Название: Der Hebräerbrief - Ein heilsgeschichtlicher Kommentar
Автор: Roman Nies
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Афоризмы и цитаты
isbn: 9783347131354
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Das große Erbe
Heb 1,1-13; 2,1-11
Der Verfasser des Hebräerbriefs stellt Jesus gleich zu Anfang als Erben „von allem“ vor, durch den Gott „auch die Äonen gemacht hat“ (Heb 1,2). Das ergibt mit der Aussage von Vers 1 eine heilsgeschichtlich erhebliche Aussage, denn Gott hat „vielfach und [auf] viele Weise [zu] den Vätern durch die Propheten gesprochen“ (Heb 1,1 KÜ), ehe „Er an [dem] letzten dieser Tage [zu] uns in [dem] Sohn“ (KÜ) gesprochen hat. Der Sprecher am Ende war der Sprecher am Anfang, denn es war am Anfang der Schöpfung als Gott sprach „Es werde!“, und es wurde. Das größte „Es werde!“ wurde am Kreuz von Golgatha zum „Es ist geworden!“, nämlich die Erlösung der Menschheit ist geworden.
Und auch das hat der Sohn ausgeführt. Er ist immer der Sprecher, immer das Wort Gottes, immer auch der Berufende. Wer von Ihm nicht angesprochen wird, dessen Zeit der Näherung Gottes ist offensichtlich noch nicht gekommen und er muss warten, bis er endlich angesprochen wird.
Heb 1,2 bezeichnet Jesus als „Losteilinhaber [von] allem … durch den Er auch die Äonen gemacht hat.“ (KÜ) Und damit ist der erste Satz des Hebräerbriefes noch gar nicht beendet. Die Tragweite dieses einen Satzes hat kaum einer richtig erfasst. Er enthält gleich mehr Grundlegendes als viele theologischen Werke, wenn man sie ihrer Bibelzitate entledigt hat.
Die erste Feststellung lautet, dass der Brief an die Nachkommen von Juden gerichtet ist, denn Gott hat einst „zu den Vätern durch die Propheten gesprochen“. Die Propheten hatten immer Angehörigen Israels die Worte Gottes weitergegeben. Dass Gott überhaupt gesprochen hat, damit sagt der Verfasser außerdem zugleich etwas, was den jüdischen Lesern selbstverständlich war: Das Alte Testament, die hebräische Bibel, ist das zuverlässige Wort Gottes. Seine weiteren Ausführungen würden sonst auch keinen Sinn machen, denn er lässt eine Beleuchtung des Alten Bundes durch die Darstellung des Neuen Bundes folgen. Im Rückblick auf das Alte wird auch das Neue erlichtet. Am Ende der Tage hat Gott „zu uns durch den Sohn gesprochen.“ (Heb 1,2) Das Frühere läuft in Christus auf das Ziel des Ganzen zu und anders als bei anderen „Geschichten“ und „Abläufen“, ist das, was erreicht wird, nicht ein Ergebnis, sondern die Vollendung eines Weges Gottes mit den Menschen, bei dem der Weg mit ein Bestandteil der Vollendung wird.
Leibniz sprach einmal von unserer Welt als bester aller Welten. Aus Sicht der Bibel ist der Weg Gottes mit den Menschen der einzig mögliche Weg des Heils, welches in der Vollendung der Schöpfung in Christus besteht und damit planmäßig alles erfasst. Mit einem Teil-Heil ist Gott nicht zufrieden. Teil-Heilungen sind wie Schein-Heilungen Kennzeichen von Gottes Widerwirker.
Der Vater sprach nicht nur durch den Sohn zu den Menschen, sondern diesem Sohn wird alles untergeordnet und durch Ihn wird alles zur Vollendung gebracht, damit der Sohn dem Vater alles zu dessen Verherrlichung als vollendet darstellen kann. Angedeutet wird die Bedeutung Jesu im zweiten Satz des Hebräerbriefes. Der Vater hat den Sohn „zum Erben über alles eingesetzt; durch ihn hat er auch die Welten geschaffen.“ (Heb 1,2)
Das sind gewaltige Sätze von unerhörter Tiefe. Hier wird offenbart wie das göttliche Erbe und die Schöpfung zusammenhängen. Da sollte man nicht so schnell drüber weg lesen. Was bedeutet das, „Erbe über alles“? Was ist alles? Alles ist die ganze Schöpfung. Was soll aber Christus mit dem ganzen Müll und Dreck, den unbekehrten Menschen mit ihrer ganzen abscheulichen Sündhaftigkeit, den unendlichen, kalten Weltallweiten und all den unwirtlichen lebensfeindlichen Umweltverhältnissen und verhärteten Herzensinnereien einer gefallenen Schöpfung? Sollte Christus da nicht das Erbe ausschlagen? Angenommen Er hätte keinen Plan, was wegen Lk 14,28 ausgeschlossen ist. *60 So müsste Er auch noch das Seufzen und Leiden der Schöpfung ignorieren (Röm 8,22). *61 Die Schöpfung weiß nach der Bibel, dass sie erlöst werden wird. Nur einer scheint das zu ignorieren und das ist der Mensch.
Gott wird die Schöpfung also nicht eine gefallene bleiben lassen. Sie „will“ ja, wenn sie wissend ist, erlöst werden und das ausgebären, was sie in Geburtswehen wahrnimmt. Gott gibt sich nicht mit ein paar frommen Kirchgängern und noch ein paar Juden aus der Zeit des Alten Testaments zufrieden, die noch zu seufzen lernen müssten, wenn sie mit ihrer eigenen Unvollkommenheit zufrieden wären. Gott wird nicht die einstmals schöne Welt wieder ein wenig aufbessern und polieren und danach trauern, was aus diesem Rest-Erbe geworden sein könnte, wenn der Mensch es nur zugelassen hätte! Und diese Klage lässt Er dann die übrig gebliebenen Menschen bis in alle Zeit vortragen, dass sie mit Satan gemeinsame Sache gemacht und Gottes schöne Schöpfung zerstört und zu einer gefallenen Welt gemacht haben. Die Geschöpfe haben Gottes Pläne, alles herrlich zu machen, durchkreuzt und nun bleibt dem Sohn Gottes nur ein dürftiger Rest an Herrlichkeit, eine Art beschädigtes Tafelsilber.
Zwar lässt Gott alle Schuldigen an dem Desaster nochmal die Knie beugen vor Seinem Thron, bevor Er sie in die Hölle verbannt, aber der Schaden ist irreparabel. Gott hat einfach Pech gehabt! Er hätte sich nicht mit dem Menschen und Satan anlegen sollen! Noch besser, Er hätte sie gar nicht erschaffen sollen, denn jetzt bleibt der ewige Makel einer unvollendeten Schöpfung. Das ist eigentlich die Konsequenz dessen, was die Traditionskirchen lehren und weshalb intelligente Menschen, die das durchschauen, nicht zu diesem Glauben hingezogen werden.
So sieht die Bilanz Gottes nach Ansicht dieser Kirchen aus, ein hoher Einsatz, die ganze Menschheit, das Opfer Seines Sohnes, der für jeden einzelnen Menschen am Kreuz gelitten hat, und ein schmaler Gewinn, der angesichts der Verluste eine traurige Ausbeute darstellt: das Häuflein der Aufrechten, die zusehen sollten, dass sie so schnell wie möglich in den nächsten paar Ewigkeiten das unendliche Leid, das ihre Mitmenschen in der Hölle erfahren, vergessen und ignorieren lernen sollten, sonst wird der Himmel nur zu einem Jammertal de luxe.
Armer Jesus, der sich solche Hoffnungen machte, als Gott „durch ihn auch die Welten geschaffen“ hat (Heb 1,3), der dieser Hoffnung noch vor Seinem Gang ans Kreuz Ausdruck gegeben hat: „wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen!“ Joh 12,32). Armer Jesus, der Schöpfer auch der Menschen, der nach Seiner Himmelfahrt auf dem Thron im Himmel sitzend die weitgehend fruchtlosen Bemühungen der Kirchen, alle Menschen zu Christen zu machen, mit ansehen musste! Er verfolgte mit Grausen und Abscheu ihre Religionskriege, ihre Selbstzerfleischung, die erfolgreichen Gegenreformationen Satans und seiner Wütereien hin und her in den Reihen der Anwärter auf einen Platz im Himmel. Und Er ärgerte sich über die vielen vergeblichen und dilettantischen Anstrengungen zur Missionierung aller Menschen, die Ausbreitung anti-christlicher Religionen und Reiche, die sein Vorhaben vereitelten. Und dieser Ärger geht in alle Ewigkeit! All das und unfassbar schrecklich mehr musste Jesus über sich ergehen lassen und wird Ihn endlos weiter beschäftigen!
Alledem musste Er in letzter Konsequenz machtlos zusehen mit einer unvorstellbaren Bangigkeit, eingedenk der schrecklichen Folgen! Und dazu die millionenfachen Abtreibungen, die den kleinen Menschlein nicht die geringste Chance gab, dazu zu kommen, ein für die Erlösung notwendiges Bekenntnis zu Christus auszusprechen, oder für den Fall, dass das für Ungeborene und Kleinkinder, die sterben, nicht erforderlich ist, die Millionen von Frauen, die anstatt ihre Kinder abzutreiben oder wenigstens dann im Kindbett zu ersticken, um sie direkt in den Himmel zu befördern, das unverzeihliche Risiko eingingen, ihre Kinder erwachsen werden und damit zu ungläubigen Sündern heranwachsen zu lassen.
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