Tödlicher Crash. Barbara Wimmer
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Название: Tödlicher Crash

Автор: Barbara Wimmer

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783839263167

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СКАЧАТЬ und all die schönen Stunden, die sie trotz allem miteinander verbracht hatten, zogen an ihr vorbei wie eine Wolkendecke. Der Moment, an dem er sie zum ersten Mal in den Arm genommen hatte. Als sie gemeinsam Boule spielen waren und ihre Kugel unmittelbar neben seiner im Sand gelandet war. Oder der Moment, als sie bei einer Umdrehung beim Tanzen fast aus seinen Armen geglitten war und er sie im letzten Moment noch auffangen konnte. Nicht alles mit Wolfgang war schlecht gewesen, auch wenn er in für sie entscheidenden Momenten nie für sie da war.

      Beate war von all dem Rummel genervt. Die Medien sollten sie endlich in Ruhe lassen. Auch jetzt gingen ihr die Fotografen auf den Geist, obwohl prinzipiell nur einige wenige Ausgewählte zugelassen worden waren. Mit einem Mal wurde ihr auch schlagartig bewusst, dass für sie ab sofort auch alle gesellschaftlichen Ereignisse, die für dieses Frühjahr noch vor ihnen beiden gelegen wären, passé waren. Schade war es vor allem um die tolle Ballsaison. Alleine konnte sie sich als trauernde Witwe schlecht am Opernball zeigen. Das würde man ihr als pietätlos auslegen. Und jetzt noch schnell ein Kind mit einem Unbekannten machen, das ging als Ministerwitwe auch nicht. Sie hatte ihr eigenes Leben immer hintenangestellt, um für ihren Mann da zu sein, wenn er sie brauchte. Was hatte ihr das jetzt gebracht? An dieser Frage verzweifelte die Witwe in dem Augenblick mehr als am Tod ihres Mannes. Die Träne in ihrem rechten Auge wirkte somit zumindest echt – wenn sie auch aus anderen Gründen, als für die meisten Außenstehenden ersichtlich war, floss. Die letzten Gäste streuten Erde in das offene Grab. Ein paar Kinder ließen Blumen auf den Sarg fallen. Bald war es überstanden. Sigrid und Thomas umarmten sich fest. Sie trauerten gemeinsam. Natürlich kamen sie zu Beate und Thomas sagte: »Wir sind jederzeit für dich da. Wenn wir was tun können, lass es uns wissen.« Aber Beate hatte zu den beiden nie ein inniges Verhältnis aufbauen können und würde ihr Angebot daher nicht in Anspruch nehmen wollen.

      Im Hintergrund gehalten hatte sich während der ganzen Zeremonie auch der Bankberater der Steinrigls, der ebenfalls zur Beisetzung eingeladen worden war. Ihn einzuladen hatte sich gehört, schließlich hatte er auch jahrelang die Finanzen von Wolfgang verwaltet, bevor dieser zum Minister ernannt wurde und sein Hauptkonto zu dessen Bedauern zu einer anderen Bank verlegen musste. Ein kleines Sparbuch hatte Wolfgang Steinrigl noch immer auf der lokalen Bank liegen gehabt. Dass der Bankberater zum Begräbnis kam, war in Ordnung. Aber dass er die Frechheit besaß, Thomas während der Zeremonie zuzunicken, regte diesen innerlich gewaltig auf. Nicht einmal am Grab seines verstorbenen Bruders hatte man seine Ruhe vor dem Finanzhai! Thomas musste an den Kredit denken, der wie ein Damoklesschwert über seinem Kopf schwebte. Die finanzielle Situation der Familie belastete ihn einfach sehr. Warum nur hatte er neben den Melk- und Fütterungsrobotern auch noch das 10.000 Euro teure System gekauft, mit dem er seine Kühe überwachen und genauestens beobachten konnte! »Die Tiere erkranken dadurch weniger häufig und liefern noch bessere Erträge«, versprach der Hersteller des Systems. Funktionieren sollte dies dadurch, dass möglichst viele Daten von der Kuh erhoben wurden, um Rückschlüsse auf ihren Gesundheitszustand zu ziehen, um rechtzeitig eingreifen zu können. Bewegungsmesser, Brunstbeobachtung und Wiederkauaktivitätssensoren waren im Paket enthalten. Aber das war alles so ein Humbug! Bis jetzt war dies nur rausgeschmissenes Geld, das ihm jetzt so sehr fehlte. Das zahlte sich vielleicht für eine größere Herde aus, aber nicht für seine 80 Tiere. Jedenfalls hatte er daraus noch keinen messbaren Profit schlagen können. Für 10.000 Euro erwartete man sich hilfreiche Ergebnisse. Aber das System war einerseits sehr ausfallanfällig, andererseits hatten sie alleine aufgrund der Daten noch keinen Liter Milch mehr aus den Kühen rausholen können als zuvor. Außerdem hatte der Hersteller verschwiegen, dass die geeignete Software zur Analyse und Auswertung dieser Daten extra gekauft werden musste. Das waren Dinge, die hätte ihm einmal wer sagen müssen – und zwar vor dem Kauf der Sensoren! Selbst hatte der Landwirt und Bürgermeister einfach nicht die Zeit dafür, sich intensiver mit den Messergebnissen zu beschäftigen – außerdem konnte das kein Mensch so gut analysieren wie die Software. Und um die Befindlichkeiten seiner Tiere zu kennen, brauchte man die Sensoren nicht. Krank waren seine Tiere sowieso selten und wenn, dann wusste er auch ohne Überwachung, wie er zu reagieren hatte. Sein Bruder hätte ihm sicher die jetzt fehlende Geldsumme nach dieser Geschichte, ohne mit der Wimper zu zucken, vorgestreckt.

      Sonja und Barbara, die 16-jährigen Zwillingsmädchen der beiden, warfen gerade ihre Blumen ins offene Grab, als Sigrid sanft die Hand ihres Mannes drückte und ihn damit aus den düsteren Gedanken zurück in die Gegenwart holte. Thomas sah seine Frau an und sagte: »Auf geht’s zum Leichenschmaus. Wolfgang hätte gewollt, dass wir uns auf das gute Essen freuen!«

      Weder Sigrid noch Thomas hatten bemerkt, dass sie ein unbekannter Herr, der ganz offenbar niemanden kannte und so gar nicht zur Trauergesellschaft dazugehörte, aus der Ferne beobachtet hatte. Kommissar Michael Leyrhofer runzelte die Stirn. Irgendwas war da bei dem Bruder des Ministers, außer der Trauer. Er hatte dessen finsteren Blick beobachtet, und er sah die Sorgenfalten auf der Stirn von Sigrid. Der Kommissar hatte immer schon ein feines Gespür für Menschen gehabt. Gleich nach dem Leichenschmaus, dachte er sich, würde er den beiden auf ihrem Hof einen Besuch abstatten. Davor, das verbot ihm sein Respekt vor dem Toten, würde er ihnen noch Zeit für ihre Gäste geben und sich stattdessen ein wenig im Dorf umhören. In kleinen Gemeinden wusste schließlich jeder über jeden Bescheid. Vielleicht lag hier ja bereits ein Motiv für den vermeintlichen Mord vergraben.

      Kapitel 14

      »Endlich haben wir das geschafft«, sagte Sigrid zu ihrem Mann, als die beiden mit ihren zwei Mädchen nach dem langen, intensiven Trauertag nach der Kirche und dem Wirtshaus auf ihren Hof zurückkamen. Tochter Sonja zog hastig ihren schwarzen Wintermantel aus und sagte zu ihrer Schwester Barbara: »Und, was machen wir jetzt?«

      Die antwortete: »Gehen wir aufs Zimmer und schauen die nächste Staffel von Schneeball-Queen auf Netflix.«

      »Ja, machen wir das.«

      So schnell konnten die beiden Erwachsenen gar nicht schauen, da waren sie allein in ihrer Bauernstube. Sie zündeten das Feuer im Kamin an, um die beginnende, sich durch die im alten Gemäuer befindlichen Ritzen hereinschleichende Kälte von draußen wenigstens etwas einzudämmen. Sigrid setzte das Teewasser auf. Abends, da tranken die beiden keinen Kaffee mehr, sondern nur noch warme Kräutermischungen. Das hatte Sigrid auch ihrem Mann so angewöhnt, der früher gerne noch zu später Stunde einen Kaffee getrunken hatte, einfach, weil es ein warmes Getränk war. Plötzlich klingelte es. »Wer kann denn das jetzt noch sein?«, fragte Sigrid erstaunt. Die Bäuerin ging zur Tür und öffnete sie einen Spaltbreit.

      »Guten Abend! Entschuldigen Sie die späte Störung, aber ich muss dringend mit Ihnen sprechen. Ich bin der Kriminalkommissar, der im Todesfall Ihres Schwagers ermittelt. Wir hatten bereits miteinander telefoniert. Es tut mir leid, dass ich mich nicht vorangemeldet habe, aber ich hätte da ein paar Fragen an Sie.«

      Kriminalkommissar Leyrhofer war es etwas unangenehm, dass er sich nicht doch ein Pensionszimmer gebucht hatte und erst am nächsten Morgen zu dem Ehepaar gegangen war. Drinnen brannte der Kamin und es sah so aus, als würden die beiden noch ihre Trauer gemeinsam aufarbeiten. Entsprechend ablehnend war auch die erste Reaktion auf seinen Besuch. »Ich habe doch schon alles der Polizei gesagt«, seufzte Sigrid Steinrigl und war kurz davor, die Tür wieder zu schließen. Sie hatte das am Unfallort Erlebte schon oft geschildert und ihre Aussage auch zu Protokoll gegeben. Das letzte Mal war sie von einem der Beamten so behandelt worden, als hätte sie etwas mit dem Tod ihres Schwagers zu tun.

      »Ich will diesmal auch gar nicht mit Ihnen sprechen«, sagte der Kommissar in bestimmtem Tonfall, »sondern mit Ihrem Mann.« Abwimmeln lassen wollte er sich jetzt nicht. Sigrid schien dies zu bemerken und öffnete die Tür ganz. Vielleicht war es besser, den Beamten nicht zu verärgern, dachte sie sich. Ärger hatten sie schließlich derzeit schon genug.

      »Na, dann kommen Sie herein. Aber das nächste Mal rufen Sie bitte vorher an, der Tag der Beerdigung meines Schwagers ist wirklich nicht der optimale Zeitpunkt für Ihren Besuch.«

      Der СКАЧАТЬ