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СКАЧАТЬ könnte jeder sein", meinte Oswald. "Unsere Visitenkarten halten wir schließlich nicht als geheime Verschlusssache."

      "Moment", murmelte Schmidt. Er schien nachzudenken. "Wir hatten vor drei Jahren mal einen bei uns, auf den Ihre Beschreibung passen könnte ..." Er wandte kurz den Kopf und sagte an Oswalds Adresse: "Du erinnerst dich sicher. Der Kerl war Bodybuilder. Ich musste ihn feuern. Er hat versucht, Klienten zu erpressen. Das ist kein Problem, wenn man unsere Datei zur Verfügung hat." Schmidt zuckte die Achseln. "Zum Glück entstand kein größerer Schaden für unser Geschäft."

      Wie schön für dich!, dachte ich nicht ohne Sarkasmus. Nach dem Schaden für seine Klienten schien er weniger zu fragen. Die bissige Bemerkung, die ich auf den Lippen hatte, verkniff ich mir. Stattdessen fragte ich: "Wie hieß der Kerl?"

      "Grossmann. Mike Grossmann."

      Da klingelte es natürlich bei mir. Ich fragte: "Sein Vorname ist wirklich Mike? Oder wurde er nur so genannt."

      "Nein, er hieß wohl wirklich so."

      "Letzte Adresse?"

      Schmidt seufzte. "Sie scheinen hartnäckig zu sein. Warum nehmen Sie die Sache so wichtig?"

      "Persönliche Gründe", sagte ich knapp, denn ich hatte keine Lust, ihm die ganze Geschichte zu erzählen.

      Schmidt schien einen Moment nachzudenken. Dann sagte er: "Frau Kossow wird Ihnen die Adresse geben."

      "Ich danke Ihnen."

      "Nichts zu danken", erwiderte Schmidt. "Ich habe Ihnen einen Gefallen getan, und Sie tun mir jetzt vielleicht auch einen."

      Ich hob die Augenbrauen. "Welchen?"

      "Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie Mike Grossmann aufgestöbert haben. Wenn einer vorgibt, im Auftrag unserer Firma zu handeln, dann interessiert uns das brennend ... Das verstehen Sie doch?"

      Ich nickte. "In Ordnung", sagte ich.

      32

      Ich kaufte mir als Erstes einen Stadtplan und fand Grossmanns Adresse schließlich in Münster-Coerde, einem Gebiet, das immer dann in die Schlagzeilen kam, wenn es etwas Trauriges zu berichten gab. Sozialer Brennpunkt nennt man so etwas wohl euphemistisch.

      Grossmanns Wohnung lag im vierten Stock eines Betonquaders.

      Eine Frau mit Lockenwicklern machte mir auf. Irgendwann musste sie mal sehr gut ausgesehen haben, aber ob das zehn Tage oder zehn Jahre her war, traute ich mich nicht einzuschätzen.

      Es war Nachmittag, aber sie schien gerade erst aufgestanden zu sein. Im Hintergrund hörte ich den Fernseher laufen.

      "Ich möchte gerne zu Mike Grossmann", sagte ich wahrheitsgemäß.

      Die Frau sah mich trantütig an. "Ich heiße Berend", sagte sie. "Und ich kaufe nichts. Oder sind Sie von der Post?"

      "Wieso?"

      "Wegen dem Telefon."

      "Was ist denn damit?"

      "Abgestellt."

      Wohl die Rechnung nicht bezahlt, dachte ich. Zum Glück für sie waren heutzutage weder Fernseher noch Lockenwickler pfändbar.

      "Unten am Briefkasten steht aber Grossmann", bohrte ich nach.

      Die Frau zuckte die Achseln. "Kann schon sein", sagte sie. "Ich bin erst seit einem halben Jahr hier."

      "... und haben immer noch nicht das Schild umgetauscht?", hakte ich nach.

      Sie verzog das Gesicht. "Na und? Was geht Sie das an?"

      "Ist ja nur 'ne Frage."

      Sie fuhr sich mit der Hand durch das müde Gesicht. Entweder hatte sie eine außergewöhnlich wilde Nacht hinter sich, oder sie war mit irgendwelchen Pillen vollgedröhnt. Was auch immer. Ich hoffte nur, dass sie nicht einschlief oder zusammenklappte, bevor ich etwas über Mike Grossmann erfahren hatte.

      Sie zog den Schleim in ihrer Nase hörbar hoch und meinte dann: "Was glauben Sie, was der Postbote mir schon in den Kasten stecken könnte? Die Nachricht von einem fetten Lottogewinn vielleicht?" Sie lachte heiser und sehr vulgär. Dann schüttelte sie den Kopf und setzte hinzu: "Höchstens Rechnungen."

      "Haben Sie eine Ahnung, wo Ihr Vormieter hingezogen ist?"

      "Nein. Er war auch nicht mein Vormieter. Wir haben hier zusammen gewohnt."

      Naja, dachte ich. Im passenden Alter war die Frau ja wohl. Allerdings merkte man das nur, wenn man länger und sehr genau hinsah. Ich fragte: "Und jetzt?"

      Sie hob die Schultern. "Na, er wohnt halt nicht mehr hier."

      "Wo dann?"

      "Was weiß ich!"

      "Sie sind vor einem halben Jahr hier eingezogen. Aber Grossmann wohnte hier schon länger ..."

      "Ja, ich bin zu ihm gezogen, und dann haben wir irgendwann Streit gekriegt, und er hat sich verdünnisiert."

      "Wär's nicht logischer gewesen, wenn Sie ausgezogen wären? Es war doch Grossmanns Wohnung."

      Jetzt atmete sie tief durch − und zwar auf eine Art und Weise, die mir sagte, dass ich vorsichtig sein musste, wenn ich von ihr noch etwas erfahren wollte.

      "Was soll das?", fragte sie. "Ist doch meine Privatsache, oder? Was geht Sie das überhaupt an? Sie kommen hier einfach her und ..."

      Ich unterbrach sie. "Es geht um einen Mordfall", sagte ich mit einem Tonfall, der ernst und bedeutungsvoll klingen sollte.

      Ich hatte offenbar den richtigen Ton getroffen, wenn man nach ihrem langen Gesicht urteilte. "Ach so", meinte sie, und darin schwang so etwas wie Ergriffenheit mit. "Ein Bulle! Hat er was angestellt, der blöde Hund?"

      "Er ist nur Zeuge."

      "Bei einem Mord?"

      "Datenschutz, gute Frau. Ich darf nichts dazu sagen. Alles vertraulich ..."

      Sie zuckte die Achseln. "Verstehe ..." meinte sie bedauernd.

      Auf einmal schien sie ihre ganze Tranigkeit abgeschüttelt zu haben. Von einem Augenblick zum anderen.

      Um diese Fähigkeit war sie wirklich zu beneiden. Ich hatte leider auch nach jahrelangen Versuchen keinen Weg zu einer auch nur annähernd ebenso großen Vollkommenheit auf diesem Gebiet gefunden.

      "Wollen Sie hereinkommen?", fragte sie. "Ist zwar nicht aufgeräumt, aber ich wusste ja auch nicht, dass ich Besuch kriege."

      "Gerne."

      Sie führte mich in ein Wohnzimmer, in dem überall Wäscheteile herumlagen. Dem Geruch nach ungewaschen. Freundlicherweise räumte sie mir einen Sessel frei. Im Fernsehen kreischten indessen die Trickfilm-Superhelden. Der edle Captain Planet brachte gerade СКАЧАТЬ