Das Erbe der Macht - Band 23: Engelsfall. Andreas Suchanek
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Название: Das Erbe der Macht - Band 23: Engelsfall

Автор: Andreas Suchanek

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия: Das Erbe der Macht

isbn: 9783958343870

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СКАЧАТЬ Durchgänge normale Proportionen.

      Von einer Halle zweigten mehrere Gänge ab. Die Böden waren von Mosaiken bedeckt, doch darüber hinaus wies nichts auf die Bewohner hin.

      »Dort.« Tomoe war unvermittelt stehen geblieben und deutete auf einen der Durchgänge »Da lang.«

      »Was ist los?«

      »Ich weiß nicht … Nur ein Gefühl.« Sie ging voraus, doch etwas in ihrer Gestik hatte sich verändert.

      »Tomoe, was ist?«, hakte Leonardo noch einmal nach.

      »Die Bauweise, die Strukturen.« Sie blickte zu Boden. »Die Mosaikmuster. Das habe ich schon mal gesehen.«

      »Wo?«

      Sie schüttelte den Kopf. »In einem Buch? Auf Zeichnungen? Ich weiß es nicht.«

      Erst bei diesen Worten realisierte Leonardo, dass es ihm ähnlich erging. Er war noch nie hier gewesen, das stand fest. Doch etwas an diesem Ort wirkte vertraut.

      Schweigend folgten sie dem Gang, der in eine kleine Halle führte. Zumindest einer Hälfte davon, der Rest war von Sand verschüttet. Das Wenige reichte aus, um die Vermutung zu bestätigen.

      In eine der Wände war ein Satz gemeißelt worden.

      »Möge der Friede erhalten bleiben«, las Tomoe. »Ich denke, wir sollten die anderen holen.«

      Leonardo nickte nur.

      Der Satz an sich war nichts Außergewöhnliches, die Sprache indes durchaus.

      »Wie kann das sein?«, fragte er.

      »Ich habe eine Vermutung«, erklärte Tomoe. »Aber zuerst die anderen.«

      Leonardo verließ das Gebäude und erschuf ein Signalfeuer. Die anderen würden sich sofort zu ihnen auf den Weg machen.

      Ohne zu warten, kehrte er zurück zu Tomoe. »Erledigt.« Sein Blick wanderte wieder an jene Stelle an der Wand, an der die Worte wie ein Mahnmal auf ihn herabschauten. »Die alte Sprache von Iria Kon.«

      »Möge der Friede erhalten bleiben«, wiederholte Tomoe. »Eine Hoffnung, die eindeutig scheiterte.« Sie sah sich langsam um. »Wir müssen herausfinden, was hier geschehen ist.«

      Ich sehe es dir an, du hast eine Theorie.«

      »Leonardo da Vinci.« Grace betrachtete ihn süffisant. »Immer noch das Genie von damals. Natürlich habe ich eine Theorie.«

      Auch wenn er froh darüber war, die alte Freundin wieder in ihrer Mitte zu wissen, war ebenfalls das Bedürfnis zurückgekehrt, sie permanent durchzuschütteln.

      »Ich war nie auf Iria Kon«, ergänzte Grace.

       Sie war als Frau Anfang der Vierziger ins Leben zurückgekehrt. Das schwarze Haar trug sie schulterlang, an ihrem linken Ringfinger einen Siegelring. In ihren Händen hielt sie einen Expeditionshelm, wie er 1914 gängig gewesen war. Grace‘ Hemd war blütenweiß, selbst nach den Erlebnissen ihrer bisherigen Reise, und die Treckinghose nur leicht verschlissen. Sie wirkte wie eine Urwaldentdeckerin aus einem Tarzan-Film.

      »Flüchtlinge«, mischte Anne Bonny sich in das Gespräch ein. »Könnte das sein?«

      »Es gab nicht viele Überlebende«, sagte Clara mit krächzender Stimme. Nach der Rettung aus dem Albtraum, zu dem Merlin sie und Leonardo verdammt hatte, wirkte sie noch ein wenig ausgezehrt. »Die Schattenfrau hat jedes lebende Wesen auf Iria Kon getötet, bevor sie die Stadt von der Landkarte verschwinden ließ.«

      »Folgen wir doch weiter dem Hinweis, den der Agnosco geliefert hat«, schlug Anne vor.

      Ein wahres Labyrinth aus Gängen schloss sich an, wobei ein großer Teil unter dem Sand vergraben war. Sie mussten Schwerkraftzauber und Muskelkraft kombinieren, um sich den Weg freizuschaufeln. Stunden vergingen. Schließlich rauschte ein letzter Rest Sand davon und gab den Blick frei auf einen Raum mit einem gewaltigen Schwimmbecken, in dessen Innerem sich Flüssigkeit erhalten hatte. Sie war brackig, durchzogen von Schlamm.

      Als sie eintraten, leuchtete etwas im Boden auf und die durchscheinende Silhouette einer Frau erschien. Sie hatte dichtes, welliges Haar und fein geschnittene Züge. Ihr Alter mochte in den Dreißigern oder Vierzigern liegen, so genau war das nicht auszumachen.

      »Willkommen, Gesandte des Castillos«, sprach sie sanft. »Ihr seid hier und sucht nach Antworten, ihr sollt sie erhalten. Kommt und seht, was einst geschah. Mehr kann ich nicht mehr tun. Wenn ihr diesen Ort betretet, liegt die Dämmerung längst über dem Licht.« Ein trauriges Lächeln lag auf ihrem Antlitz. »Mögen die Vorfahren mit euch sein.«

      In einem Flackern verschwand das Bild.

      Im Boden des Beckens öffnete sich ein Spalt, was dazu führte, dass der gesamte Schlamm nach unten wegschwappte. Direkt in einen verborgenen Raum.

      »Wunderbar.« Leonardo stöhnte. »Wer hat den besten Putzzauber parat?«

      »Du sicher nicht.« Grace lächelte frech.

      »Wart‘s nur ab.«

      Gemeinsam sprangen sie voran, kamen auf dem Boden des Beckens auf und wirkten Zauber, die den Schlamm aus dem Wasser zogen und abtransportierten. Danach wurde das Wasser zu Dampf, was erst einmal alles in dichten Nebel hüllte, doch am Ende waren Raum und Becken sauber.

      »Wie kann das sein?«, fragte Clara, als sie den Raum betraten. »Wieso konnte sie uns als Gesandte des Castillos identifizieren? Woher wusste sie überhaupt, dass wir kommen?«

      Seltsamerweise glaubte Leonardo, die Antwort auf Claras Frage wissen zu müssen. Etwas an der Fremden hatte vertraut gewirkt, wie auch die Schrift von Iria Kon und das Mosaik.

      »Kannst du sie zuordnen?«, fragte er die junge Ashwell.

      »Weder durch meine eigenen Erinnerungen noch irgendwelche Fragmente der Schattenfrau«, erwiderte sie.

      »Aber das Castillo wurde erst Jahrhunderte nach dem Untergang von Iria Kon gebaut«, sagte Grace.

      »Mich braucht ihr nicht anzuschauen.« Anne machte eine abwehrende Geste. »Ich bin quasi erst ein paar Monate alt. Von diesem ganzen Kram weiß ich nichts. Ich lebte als Nimag außerdem vor dem Castillo und lange nach Iria Kon.«

      Ein gespanntes Kribbeln ließ Leonardo erschaudern. Mittlerweile teilte er die Zuversicht Tomoes, dass die Archivarin sie aus einem bestimmten Grund hierhergeführt hatte.

      Der Raum erwies sich als überschaubar, was hauptsächlich daran lag, dass es keinerlei Einrichtungsgegenstände gab. Die Wände waren aus dem typischen gelben Gestein gefertigt, das Leonardo längst auf die Nerven ging. In der Mitte stand etwas, das an eine angeschmolzene Schneekugel erinnerte.

      »Ein Mentiglobus.« Anne sank neben dem Erinnerungsspeicher in die Hocke. »Will jemand ausprobieren, ob Sicherungen eingebaut wurden?«

      Tomoe schob sie beiseite, berührte den magischen Speicher mit ihrem Essenzstab und führte erneut einen Agnosco aus. »Er ist sauber.«

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