Tausend Monde. Sebastian Barry
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Название: Tausend Monde

Автор: Sebastian Barry

Издательство: Автор

Жанр: Контркультура

Серия:

isbn: 9783958298170

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СКАЧАТЬ und ich sagte ihm, Jas Jonski stehe vor dem Haus.

      »Du musst ihn vertreiben«, sagte ich.

      »Und wieso das?«, fragte John Cole.

      Ich antwortete, das wisse ich auch nicht so recht, aber ich wäre ihm sehr dankbar, wenn er hinausginge und Jas Jonski genau das sagen würde. Und würde er Jas Jonski sagen, dass er sich nicht die Mühe machen solle, wiederzukommen?

      Thomas McNulty war von Kopf bis Fuß mit Schlamm bedeckt, und um ihn loszuwerden, klopfte er sich, als er auf uns zukam, mit beiden Händen Brust, Beine und Hintern ab, was aber nicht viel nutzte. Dann sah er mich an.

      »Ich geh raus und rede mit ihm«, sagte er, und seine Stimme klang so düster wie noch nie.

      »Tu das, Thomas«, sagte John Cole.

      Unterdessen war Lige Magan hinter mir die Leiter heraufgeklettert. In der Schule hatte Liges Vater Rosalee neben seinen Sohn gesetzt. Dergleichen hätte nur in alten Sklavenzeiten passieren können. Das war lange her. Vielleicht war Rosalee die einzige Schwarze in Tennessee, die Griechisch, Latein und Hebräisch beherrschte. Ihr Bruder Tennyson konnte weder lesen noch schreiben, somit waren ihre Kenntnisse eine Seltenheit. In all der Zeit, da ich ihn kannte, habe ich Lige Magan kein einziges Buch lesen sehen, aber er musste von Rosalees Weisheit irgendetwas abbekommen haben. Jedenfalls gebot er Thomas McNulty Einhalt.

      »Ich schätze, am besten geh ich runter und überbring ihm den Befehl«, sagte er.

      Damit meinte er, dass er Jas Jonski Bescheid stoßen wollte. Für Lige war die Welt eine einzige Armee.

      Wenn ich es recht bedenke, waren wir im Henry County etlichen Gefahren ausgesetzt, mit drei Männern, die für die Union gekämpft hatten, aber genau darum ging es. Sie waren Soldaten durch und durch. Selbst Tach Petrie hatte feststellen müssen, dass er sie nicht aus dem Weg räumen konnte, und der hatte fünf, sechs Männer befehligt, kampferprobte Männer, die graue Uniformröcke trugen.

      Lige Magan stieg die Leiter hinab ins staubige Innere der Scheune und griff nach seinem Gewehr. Er bedachte uns mit einem kurzen, eiligen Blick und schob sich durch die Schlupftür. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss, und in die Scheune kehrte wieder Dunkelheit ein. Wir wandten unsere Gesichter der Stelle zu, wo Lige Magan unserer Meinung nach auf dem Weg zu Jas Jonski den Hof durchquerte.

      Ein, zwei Minuten verstrichen. Hatten wir überhaupt ausgeatmet? Dann gab es einen großen Knall. Thomas McNulty sah erschrocken aus, er blickte John Cole an und versuchte, eine Entscheidung zu treffen: bleiben oder gehen, und dann musste er wohl gedacht haben, es sei besser, zu gehen, falls Jas Jonski doch eine Waffe bei sich führte – und eilte davon.

      Danach herrschte lange Zeit Stille. Kein Geräusch, das uns etwas verraten hätte.

       Fünftes Kapitel

      »Dann hat der’s also getan?«, fragte Lige Magan.

      Wir waren im Haus, am vertrauten Tisch. Rosalee Bouguereau saß auf meiner einen und Thomas McNulty auf meiner anderen Seite. Thomas McNulty hatte die Arme verschränkt, sah mich an und nickte mit seinem graubärtigen Kopf. John Cole stand am Fenster, aber falls er hinausschaute, strafte der seltsam blinde, starre Blick in seinen Augen ihn Lügen. Tennyson Bouguereau war nicht da, er war mit Jas Jonski drüben in der Wäschekammer.

      »Das hat er nich’ gesagt«, antwortete Thomas McNulty. »Er hat gesagt, er war’s nich’. Er hat gesagt, warum in drei Teufels Namen er herkommen würd, wenn er’s war, der’s getan hat. Das hat er gesagt, grad eben. Selbst als du ihm dein Gewehr unters Kinn gehalten hast, Lige, hat er geschworen, dass er’s nich’ war.«

      »Dann müssen wir ihn wohl so lange verprügeln, bis er die Wahrheit sagt«, sagte Lige Magan aufbrausend. »Auf mich wirkt er schuldig. Als er mich hat rauskommen sehn, wollte er gleich das Weite suchen. Wollte weglaufen, ganz wie einer, der schuld is’. Wie ich den Schuss abgefeuert hab, isser stehn geblieben wie ’n Standbild. Dann hat er sich umgedreht, kreidebleich im Gesicht. Dann kommst du, Thomas, und ich stell ihm die Frage, und er sagt nichts, und die Pisse läuft ihm in die Hose, und dann frag ich noch mal mit Hilfe des Gewehrs, und er sagt, er hätt nichts verbrochen. Er sagt, er weiß nich’ mal, was passiert is’. Hat zehn Tage gewartet, dass Winona sich meldet, aber kein Wort. Seine Verlobte, hat er sie genannt. Is’ nur hergekommen, um rauszufinden, was los is’.«

      Lige Magan musterte Thomas McNulty mit diesem speziellen Blick, der bedeutete: Und was sagst du dazu?

      Doch Thomas McNulty antwortete nicht. Er legte mir die Hand auf den verschwitzten Rücken. Ich weinte wie ein Frühlingsregen. Ich zitterte. Zitterte von neuem. Mir war übel, als hätte man mich vergiftet. Thomas McNulty gab acht auf meine Rede, diese seltsame Rede ohne Worte, die aus mir hervorquoll. Noch nie hatte ich mich so freudlos, so fiebrig und so furchtsam gefühlt. Nicht einmal, als ich versucht hatte, mit Lana Jane Sugrues Brüdern nach Hause zu gelangen. Ich wusste nicht, was mit mir los war, vermochte es nicht zu deuten. Ich wollte kein Gerede mehr hören. Ich wollte, dass alles wieder so wäre wie vorher, ich und das weiße Kleid, meine Arbeit für den Anwalt Briscoe, die Vorstellung, Jas Jonski zu küssen.

      »Wir müssen endlich wissen, was zu tun is’«, sagte Lige Magan, und sein Zorn verflog ebenso rasch, wie er gekommen war. »Verdammt, wenn er nichts getan hat, kann ich ihn nich’ gefesselt in der Wäschekammer lassen.«

      »Falls wir ihm glauben, lassen wir ihn laufen«, sagte John Cole bestimmt. »Weiß nur nich’, ob’s mich kümmert, ob ich ihm glauben kann. Is’ ’n Lump.«

      »Es wird dich aber kümmern, wenn Sheriff Flynn mit zwanzig Hilfssheriffs hier rauskommt und alles in Stücke schlägt«, sagte Lige Magan. »Wir müssen rauskriegen, was passiert is’.«

      Dann blickte er mich an. Ich nahm ihn nur durch eine Kaskade von Tränen wahr. Ich wusste nicht, was Rosalee Bouguereau ihnen erzählt hatte. Von dem, was gerissen war. All das. Ich hatte den Kerl nicht einmal geküsst. Hatte er mich so zerrissen? War er es, der das getan hatte? Innerlich schrie ich mich selbst an, schrie mit offenem Mund. Nicht, dass sie es gesehen hätten. Aber Thomas McNulty war ein weiser alter Mensch, der spüren konnte, was andere Leute empfanden, das denke ich schon.

      »Wenn du dich an nichts erinnerst«, sagte Thomas zu Lige Magan, »heißt das längst nich’, dass es nich’ passiert is’, so viel steht fest.«

      »Ich werd mein Mädchen ins Bett bringen und ihr meine Kaninchensuppe verabreichen«, sagte Rosalee Bouguereau, ebenfalls wütend, rückte ihren Stuhl ab und erhob sich. »Schaut euch das Mädchen doch mal an. Kann ja nich’ mal sitzen.«

      Ich spürte, wie ich wegschmolz. Ich glaubte, wie Wasser zu sein, hatte aber keinen Becher, der mich fasste. Wie klein ich mich fühlte. Der Welt war es gleich, das wusste ich. Der Welt außerhalb Liges Haus. Die Welt wollte, dass indianischen Mädchen Schlimmes widerfuhr. Das war es, was ich dachte, wenn ich überhaupt etwas dachte. Meist versuchte ich, meinen schmelzenden Kopf hochzuhalten. Meine schmelzenden Arme, meine schmelzenden Beine. Ich war doch nur ein Mädchen, nicht wahr? Ich war so froh, dass Rosalee da war, eine so freundliche Frau.

      Aber sie waren alle freundlich. Nur wussten sie nicht, was zu tun war; dabei hatten sie in finsteren Zeiten tausendmal gewusst, was zu tun war. Deshalb waren sie noch am Leben, deshalb war ich noch am Leben. Ich war noch am Leben, und jetzt hatte ich Angst, irgendwie tot zu sein. Ich glaubte, dass jemand mich getötet hatte. Wie sollte ich jemals wieder auf die Beine kommen? Wie sollte ich die Herrschaft über meine Gliedmaßen wiedererlangen? Wie sollte ich je wieder glücklich sein, so СКАЧАТЬ