Название: Butler Parker 172 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740954260
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Pickett, ein ehemaliger Taschendieb, war ein großer, fast schlanker Sechziger, der wie ein pensionierter Offizier aussah. Er befand sich bereits seit Jahren auf dem Pfad der Tugend, nachdem der Butler ihm mal das Leben gerettet hatte. Seit dieser Zeit machte er sich eine Ehre daraus, Josuah Parker und Lady Simpson zu dienen. Er verfügte noch immer über erstklassige Beziehungen zu bestimmten Leuten in London und erwies sich als unschätzbare Hilfe.
Horace Pickett stieg in das hochbeinige Monstrum und nahm im Fond des Wagens Platz. Er schaute in den Rückspiegel, wo sein Blick sich mit dem des Butlers traf.
»Vorab, Mr. Pickett, gilt Ihnen mein Gruß«, sagte Parker, »dann sollten Sie wissen, daß Myladys Telefon aller Wahrscheinlichkeit nach angezapft wurde. Dies geschah offensichtlich im Zusammenhang mit Myladys Entführung, die seit den späten Nachmittagsstunden des gestrigen Tages zu beklagen ist.«
»Guter Gott, Mr. Parker«, erwiderte Horace Pickett, »wissen Sie schon, von wem Lady Simpson gekidnappt worden ist?«
»Dies entzieht sich noch momentan meiner Kenntnis«, redete Josuah Parker weiter, »aber nach Lage der Dinge dürfte man es mit einer Person zu tun haben, die man nur als professionell bezeichnen kann.«
»Verfügen Sie über mich, Mr. Parker«, bat Horace Pickett, »ich werde Tag und Nacht für Lady Simpson und für Sie da sein.«
»Das Angebot Ihrer uneingeschränkten Mitarbeit wird dankbar zur Kenntnis genommen«, lautete Parkers Antwort, »es geht im Augenblick um den Besitzer eines Wagens, dessen Name man in der nächsten halben Stunde in Erfahrungen bringen wird. Dieser Mann, Mr. Pickett, sollte tunlichst diskret überwacht werden.«
»Ist hier in der Carnaby Street nichts mehr zu erledigen?« erkundigte sich der ehemalige Eigentumsverteiler.
»Dies hat sich bereits erledigt«, meinte der Butler, »und damit dürfte man auf der Gegenseite eine gewisse Irritation ausgelöst haben.«
»Hoffentlich ist Mylady nichts passiert«, sorgte sich Pickett.
»Dies steht zu hoffen«, gab Josuah Parker gemessen zurück, »meine Wenigkeit setzt allerdings auf die physische Robustheit Myladys, um es mal so direkt auszudrücken.«
*
Lady Agatha Simpson war verärgert.
Der Tee, den man ihr gebracht hatte, war dünn und lauwarm, die Kekse waren hart und das Bett zu kurz. Zudem hatte sie Kopfschmerzen und fühlte sich zerschlagen. Sie war erst vor einer Viertelstunde aufgewacht und hatte noch keine Zeit gefunden, den Raum zu inspizieren, in dem sie sich befand.
Unter der Decke brannte eine nackte Glühbirne, die sich durch Lichtschwäche auszeichnete. Fenster gab es nicht. Auf dem Boden lag ein zerschlissener Teppich, die Tür bestand aus frisch lackiertem Eisenblech. Es roch ein wenig dumpf in dem niedrigen Raum, der vielleicht sechs bis acht Quadratmeter zu bieten hatte.
Die Einrichtung war mehr als spärlich. Es gab das zu kurze Bett, einen Tisch und einen Stuhl. Hinter einem schmalen Schrank gab es eine Tür, die nach ihrer Deutung in einen Waschraum führte.
Lady Agatha saß auf der Bettkante und vermißte ihren perlenbestickten Pompadour. Ihr eigenwilliger Hut allerdings lag auf dem Stuhl, doch man hatte die beiden Hutnadeln entfernt. Sie wollte gerade wieder nach der Teetasse greifen, als ein Schlüssel ins Schloß der Tür geschoben wurde. Danach, das hörte sie deutlich, sperrte man zwei Riegel auf. Lady Agatha richtete sich steil auf.
Die Tür öffnete sich. Eine große, stämmige Frau in weißem Kittel betrat den Raum.
»Was soll das alles?« grollte die ältere Dame. »Rechnen Sie etwa mit einem Lösegeld? Da werden Sie sich gewaltig täuschen, ich bin schließlich eine Frau, die jeden Penny in der Hand umdrehen muß.«
»Wir wissen sehr genau, wie vermögend sie sind, Lady Simpson«, antwortete die etwa fünfundvierzigjährige Frau, »aber es geht nicht um Geld.«
»Sondern? Wollen Sie mich etwa umbringen?« Die Gekidnappte lächelte mühsam, aber verächtlich.
»Es geht um Ihren Butler, Lady Simpson«, sagte die Stämmige, »wir geben ihm die Chance, Sie zu befreien.«
»Wer ist wir?« Lady Agathas an sich schon baritonal gefärbte Stimme klang noch dunkler.
»Das werden Sie noch rechtzeitig erfahren, Lady Simpson«, gab die Frau zurück, »aber wie gesagt, es geht um Mr. Parker. Er soll beweisen, ob er tatsächlich so gut ist, wie allgemein behauptet wird.«
»Er ist begabt«, meinte die passionierte Detektivin, »aber wahrscheinlich überschätzen Sie ihn, junge Frau.«
»Das wäre dumm für Sie, Mylady«, sagte die Stämmige und lächelte kühl, »falls er seine Prüfungen nicht besteht, müssen auch Sie sterben.«
»Was soll der Unsinn?« raunzte die ältere Dame. »Von welchen Prüfungen reden Sie eigentlich? Und wie haben Sie mich gekidnappt? Ich verlange dazu einige Erklärungen.«
»Später vielleicht«, erwiderte die Wärterin, »wenn Sie sich ruhig verhalten, wird Ihnen vorerst nichts passieren.«
»Und falls nicht?« grollte Agatha Simpson gereizt.
»Falls Sie Ärger machen, werden wir Sie unter Drogen setzen und ruhig stellen«, drohte die Stämmige.
»Haben Sie mich etwa entführt?« fragte Lady Agatha.
»Aber nein«, lautete die Antwort, »es waren Mitglieder der Todesmeute, wie sie genannt wird.«
»Todesmeute? Das klingt ziemlich größenwahnsinnig«, fand die ältere Dame, »und was den Tee betrifft, wünsche ich ihn in Zukunft wesentlich stärker und heißer, merken Sie sich das!«
»Ihnen werden wir schon noch Bescheidenheit beibringen«, kam die höhnische Antwort, »Sie werden noch ganz klein werden ...«
»Sie können von Glück sagen, daß ich mich noch etwas schwach fühle«, schickte Agatha Simpson voraus, »sonst würde ich Ihnen jetzt ein paar Ohrfeigen verabreichen.«
»Ich warte nur darauf, daß Sie es versuchen werden«, entgegnete die Stämmige, »hoffentlich trauen Sie sich, Lady. Enttäuschen Sie mich nicht.«
Lady Agatha wäre am liebsten aufgestanden, doch sie fühlte, daß ihre Kräfte dazu noch nicht ausreichten. Tatenlos mußte sie zusehen, wie die Frau den fensterlosen Raum wieder verließ, kurz darauf wurde auch noch das Licht ausgeschaltet.
Lady Agatha ärgerte sich daraufhin noch intensiver.
*
»Der erwähnte Ford, Mr. Pickett, gehört einem gewissen Lester Faradin«, sagte Josuah Parker, als er wieder in seinen Wagen stieg, in dem der ehemalige Taschendieb zurückgeblieben war. Parker hatte von einer Telefonzelle aus das Büro des Chief-Superintendenten angerufen und ihn um Hilfe gebeten. McWarden hatte sofort reagiert und Parker den Namen des Wagenbesitzers mitgeteilt, ein Vorgang, der nur wenige Minuten gedauert hatte.
»Lester Faradin?« Pickett wiederholte den Namen nachdenklich, »ich möchte wetten, diesen Namen schon mal gehört zu haben, Mr. Parker.«
»Sie СКАЧАТЬ