Der Taugenichtssassa. Robert Müller
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Название: Der Taugenichtssassa

Автор: Robert Müller

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Контркультура

Серия: #MeToo

isbn: 9783347058378

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СКАЧАТЬ können, denn sie sagte: „Das hätte mein Mann mit seinen damals 74 Jahren auch gar nicht geschafft.“

      Warum heiratest du dann so einen alten Knacker, fragte ich mich.

      Wieder schien die Frau meine Gedanken lesen zu können:

      „Sie wollen jetzt wohl wissen, warum ich so einen alten Mann geheiratet habe. Ich weiß es auch nicht, oder besser, immer weniger. Aber ich glaube, das sollte ich nicht hier mit Ihnen diskutieren. Sie sind noch sehr jung und unerfahren und sehen nicht, wie das Leben so spielt. Jetzt habe ich in Ihnen jedenfalls einen jungen, feschen Begleiter, um den mich manche Frauen auf der Straße wohl beneiden werden – nicht wissend, dass ich Sie dafür bezahle.“

      Das gilt wohl oft auch umgekehrt, wenn sehr alte Männer sehr junge Frauen im Schlepptau haben, dachte ich mir. Aber das wollte ich nicht sagen und erwiderte:

      „Ich würde das für Sie auch ohne Bezahlung tun, gnädige Frau. Nur die Kosten für Fahrkarten, Eintritte und etwaige Restaurantbesuche müssen Sie tragen. Das überstiege bei weitem meine finanziellen Möglichkeiten.“

      Mit diesen Worten versuchte ich ihr klarzumachen, dass ich durchaus Geld brauche und ihr gleichzeitig vorzugaukeln, dass ich meine Freizeit ihr, nur ihr zuliebe opfere.

      Wie sich schnell herausstellte, war ich mit meinem Einschleimen erfolgreich. Nachdem die Frau mich lange durchdringend angesehen hatte im Versuch meine Gedanken zu lesen, antwortete sie:

      „Diesmal sage ich nicht ‚Sie Schmeichler‘. Ich glaube zu spüren, dass Sie das wirklich ernst meinen. Und das freut mich ungemein! Aber wir sollten jetzt die Zeit nicht für solche Gespräche und Komplimente verschwenden, sondern zur Tat schreiten. Wie sieht das Programm aus? Aber bitte ohne Kauf neuer Schuhe!“

      „Nun, ich könnte anbieten, mit Ihnen ein Stück am Ring, der Flaniermeile rund um die Altstadt zu bummeln. Leider ist von den ehemaligen Stadtbefestigungen, abgesehen vom Burgtor, praktisch nichts mehr zu sehen. Bis zur Oper zu laufen – wie Sie es als Deutsche wohl formulieren würden, während wir in Österreich richtiger dafür gehen sagen – ist nicht weit, ebenso bis zur Hofburg, dem Herz der alten Reichs- und Residenzstadt der Habsburger.“

      „Vielleicht wollen Sie die dort befindliche Schatzkammer oder den barocken Prunksaal der Nationalbibliothek mit seinen weltberühmten riesigen Globen besichtigen. Allerdings: Hunderttausende Besucher stürmen diese Attraktionen jährlich, was Wartezeiten und Gedränge bedeuten kann.“

      „Oder wir mieten dort einen Fiaker, so heißen die mit zwei Pferden bespannten Kutschen in Wien, und lassen uns durch die Innenstadt karren. Bei dem herrlichen Sommerwetter ein Vergnügen ohne jede Drängerei, weil für uns zwei sogar vier Sitzplätze vorhanden sind.“

      „Schade“, entgegnete die Frau mit einem koketten Augenaufschlag.

      „Warum schade?“, fragte ich verblüfft.

      „Erstens“, sagte sie mit bewusst unverhohlenem Blick auf meinen beachtlichen Bizeps, „weil ich dann nicht die Nähe eines jungen, starken Mannes unmittelbar neben mir genießen darf. Zweitens, weil ich dann mangels längerer Märsche wohl keine Blasen an den Füßen bekomme, es also mit dem Auf-Händen-Tragen auch nichts werden wird.“

      Diesmal war ich es, der sein Gegenüber lange ernst und nachdenklich ansah. Liebte die Frau es schelmisch und frivol zu sein? Spielte sie mit mir? Oder war da mehr? Wollte sie ihr Strohwitwendasein mit mir versüßen? Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, kann ich es gestehen. Ich hätte nichts dagegen gehabt!

      Dafür sprach, dass sie eine recht nette, wirklich attraktive Frau war.

      Dagegen, dass ich nicht ganz, aber doch ziemlich unerfahren in derlei Dingen bin, jedenfalls in letzter Konsequenz. Bis auf die Knochen blamieren wollte ich mich sicher nicht bei einer Frau mit offensichtlicher Erfahrung und mannigfacher Vergleichsmöglichkeit!

      Dafür sprach, dass daraus angesichts ihrer baldigen Abreise nichts Ernstes werden konnte, und ich wegen ihres Alters und Familienstandes keine langfristigen Folgen zu befürchten hätte, weder in Form einer aufdringlichen, klettenhaften Anhänglichkeit mit Besitzanspruch noch in Form eines von mir produzierten Gschrappen.

      Dagegen sprach wiederum, dass es da einen Ehemann gab, den ich nicht näher kannte und dessen Reaktion und allfällige Rachegelüste ich nicht einschätzen konnte, sollte die Sache ruchbar werden.

      Dafür sprach, dass ich mangels Freundin sexuell hungrig war, sehr hungrig, sehr sehr hungrig.

      Dagegen sprach, dass ich so möglicherweise die Büchse der Pandora meiner brach liegenden Triebe öffne.

      „Was ist los, junger Mann?“,zwitscherte die Frau fröhlich, als von mir keine Antwort kam. Offenbar konnte sie doch nicht Gedanken lesen.

      „Oh, nichts“, log ich ohne rot zu werden. „Ich überlegte gerade, ob wir uns mit dem Fiaker bis in den Prater kutschieren lassen sollten. Aber selbst ich als Wiener weiß nicht, ob das möglich ist. Die Fiaker haben nämlich genau genormte Routen und Arbeitszeiten. Aber wir können ja fragen. Wenn nicht, dann fahren wir eben mit der U-Bahn-Linie U1 von der Station Stephansplatz bis in den Prater.“

      „Und was wollen wir dort?“, fragte die Frau.

      „Mit dem Riesenrad fahren. Von dort hat man aus luftiger Höhe von mehr als 60 Metern einen wunderbaren Blick auf die Stadt. Und anschließend kann man den gleich anschließenden Wurstelprater besuchen.“

      „Den was?“, fragte die Frau.

      „Den Wurstelprater. Das ist ein Vergnügungspark, der leider zunehmend sein ursprüngliches Flair verliert, ja schon weitgehend verloren hat, weil dort inzwischen die gleichen hochtechnisierten Attraktionen von Hochschaubahnen, Liften, Go-Kart-Bahnen usw. stehen, wie man sie in allen Vergnügungsparks dieser Welt findet. Auch hier in Wien gibt es nur mehr sehr wenig Lokalkolorit. Heutzutage ist fast alles globalisiert. Schade! Aber ein paar Gustostückerl, die kaum jemand kennt, kann ich Ihnen als echter Wiener natürlich schon zeigen.“

      „Gut. Dann lassen Sie uns aufbrechen. Wann werden wir zurück sein?“

      „Wann immer Sie wollen. Ich kann das einteilen. Aber länger als vier Stunden sollten wir schon allein wegen des Schuhwerks nicht weg sein.“

      „Das passt sehr gut. Mein Mann kommt ohnehin frühestens um 23 Uhr zurück. Da haben wir noch genug Zeit uns auszuruhen.“

      Was sie mit ‚ausruhen‘ genau meinte, sagte sie nicht. Ich fragte auch nicht nach, weil mir die eigentlich nebensächliche Zeitangabe, ihre Wortwahl und deren Bedeutung erst sehr viel später wieder in den Sinn kam und klar wurde.

      Kap_4 Stadtbummel

      Wir flanierten wie vorher besprochen am Ring in Richtung Oper. Aber nicht nur wir. Leider viele andere Touristen, zum Teil ganze Hundertschaften, die dicht gedrängt wie eine Schafherde irgendwelchen Flaggen, Regenschirmen oder sonstigen Standarten folgten, die ihre Leithammel oder Leitkühe, pardon, Reiseleiter oder Reiseleiterinnen, weithin sichtbar in die Höhe streckten.

      Irgendwann in dieser Drängerei hakte sich die Frau bei mir ein.

      „Darf ich?“, fragte sie, obgleich sie es ja schon getan hatte. „Ich gehe Ihnen sonst in dem Trubel wohl verloren.“

      „Natürlich“, antwortete ich höflich. „Ich will Sie nicht hier in diesem Gewühl verlieren. СКАЧАТЬ