Название: Als Erinnerung noch Realität war
Автор: Harry H.Clever
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Биографии и Мемуары
Серия: Biographisches von Harry H.Clever
isbn: 9783347111813
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Von den genauen Fakten über die beachtlich lange Ahnenreihe, die bis vor 1565 meiner väterlichen Seite zurück reicht, hatte ich aber im Detail zu der Zeit noch gar nichts gewusst und auch eben erst recht viel später erfahren. Zu der Zeit war mir auch noch gar nicht so richtig bewusst geworden, dass ich meine Großeltern und Verwandtschaft von väterlicher Seite her eigentlich noch gar nicht richtig kennen gelernt hatte, außer einer Großtante und die jüngere Schwester meines Vaters, genau genommen war mir die direkte Verwandtschaft väterlicher Seite vollkommen unbekannt.
Unbewusst, mehr intuitiv habe ich mich also kurzer Hand dafür entschieden und war fest entschlossen nun Metzger, diesen Beruf meiner Altvorderen von väterlicher Seite zu ergreifen. Es war der besagte Sprung ins kalte Wasser, da mir ja jede Art von Vorkenntnissen fehlte, die einzige Kenntnis die ich von einer Metzgerei besaß, hatte ich normal als Kind nur von dem Metzgerladen den ich nur ein paar Mal mit meiner Mutter als Kunde betreten hatte und eine miterlebte Hofschlachtung auf dem Land in Thüringen.
Meine zukünftige Lehrstelle wurde dann von der Berufsberatung vermittelt, die Stelle war in unmittelbarer Nähe zum Städtischen Krankenhaus in Barmen mit Kost und Logis. Wir fanden die angegebene Adresse in einer Siedlung mit vielen kleineren Ein und auch Zweifamilien Häusern in einer Seitenstraße. Zu einem ersten Gespräch und Zusammentreffen kam es dann im Laden mit meinem zukünftigen Ausbilder, bei der Vorstellung lernte ich auch gleich alle zum Hause gehörenden Personen kennen.
Ich sollte auch ein kleines eigenes Zimmer direkt neben dem, von dem gleichaltrigen Sohn der Familie bekommen. Ein eigenes kleines Zimmer für mich alleine, das war eine für mich gänzlich neue Situation, so was hatte ich bis dato noch nicht erlebt. Ich kannte bisher doch nur Notbehelfe, wo ein eigener Raum ein totales Fremdwort war, man war ja schon froh, dass man ein Bett für sich alleine hatte.
Ein Reich für mich allein und auf mich selbst gestellt, das machte mich einerseits unglaublich stolz aber andererseits auch recht unsicher, da ich so was ja noch nicht erlebt hatte. Ich kam dann nur an Samstagen am frühen Nachmittag und über Sonntag nach Hause.
Bei dem späteren abschließenden Gespräch meinte die Chefin die nicht viel größer war als ich, ich war damals gerade mal so einen Meter und Sechsundfünfzig groß. Lachend meinte sie, du bist schon fast fünfzehn und noch so klein und du willst jetzt also Metzger werden, na sehen wir mal, das werden wir schon hinkriegen. Sie hatte es wahrscheinlich gar nicht so gemeint, aber mich hat es doch arg getroffen.
Etwas konsterniert brachte ich zuerst mal kein Wort mehr heraus, ich nickte nur noch stumm und lies dann das weitere Prozedere der weiteren Besprechung und das Unterzeichnen des Lehrvertrages als für mich unvermeidlich über mich ergehen.
Eigentlich war ich froh als ich dann etwas später aus dem Laden wieder raus war, aber es gab jetzt kein Zurück mehr, jetzt war alles abgemacht ich hatte nun meinen Ausbildungsplatz, eine Lehrstelle. Das war mit Abstand das wichtigste und damals wahrhaftig auch keine Selbstverständlichkeit und das machte mich dann doch wiederum auch irgendwie froh und stolz.
Meine Mutter, die sehr froh darüber war das wir für mich endlich einen Ausbildungsplatz bekommen hatten, versuchte vergebens mich etwas aufzumuntern.
Zugegeben ich war nicht gerade groß aber, dass ich zu klein sein sollte, hat mich dann doch etwas empfindlich getroffen. Darüber, dass ich Altersbedingt zu klein sein sollte war bei uns nie ein Thema gewesen und über so etwas habe ich mir auch noch keine Gedanken bisher machen brauchen.
Zudem sah ich ja auch wirklich noch wesentlich jünger aus als ich in Wirklichkeit war, dieses sollte mir auch noch viele Jahre lang hier und da, auch Ablehnung und Probleme einbringen.
Doch bisher hatte noch niemand mir dieses so direkt ins Gesicht gesagt, ich brauchte eine ganze Weile bis ich das verwunden hatte, ich schwor mir, dass ich die vermeintlich fehlenden Zentimeter durch meinen Einsatz wieder wett machen würde.
Zu dieser Zeit ahnte ich noch nicht, dass ich mit diesen zwei besonderen Merkmalen dann doch noch öfter so meine Probleme bekommen sollte.
Die Entscheidung war nun gefallen!
Die erste Ausstattung für diesen Beruf musste nun beschafft werden und die war dann schon beachtlich, umfangreich und teuer, aber sie musste eben sein.
Es wurde ein gewaltiges Paket aus hellblauen und grau gestreiften Arbeitsjacken, sowie weiße Ladenjacken mit schmalen Nadelstreifen, mindestens zwei pro Exemplar. Mehrere helle Leinen Arbeitsschürzen und feinere weiße Ladenschürzen. Eine schwere gelbe Ölstoffschürze und Gummistiefel, eine Borstenglocke und ein breiter Ledergürtel mit Köcher, sowie ein ganzer Satz an verschiedenen Messern und einem Wetzstahl machten das Sortiment komplett. Wir haben dann alle diese Sachen direkt bei einem so genannten Metzgereinkauf der unmittelbar beim Schlachthof war, erstanden.
Dabei haben wir uns, bei der Zusammenstellung auf die Beratung des Verkäufers verlassen müssen, da er ja genau wusste was unbedingt für einen angehenden Metzger sein musste und als Grundausstattung mindestens dabei sein sollte.
Das Ganze hätte unsere damaligen finanziellen Möglichkeiten für Monate absolut gesprengt, daher hatte meine Mutter vorab gleich beim Amt wegen einer Bezuschussung anfragen müssen. Wenn es dort keine Zustimmung gegeben hätte wäre diese Berufswahl wahrscheinlich dann auch hinfällig gewesen, denn die komplette Ausrüstung war schon eine unbedingt nötige, wichtige und teure Voraussetzung.
Was dann aber doch genehmigt wurde, uns fiel ein gewaltiger großer Stein vom Herzen, denn selbst nötige allgemeine Kleinigkeiten überlastete damals schonmal gewaltig unser Budget.
Was ich zwischenzeitlich durch meine Laufburschentätigkeiten bei unserem Gemüsehändler und Apotheker aufzubessern versuchte, und nicht nur mein geringes Taschengeld selbst verdienen wollte.
Es war dann eine größere Prozedur bis alles anprobiert und passend zusammengestellt war, ein riesiges Bündel habe ich dann zu guter Letzt auf meinem Eigenbaufahrrad, dass ich aus vielen alten gebrauchten Einzelteilen so nach und nach Verkehrssicher vor einiger Zeit zusammen gebaut hatte, mit nach Hause genommen.
Fast alles musste ich dann auch zum ersten Tag meiner Lehre am ersten April 1953 zur Lehrstelle mitbringen. Dieses Riesenbündel musste ich dann wieder auf meinem Fahrrad transportieren und dann in meinem neuen Domizil beim Lehrmeister einsortieren und mich in die Sachen auch erstmal rein finden.
Die ersten Tage bin noch etwas steif umher stolziert, worüber die Erwachsenen sich zum Teil köstlich amüsierten die neue gelbe Ölschürze war nicht nur noch zu steif, sondern vor allem auch noch viel zu lang. Aber es gab keine kleinere Ausführung, sie stand fast auf dem Fußboden auf, aber es war eben schon die kleinste Ausführung die es gab. Ich habe sie einfach in der Taille kräftig zusammengeschnürt und mit einer großen Überwurffalte in der Taille, die Länge dadurch kaschiert.
Die Besorgung dieser nötigen Dinge war dann auch mein allererster Besuch auf dem Schlachthof in Elberfeld. Auf meinen allerersten Eindruck war es für mich außergewöhnlich ruhig auf dem Gelände.
Denn tagsüber an einem normalen Wochentag war da nicht so viel Betrieb, im Gegensatz zu montags und am Wochenanfang in aller Frühe wie ich dann bald etwas später feststellen konnte.
Auf dem Gelände war zugleich auch das Innungsbüro der Wuppertaler Metzgerinnung, dort hatten wir dann auch noch einen Termin, mein Lehrvertrag musste ja noch vom obersten Innungsmeister gegengezeichnet werden. Das Gegenzeichnen beim Unterschreiben des Lehrvertrages geschah durch den Obermeister Weiss, einem schon etwas Älteren wohlwollend dreinschauenden Mann.
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