Фейнмановские лекции по физике. Т. IV (6). Ричард Фейнман
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СКАЧАТЬ geltend, als er Fragen zu seiner Vergangenheit als Bürgermeister von Paris beantworten sollte. Er war wegen Amtsmissbrauchs sowie Veruntreuung und Unterschlagung öffentlicher Gelder angeklagt worden.

      Und die Mafiosi, die inzwischen im feinen Zwirn der Banker und Manager den Norden Europas und Nordamerikas unsicher machen? Längst nicht mehr mit der Lupara, dem Wolfstöter, im Arm, sondern mit all den technischen Utensilien ausgestattet, die Betrug und Täuschung auch ohne Waffen effizient werden lassen.

      Weitere Beispiele ließen sich leicht anführen. All diesen prominenten Simulanten und Dissimulanten dürfte die Absicht gemeinsam sein, öffentliche Untersuchungen und Gerichtsverfahren zu blockieren, um Karrieren zu retten und/oder gesetzlichen Strafen zu entgehen.

      Die Medien als Vergrößerungsglas

      Und was bringt uns das jetzt, diese Parade prominenter Simulanten und Dissimulanten? Häme? Neid? Oder doch mehr?

      Betrachtet man die Medien als eine Art Vergrößerungsglas, so spiegeln all die Zeitungsberichte und Fernsehtalks über die Tricksereien der Promis wider, dass auch der Homo sapiens des 20./21. Jahrhunderts darauf aus ist, sich und den Seinen die besten Futterplätze, die besten Möglichkeiten der Fortpflanzung und die höchsten sozialen Ränge zu sichern. Mögen die Formen gewechselt haben, die Ziele bleiben. Wir zeigen das falscheste Lächeln, aber mit blendend weißen Zähnen.

      Und die Lebenserinnerungen, die mit Hilfe versierter Ghostwriter den Nachruhm erhalten sollen, sie zeigen auf Hochglanzpapier: alles ein bisschen trauriger (die Kindheit!), alles ein bisschen anstrengender (die Karriere!), alles ein bisschen bedeutsamer (die eigenen Sätze über die Welt!). Und der Erfolg? Er ist natürlich immer dem eigenen Einsatz, der eigenen Begabung zu verdanken. Weder Zufälle noch Förderer noch Halunkenstücke werden erwähnt. Oh, wir begabten Retuscheure!

      Kapitel 3: Wir ganz normalen Simulanten

      Betrachtet man die Kunst des Simulierens im Alltag ein bisschen näher, muss man feststellen:

      Die Vorteile toppen die Gefahr.

      Auf den Punkt gebracht, will ziemlich jeder Mann, jede Frau und jedes Kind:

      Unangenehmes vermeiden, aber mehr vom Kuchen haben.

      Und da ein gewiefter Trickser selten auf frischer Tat ertappt wird, sondern erst einmal die Vorteile des Tricksens genießen kann, wird ziemlich häufig simuliert.

      Unangenehmes vermeiden

      Und was gibt es nicht alles, was man gerne vermeiden möchte? Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit:

die Schule (denken wir nur an Hanno Buddenbrook),
Prüfungen im Allgemeinen (Achtung, jetzt sind Sie selbst dran!),
den Wehrdienst (hier ist der charmante Simulant Felix Krull ein gutes Beispiel),
den Kriegsdienst (lesen Sie dazu Hemingways herzzerreißenden Roman „In einem anderen Land“),
täglich zur Arbeit gehen (wer hat noch nie „blaugemacht“?),
unangenehme Arbeitsbesprechungen (Schnupfen oder Magenprobleme vortäuschen),
unangenehme Familientreffen (siehe oben),
Straf- oder Gerichtsverfahren (Krankwerden leicht gemacht, sofern die Ärzte mitspielen),
öffentliche Untersuchungen – die Mediengerichte für Politiker und Promis (mit Zeugen Absprachen treffen…), und so fort…

      Wahrscheinlich werden Sie manches streichen und manches hinzufügen wollen. Machen Sie sich einfach Ihre ganz persönliche Liste. Aber Achtung: Wer hier und dort ein bisschen simulieren will, muss sich auskennen (vgl. dazu den zweiten und dritten Teil unseres Buches), und er sollte ein gutes Gedächtnis haben. Denn man muss sehr genau im Kopf behalten, was man wem und wo gesagt hat und welche Leiden man wem und wo vorgespielt hat.

      Mehr vom Kuchen bekommen

      Und jetzt die Frage: Wie sehen die Kuchen aus, von denen Sie ein etwas größeres Stück bekommen wollen? Hier unsere Liste, Ihre kann wiederum ganz anders sein.

Filme, Lokale, Clubs ab 18 besuchen können (sich älter machen, als man ist),
beim Arbeitgeber eine Auszeit ergattern (eine schwer überprüfbare, aber heilbare Krankheit simulieren),
mehr Steuern zurückbekommen (z.B. das Arbeitszimmer um ein paar Quadratmeter vergrößern),
dem Arbeitgeber mehr Spesen abluchsen (bei der Reisekostenabrechnung etwas höher gehen),
bei Versicherungen absahnen (hier ist der Film „Der Glückspilz“ mit Jack Lemmon als Simulant zu empfehlen),
früher in die Rente eintreten (z.B. chronische Rückenschmerzen simulieren),
ein interessantes Doppelleben führen (im Internet ein attraktives zweites Ich präsentieren, schöner und schlauer als in Wirklichkeit),
mehr Aufmerksamkeit erreichen (z. B. blond werden oder sich mit einer besonderen Biografie schmücken),
wieder einen Partner finden (sich die Haut straffen lassen, sich jünger machen, als man ist),

      und so fort…

      An den genannten Beispielen kann man leicht ablesen: Beim Ergattern von Vorteilen geht es um Geld, darum, für sich und die Seinen die besten Futterplätze und die besten Reviere (sprich: Wohnungen, Häuser) sowie alle sonstigen Konsumgüter unserer Welt zu beschaffen.

      Aber es geht auch um bessere Bedingungen bei der Partnerwahl, um Aufmerksamkeit und soziale Anerkennung, um selbstbestimmte Arbeit und um das Freisein von Mühen.

      „Blaumachen“ als kulturelle Tradition

      Europaweit geht eine Milliarde Arbeitsstunden im Jahr durch „Blaumachen“ verloren, wie Verena Schorcht anhand einer groß angelegten Studie feststellt.

      Woher kommt das schöne Wort „Blaumachen“ und dieses kulturelle Phänomen? Die Begriffe „Blaumachen“ und „Blauer Montag“, noch heute im deutschen Sprachraum für Nichtstun gebräuchlich, sollen aus der Zeit stammen, als die Indigo-Färber die frisch gefärbten Tücher am Montag zum Trocknen ausbreiteten und danach eine Arbeitspause einlegten.

      In der mittelalterlichen Gesellschaft gehörte der „Blaue Montag“ zur Festkultur. Ausgiebiges Essen, Trinken, Tanzen und Feiern verschönerten den Tag. Erst die kapitalistische Organisation von Arbeit mit ihrer unflexiblen Zeittaktung erzwang die moralische Ächtung des „Blaumachens“ sowie die des „Blauen Montags“. Auch andere Sprachkreise haben übrigens sehr schöne Wörter für dieses Phänomen: „to take a sicky on Monday“, sagen die Briten, „bumelóvac“ unsere polnischen Nachbarn.

      Blaumachen ist heute noch eine beliebte und verbreitete Art, sich entweder eine Ruhepause oder zusätzliche Freizeit zu verschaffen, häufig aber auch, um heimlich an einer weiteren Arbeitsstelle Geld zu verdienen. Internetforen bieten Hilfen an, wie man beim Arbeitgeber eine Kranken-Auszeit erreichen kann, ohne in den Verdacht des Simulierens zu kommen. Gewarnt wird davor, als Ruhetag den Freitag zu wählen; der Dienstag oder der Donnerstag werden empfohlen. Desgleichen wird über verschiedene Typen von Simulanten informiert, beispielsweise:

Simulierende Täuscher, die Krankheitssymptome produzieren, ohne irgendwelche Beschwerden zu haben.
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