Название: Der Hebräerbrief - Ein heilsgeschichtlicher Kommentar
Автор: Roman Nies
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Афоризмы и цитаты
isbn: 9783347131354
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Bei Paulus drückt sich der große Wunsch, dass die Juden das Heil ergreifen, darin aus, dass er mehrfach zum Ausdruck brachte, wie sehr ihm das Wohl seines Volkes am Herzen lag. Er hätte sogar auf seine Bevorzugung, durch Gott gerettet und Werkzeug Gottes geworden zu sein, verzichtet. So etwas kann man nur ernst meinen, wenn man erstens eine große Zuneigung für das Volk der Herkunft hat und zweitens weiß, dass aufgeschoben nicht aufgehoben ist. *70 Wenn Paulus Verdammung nicht als vorläufige Zurücksetzung, sondern als endloses Unheil verstanden hätte, hätte er so eine Feststellung, lieber selber verdammt zu werden, vernünftigerweise nicht treffen können. Dass er an die Erlösung ganz Israels, also aller Juden glaubte, sagt er ja selber in Röm 11,26.
Der Verfasser des Hebräerbriefs zeigt ähnlich wie Paulus die gleichen Solidarisierungstendenzen. Und daher schreibt er, ganz ähnlich wie Paulus, „wir“, wohl wissend, dass er den Briefempfängern zeigen will, dass er sich nicht über sie stellt, sondern zu ihnen. Er will sie auf Augenhöhe ansprechen.
In Bezug auf das Heil sagt der Verfasser, dass es „uns von den Zuhörern bestätigt wurde.“ (Heb 2,3) Es scheint so, dass der Verfasser selber nicht zu den Zuhörern und Augenzeugen gehört hat. Paulus hätte sagen können, dass er das Heil sehr wohl von Jesus bekommen hat. Es ist zwar möglich, dass er so formuliert hätte, weil ja die Judenmission vorrangig Sache der zwölf Jünger Jesu war und sie die ersten Zuhörer Jesu waren, die auch den Auftrag bekommen hatten, das Evangelium der Beschneidung zu verkünden. Jedoch, als sehr wahrscheinlich kann man das schwerlich bezeichnen.
Dennoch sollte man sich vergegenwärtigen, dass Paulus sich lange Zeit gegen die messianischen Juden und ihre Verkündigung des Evangeliums der Beschneidung behaupten musste. Es gab also eine gewisse Distanz zwischen ihm und den messianisch-jüdischen Verkündern. Wenn Paulus nicht der Verfasser des Hebräerbriefs war, dann stand jener ihm aber lehrmäßig jedenfalls sehr nahe und war deshalb von der gleichen Problematik betroffen, wie man diese Botschaft den Juden verständlich machen konnte.
Paulus hatte einen zweifelhaften Ruf bekommen, als einer, der dem jüdischen Erbe einen Teil seiner Exklusivität nahm, manche hätten ihm Verunehrung vorgeworfen. Nachweislich enthielt seine Verkündigung ganz andere Lehren als diejenigen, die im Ansehen hoch standen, weil sie Jünger Jesu gewesen waren und außerdem, weil sie keine Christen verfolgt hatten wie Paulus. Die zwölf Jünger und einige ihrer Mitarbeiter waren Augen- und Ohrenzeugen der Verkündigung Jesu. Sie hatten Jesus zum Teil auch noch persönlich gekannt oder sogar nach der Auferstehung gesehen. Solche Zeugen gab es einige hunderte. Paulus hatte eine spektakuläre Geschichte, die er höchstwahrscheinlich ungern erzählte, die jedoch nicht jeder zu glauben bereit war.
Man muss annehmen, dass die messianischen Juden nicht immer wieder versucht hätten, die Gemeinden, wo Paulus aufgetreten war und gelehrt hatte, korrigierend zu missionieren, wenn man Paulus wirklich seine Vollmacht abgenommen hätte. Dass die Gemeinden von Paulus von an Jesus gläubig gewordenen Torahpredigern immer wieder Besuch bekommen hatten, wenn Paulus nicht da war, das ergibt sich aus den Briefen von Paulus. Er hatte eine Geschichte seiner Bekehrung erzählt, die keine Augenzeugen hatte, die noch dazu geeignet war, die Eifersucht zu wecken, wenn sie wahr war. Wenn sie nicht wahr war, war Paulus ein Lügner und Hochstapler, dem man kein Wort glauben konnte. Ausgerechnet Paulus, dieser Brüderverfolger, beanspruchte eine Privataudienz bei dem Auferstandenen bekommen zu haben! Und dann hatte er die Brüder auch noch mit etwas anderem Neuem auf die Probe gestellt. Er behauptet etwas, was sich die zwölf Jünger Jesu nie angemaßt hatten. Die Torah und die Beschneidung würden von Nichtjuden nicht beachtet werden müssen, wenn sie zum Glauben an Jesus Christus gekommen waren. Warum wussten die Zwölf Jünger nichts davon?
Und dann gab es ja auch noch die von Paulus so genannten „Geheimnisse“, die auf jeden Fall auch etwas damit zu tun hatten, die Sonderstellung, die die Juden in ihren eigenen Augen unter den Völkern hatten, zu relativieren. Paulus sprach von einer Gemeinde des Leibes Christi, die sich aus Juden und Nichtjuden zusammensetzte! Unter Juden hatte also Paulus einen höchst fragwürdigen Ruf. Er war sogar in Teilen der messianischen Christenheit eine Persona non grata. Und somit gab es einen guten Grund für Paulus - oder für jeden, der ihm nahestand - einen erklärenden und aufklärenden Brief an die messianischen Juden zu schreiben.
Diesem Jemand ging es aber weniger darum, seine Vollmacht durch theologische Argumente zu untermauern, sondern lehrhaft zu überzeugen. Und so begibt er sich auf die Stufe der Briefleser und sagt: „uns gegenüber von denen bestätigt worden, die es gehört haben“ (Heb 2,3). Was gehört haben? Das was Jesus und seine Jünger verkündet haben. Und damals war Paulus tatsächlich nicht dabei. Es handelt sich um das Evangelium der Beschneidung und der Zweck, diesen Brief zu schreiben, besteht eben darin, seine theologischen Überlegungen zu diesem Evangelium darzulegen und damit zu demonstrieren, „Ich bin einer von euch, denn ich kenne das Evangelium und weiß was euch, den Hebräern gesagt ist.“
Das scheint auch durch den nachfolgenden Vers bestätigt zu werden: „Wobei Gott zugleich Zeugnis gab durch Zeichen und Wunder und mancherlei Machttaten und Austeilungen des Heiligen Geistes nach seinem Willen.“ (Heb 2,4) Diese Zeichen und Wunder wurden hauptsächlich von Jesus und seinen zwölf Jüngern vollbracht. Es sind messianische Machterweise. Paulus selber wurde nicht so sehr durch Wunder und Machttaten bekannt, sondern durch seine Lehre.
Der Verfasser des Hebräerbriefs ermahnt die Hebräer, „eine Rettung solchen Ausmaßes“ sollten sie nicht missachten (Heb 2,3). Die Botschaft stand schon in der hebräischen Bibel, dem Anfang der Verkündigung. Es war die Botschaft von der Treue zu JHWH, die zu einer wunderbaren Gemeinschaft mit Ihm in Seinem Reich führen wird. Dann war Jesus gekommen und hatte die Botschaft bestätigt. Zwar war schon im Alten Bund die Gnade und Barmherzigkeit Gottes das vorherrschende Thema des Heilsgeschehenes und die Grundfeste des Heils, weil es ohne sie kein Heil für die Menschen geben kann und weil Gott so ist und so wahrgenommen und beschrieben werden will, aber jetzt waren die Gnade und die Barmherzigkeit im Christus vollumfänglich und für jedermann verständlich eingeführt worden durch das historische Geschehen auf Golgatha. Auch der Hebräerbrief hat das Kreuz Jesu im Blick. Christus ist die Mitte seiner Verkündigung.
In Heb 2,5-9 zeigt sich, dass die Unterordnung unter Christus stufenweise geschieht *71 Ebenso wie die Verheißung in 1 Mos 3,15 eine Zusage ist, die sich Zug um Zug verwirklicht. *72 Wobei man hier anstelle von „unterwerfen“, wie es meist übersetzt wird, besser mit „unterordnen“ übersetzen sollte. *73 Über die Bestimmung des Menschen heißt es, dass Gott Ihm alles untergeordnet hat. Und „indem er ihm alles unterordnet, ließ er nichts übrig, das ihm nicht untergeordnet wäre; jetzt aber sehen wir ihm noch nicht alles untergeordnet. Wir sehen aber Jesus, der ein wenig unter die Engel erniedrigt war, wegen des Todesleidens mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt, damit er durch Gottes Gnade für jeden den Tod schmeckte.“ Jesus hat anstelle aller Menschen, als Erstgeborener bereits das erfüllt, was für andere noch aussteht. Die vollständige Unterordnung unter Gottes Plan und Wille, mit der dann unaufhaltsamen Verwirklichung des göttlichen Willens und der menschlichen Bestimmung.
Zwar, sagt der Hebräerbrief, wurde Gottes Sohn für eine kurze Zeit geringer als Engel gemacht, aber Er hat alle Zeit Gottes Werk gewirkt (Heb 2,7). Und indem Er es ausgeführt СКАЧАТЬ