Kalte Nacht. Anne Nordby
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Название: Kalte Nacht

Автор: Anne Nordby

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783839263587

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СКАЧАТЬ »Nowak«. Als sich nichts tut, klingelt er bei dem Schild rechts daneben. »Prenzel«, steht darauf.

      »Ja?«, dringt eine Frauenstimme aus der Gegensprechanlage.

      »Verzeihen Sie die Störung, Kriminalkommissar Tom Skagen. Dürfte ich Ihnen ein paar Fragen zu Ihren Nachbarn, den Nowaks, stellen?«

      Ein kurzes Zögern. »In Ordnung. Kommen Sie in den zweiten Stock.«

      Der Summer ertönt, und Skagen drückt die Tür auf. Oben erwartet ihn eine gedrungene Mittvierzigerin mit einem modischen Kurzhaarschnitt. Skagen zeigt ihr seinen Ausweis.

      »Skanpol? Du liebe Güte. Ist den Nowaks etwas passiert? Die sind gerade in Schweden im Urlaub.«

      »Ist denn die ganze Familie nach Schweden gereist?«

      »Ja, schon …«

      »Also auch Frau Nowak?«, erkundigt sich Skagen, ohne seinen neutralen Ton zu ändern.

      »Ja, Tina. Eigentlich heißt sie Christina.«

      »Wann sind die Nowaks losgefahren?«

      Frau Prenzel überlegt. »Vor gut einer Woche.«

      »Und wie viele Mitglieder umfasst Familie Nowak?«

      »Also, da ist der Jochen, die Tina und die beiden Töchter. Eva-Lotta, die Ältere, sie ist 15 und gut mit meiner Tochter befreundet. Und dann gibt es noch Ronja, sie ist zehn.«

      »Wissen Sie von weiteren Angehörigen?«

      »Mein Gott«, entfährt es Frau Prenzel. »Es ist etwas Schlimmes passiert, so wie Sie reden.«

      »Die Nowaks hatten einen Autounfall«, sagt Skagen ruhig. »Ich müsste Kontakt zu jemandem in der Verwandtschaft aufnehmen.«

      »Ja … natürlich. Ich kenne die Eltern von Jochen. Klaus und Ellen, die wohnen draußen in Bargstedt. Die Eltern von Tina kenne ich nicht. Sie hat keinen Kontakt zu ihnen. Ich weiß auch nicht, warum. Tina redet nicht gerne darüber.«

      Skagen notiert sich alles auf einem Block. »Welcher Arbeit gehen die Nowaks nach?«

      »Jochen ist Lehrer am Gymnasium Kaiser-Friedrich-Ufer in Eimsbüttel, und Tina arbeitet halbtags als PTA in einer Apotheke, solange Ronja in der Förderschule ist.«

      »Wie lange wohnen die Nowaks schon hier?«

      »Bestimmt seit zehn Jahren. Sie sind eingezogen, nachdem Ronja geboren wurde. Seitdem sind meine Tochter und Lola befreundet.«

      »Lola?«

      »Eva-Lotta. Sie nennt sich so, weil sie ihren Namen schrecklich findet. Ihre Eltern sind Fans von Astrid Lindgren. Tja, seinen Namen kann man sich nicht aussuchen, was?« Frau Prenzel zwinkert ihm zu. »Meine Jenny sollte eigentlich mit nach Schweden fahren, damit es Lola dort nicht zu langweilig wird. Lolas kleine Schwester ist ja behindert, müssen Sie wissen, und das ist manchmal ziemlich anstrengend. Für Lola bleibt da nicht viel Platz. Aber Jenny ist krank geworden. Und mit einer Sommergrippe wollte ich sie nicht nach Schweden lassen. Da ist es ja immer so kalt.«

      Dass die Sommer in Schweden, besonders im Süden, nicht wesentlich kälter sind als die in Norddeutschland, behält Skagen für sich, stattdessen fragt er nach der Behinderung von Ronja. Dabei muss er daran denken, dass das Mädchen im Krankenhaus in Schweden gerade mit dem Tod ringt.

      »Down-Syndrom«, antwortet Frau Prenzel. »Ronja ist ein merkwürdiges Kind. Sie lebt in ihrer Fantasiewelt und ist recht dickköpfig. Die Nowaks haben’s nicht leicht mit ihr. Haben es vor der Geburt nicht gewusst. Sonst hätten sie sie bestimmt nicht … Na, Sie wissen, was ich meine.«

      Skagen hebt weder missbilligend eine Braue noch nickt er. Das Urteil von Frau Prenzel über Ronja hingegen scheint festzustehen. »Und wohin in Schweden sind die Nowaks gefahren?«, fragt er. »Haben sie eine Ferienhütte gemietet oder campen sie?«

      »Sie sind in ihr Haus gefahren. Das haben sie Anfang des Jahres gekauft. Das war immer Jochens großer Traum. Ein eigenes Häuschen in Schweden.«

      »Wissen Sie, wo das liegt?«

      »Irgendwo in Südschweden. Der Ort heißt Holmsjö oder Hultsjö oder so ähnlich. Die genaue Adresse kenne ich leider nicht.«

      »Nicht schlimm. Das hilft mir auch so weiter. Wissen Sie zufällig, wie das Haus aussieht?«

      »Oh, es ist wirklich bezaubernd. Jenny hat mir ein Foto gezeigt, das Lola ihr über WhatsApp geschickt hat.«

      »Aha. Könnte ich mal einen Blick darauf werfen?«

      »Warum nicht.« Sie dreht sich um und ruft über die Schulter in die Wohnung. Ein Murren ertönt, und kurz darauf schleicht ein blasses dunkelblondes Mädchen in einem rosa Kapuzenpullover und einer viel zu weiten Jogginghose durch den Flur.

      »Was is’ denn, Mama?«, murmelt es verschnupft.

      »Dieser Mann ist von der Polizei und würde gern das Foto von dem Schwedenhaus der Nowaks sehen.«

      »Warum? Is’ was passiert?«

      Um das Mädchen zu beruhigen, erklärt Skagen erneut und möglichst neutral, warum er hier ist.

      »Ein Unfall?« Jenny wird noch blasser, als sie ohnehin schon ist, holt dann aber ihr Smartphone hervor. Es steckt in einer pinkfarbenen Hülle, dieselbe Farbe wie ihre Fingernägel. Sie hält ihm das Display hin, und Skagen betrachtet die Fotos von dem Haus. Es macht einen netten Eindruck, ein Klassiker in Schwedenrot mit weißen Rahmen, und scheint mitten im Wald zu stehen. Ein rostroter Fleck im satten Grün. Auf die Frage hin, ob Jenny ein Foto von Lola habe, nickt das Mädchen und zeigt Skagen mehrere Selfies. Darauf zwei typische Teenager mit rot geschminkten Lippen und Kussmund. Duckface. Im Hintergrund der Hamburger Hafen, blauer Himmel, Möwen. Fröhliche Gesichter an einem sonnigen Tag. Leider gehört eines dieser Gesichter jetzt einer Toten.

      Skagen fragt nach etwaigen Textnachrichten, die Lola aus dem Urlaub geschickt hat, und Jenny ruft einen Chat bei WhatsApp auf. »Voll nice hier. Zumindest, wenn man eine Mücke ist. LOL Fucking boring, wish you where here, xoxo (…) Mum und Dad sind sooo lame! (…) Ronja nervt. Wish they were dead! Sheesh, meine Mum bitcht mal wieder total rum.« Der übliche Teeniekram.

      Oder doch nicht? »Wish they were dead!«

      Mit der Erlaubnis der Mutter fotografiert Skagen die Bilder und einen Teil des Chats ab und gibt Jenny das Handy zurück.

      »Weißt du, ob Lola vielleicht irgendwelche Probleme hat? Mit ihren Eltern oder ihrem Freund?«

      Jenny schüttelt den Kopf. »Lola hat keinen Freund.«

      »Und mit ihren Eltern?«

      An dieser Stelle wirkt das Mädchen mit einem Mal verschlossen. Skagen kann sehen, wie sie die Schotten dicht macht. Es ist offensichtlich, dass da etwas ist.

      »Noch mal: Hat Lola Probleme mit ihren Eltern?«, wiederholt er nachdrücklicher.

      Jenny beißt sich auf die Lippe. Skagen versteht. Sie will nicht vor ihrer Mutter darüber sprechen. Mädchengeheimnisse. Es hat wenig Sinn, jetzt weiter СКАЧАТЬ