Название: Liebe und Schicksal im Adelshaus: 6 Romane Sammelband
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Короткие любовные романы
isbn: 9783745213423
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Fürst Friedrich von Eichenbach war eine imposante Erscheinung. Er trug einen ähnlichen Zweireiher wie sein Sohn. Das Haar war zwar schon ergraut, aber noch immer voll.
Und Susanne sah, dass Wilfried seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten war.
Fürstin Margarethe hatte ein gütiges, sanftes Lächeln im Gesicht. Nur ihren blaugrauen Augen war anzusehen, dass sie sicher gewohnt war, Autorität auszuüben. Sie trug ein graues Kleid von schlichter Eleganz, dazu eine mit roten Rubinen besetzte Kette sowie eine dazu passende Brosche und einen Armreifen. Die Fürstin war einige Jahre jünger als ihr Mann, aber auch ihr ansonsten dunkles Haar zeigte die ersten silbrigen Spuren.
Aber Susanne fand, dass das ihrer Schönheit keinen Abbruch tat. Es unterstrich sogar noch die Würde und Erhabenheit, die sie ausstrahlte.
Wilfried begrüßte seine Eltern sehr herzlich. Dann sagte er entschuldigend: "Verzeiht, wenn ich unseren Besuch nicht durch Johann anmelden ließ, aber unser Kammerdiener ist im Moment mit dem Gepäck dieser bezaubernden jungen Dame beschäftigt..." Er schenkte Susanne ein Lächeln, das ihr ganz warm ums Herz werden ließ. "Darf ich vorstellen? Baroness Susanne von Radvanyi... Susanne, dies sind meine Eltern, der Fürst und die Fürstin von Eichenbach!"
Susanne klopfte das Herz wie rasend, als sie mit einem traditionellen Hofknicks dem Fürstenpaar ihre Ehrerbietung erwies.
Aber sie hatte vom ersten Moment an den Eindruck, dass die beiden ihr wohlgesonnen waren.
"Mein Sohn hat uns schon viel von Ihnen berichtet", sagte die Fürstin. "Und es freut uns außerordentlich, dass wir Sie nun endlich auch einmal von Angesicht zu Angesicht kennenlernen."
"Das geht mir ganz genauso, Durchlaucht", erwiderte Susanne.
Fürstin Margarethe lächelte milde.
"Ich hoffe sehr, dass Sie sich auf Schloss Eichenbach wohlfühlen. Und falls Sie irgendetwas auf dem Herzen haben, so zögern Sie nicht, sich damit auch an mich zu wenden."
Nun meldete sich Fürst Friedrich zu Wort.
"Ich habe lange darüber nachgedacht, ob wir uns nicht doch schon irgendwann begegnet sind, Baroness Susanne... Schließlich kenne ich Ihren Vater recht gut, auch wenn ich zugeben muss, dass wir uns in den letzten Jahren etwas aus den Augen verloren haben..."
"Nicht, dass ich mich erinnern könnte", sagte Susanne bedauernd.
Der Fürst wirkte nachdenklich.
"Es mag schon mehr als zwanzig Jahre her sein, da waren wir zur Hochzeit der Prinzessin von Sarnheim eingeladen. Es war eine prächtige Feier, von der noch jahrelang geredet wurde. Ich sah damals den Baron von Radvanyi ein kleines Kind an der Hand führen, das gerade mit wackeligen Beinen die ersten Schritte machte..."
Susanne lächelte.
"Möglich, dass ich das gewesen bin", gestand sie zu. "Aber Sie mögen verzeihen, wenn mir dieser Augenblick nicht in Erinnerung geblieben ist..."
Fürst Friedrich erwiderte das Lächeln.
"Nun, hätte ich damals geahnt, möglicherweise meiner künftigen Schwiegertochter gegenüberzustehen, hätte ich Ihnen natürlich auch mehr Aufmerksamkeit gewidmet."
Susanne hörte Schritte in ihrem Rücken.
Sie drehte sich herum.
Die Blicke aller wandten sich zur zweiflügeligen Salontür, deren dunkler Holzrahmen mit kostbaren Schnitzereien verziert war. Eine junge Frau in Susannes Alter hatte den Raum betreten. Ihr Kleid raschelte leicht. Das dunkle, beinahe pechschwarze Haar trug sie zu einer strengen Knotenfrisur zusammengefasst. Ihr Gesicht wirkte angestrengt.
"Oh, ich hoffe, ich störe nicht", sagte die junge Frau. Sie musterte Susanne in einer Art und Weise, die dieser nicht gefiel.
"Darf ich dir Baroness Susanne von Radvanyi vorstellen", sagte Wilfried, als die junge Frau sich mit misstrauischem, beinahe feindseligem Blick genähert hatte. "Susanne, dies ist Komtesse Christiane von Buchenberg-Selm. Sie lebt ebenfalls auf Schloss Eichenbach..."
Das Lächeln, das nun auf Christianes Gesicht erschien, war eisig.
"Sie sind also Wilfrieds neue Verlobte", sagte sie dann mit geringschätzigem Unterton. "Oh, Verzeihung - zukünftige Verlobte muss es wohl heißen, denn soweit ich mich erinnere, hat es ja noch keine entsprechende Feier gegeben. Oder wurde ich nur nicht eingeladen?"
"Christiane, bitte!", meldete sich empört die Fürstin zu Wort. Ihre Missbilligung von Christianes Bemerkungen war unüberhörbar.
Christiane hob die Augenbrauen und tat so, als wüsste sie nicht, was den Unwillen der Fürstin erregt hatte.
"Habe ich etwas Falsches gesagt?"
"Christiane!"
"Aber es entspricht doch der Wahrheit, dass Wilfried schon einmal verlobt war", setzte Christiane noch hinzu. Sie hob dabei das Kinn etwas an. Dann wandte sie sich an Susanne.
"Hat man Ihnen etwa noch nichts davon gesagt, Baroness?"
"Jetzt reicht es!", sagte Fürst Friedrich, dem es sichtlich schwerfiel, die Ruhe zu bewahren. "Baroness Susanne ist Gast auf Schloss Eichenbach. Und ich möchte, dass sie von jedem in diesem Schloss auch so behandelt wird..."
Der Ton, den der Fürst anschlug, war streng und bestimmt, aber dennoch nicht unhöflich. Und offenbar verfehlte Friedrich damit auch nicht seine beabsichtigte Wirkung.
Christianes Gesicht wurde dunkelrot.
"Ich bitte vielmals um Verzeihung, falls ich etwas Unpassendes gesagt haben sollte", murmelte sie. "Anscheinend habe ich ein Talent dazu..."
Damit drehte sie sich um und verließ den Salon, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Susanne war leicht verstört.
Sie war sich nicht bewusst, wodurch sie den Zorn dieser jungen Frau erregt haben mochte.
Dass Wilfried bereits einmal verlobt gewesen war, hatte sie nicht gewusst.
Für einen kurzen Moment hatten die Worte der jungen Komtesse ihr einen leichten Stich versetzt, doch dann siegte rasch die Vernunft.
Wilfried ist kein Teenager mehr, ging es ihr durch den Kopf. Und daher kannst du auch nicht ernsthaft erwarten, dass du die erste Frau bist, auf die er ein Auge geworfen hat!
Und wenn Wilfried eine vorherige Verbindung gelöst hatte, dann hatte es dafür sicher gute Gründe gegeben.
"Christiane meint es nicht wirklich so", versuchte die Fürstin die Wogen zu glätten. "Sie müssen den Worten der Komtesse nicht allzu viel Gewicht beimessen. Eigentlich bin ich niemand, der so etwas weiterträgt, aber ich glaube es bleibt mir keine andere Wahl, als Ihnen die Wahrheit zu sagen."
"In wie fern?", fragte Susanne.
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