Die Abenteuer des Sherlock Holmes. Arthur Conan Doyle
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Читать онлайн книгу Die Abenteuer des Sherlock Holmes - Arthur Conan Doyle страница 13

Название: Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Автор: Arthur Conan Doyle

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Reclam Taschenbuch

isbn: 9783159617220

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СКАЧАТЬ klingt«, sagte Holmes, »als umso weniger geheimnisvoll erweist sie sich in der Regel. Es sind diese gewöhnlichen, nichtssagenden Verbrechen, die einen wirklich vor Rätsel stellen, so wie ein gewöhnliches Gesicht am schwierigsten zu identifizieren ist. Aber ich muss in dieser Angelegenheit unverzüglich handeln.«

      »Was wollen Sie denn unternehmen?«, fragte ich.

      »Rauchen«, entgegnete er. »Es ist mindestens ein Drei-Pfeifen-Problem, und ich bitte Sie, mich in den nächsten fünfzig Minuten nicht anzusprechen.« Er rollte sich in seinem Sessel zusammen, die mageren Knie bis zu seiner Adlernase hochgezogen, und da hockte er nun mit geschlossenen Augen, und seine schwarze Tonpfeife ragte hervor wie der Schnabel eines seltsamen Vogels. Ich war zu dem Schluss gekommen, dass er eingeschlafen sei, und war tatsächlich selbst eingenickt, als er plötzlich aus seinem Sessel aufsprang, mit der Geste eines Mannes, der einen Entschluss gefasst hat, und seine Pfeife auf den Kaminsims legte.

      »Sarasate spielt heute Nachmittag in der St. James’ Hall«, bemerkte er. »Was meinen Sie, Watson? Können Ihre Patienten Sie für einige Stunden entbehren?«

      »Ich habe heute nichts zu tun. Meine Praxis nimmt mich nie sehr in Anspruch.«

      »Dann setzen Sie Ihren Hut auf und kommen Sie mit. Ich gehe zuerst durch die City, und wir können unterwegs eine Kleinigkeit essen. Ich sehe, dass ziemlich viel deutsche Musik auf dem Programm steht, was meinem Geschmack viel mehr entspricht als italienische oder französische. Sie ist introspektiv, und ich will Introspektion. Kommen Sie!«

      Wir fuhren mit der Untergrundbahn bis Aldersgate; und ein kurzer Spaziergang führte uns zum Saxe-Coburg Square, dem Schauplatz der ungewöhnlichen Geschichte, die wir am Vormittag gehört hatten. Es war ein dürftiger kleiner Platz von schäbiger Eleganz. Vier Reihen schmutziger zweistöckiger Backsteinhäuser sahen auf eine kleine eingezäunte Anlage hinab, wo ein Rasen voller Unkraut und ein paar Gruppen verwelkter Lorbeerbüsche einen harten Kampf gegen eine rauchbeladene, wachstumshemmende Luft ausfochten. Drei vergoldete Kugeln und ein braunes Schild, auf dem in weißen Buchstaben »Jabez Wilson« stand, wiesen an einem Eckhaus auf den Ort hin, wo unser rothaariger Klient sein Geschäft betrieb. Sherlock Holmes blieb davor stehen, den Kopf zur Seite geneigt, und musterte es von oben bis unten, wobei seine Augen zwischen zusammengezogenen Lidern scharf hervorblitzten. Dann ging er langsam die Straße hinauf und wieder hinunter bis zu der Ecke, während er die Häuser noch immer eindringlich musterte. Schließlich kehrte er zum Geschäft des Pfandleihers zurück und ging, nachdem er mit seinem Stock zwei- oder dreimal kräftig auf den Gehweg geschlagen hatte, zur Tür hinauf und klopfte. Sie wurde sofort von einem intelligent aussehenden, glatt rasierten jungen Burschen geöffnet, der ihn bat, einzutreten.

      »Danke«, sagte Holmes. »Ich wollte Sie nur fragen, wie man von hier zum Strand kommt.«

      »Dritte nach rechts, vierte nach links«, entgegnete der Gehilfe schnell und schloss die Tür.

      »Gescheiter Bursche, das«, bemerkte Holmes, während wir uns entfernten. »Meiner Meinung nach ist er der viertgescheiteste Mann in London, und was Kühnheit betrifft, so bin ich mir nicht sicher, ob er nicht Anspruch auf den dritten Platz hat. Ich wusste schon vorher einiges über ihn.«

      »Offensichtlich«, sagte ich, »geht ein beträchtlicher Teil in dieser geheimnisvollen Angelegenheit um die Liga der Rothaarigen auf das Konto des Gehilfen von Mr. Wilson. Sicher haben Sie nur nach dem Weg gefragt, um ihn zu sehen.«

      »Nicht ihn.«

      »Was dann?«

      »Die Knie seiner Hosen.«

      »Und was haben Sie gesehen?«

      »Was ich erwartet hatte.«

      »Warum haben Sie auf den Gehweg geklopft?«

      »Mein lieber Doktor, jetzt gilt es zu beobachten, nicht zu reden. Wir sind Spione im feindlichen Land. Wir wissen einiges über den Saxe-Coburg Square. Lassen Sie uns jetzt die Wege erforschen, die dahinter liegen.«

      Die Straße, auf der wir uns befanden, als wir um die Ecke des stillen Saxe-Coburg Square bogen, stand in so großem Gegensatz zu ihm wie die Vorderseite eines Bildes zur Rückseite. Sie war eine der Hauptverkehrsadern, die den City-Verkehr nach Norden und Westen bringen. Die Fahrbahn war blockiert durch den gewaltigen Verkehrsstrom, der in zwei Reihen stadtein- und -auswärts flutete, während die Gehwege schwarz waren vom dahinhastenden Schwarm der Fußgänger. Angesichts der Reihe schöner Läden und vornehmer Geschäftshäuser war es schwer, sich vorzustellen, dass sie auf der anderen Seite wirklich an den heruntergekommenen und unbelebten Platz angrenzten, den wir soeben verlassen hatten.

      »Lassen Sie mich überlegen«, sagte Holmes, als er an der Ecke stand und seinen Blick über die Häuserreihe gleiten ließ. »Ich würde mir nur gern die Reihenfolge der Häuser hier merken. Es ist ein Hobby von mir, London genau zu kennen. Dort ist Mortimer, der Tabakladen, das kleine Zeitungsgeschäft, die Coburg-Zweigstelle der City and Suburban Bank, das vegetarische Restaurant und McFarlanes Wagenbaulager. Das bringt uns genau bis zum nächsten Block. Und jetzt, Doktor, haben wir unsere Arbeit getan, es ist also an der Zeit für ein wenig Erholung. Ein Sandwich und eine Tasse Kaffee, und dann fort in das Land der Violinen, wo alles voller Süße ist und voller Zartheit und Harmonie und wo es keine rothaarigen Klienten gibt, die uns mit ihren Rätseln plagen.«

      Mein Freund war ein enthusiastischer Musiker, der nicht nur sehr gut spielte, sondern auch ein Komponist von überdurchschnittlichem Rang war. Den ganzen Nachmittag saß er im Parkett, eingehüllt in das vollkommenste Glücksgefühl, und bewegte seine langen, dünnen Finger sanft im Takt zur Musik, während sein sanft lächelndes Gesicht und seine trägen, verträumten Augen denen des Spürhundes Holmes, des erbarmungslosen, scharfsinnigen, stets bereiten Kriminalisten Holmes so wenig glichen, wie man sich nur vorstellen konnte. In seinem einmaligen Wesen setzte sich seine Doppelnatur abwechselnd durch, und seine außergewöhnliche Genauigkeit und sein Scharfsinn bildeten, wie ich oft gedacht habe, das Gegenstück zu der poetischen und kontemplativen Stimmung, die gelegentlich bei ihm überwog. Seine Natur pendelte zwischen äußerster Trägheit und verbissener Energieentfaltung; und nie war er, wie ich nur zu gut wusste, so wahrhaft angsteinflößend, als wenn er sich tagelang in seinem Lehnsessel gerekelt hatte zwischen seinen Improvisationen und seinen alten englischen Ausgaben. Dann kam plötzlich die Jagdlust über ihn, und seine brillante Verstandesschärfe steigerte sich bis zur Intuition, bis diejenigen, die mit seinen Methoden nicht vertraut waren, ihn voller Misstrauen betrachteten wie einen Menschen, dessen Wissen nicht das anderer Sterblicher war. Als ich ihn an jenem Nachmittag in der St. James’ Hall so in Musik versunken sah, hatte ich das Gefühl, schlimme Zeiten könnten diejenigen erwarten, die zur Strecke zu bringen er sich vorgenommen hatte.

      »Zweifelsohne möchten Sie nach Hause gehen, Doktor«, bemerkte er, als wir herauskamen.

      »Ja, es wäre ganz ratsam.«

      »Und ich habe einiges zu erledigen, was ein paar Stunden in Anspruch nehmen wird. Diese Angelegenheit am Coburg Square ist ernst.«

      »Ernst?«

      »Ja. Ein schwerwiegendes Verbrechen ist geplant. Ich habe allen Grund zu der Annahme, dass wir rechtzeitig da sein werden, um es zu verhindern. Aber dass heute Sonnabend ist, erschwert die Sache ziemlich. Ich werde heute Nacht Ihre Hilfe brauchen.«

      »Um wie viel Uhr?«

      »Zehn wird früh genug sein.«

      »Ich werde um zehn in der Baker Street sein.«

      »Sehr gut. СКАЧАТЬ