Название: The Trial and Death of Socrates
Автор: Plato
Издательство: Ingram
Жанр: Философия
isbn: 9780486111346
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Nochmals warf der junge Mann einen Blick nach den dunkeln Gestalten, als sie zwischen den Bäumen allmählich verschwanden, und dann faßte er rasch das Kanu, um es ins Wasser zu tragen.
Als sie am jenseitigen Ufer gelandet waren, trug der Indianer dieses eine ziemliche Strecke abwärts, wo er es im Gebüsche verbarg; dann kam er trottend auf den jungen Mann zu, und, ohne sich aufzuhalten, glitt er vor diesem mit einer Schnelligkeit und Behendigkeit über die Wiesengründe hin, mit welcher Schritt zu halten der Jüngling Mühe hatte.
Vierzehntes Kapitel
Das Wigwam am Natchez bot die folgenden Tage allem Anscheine nach wieder denselben Anblick düstrer und melancholischer Ruhe oder vielmehr Indolenz dar, in welcher der Indianer, wenn er zu Hause ist, seine Stunden gewöhnlich hinzubringen pflegt. Das ganze Dörfchen war im tiefsten Stillschweigen wie begraben, und selbst die jungem Wilden schienen die Ermüdung ihrer Väter zu teilen und sich einem dumpfen Dahinbrüten zu überlassen. So schien es beim ersten Anblick; allein es bedurfte einer nicht sehr großen Aufmerksamkeit, um zu gewahren, daß diese scheinbare Ruhe einen Charakter von Ängstlichkeit und Spannung hatte, die das ganze Völkchen ergriffen und die auf irgendeine Veränderung im Schicksale desselben hinwies.
Die langen Schritte, mit denen die Erwachsenen auf das Councilhaus sich zustahlen und je zu zweien oder dreien, ohne eine Silbe zu sprechen, ihre langen braunen Hälse ängstlich der Türe zustreckten; die scheuen Haufen von Weibern und Mädchen, die minder keck in größerer Entfernung sich hielten und stieren Blicks die Jungen aushorchten oder auf die Hütte des Miko herüberstarrten: diese verschiedenen Symptome schienen anzuzeigen, daß irgend etwas Wichtiges der Gemeinde bevorstehe.
Es war, wie bereits bemerkt, auch nicht ein Laut auf der ganzen weiten Fläche zu vernehmen. Keine Silbe war aus dem Councilhause zu hören, kein Wortwechsel oder Streit. Selbst die jüngern, bereits zu Männern heranreifenden Wilden wagten es nicht einmal, sich der Türe der Ratsversammlung bis zur Gehörweite zu nähern, von der sie, der herkömmlichen Sitte zufolge, bis nach Ablegung ihrer ersten Waffentat ausgeschlossen waren. Seit der Miko zurückgekehrt, war er, nur sehr kurze Unterbrechungen ausgenommen, mit seinen Kriegern und Männern im vollen Rate versammelt gewesen. Diese Beratungen hatten bereits zwei Tage hindurch gedauert. Zu seiner Tochter hatte er noch nicht gesprochen; er hatte ihr bloß stillschweigend bedeutet, sich in ihrem Stübchen zu halten, dessen Vorhang er selbst befestigt. Das arme Mädchen schien seit dem letzten Auftritte all ihren leichten, frischen, fröhlichen Sinn verloren zu haben. – War sie mit ihrer Schwester Gefangene? Was war aus Mi-li-mach geworden, der nicht wieder zurückgekehrt, und den seine Schnelligkeit zum Liebling ihres Vaters gemacht hatte? War er vielleicht durch die Hand des Weißen in dem Kampf gefallen, den dieser gewagt, ehe er getötet wurde? Aber hinwieder hatte sie keine Trophäe, keinen Skalp, keine Trauer im Wigwam bemerkt. – Rosa ihrerseits war um vieles gefaßter gewesen – sie hatte Trost im Buche gefunden, das der Methodistenprediger Canondah gegeben. – Und häufig hatte sie ihrer Freundin Stellen daraus vorgelesen, so sehr diese auch den Kopf geschüttelt. – »Canondah«, brach sie plötzlich aus, als Rosa ihr eine lange Stelle von der einstigen Seligkeit der Auserwählten gelesen hatte, »hat den guten Häuptling der Schule sehr geliebt; nie aber hat sie ihn leiden mögen, wenn er aus dem Buche vorgelesen oder ihr sanft ins Ohr geflüstert, sich mit Wasser besprengen zu lassen. Sie ist sehr froh, daß sie ihm nicht gefolgt hat.«
»Der Häuptling hat es wohl gemeint,« versetzte Rosa, »Canondah sollte dies getan haben.«
»Wie!« sprach die Indianerin ungeduldig – »Und wenn der Miko Canondahs Haupt mit dem Tomahawk gespalten hätte, so würde sie in die Hölle unter die bösen Weißen gekommen sein, die ihre Brüder getötet und dafür heulen und zähneklappern.« – Sie schauderte. »Nein, nimmermehr!«
Rosa schüttelte den Kopf. »Der gute Gott würde Canondah unter seine Engel aufgenommen und sie ewig selig gemacht haben, weil sie einen Bruder gerettet.« –
»Engel!« wiederholte die Indianerin. – »Canondah will kein weißer Engel dafür sein, daß sie den Späher in ihr Wigwam gelassen hat. Sie will gar kein weißer Engel sein. Canondah würde nimmer froh unter den weißen Engeln sein, die ihre Brüder morden und von ihrem Lande vertreiben.«
»Aber im ewigen Leben werden sich ja die Weißen und Roten nicht mehr morden, sie werden sich freuen und ewig selig sein.«
»Ach siehst du,« sprach die Indianerin, »daß Canondah recht und der bleiche Häuptling unrecht hat. – Die weißen und roten Männer werden sich freuen ihrer Taten, die sie hier ausgeübt haben, und wegen welcher der große Geist sie in die Wiesen versetzen wird. – Aber sie werden sich nicht miteinander erfreuen.« – Sie hielt eine Weile inne und schien nachzudenken. »Nein, Canondah glaubt es nimmermehr!« sprach sie lebhaft. »Wie! der große Geist, der dem Yankee eine weiße Haut gegeben und dem Oconee eine rote, der jenen ins Land über die Salzsee gesetzt und diesen an den großen Fluß, der sie voneinander durch das Salzwasser und hohe Berge getrennt, sollte sie, wenn sie sich am Kriegspfade begegnen und töten, auf die nämliche Wiese zusammenbringen? – Es sollte keine abgesonderte Wiesen für die Weißen und Roten haben? – Nimmermehr! – Die Weißen und Roten würden nimmer vergessen, mit ihren Augen würden sie sich durchbohren, wie die wilde Katze und der Wiesenwolf. – »Nein!« frohlockte sie, »Canondah ist froh, daß sie nicht das Einflüstern gehört. Sie kann nur glücklich sein, wenn sie in die grünenden Wiesen des großen Geistes kommt, wo ewige Sonne herrscht, und ihre Voreltern wandeln und Canondah wie eine gute Tochter empfangen werden.« Sie schritt rasch und ungeduldig im Stübchen hin und her.
Auch in diesem Punkte war sie ganz Indianerin, die mit ihrem lebhaft natürlichen Geiste und kindlichen Gemüte die traditionellen Sagen ihres Stammes festhielt. – Rosa hinwieder, obwohl in der nämlichen Schule auferzogen, war ganz die gläubige fromme Seele geworden, die sich durch die Lehren des Evangeliums veredelt. Sie hatte nun das Buch auf die Seite gelegt und schien über das, was ihre Freundin gesagt, nachzudenken, als sie durch ein gellendes Pfeifen aufgestört wurde. Beide Mädchen stürzten zugleich zum Fenster, von dem jedoch Rosa eben so schnell und bleich wieder ihrem Sitze zueilte, – während die Indianerin hastig den Vorhang an der Türe von innen befestigte.
Es war ein ziemlich großes Boot, ähnlich dem, in welchem der Brite gekommen war, das, durch die gewaltigen Ruderschläge von sechs Männern getrieben, den Fluß heraufglitt. Nebst diesen saßen noch zwei Männer darinnen. Das Fahrzeug war in der Bucht angekommen, wo die Kanus mit dem Boote des Briten lagen. Das letztere schien besonders einem der zwei Männer aufzufallen, der es flüchtig besah und dann seinem Nachbar einige Bemerkungen mitteilte, die dieser kopfnickend bekräftigte. Derselbe stieg auch als erster ans Land. – Er war mittlerer Größe, von nichts weniger als starkem oder üppigem Gliederbau, mit einem sonnverbrannten, braunen Gesichte, hohlen Wangen, in denen die Blattern schwarze, unangenehm auffallende Narben zurückgelassen hatten – und spitziger, etwas geröteter Nase. Aus diesem schmalen Gesicht und den ziemlich tiefliegenden Augenhöhlen СКАЧАТЬ