Sophienlust 315 – Familienroman. Anne Alexander
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Название: Sophienlust 315 – Familienroman

Автор: Anne Alexander

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Sophienlust

isbn: 9783740966980

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СКАЧАТЬ bedenke einmal die Vorteile, die dieser Kurs mir bietet«, wandte Harald ein. »Ich will doch weiterkommen, Christine. Das mußt du verstehen.«

      »Es wird so weit kommen, daß wir uns nur noch frühmorgens und am späten Abend sehen«, meinte Christine. »Vergiß nicht, ich habe bis vor kurzem als Sachearbeiterin in deiner Firma gearbeitet. Ich kenne Direktor Gerlach zur Genüge.«

      »Zugegeben, während des Kurses werde ich mich nicht viel um euch kümmern können, aber danach wird alles wieder beim alten sein«, erwiderte Harald leichthin. »Du kannst dich darauf verlassen, daß mir trotz allem die Familie wichtiger ist als meine Arbeit.«

      »Weißt du, wie endlos so ein Tag werden kann?« fragte Christine. »Mit dem Haushalt bin ich schnell fertig. Gut, ich habe Melissa, aber ich kann das Kind doch nicht an mein Bein binden. Melissa soll sich frei entfalten können und nicht ständig an meinem Schürzenzipfel hängen. Ich freue mich immer auf den Abend, wenn du nach Hause kommst. Es war so schön, daß du jetzt immer um halb fünf heimgekommen bist. Auch Meli wird das Tollen mir dir vermissen.«

      »In einigen Wochen werde ich wieder pünktlich heimkommen«, versicherte Harald. Ganz glaubte er zwar selbst nicht daran, aber er wollte um jeden Preis einen Streit mit seiner Frau vermeiden. »Sag, wie war es bei dieser Heinhofer Müttervereinigung?«

      Christine war am Vortag von Frau Petzold angerufen worden. Man hatte sich im Haus der Vereinsvorsitzenden getroffen, die ein Kindermädchen hatte, das während der Sitzung die kleineren Kinder betreute.

      Christine winkte ab. »Nichts für mich! Am liebsten wäre ich mitten in der Sitzung aufgestanden, hätte Melissa genommen und wäre nach Hause gegangen. Zuerst gab es ein endloses Palaver über Kochrezepte und Strickmuster, und dann ging man zur Tagesordnung über. Man will eine Großaktion gegen die Heinhofer Hundebesitzer starten.«

      »Was?« Harald sah seine Frau entgeistert an. »Gibt es denn für diese Frauen keine größeren Probleme als Hunde?«

      »Allem Anschein nach nicht! Zugegeben, es darf nicht vorkommen, daß Hunde die Kinderspielplätze beschmutzen. Man sollte den betreffenden Hundebesitzern gehörig auf die Finger klopfen, aber den Hunden auch noch verbieten zu wollen, entlang der Feldwege oder auf der Fahrbahn ihr Geschäftchen zu verrichten, ist mehr als intolerant.«

      »Und wie will man das durchsetzen?« fragte Harald.

      »Indem man sich an die Öffentlichkeit wendet«, erwiderte Christine. »Ich habe mich geweigert, den Leserbrief zu unterschreiben, der an die Zeitung aufgesetzt wurde.«

      »Das war richtig, Christine.« Harald schüttelte den Kopf. »Ich habe mir neulich den Spielplatz angesehen. Von Hundehaufen keine Spur, aber leere Konservendosen, Glasscherben, Papier und Zigarettenkippen genug.«

      »Das war ja das allerschönste!« sagte Christine. »Doris, die kleine Tochter der Vorsitzenden, lief ins Zimmer und kletterte auf den Schoß ihrer Mutter. Frau Weingraf rauchte seelenruhig weiter und blies der Kleinen teilweise sogar den Rauch ins Gesicht. Sie rauchen wie ein Schlot und regen sich über Hundehaufen auf.«

      »Du gehst auf keinen Fall noch einmal mit Melissa hin, Christine«, bestimmte Harald. »Es genügt, wenn diese Frauen ihre eigenen Kinder von der Zeugung an mit Rauch einnebeln. Unsere Melissa wird dem nicht ausgesetzt.«

      »Ich habe dir doch neulich von der netten Verkäuferin im Supermarkt erzählt«, entgegnete Christine. »Sie leitet ein Sozialkomitee. Da würde ich gern mitmachen.«

      »Ich weiß nicht«, meinte Harald gedehnt. »Na gut, wenn du unbedingt willst, schau es dir einmal an. Weißt du, ich bin jetzt in einer Position, in der es bedenklich ist, wenn die Ehefrau sich zu sehr öffentlich betätigt. Ich meine, Wohltätigkeitsveranstaltungen und dergleichen, dagegen ist nichts einzuwenden. Aber wenn du in einem Sozialkomitee arbeitest, mußt du womöglich zu sehr Stellung nehmen.«

      »Ich soll also lieber zu Hause sitzen und Däumchen drehen?«

      »So habe ich das nicht gemeint, Christinchen«, wehrte Harald ab, »aber du könntest doch auch dem Tennis- oder Reitclub beitreten. Es wohnen ja nicht nur Frauen wie die Damen Petzold und Weingraf in Heinhofen. Einige unserer Nachbarinnen werden sicher dem einen oder anderen Club angehören. Es wäre nur gut, wenn du näher mit ihnen bekannt würdest.«

      »Weil es dein Image hebt?« Diese Frage konnte sich Christine nicht verkneifen. Sie verstand ihren Mann nicht. Seit er zum Prokuristen ernannt worden war, benahm er sich immer mehr wie ein Snob.

      »Warum sollte unser Image nicht gehoben werden?« fragte Harald. »Es ist nichts dagegen einzuwenden.«

      »Du sprichst schon wie Direktor Walter«, warf Christine ihm etwas bissig vor.

      »Bei der Firma Gerlach kann ich nicht noch höher steigen«, erwiderte ihr Mann unbeeindruckt. »Aber wer zwingt mich, ständig bei ihr zu bleiben? In einigen Jahren werde ich mich nach einer noch besseren Position umsehen. Industrie und Wirtschaft brauchen ständig Leute, die bereit sind, sich völlig einzusetzen.«

      »Aber vor Industrie und Wirtschaft sollte immer deine Familie stehen«, sagte Christine mit Nachdruck. »Ich kann verstehen, daß dir deine neue Position etwas zu Kopf gestiegen ist, aber irgendwann solltest du wieder herunter auf die Erde kommen.«

      »Mir ist gar nichts zu Kopf gestiegen!« Harald Walter mußte sich zwingen, ruhig zu bleiben. Warum war Christine nur so begriffsstutzig? Konnte sie denn nicht begreifen, daß ein Mann in seinem Beruf weiterkommen mußte?

      »Das merkst du nur nicht«, meinte die junge Frau. »Aber warum zanken wir uns, Harald? Es ist doch sinnlos!« Sie schenkte ihm ein versöhnliches Lächeln. »Nutzen wir lieber die uns verbleibende Zeit für ein intensives Familienleben.«

      »Einverstanden!« Harald küßte sie aufs rechte Ohr. »Schauen wir noch einmal nach Meli? Ich habe noch nie ein niedlicheres Kind gesehen.«

      »Wahrscheinlich gibt es nur wenige Väter, die so vernarrt in ihre Tochter sind, wie du es bist«, scherzte Christine und zwang sich, nicht über Haralds plötzlichen Snobismus nachzudenken.

      »Es haben auch nur wenige Väter eine so hübsche, kluge Tochter«, konterte Harald.

      Leise stiegen sie die Stufen zum ersten Stock empor. Lautlos öffnete Harald die Tür des Kinderzimmers. Beim Fenster brannte ein kleines Nachtlicht. Sein Schein reichte eben aus, die Konturen des Kindes erkennen zu lassen.

      Hand in Hand stand das Ehepaar am Kinderbettchen. Nach den langen Jahren des Wartens kam es Christine noch immer wie ein Wunder vor, daß sie nun endlich ein Kind hatte. Gut, Melissa war nicht ihr leibliches Kind, aber kaum ein Kind wurde wohl mehr geliebt. Sie schwor sich, alles zu tun, damit es im Leben der Kleinen keine dunklen Schatten gab.

      *

      Christine Walter kam aus dem Kindergarten, der dem Heinhofer Reitclub angeschlossen war. Sie hatte ein wenig Angst gehabt, Melissa dort abzugeben, aber die Kleine hatte keine Schwierigkeiten gemacht. Munter hatte sie ihr nachgewinkt und »ade« »ade« gerufen. »Was für ein braves Kind«, hatte die junge Kindergärtnerin gemeint und Melissa zu ihren fünf anderen Schützlingen gebracht.

      Christine ging über den weiten Platz zu den Ställen. Sie kam sich in ihrem Reitdreß lächerlich vor, aber dann sah sie, daß die anderen Frauen genauso gekleidet waren. Seufzend setzte sie auch noch ihre Kappe auf.

      »Hallo!«

      Christine СКАЧАТЬ