Liebe und Schicksal im Adelshaus: 6 Romane Sammelband. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Liebe und Schicksal im Adelshaus: 6 Romane Sammelband - Alfred Bekker страница 12

СКАЧАТЬ Fürstin hat ihn gehört!"

      "Das ist richtig."

      "Vielleicht wollte sie mit ihrer Behauptung ihrem Sohn unangenehme Fragen der Polizei ersparen und die Ermittlungen von ihm ablenken."

      "Ich glaube, Sie gehen jetzt zu weit, Nadine!"

      "Wirklich?"

      Eine Pause entstand.

      Susanne erwog bereits, nun endlich die Treppe zur Eingangshalle hinabzusteigen und sich bemerkbar zu machen. Einen Moment später war sie froh, es nicht getan zu haben.

      Das Zimmermädchen Nadine sprach jetzt sehr gedämpft. Ihre Worte waren kaum lauter als ein Wispern. "Haben Sie schonmal über die Möglichkeit nachgedacht, dass Wilfried vielleicht doch etwas mit dem Verschwinden seiner ersten Verlobten zu tun haben könnte?"

      "Nadine!", entfuhr es Johann geradezu empört.

      "Hat Christiane sich mit ihren Behauptungen irgendwann einmal an die Polizei gewandt!"

      "Natürlich. Aber..."

      "...auf Grund Ihrer Krankheit hat man sie dort nicht ernst genommen, nicht wahr?"

      "So ist es", bestätigte Johann.

      "Vielleicht hätten die Ermittlungen einen ganz anderen Lauf genommen, wenn man das getan hätte!"

      Ein Geräusch ließ die beiden augenblicklich verstummen.

      Es war Fürstin Margarethe, die aus einem der Flure in die Empfangshalle trat.

      "Johann, gut, dass ich Sie treffe. Haben Sie eine Ahnung, wo sich Baroness Susanne befindet?"

      "Leider nein, Durchlaucht..."

      Dies war für Susanne das Stichwort, nun endlich die Treppe hinunterzuschreiten.

      Die Fürstin begrüßte sie sehr herzlich, aber es entging Susanne nicht, dass sie ihr gegenüber etwas angespannt wirkte. "Nun, das Frühstück wartet bereits auf Sie, Susanne... aber ich möchte vorher kurz mit Ihnen sprechen. Unter vier Augen."

      "Gewiss", sagte Susanne.

      "Dann lassen Sie uns ins Musikzimmer gehen."

      Fürstin Margarethe führte Susanne in einen Raum, in dem sie zuvor noch noch nie gewesen war. Angesichts der Vielzahl der Zimmer auf Schloss Eichenbach war das alles andere als verwunderlich. Immer wieder gab es in diesem ausgedehnten Bauwerk neue Räumlichkeiten zu entdecken.

      Das Musikzimmer wurde farblich von Holztönen beherrscht.

      Durch die hohen Fenster fiel Sonnenlicht und tauchte die Einrichtung in ein mildes Licht. Ein Flügel aus Nussbaum befand sich in der Mitte des Raumes und an den Wänden waren mehrere Dutzend alter Instrumente aufgehängt. Geigen, Bratschen und verschiedene Querflöten.

      "Hierher ziehe ich mich für gewöhnlich zurück, wenn ich etwas Erholung brauche", berichtete die Fürstin. "Spielen Sie ein Instrument, Susanne?"

      "Ich hatte Klavierunterricht - allerdings ohne sagen zu können, dadurch eine Virtuosin geworden zu sein!"

      Fürstin Margarethe lächelte.

      "Nun, ob Virtuosin oder nicht - vielleicht können Sie mich bei Gelegenheit ja beim Geigenspiel begleiten..."

      "Gerne..."

      Mit den Gedanken war Susanne ganz woanders. Das, was sie soeben von dem Gespräch zwischen Johann und Nadine mitbekommen hatte, wollte ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen.

      Wenn kein Wagen Lisa Reindorf abgeholt hatte - wie hatte sie dann verschwinden können? Etwa zu Fuß. Das war absurd.

      Und wenn sie Burg Eichenbach nie verlassen hat?, ging es Susanne schaudernd durch den Kopf. Wenn sie dort unten, in den schrecklichen Verliesen dieses Schlosses einen jämmerlichen Tod fand, so wie Christiane es behauptete?

      Susanne versuchte, diese Gedanken zu verscheuchen.

      Aber das war vergeblich.

      "Susanne, ich muss über etwas sehr ernstes mit Ihnen reden....", begann Fürstin Margarethe dann. Sie trug ein grauweißes Kleid mit einem weißen Spitzenkragen, was sie sehr vornehm erscheinen ließ. Auf ihrer Stirn hatten sich tiefe Falten gebildet. Sie schien verzweifelt nach den richtigen Worten zu suchen. "Sie wissen von Komtesse Christianes Krankheit", begann sie dann.

      "Ja", nickte Susanne.

      "Ich möchte, dass Sie etwas mehr darüber wissen, damit Sie ihre Äußerungen besser einschätzen können. Schließlich ist es Ihnen wohl nicht verborgen geblieben, dass Christiane Ihnen von Anfang an nicht gerade mit Sympathie begegnete..."

      "Das ist leider wahr, obwohl ich mich sehr darum bemüht habe, wenn schon nicht ihre Freundschaft, so doch wenigstens ihre Achtung zu gewinnen. Leider waren meine Bemühungen vergebens."

      "Ich mache Ihnen nicht den geringsten Vorwurf, Susanne. Sie können nichts dafür. Die Schuld liegt einzig und allein bei einem ungnädigen Schicksal, das aus Christiane das gemacht hat, was sie heute ist..." Fürstin Margarethe rieb die Handflächen gegeneinander und wandte sich dann einem der hohen Fenster zu. Einen kurzen, gedankenverlorenen Blick warf sie hinaus auf die imposante Parklandschaft, die Schloss Eichenbach umgab. "Christiane lebt in ihrer eigenen Welt. Sie erfindet sich das Leben so, wie es ihr passt. Und es gibt nichts, was sie von der Wahrheit überzeugen könnte. Für sie zählt nur ihre eigene Wirklichkeit. Sie glaubt an das, was sie sagt und es hat keinen Sinn, sie vom Gegenteil überzeugen zu wollen..."

      "Ich verstehe, was Sie meinen", erklärte Susanne.

      "Ich sage Ihnen das, damit Sie sich nicht von den wüsten Anschuldigungen beirren lassen, die Komtesse Christiane gegen meinen Sohn verbreitet..." Fürstin Margarethe seufzte hörbar.

      "Christiane ist eine Verwandte und da ich ihr einziger Halt bin, fühle ich mich ihr gegenüber verpflichtet. Ich kann sie nicht einfach davonschicken... Das brächte ich nicht übers Herz."

      "Und ich würde es niemals von Ihnen verlangen, Durchlaucht."

      "Ich sehe, dass Sie mich verstehen, Susanne." Fürstin Margarethe lächelte matt. "Es wird Zeit, dass wir etwas weniger förmlich miteinander umgehen", erklärte sie.

      "Und nun gehen Sie bitte endlich zum Frühstück. Wilfried wartet sicher schon sehnsüchtig auf Sie..."

      "Das will ich hoffen!", sagte Susanne.

      Fürstin Margarethe trat auf die junge Frau zu und nahm ihre Hand. Sie war eiskalt.

      "Sie müssen mir glauben, dass Wilfried niemals dazu im Stande wäre, einen Mord zu begehen."

      "Ich habe an diese Möglichkeit nicht einen einzigen Gedanken verschwendet", hörte Susanne sich selbst sagen. Es war eine glatte Lüge. In ihr herrschte in Wahrheit ein unerbittlicher Kampf, dessen Sieger noch keineswegs feststand.

      "Es freut mich, dass Sie das sagen, Susanne", hörte sie die Stimme der Fürstin. "Es freut mich vor allem auch für meinen Sohn. Er braucht in seiner СКАЧАТЬ