Название: Dr. Norden Bestseller Classic 50 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden Bestseller Classic
isbn: 9783740967086
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Aber es gab noch eine ganze Anzahl hübscher Frauen an Bord, und wenn er der Mittelpunkt war, fühlte er sich ganz in seinem Element. Da Viola tolerant und in Urlaubsstimmung war, kam es nicht zu Differenzen. Sie dachte jetzt auch nicht mehr daran, dass ihr Sparkonto durch diese Reise gewaltig reduziert worden war. Sie würde von Werner ja alles zurückbekommen, und schließlich war es gleich, wer die Reise bezahlte und wer die Wohnung.
*
Purzel schien sein Frauchen nicht mehr zu vermissen, und Helga hatte sich so an den lieben kleinen Kerl gewöhnt, dass sie ihn auch nicht mehr missen wollte.
Als er sie jedoch bei einer ganz schwierigen und dazu noch dringenden Arbeit mit einem ungewohnten Jaulen störte, wurde sie ungehalten.
»Beherrsch dich, Purzel, deine Zeit ist noch nicht gekommen«, sagte sie, aber diesmal ließ er sich nicht beruhigen.
»Na, dann, ab durch die Mitte«, sagte sie seufzend. »Was fehlt dir denn nur.«
Das merkte sie dann, als sie aus dem Haus traten, denn auf den Stufen hockte eine zusammengekrümmte Frau.
»Ich kann nicht mehr«, stöhnte sie, »ich kann nicht mehr weiter. Bitte …« Aber sie konnte nicht mehr sprechen.
Helga überlegte blitzschnell. Sie sah, dass die Frau schwanger war, und ihr Gesicht war fahl und schweißbedeckt.
Wie hieß doch noch mal der Arzt, von dem Viola gesprochen hatte. Norden! Ja, es fiel ihr ein, obgleich sie aufgeregt war.
»Ich rufe einen Arzt«, sagte sie.
Purzel hatte sich auf die Treppe gesetzt, und dort saß er auch noch, als Helga zurückkam.
»Dr. Norden kommt sofort«, sagte sie beruhigend.
Sie wollte der jungen Frau emporhelfen, aber die schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht. Ich kann keinen Schritt mehr gehen«, stöhnte sie. »Viola – Viola …« Da wurde sie ohnmächtig.
Helga verlor nicht so leicht die Fassung, aber nun war sie doch maßlos erschrocken. Die Fremde wollte zu Viola. Es war kein Zufall, dass sie hierhergekommen war.
Purzel schien sie zu kennen, deswegen hatte er so gejault, aber Helga hatte diese junge Frau noch nie gesehen.
Dr. Norden kam. »Bitte rufen Sie den Notarztwagen. Es eilt«, sagte er zu Helga. Er sagte ihr die Nummer. Helga rannte die Treppe empor. Es war ein Glück, dass sie ein so gutes Zahlengedächtnis hatte, das auch in der Aufregung nicht versagte.
Der Notarztwagen kam. Auf der Straße hatten sich schon einige Neugierige angesammelt, doch von alldem nahm Helga keine Notiz. Sie hörte nur, wie Dr. Norden sagte: »Zur Frauenklinik Dr. Leitner, schnellstens.«
Purzel begann wieder zu jaulen. Sie kniete nieder und streichelte ihn, und als sie sich aufrichtete, stand ein großer breitschultriger Mann vor ihr.
Die Wagen waren davongefahren, die Neugierigen waren wieder gegangen, nur dieser Mann war da.
»Was ist denn hier los?«, fragte er heiser. »Was machen Sie hier? Ist etwas mit Frau Röhm?«
Helga hatte ihre Fassung zurückgewonnen. Purzel begrüßte den großen Mann nun schwanzwedelnd.
»Wer sind denn Sie?«, fragte Helga tonlos.
»Rodenberg. Mir gehört das Haus, wenn Sie nichts dagegen haben.«
Viola hatte ihr gesagt, dass der Hausbesitzer einige Monate beruflich abwesend sei. Mehr wusste sie über ihn nicht, aber Helga hatte sich auch nie dafür interessiert, wem das Haus gehörte.
»Ich heiße Helga Merten und bin eine Freundin von Viola. Sie hat Urlaub, und ich betreue Purzel«, sagte sie kühl. »Passt Ihnen das nicht?«
In seinen hellen Augen blitzte es auf. »Verzeihung«, sagte er nun höflich. »Ich habe mich nur über den Menschenauflauf gewundert und dachte, dass Viola etwas passiert ist.«
»Es war eine fremde junge Frau, die hier zusammengebrochen ist«, erwiderte Helga zurückhaltend. »Ich habe den Arzt gerufen, und nun ist sie in die Klinik gebracht worden. Und ich werde wieder an die Arbeit gehen, die dringend fertig werden muss. Ich hoffe, dass Sie durch meine Anwesenheit nicht gestört werden.«
»Bitte, nicht so aggressiv«, sagte er. »Ich war erschrocken. Wenn man nach langer Abwesenheit so empfangen wird, ist das doch wohl nicht verwunderlich. Wollen wir nicht einen Beruhigungsschluck nehmen?«
»Nein, danke, ich muss arbeiten«, erwiderte Helga. »Komm, Purzel.«
Er folgte ihr, aber doch etwas widerwillig, und er drehte sich immer wieder zu Herrn Rodenberg um.
»Wir sehen uns schon noch, Purzel«, sagte der. »Ich bitte nochmals um Verzeihung, gnädige Frau.«
Helga warf den Kopf herum. »Ich bin durchaus nicht gnädig«, konterte sie und verschwand schon hinter der Wohnungstür.
»Und du benimmst dich jetzt, Purzel, sonst kannst du meinetwegen zu diesem Tölpel gehen«, sagte sie. Doch dann ebbte ihre Erregung schnell ab, und sie dachte darüber nach, ob dieser Mann für Viola nicht auch sehr viel übrig hatte. Seltsam war es schon, dass sie nie über ihn gesprochen hatte. Seltsam war es aber auch, dass ein anscheinend alleinstehender Mann und Viola unter einem Dach wohnten.
Helga schob alle Gedanken schnell beiseite, um sich der unterbrochenen Arbeit zu widmen. Sie musste sich immer wieder erst gedanklich in diese Übersetzungen hineinfinden, und deswegen mochte sie es gar nicht, wenn sie herausgerissen wurde. Doch Purzel benahm sich nun auch wieder manierlich, und da sie ein sehr pflichtbewusster Mensch war, gelang es ihr, auch das Nachdenken über diesen dramatischen Zwischenfall auszuschalten.
*
Dr. Norden hatte seinen Freund und Kollegen Dr. Leitner schnellstens informiert, und der OP in der Frauenklinik war gleich bereit.
»Name der Patientin?«, fragte Schwester Hilde.
»Vorerst noch unbekannt«, erwiderte Dr. Norden.
»Damit können wir uns nicht aufhalten«, sagte Dr. Hans-Georg Leitner. »Es besteht höchste Lebensgefahr.«
Er sah Daniel an. »Es ist tragisch. Sechster Monat. Ich werde nicht umhinkommen, das Kind mit der Gebärmutter zu entfernen. Sonst hat die Frau keine Überlebenschance, die Blutung kommt nicht zum Stillstand.«
Herr im Himmel, dachte Daniel, und dann wird sie kein Kind mehr bekommen können.
»Du musst es wissen, Schorsch«, sagte er zu seinem Freund.
»Mir graust immer vor solchen Eingriffen«, erwiderte der. »Aber ihre Chancen sind ohnehin minimal.«
Dr. Norden war froh, dass er dieser Operation nicht beiwohnen musste. Auf ihn wartete allerdings ein volles Wartezimmer.
Dr. Leitner operierte. Er wusste, dass er auch für sich ein Risiko einging, denn eine Uterusamputation bedurfte der Einwilligung der Patientin oder ihres Mannes.
Aber die Patientin war bewusstlos, und den Namen des Mannes kannte man so wenig СКАЧАТЬ