Название: Krise am Golf
Автор: Robert Fitzthum
Издательство: Bookwire
Жанр: Путеводители
isbn: 9783853718773
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Der Krieg im Jemen
Die in Jemen herrschende und von den Briten unterstützte zaiditische Monarchie, die in der Vergangenheit stets eng mit Saudi-Arabien verbündet war, wurde 1962 von der Armee gestürzt, 1967 kam es zur Ausrufung der sozialistisch orientierten Republik Südjemen, das Land war gespalten. 1990 vereinigten sich beide Staaten wieder. Langjähriger Präsident wurde der seit 1978 amtierende nordjemenitische Präsident Ali Abdullah Saleh, der nach einem Bombenattentat und einer Behandlung in Saudi-Arabien schließlich im Oktober 2011 zugunsten seines Stellvertreters Abed Rabbo Mansour Hadi von seinem Amt zurücktrat. Trotz des sozialistischen Experiments im Süden und der Ausrufung der Republik blieb Jemen eine Stammesgesellschaft. Kaum vom Staat kontrollierbar waren die Stämme im Innern des Landes, die heute in den Medien meist unter dem Begriff »Huthis« zusammengefasst werden.83 Sie gehören einer Religionsgemeinschaft an, die zu den Schiiten gezählt wird, obwohl sie den Sunniten näher steht als den iranischen Zwölferschiiten. Ihr Widerstand hat lange Tradition und war vor allem durch die Vernachlässigung der Stammesgebiete durch die Zentralregierung motiviert: Zahlreiche Entführungen in der jüngsten Vergangenheit hatten elementare Ziele: Den Bau von Straßen, Wasserleitungen, Schulen und Krankenhäusern.
Das im Westen gehandelte Klischee, die Huthis seien eine Art fünfte Kolonne des Iran im Kampf um die Hegemonie am Golf, entlarvt Lüders84 überzeugend, wobei er u. a. auf Berichte von US-Botschaften in Riad und Sanaa verweist: Erst die massive Unterstützung der saudischen Invasion und die Einordnung der Huthis als Hilfstruppe iranischer Expansionspolitik hoben den Konflikt auf die Ebene einer regionalen hegemonialen Auseinandersetzung, die die westliche Unterstützung für die Saudis rechtfertigen soll. Auch Guido Steinberg85 von der »Stiftung Wissenschaft und Politik« (SWP) kommt zu der Feststellung, dass die Kriegführung der Saudis, indem sie auf die konfessionellen Gegensätze setzt, die Huthi-Rebellen in die Arme des Iran trieb.
Völlig unbelichtet in der Literatur zu diesem Konflikt scheint die geopolitische Lage Saudi-Arabiens (und der Golfstaaten) und deren Folgen für den ungehinderten Export von Öl. Ein kurzer Blick auf die Landkarte zeigt, dass die Exporte aus der Arabischen Halbinsel leicht behindert, ja blockiert werden können: Im Norden müssen die Öltanker den Suezkanal passieren. Abgesehen von der Tatsache, dass die Riesentanker diese Wasserstraße nicht nutzen können, bleibt Saudi-Arabien hier also auf gute Beziehungen zu Ägypten angewiesen, die derzeit relativ stabil erscheinen, ist Ägypten doch Verbündeter der Saudis im Kampf gegen die Huthis.
Im Süden des Roten Meeres ist das Bab al-Mandab (Tor der Tränen), eine Meerenge, die von Frankreich und den USA kontrolliert wird, die beide im Kleinststaat Dschibuti am Ausgang aus dem Roten Meer gewaltige Militärbasen besitzen und wo China im Zuge seines Projekts der »Neuen Seidenstraße« an Einfluss gewinnt und gleichfalls einen Militärstützpunkt aufgebaut hat. Die strategische Lage der Meerenge rückt sie also ins Visier nicht nur der regionalen sondern auch der großen Mächte.86
Im Persischen Golf stellt die Straße von Hormus ein weiteres Hindernis dar. Dieser Wasserweg, der die Arabische Halbinsel vom iranischen Festland trennt, könnte im Konfliktfall leicht durch versenkte Schiffe und Minen des als Erzfeind betrachteten Iran gesperrt werden. Da die saudische Ölproduktion auf den Osten der Arabischen Halbinsel konzentriert ist, ist die Straße von Hormus die Lebensader der saudischen Exporte und weit wichtiger als die Kontrolle des Suez-Kanals. Für ungehinderte Exporte seines Öls braucht Saudi-Arabien einen ungehinderten Zugang zum Indischen Ozean. Das Problem des freien Zugangs zu den Weltmeeren und zu den Pipelines, die von Zentralasien über die Türkei nach Europa führen, ist keineswegs neu: Schon 1947 hatte Saudi-Arabien den Bau einer Pipeline von seinen Fördergebieten im Osten des Landes begonnen, die ursprünglich in Haifa enden sollte. Eine nach dem ersten arabisch-israelischen Krieg (1948) als Alternative gebaute und kurzfristig betriebene Trasse führte über die Golanhöhen nach Sidon an der Mittelmeerküste. Nach dem Sechs-Tage-Krieg und der israelischen Besetzung der Golanhöhen wurde diese Pipeline schließlich 1976 stillgelegt, auch weil sich die Verhandlungen mit den Durchgangsstaaten Jordanien, Libanon und Syrien immer schwieriger gestalteten.
1981 begann der Bau einer Pipeline vom Ölförderzentrum Abqaiq in der Ostprovinz nach Yanbu al Bahr am Roten Meer, nördlich von Djeddah. Die Pipeline hat eine Kapazität von fünf Mio. Barrel pro Tag, ergänzt wurde sie durch eine parallel verlaufende Pipeline für verflüssigtes Erdgas. Die Länge der nördlich von Riadh verlaufenden Pipelines beträgt 1.200 km. So wird die Straße von Hormus vermieden, das Bab al-Mandab gewinnt strategische Bedeutung.
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