Eilandfluch. Marie Kastner
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Название: Eilandfluch

Автор: Marie Kastner

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783967525212

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СКАЧАТЬ folgende Tag lockte mit grellen Sonnenstrahlen, die durch die geöffnete Doppel-Balkontür ins Hotelzimmer fielen. Thorsten und Mona hatten sich in der Nacht nicht überwinden können, sie zu schließen, wollten das Meeresrauschen und die salzhaltige Luft beim Einschlafen genießen.

      Gegen halb zehn wurde es dem umtriebigen Unternehmer zu bunt mit dem Müßiggang, er scheuchte Mona unbarmherzig aus dem Bett und ins Badezimmer. Dort würde sie ohnehin wieder eine Weile brauchen.

      Er selbst griff zu seinem Notebook, gab den hoteleigenen Wifi-Schlüssel ein und checkte seine E-Mails. Unglaublich, was im Postfach innerhalb der kurzen Zeitspanne seiner Abwesenheit aufgelaufen war! Während seine Freundin ihr Haar föhnte, trennte er die wichtigen von weniger brisanten Mails und beantwortete dringende Fragen seiner Mitarbeiter. Wochenenden und Feierabende waren bei ihm relativ. Abschließend sah er sich die Küste vor La Gaiola zu Orientierung auf Google Earth an.

      Gut gelaunt schwebte das Model aus dem Bad, und Thorsten klappte den Rechner zu. Er stand auf, griff nach seinem Kulturbeutel. Bei ihm würde die Prozedur samt Dusche nicht länger als zehn Minuten in Anspruch nehmen.

      »Wozu hast du dich eigentlich voll geschminkt? Wir wollten doch am Strand des Parco Sommerso della Gaiola, Area Marina Protetta, schwimmen gehen«, wunderte er sich.

      Mona lächelte kopfschüttelnd.

      »Männer! Keine blasse Ahnung, wie sehr Unsereins nach dem Aussehen beurteilt wird. Ich habe keinerlei Bock auf grässliche Fotos, die irgendein Paparazzo auf dem Weg dorthin von mir schießt.«

      Gegen Mittag verließ der Mercedes SLK die hoteleigene Tiefgarage. Bei angenehmen achtundzwanzig Grad konnte man wieder mit offenem Verdeck fahren. In Deutschland zog Ende September bereits der Herbst ein, aber hier am Mittelmeer herrschte noch schönstes Hochsommerwetter.

      Monas Haar war zum Schutz gegen den Fahrtwind mit einem farbenfrohen Seidentuch von Hermès zurückgebunden, das einen farbigen Kontrast zu ihrem schwarzen, gerade so oberschenkellangen Kaftan aus semitransparentem Leinen bildete. Opulente Ton-in-Ton-Stickereien umrahmten den V-Ausschnitt und die Gehschlitze am Saum. Darunter trug sie einen mitternachtsblauen Bikini mit goldfarbenen Zierelementen, der neckisch hervorblitzte.

      Mehr als einmal glitt Thorstens Blick unwillkürlich von Straße und Armaturenbrett zu seiner Beifahrerin hinüber, deren glänzendes Haar wie eine schwarze Fahne im Fahrtwind wehte. An ihrem schlanken Hals funkelte ein goldenes Kettchen mit brillantbesetztem Herzanhänger, das er ihr zum Geburtstag verehrt hatte. Wie sie da so entspannt im Sitz saß und aufs Meer hinausträumte, sah sie zum Anbeißen aus.

      Der Wagen bog nach dem Verlassen der Via Posillipo in die Discesa Gaiola ein. Der befahrbare Teil dieser schmalen Straße endete auf einem heillos überfüllten Parkplatz, auf dem Thorsten mehrere Runden drehen musste, bis ihm das Glück hold war und eine Parklücke frei wurde. Von hier aus musste man zu Fuß weitergehen, wenn man an den Strand oder zu den archäologischen Stätten gelangen wollte. Unter anderem gab es hier ein gut erhaltenes Amphitheater aus der Römerzeit zu bestaunen, doch danach stand den Frankfurtern heute nicht der Sinn.

      In Serpentinen schraubte sich der Weg den Steilhang hinab. Mona war froh, zu ihren flachen Zehensandaletten gegriffen zu haben, sonst hätte sie wohl irgendwann barfuß gehen müssen. So konnte sie die Wegstrecke wenigstens in vollen Zügen genießen. Entlang der üppig mit wildem Wein, Efeu oder Bougainvilleas bewachsenen Bruchsteinmauern und kleinen Häusern ging es im Halbschatten sanft nach unten, bis das Meer in Sicht kam. Thorsten bemerkte, wie Lichtreflexe durch die Zweige der Olivenbäume fielen und auf der süßen Nase seiner Freundin fröhlich zu tanzen schienen.

      Eine kleine Badebucht breitete sich vor den Betrachtern aus. Die schmalen Strände waren mit Badenden, spielenden Kindern und Booten total überfüllt. Über dieser Bucht thronte die Villa Ambrosio, fast so erhaben wie ein kleineres Kastell, und man konnte einen ersten Blick auf La Gaiola erhaschen. Das Eiland lag unglaublich nahe am Festland.

      Thorsten und Mona mussten jetzt nur noch eine Minilandzunge überqueren und einige Treppenstufen hinabsteigen, dann waren sie am Ziel ihres kurzen Fußmarsches angelangt. Hier war die Küste durchgehend felsig, man konnte an manchen Stellen jedoch von glatten Felsplattformen aus baden gehen. Direkt vor der Insel planschten Touristen im petrolgrünen Wasser, Kanus und Ruderboote zogen in gemächlichem Tempo vorüber. Am Meeresgrund vor der Zwillingsinsel konnte man schemenhaft lineare Steinstrukturen erkennen.

      »Was ist das? Sieht wie Unterwasserruinen aus«, fragte Mona.

      »Gut erkannt. Da unten liegen die Überreste einer römischen Siedlung. Ich habe mir auf You Tube mehrere Videos angesehen. Wenn man hier abtaucht, kann man sogar noch verschnörkelte Bodenfliesen von damals erkennen. Diese reizvolle Gegend war schon immer von reichen Leuten bewohnt«, erklärte Thorsten geduldig.

      »Schau, da vorne am Eck wäre noch Platz für unser Handtuch. Wir könnten uns dort niederlassen und die paar Meter zur Insel hinüber schwimmen.«

      Mona zeigte sich einverstanden. Sie breitete das Badetuch aus, band ihr Haar zu einem Knoten hoch und streifte Tunika und Sandalen ab.

      »Schon fertig! Wegen mir kann es sofort losgehen.« Sie ließ sich bis zum Hals ins lauwarme Wasser gleiten, anmutig wie eine Nixe. Ihr Freund brauchte da etwas länger. In Gewässer, die er nicht kannte, hielt er grundsätzlich erst die große Zehe hinein, bevor langsam der Rest seines durchtrainierten Körpers folgte.

      »Jetzt komm endlich! Wovor hast du Schiss? Hier gibt es bestimmt keine Haie. Die haben instinktiv eine Heidenangst vor dem Inselfluch«, lästerte Mona ironisch und planschte derart mit den Füßen, sodass Thorsten von oben bis unten klatschnass wurde. Dann schwamm sie kichernd von dannen, sich dabei immer wieder frech nach ihm umdrehend.

      Er ließ sich vollends ins klare Wasser plumpsen.

      »Na warte!«, drohte er zum Scherz und folgte ihr. Sie hatte mit wenigen Schwimmzügen bereits mehr als die Hälfte der kurzen Distanz zur Insel zurückgelegt. Am Felsvorsprung vor der Grotte hielt sie jedoch inne.

      »Was meinst du, Schatz … kann ich es wirklich wagen, diesen

      mit einem Fluch belegten Grund und Boden zu berühren?«

      »Aber unbedingt!«

      Thorsten zog sich hoch, reichte seiner Begleiterin seine starke Hand, um ihr aus dem Wasser zu helfen. Er war eben durch und durch Kavalier. Nun standen sie unmittelbar vor einer geräumigen Grotte, deren Eingang durch ein rostiges Scherengitter versperrt wurde. Man konnte lediglich zwei, drei Meter weit hineingehen. Dennoch prangte daneben ein weißes Warnschild mit roter Aufschrift an der Felswand:

      Attenzione Pericolo! Specchio acqueo area demaniale interdetta, stand da zu lesen. Die Regione Campania hatte es angebracht.

      Mona studierte es, konnte sich keinen Reim darauf machen.

      »Bei steigendem Wasserspiegel könnte es hier gefährlich werden«, übersetzte Thorsten sinngemäß.

      Mona lehnte sich gegen die raue Felswand, hielt ihr Gesicht in die Sonne. Blinzelnd sah sie zur anderen, unbebauten Hälfte der Insel hinüber, musterte skeptisch den schmalen Steinsteg, der die Hälften verband. Er wirkte marode. Nie im Leben würde sie mit ihrer Höhenangst dort hinüber gehen können.

      »Mir ist schon ein wenig mulmig zumute, das muss ich zugeben. Wir könnten ebenso gut wieder zum Festland schwimmen, denn die Villa sieht man von hier aus sowieso nicht. Ich würde auch ungern verbotswidrig über die Absperrung klettern, um auf die Treppe СКАЧАТЬ