Название: Das Erbe der Macht - Band 23: Engelsfall
Автор: Andreas Suchanek
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
Серия: Das Erbe der Macht
isbn: 9783958343870
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»Ach ja?« Sie deutete mit dem Essenzstab auf eine Stelle vor ihm. »Generate Mirage.«
Magentafarbene Essenz waberte.
Vor Kevin erschien sein Spiegelbild. Er blickte auf einen breitschultrigen Mann, an dessen Oberkörper kein Gramm Fett mehr zu finden war, stattdessen aber dicke Muskeln. Seine Augen funkelten energiegeladen, das Haar war durch den Kampf zerzaust. Sein Oberkörper war von Schweiß, Schrammen und Blut bedeckt.
»Und?«
»Kev, du machst dich kaputt.«
»Ich kämpfe besser als vorher, habe mehr Muskelkraft und beherrsche dreimal so viele Kampfzauber.«
»Du hättest verletzt werden können.«
Er lachte auf. »Es war ein Kampf, Jen. Wenn Merlin uns in die Finger bekommt, geht es um alles oder nichts. Er würde eine Atombombe auf die Zuflucht werfen, könnte er nur. Hör auf, dir Gedanken über ein paar Wunden zu machen.« Kurzerhand zeichnete Kevin auf seine eigene Haut ein magisches Symbol und rezitierte: »Sanitatem Corpus.«
Er spürte das Sigil in seinem Inneren auflodern, stärker als zuvor. Ohne Chris gehörte die erzeugte Essenz ihm allein. Der Schmerz über den Verlust war immer präsent, doch Kevin hatte gelernt, ihn beiseitezuschieben. Die Wunden schlossen sich, das Blut trocknete und fiel von ihm ab.
Jetzt, wo der Kampf vorbei war, geschah es von allein. Seine Emotionen schienen nicht länger Teil seines Ichs zu sein, als gäbe es eine Glaswand zwischen ihnen und ihm. Alles wirkte fern, erreichte sein Innerstes nicht mehr.
»Siehst du. Eine Dusche, und ich bin wieder wie neu.«
»Wenn du so weitermachst, wirst du noch durch eine Trainingseinheit sterben!«
»Jetzt übertreibst du.« Kevin nahm sich ein Handtuch, das an der Seite auf seiner Trainingstasche lag, und trocknete sich ab.
Bevor Jen etwas erwidern konnte, wurde die Tür mit einem lauten Knall geöffnet. Alex stürmte herein. »Dieser elende Mistkerl!«
Jen seufzte. »Nils?«
»Wer denn sonst? Seit er entdeckt hat, wie viel Spaß es macht, als Springer Streiche zu spielen, lebt er das voll aus.«
»Und hast du ihm nicht genau das beigebracht?«, fragte Jen. »Ich erinnere mich da noch an: Nils, wäre es nicht lustig, wenn du die Schuhe von Paul mit denen von Rebeca vertauschst?«
»Darum geht es jetzt nicht«, trotzte Alex. »Dieser Winzling ist völlig außer Kontrolle.«
»Was hat er getan?«
Alex stapfte heran, hauchte Jen mit geröteten Wangen einen Kuss auf den Mund und nickte Kevin kurz zu. »Er hat mein Bier geklaut und stattdessen Orangensaft hingestellt.«
Jen brach in schallendes Gelächter aus.
»Das ist nicht lustig, es war meine letzte Flasche«, ereiferte er sich. »Und er hat mir nicht verraten, wer sie bekommen hat. Vermutlich ist sie längst ausgetrunken.«
Zwischen Alex und Jen begann eine der typischen Neckereien. Kevin betrachtete seine Freunde eingehend. Innerlich konnte er nur den Kopf schütteln. Sie alle befanden sich in Lebensgefahr. Merlin mochte jeden Augenblick zu einer neuen Attacke ansetzen. Und die beiden kabbelten einander, stritten über Bier oder Kekse.
Es war so bedeutungslos.
»Du bist schuld!«
Er stand plötzlich vor ihnen. Die Stimme war verzerrt, das Antlitz verschwommen. Lediglich die altertümliche Kleidung war sichtbar.
Kevin hatte seinen Essenzstab bereits auf ihn gerichtet, während Jen und Alex noch realisierten, dass jemand in die Zuflucht eingedrungen war.
»Wer bist du?«, fragte Kevin.
»Mein Blut wurde vergossen, jetzt ist es das deine.« Der Unbekannte richtete seinen anklagenden Blick auf Jen. »Auf dem Ball hat es begonnen, beim Untergang hast du es vollendet. Heute endet dein Weg.«
»Wer bist du?« Sie starrte ihn an, die Augen zusammengekniffen. »Du … Ich kenne dich.«
Jen sackte zusammen. In einem Augenblick wirkte sie völlig normal, im nächsten verdrehte sie die Augen. Alex konnte sie gerade noch auffangen.
»Endlich«, flüsterte der Fremde.
»Du …« Kevin wollte den Immobilus-Zauber aussprechen.
Doch der Unbekannte war wieder fort.
»Jen.« Alex legte sie sanft ab und tätschelte ihre Wange. »Hey, wach auf.«
Sie reagierte nicht. Langsam und gleichmäßig ging ihr Atem, doch die Augen blieben geschlossen.
Sanft streichelte Alex über Jens Wange. Vom Moment ihrer Bewusstlosigkeit an war er nicht mehr von ihrer Seite gewichen.
»Was ist passiert?«, fragte Kevin. »Ich dachte, die Bannzauber und der Wald halten alle magischen Attacken fern.«
Seine Großmutter stand mit verschränkten Armen und Sorge im Blick an der Seite des Krankenbettes. Wesley Mandeville war hinzugekommen, nachdem die Oberste Heilmagierin keinen Grund für die Bewusstlosigkeit hatte finden können.
»Es ist keine Attacke von außen«, erwiderte Wesley.
»Erkläre das genauer«, bat Kevins Granny.
»Meine Gabe versetzt mich in die Lage, Personen innerhalb ihrer Lebenszeit zurückzuversetzen. Hier scheint der umgekehrte Fall vorzuliegen. Es ist wie ein Zeitschatten, der an Jen haftet. Es gleicht einem Fluch.«
Zögerlich ließ Alex von Jen ab. »Aber die Kleidung des Jungen. Sie sah anders aus, als es heute … Verdammt!«
»Ein früheres Leben«, sprach Kevin es aus. »In einem davon ist etwas passiert, das sie beeinflusst.« Er hatte sich seine Trainingsjacke übergestreift und einen Säuberungszauber angewendet. »Kannst du das beheben?«
Wesley schüttelte den Kopf. »Das liegt außerhalb meines Könnens. Um Jen zu helfen, sie aus dem Koma aufzuwecken, müssten wir wissen, weshalb dieser Schemen sich an sie gewandt hat, von welcher Natur der Fluch ist.«
»Sie wird sterben, das hat er gesagt.« Alex fuhr sich fahrig durch die Haare. »Wir müssen so schnell es geht eine Lösung finden. Aber wenn er aus der Vergangenheit stammt, wie soll uns das dann gelingen?«
»Zum einen müssten wir exakt wissen, wann der Kerl gelebt hat.« Kevin durchdachte verschiedene Szenarien. »Mit unserer Erinnerung und einem Zauber könnte das möglich sein. Allerdings können wir in den alten Mentigloben nicht mehr suchen. Und selbst wenn es gelingt, die Identität herauszubekommen, könnten wir ihn nur durch eine einzige Möglichkeit finden.«
»Zeitreise.« Seine Granny sprach das Wort wie eine Krankheit aus. »Ich erinnere mich noch gut an euren Sprung in die 1970er-Jahre. Damals hätte alles geschehen können.«
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