Название: Sieben Coltschwinger Western Sammelband 7006 Oktober 2019
Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745210453
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Cutler lag schon unter dem bis auf den Boden hängenden Buschwerk und vertraute auf die vielen Äste und Blätter, die für ihn Schutzwand und -dach zugleich bildeten.
Ein paar Sekunden beobachtete der Kopfgeldjäger das Dickicht aus zusammengekniffenen Augen, dann schien er der eigenen Wahrnehmung zu misstrauen und wandte sich wieder seinen Vorbereitungen zu.
Cutler schob sich vorsichtig weiter und richtete sich zwischen den Büschen erneut auf. Er hielt die sich biegenden Äste fest und ließ sie langsam und geräuschlos in ihre ursprüngliche Lage zurückgleiten.
Nach drei weiteren Minuten stand er nur noch zehn Yards von seinem Pferd entfernt.
McCleef zündete das Feuer an. Im Augenblick nahm es ihn voll in Anspruch. Cutler wagte es, den Schutz ganz zu verlassen. Auf Zehen brachte er die gefährlichste Strecke hinter sich, erreichte die Pferde, riss den Colt aus der Halfter und schlug dem Tier in die Hungergrube.
Der Braune schnaubte und sprang mit einem Satz vorwärts. Nervosität ließ den Rappen mitlaufen.
Zwischen dem Kopfgeldjäger am Feuer und Cutler war nichts mehr. Aber McCleef befand sich enorm im Nachteil. Er kauerte und seine Waffe steckte in der Halfter.
»So ein Zufall, was?« Cutler lächelte.
McCleef schaute an seinem rechten Arm vorbei.
»Steh doch auf!«
Der Kopfgeldjäger tat es und drehte sich um. Er sah noch ziemlich geschockt aus. Hinter ihm schlugen die Flammen fauchend empor.
»Du bist besser als ich dachte, Cutler. Kompliment.«
»Du hast deine eigene Spur gekreuzt und dadurch massig Zeit verloren, McCleef.«
»Und nun?«
»Du wirst gleich anbrennen. Tritt das Feuer aus!«
McCleef drehte sich halb um und trat in das Feuer, bis es erstickte und nur noch ein graublauer Rauchpilz in den dunstverhangenen Himmel stieg. Dabei beobachtete er den Widersacher aus den Augenwinkeln und schien auf eine Chance zu hoffen, den Colt ziehen zu können.
Cutler lächelte, weil er das Lauern erkannte.
»Hat die Blonde noch was erzählt?«
»Wieso?«, fragte Cutler, weil er nicht die Absicht hatte, über die Gespräche mit Sheila etwas zu sagen.
»Ich muss ihr irgendwo schon mal begegnet sein. Jedenfalls ist es mir so.«
Cutler gab keine Antwort darauf, glaubte aber, dass McCleef sich nicht erinnern konnte, was er in Julesburg für ein schändliches Spiel mit dem Mädchen getrieben hatte.
»Wie heißt sie?«
»Sheila.«
»Richtig, das sagte ja jemand. Sheila?« McCleef schien dem Namen nachzulauschen, schüttelte dann jedoch den Kopf, weil er ihn in keine Verbindung zu seiner Vergangenheit zu setzen vermochte.
»Schnall den Patronengurt ab!«, befahl Cutler.
»Willst es jetzt anders herum laufen lassen, wie?«
»Nein, McCleef. Mir fehlt die Hinterlist, die einer haben muss, wenn er andere von rückwärts überfällt und niederschlägt. Das ist solchen miesen Typen wie dir vorbehalten.«
McCleefs Hände zuckten. Seine Lippen schoben sich von den zusammengepressten Zähnen. Hass wurde sichtbar, ohne dass er es selbst merkte. »Ich war eher da! Warrior gehört mir, wenn er hier zu finden ist. Du müsstest das ungeschriebene Gesetz der Kopfgeldjäger eigentlich kennen, Cutler!«
»Warrior gehört dem Gesetz, McCleef!«
Der Kopfgeldjäger brach in Hohngelächter aus und schlug sich die Hände klatschend auf die Schenkel. »Du willst mir ernsthaft weismachen, Gesetzesbeamter zu sein, was?«
»Ich will dir nichts weismachen, McCleef. Du musst nur begreifen, dass es außer den ungeschriebenen Gesetzen von Leuten deiner Sorte noch etwas anderes gibt, was menschliches Zusammenleben regelt. Zum Beispiel die legalen, niedergeschriebenen Gesetze. «
»Willst es mir also doch einreden.« McCleef grinste immer noch ungläubig. »Ich werde dir was sagen: Du versuchst mit einer Menge Tricks und großartigen Sprüchen die anderen Leute besoffen zu reden. Tatsächlich geht es dir um die achthundert Bucks Kopfgeld für Warrior. Genauso wie mir. Oder geht es um mehr, Cutler? Denkst du vielleicht an die achtzehntausend Bucks, die man Warrior zutraut, noch zu besitzen?« McCleef lachte dunkel. »Du wirst es doch nicht auf die ganze Beute abgesehen haben?«
»Schnallst du den Colt nun ab?«, fragte Cutler, anstatt auf den Spott des anderen einzugehen. Solche Mutmaßungen, die halbwegs schon Anschuldigungen darstellten, trafen ihn nicht. Nicht von Typen wie McCleef.
Der Kopfgeldjäger wurde ernst.
»Ich zähle bis drei, McCleef. Wenn du ihn dann nicht abgeschnallt hast, trenne ich ihn dir samt der Halfter mit einer Kugel vom Gürtel. Du hast es dann schwerer, ihn wieder umbinden zu können.«
»Haust schon mächtig auf den Putz!«
»Eins ...«
McCleefs Unsicherheit steigerte sich.
»Zwei ...« Cutler zögerte einen Moment. Als der andere jedoch immer noch nicht reagierte, sagte er: »Drei!«
Dann krümmte sich sein Finger. Mit einem Donnern fuhren Feuer und Blei aus der Mündung und eine gewaltige Schwarzpulverdampfwolke quoll hinterher.
McCleef wurde der Colt mit der Halfter vom Patronengurt gerissen und fiel auf das tote Reptil neben den verbrannten Ästen.
Cutler schob den rauchenden Colt in die Halfter.
»Und du willst doch nur die Kopfprämie!«, stieß McCleef hervor. »Wenn nicht die ganze Beute, um damit spurlos zu verschwinden!«
Unerwartet griff er an. Doch Cutler war auf der Hut. Cutler wehrte den Angriff des Halunken ab und deckte ihn mit Hieben ein, dass McCleef nicht zur Besinnung kam und schließlich zu Boden ging.
McCleef atmete kurz und abgerissen. Seine Lider zuckten. Er schien einer Ohnmacht nahe zu sein. Dann fielen ihm die Augen zu.
Cutler entlud den Revolver, um sich vor einem Überraschungsangriff zu sichern. Vielleicht täuschte ihn der Kopfgeldjäger nur und sprang auf, sobald er ihm den Rücken zukehrte. Das gleiche tat er mit McCleefs Gewehr und warf es neben den Colt. Er schnallte den eigenen Patronengurt um und saß auf.
McCleef hatte die Augen offen. Cutler ritt neben ihm. Sein Schatten fiel auf die Gestalt.
»Verschwinde besser, McCleef. Suche dir einen anderen Halunken, dessen Kopf auch Geld bringen kann. Es gibt ja nicht nur diesen.«
Er lenkte das Pferd ins Dickicht hinein. Raschelnd schlugen die Äste hinter ihm zusammen.
*
Silbern schimmerte der Rio Grande in der Nachmittagssonne. Der Fluss führte ziemlich СКАЧАТЬ