Hufschläge. Er lenkte sein Pferd in einen engen Seitencanyon und wartete. Ein Gaul wurde im höllischen Tempo durch die Schlucht gejagt. Das Getrappel prallte immer lauter heran und artete aus zum hämmernden Stakkato. Schließlich sah er den Reiter. Sengend fuhr es ihm bis unter die Haarwurzeln. Es war Lisa! Weit auf den Pferdehals gebeugt donnerte sie dahin.
Fasziniert starrte Lane auf das Bild, das sich ihm bot. Doch dann trieb er seine Pferde aus der Deckung. Lisa sah ihn, riss ihr Tier zurück, griff nach der Winchester — und erkannte ihn. Befreit atmete sie auf. Der Reitwind hatte ihr Gesicht gerötet und ihr das Wasser in die Augen getrieben. Ein tiefes Gefühl der Erleichterung wallte in ihr hoch. Die Anspannung ihrer angestauten Gefühle ließ nach.
»Lane!«, rief sie und bog ihren Rücken durch. »Gott sei Dank!«
Es war ihm noch nicht gelungen, seine Betroffenheit über ihr unvermutetes Auftauchen völlig abzustreifen. »Du lieber Himmel - Lisa!« Verwunderung prägte seine Miene. Er fuhr sich über die Augen und blinzelte. Dann zügelte er bei ihr das Pferd. Beklemmung kroch in ihm hoch. »Ist etwas passiert?« Seine Stimme klang belegt. »Von Tucker weiß ich, dass Big Jim deinen Vater mit der Peitsche schlagen wollte, bis du mein Versteck preisgibst. Aber Big Jim brauchte die Peitsche nicht zu schwingen. Hat Tucker mich etwa angelogen?« Er starrte sie an, als hätte er die Antwort von ihrem Gesicht ablesen können.
Sie sagte betrübt: »Tucker hat dir nur die halbe Wahrheit erzählt, Lane. Als ich von der Alderschlucht zurückkehrte, erwarteten sie mich. Sie überwältigten mich. Dann schleppte Landers Dad in den Hof. Er war nur noch ein zusammengeschlagenes Bündel Elend, das sich nicht mehr von alleine auf den Beinen halten konnte. Wahrscheinlich haben sie das letzte, was ein Mann an Stolz in sich haben muss, aus meinem Vater herausgeprügelt.« Sie brach bitter ab, nickte, hob in hilfloser Geste die Hände, die die Zügel umkrampften, und ließ sie wieder sinken. »Den Rest hat Tucker richtig wiedergegeben.« Ihr Gesicht verschloss sich. »Ich habe dich verraten, Lane, weil ich meinem Vater helfen musste. Aber dann bin ich ihnen hinterher geritten, um dir beizustehen. Ich habe auf Big Jim geschossen. Leider stimmt das Visier meiner Winchester nicht mehr.«
»Vielleicht war es gut so«, murmelte Lane, der aus ihren Worten schloss, dass sie Big Jim töten wollte. »Du hättest damit leben müssen. Und du wärst wahrscheinlich nie darüber hinweggekommen.« Er biss die Zähne zusammen. Scharf traten seine Backenknochen hervor. Seine Augen verdunkelten sich. »Big Jim hat auch bei meinem Bruder die Peitsche geschwungen. Wenn Tucker nicht übertrieben hat, dann hat er auch Cole für alle Zeit zerbrochen. Sie haben ihn hilflos auf der Bar-T liegenlassen.«
»In der Zwischenzeit wird Tex Dudley zurückgekehrt sein und sich um Cole kümmern«, vermutete sie.
»Darauf kann ich mich nicht verlassen, und darum will ich selbst nachsehen. Tex ist zwar ein prächtiger Bursche und ein hervorragender Cowboy, aber es ist nicht sein Kampf. Vielleicht ist ihm der Boden unter den Füßen zu heiß geworden und er ist, nachdem er den Sheriff in Alamosa benachrichtigt hat, gar nicht mehr auf die Bar-T zurückgekehrt. Ich könnte ihm nicht einmal gram sein, wenn er fortgeritten wäre.«
»Tucker wird Big Jim berichten, dass du dich nach Cole erkundigt hast. Big Jim wird eins und eins zusammenzählen und dir auf der Bar-T einen Hinterhalt legen. Mein Gott, Lane, du musst jetzt an dich denken. Wenn du tot bist, kannst du Cole auch nicht mehr helfen.« Ihre letzten Worte waren beschwörend und eindringlich gekommen.
»Nein, Lisa. Ich muss zu Cole. Big Jim macht keine halben Sachen. Ich denke, Cole ist jetzt verdammt auf Hilfe angewiesen. Komm, wir reiten.«
Und dann war nur noch das Hufgeklapper um sie. Lisa beobachtete Lane immer wieder verstohlen von der Seite. Sein Gesicht verriet deutlich, was in ihm vorging. Er durchlebte eine Hölle der Ungewissheit und der Rastlosigkeit. Seine Lippen waren wie versiegelt. Seine ganze Haltung drückte Ungeduld aus.
Sie verließen den Canyon und trailten nach Norden. Die Sonne überschritt den Zenit und schleuderte eine wahre Gluthitze auf das Land. Das Atmen wurde zur Qual, die Pferde röchelten und röhrten. An einem kleinen Fluß tränkten sie die Tiere. Sie aßen etwas von dem Proviant. Lustlos kaute Lane. Lisa hatte ebenso wenig Appetit. Sie ließen die Pferde eine halbe Stunde auf dem grünen Uferstreifen weiden, dann ging es weiter. Ein richtiges Gespräch war die ganze Zeit über nicht mehr zustande gekommen.
Irgendwann konnte Lisa nicht mehr an sich halten. »Warum wendest du dich nicht an den Sheriff? Er muss dich und Cole vor Forsyth schützen.«
Sie ritten jetzt nach Westen. Die Felsen waren zurückgetreten. Das Land war hügelig und bewaldet, der Boden grasbedeckt. Die Sonne hing wie eine riesige Flammenkugel über dem Horizont. Von Osten her schlich die Abenddämmerung ins Great Sand Valley.
Lane lachte verächtlich auf. »Renslow wird sich hüten, gegen Big Jim vorzugehen oder sich ihm in den Weg zu stellen. Ich habe Bill Forsyth erschossen. Meine einzigen Zeugen, dass es Notwehr war, sind Tex Dudley und Cole. Der eine ist wahrscheinlich über alle Berge, der andere ein hilfloses Wrack und vielleicht wahnsinnig vor Angst. Dagegen stehen die Aussagen der Great Sand-Reiter. Wem, denkst du wohl, schenkt man mehr Glauben? Ich müsste damit rechnen, dass man mir hochoffiziell den Strick um den Hals legt.«
»Landers und die Männer, die dabei waren, werden aber nicht abstreiten können, dass Bill Forsyth deinen Vater auf dem Gewissen hat. Außerdem wurde Dave von Big Jims Männern getötet. Sie haben eure Ranch niedergebrannt. Big Jim …«
»Hör auf, Lisa!« Er stieß es schroffer hervor, als er beabsichtigt hatte. »Ich liefere mich nicht aus. Lieber gehe ich vor die Hunde.«
Ihr Mund verkniff sich. »Dann gehe ich mit dir zugrunde!«, rief sie leidenschaftlich.
»Nein.« Er sah sie fest an. »Du wirst auf eurer Farm zurückbleiben. Ich reite alleine zur Bar-T. Und wenn Big Jim noch nicht da ist, wenn ich ankomme, dann warte ich auf ihn. Ich habe es satt, mich wie ein Hase jagen zu lassen.«
Erschreckt parierte sie ihr Pferd. »Willst du wirklich sterben?«, entrang es sich ihr. »Warum bist du dann überhaupt erst vor Forsyth und seinen СКАЧАТЬ