Название: Butler Parker 128 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740924027
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»Das, Mylady, entzieht sich im Moment meiner Kenntnis«, erwiderte der Butler. »Ich darf aber bemerken, daß die Fotos ausgezeichnet sind. Die Identität der beiden Männer müßte sich feststellen lassen.«
»Ob es normale Einbrecher gewesen sind?«
»Auch damit sollte man rechnen, Mylady.«
»Also nicht! Wer ist denn im Augenblick hinter mir her?« Die Detektivin schüttelte energisch den Kopf, als Parker Tee nachgießen wollte. Sie deutete auf die Kristallkaraffe, die guten Kognak enthielt.
Parker servierte seiner Herrin einen Kreislaufbeschleuniger, den sie genießerisch zu sich nahm. Dann sah sie ihren Butler erwartungsvoll an.
»Falls Mylady darauf bestehen, werde ich mir erlauben, im Lauf des Vormittags Erkundigungen einzuziehen.« Parker hatte zwar eine bestimmte Theorie, doch er hütete sich, sie Mylady zu offenbaren. Seiner Ansicht nach hing dieser nächtliche Einbruchsversuch mit dem Raubüberfall im Supermarkt zusammen. Wahrscheinlich wollten gewisse Herren sich rächen.
»Hoffentlich sind es diese Strolche aus dem Supermarkt gewesen«, meinte Agatha Simpson aber bereits. »Wissen Sie was, Mister Parker, ich werde Sie begleiten.«
»Mylady sollten sich nicht unnötig echauffieren«, gab Parker zurück.
»Ich soll mich hier in der Wohnung zu Tode langweilen, wie?« Sie schaute ihn grimmig an. »Nichts da, Mister Parker. In einer halben Stunde fahren wir los. Finden Sie übrigens nicht auch, daß es immer noch sehr unangenehm riecht?«
»Eine bedauerliche Begleiterscheinung der nächtlichen Dusche«, entschuldigte Parker. »Ich war so frei, ein Geruchsspray einzusetzen. Innerhalb der nächsten halben Stunde dürften die letzten Reste sich verflüchtigt haben. Zudem sollte man ...«
Er kam nicht mehr dazu, seinen Satz zu beenden. Wie auf ein Stichwort hin klingelte das Telefon. Parker begab sich hinüber zum Wandtisch und nahm den Hörer ab.
»Oh, Miß Porter«, sagte er, als die Gegenseite sich gemeldet hatte.
»Ich komme erst gegen Abend zurück«, entschuldigte sich die Gesellschafterin und Sekretärin der Lady, »die Polizei benötigt mich als Augenzeugin.«
»Darf man mehr erfahren, Miß Porter?« Parker schaltete die Zusatzanlage ein, damit Mylady mithören konnte.
»Hier wurde ein Supermarkt überfallen«, berichtete Kathy Porter. »Die Täter haben rund fünfzehntausend Pfund erbeutet und während der Flucht einen Angestellten niedergeschossen. Der Mann liegt mit einer bösen Verletzung im Hospital.«
Agatha Simpson war inzwischen aufgestanden.
Sie griff nach der Karaffe und tat noch etwas für ihren Kreislauf. Sie kam auf Parker zu und ließ sich den Hörer geben.
»Sind die Täter erkannt worden, Kindchen?« fragte sie.
»Es waren zwei Männer, Mylady«, gab Kathy Porter zurück. »Guten Morgen, Mylady!«
»Keine Nebensächlichkeiten«, sagte die Detektivin. »Ich habe doch richtig gehört, nicht wahr? Ein Supermarkt ist ausgeraubt worden?«
»Von zwei Tätern, die weiße Kittel trugen, Mylady. Sie kamen ganz dicht an mir vorbei, aber ich konnte nichts machen, sie trugen Maschinenpistolen.«
»Kommen Sie erst wieder zurück, wenn Sie alles wissen«, drängte Agatha Simpson. »Ich brauche jede Einzelheit. Es handelt sich nämlich um einen neuen Fall.«
»Mylady sind an diesem Überfall interessiert?«
»Und ob, Kindchen, und ob! Sie werden Augen machen, wenn Sie erfahren, was sich hier zugetragen hat. Mir kommt da gerade ein Gedanke. Kehren Sie nicht hierher zurück ins Haus, nehmen Sie die kleine Zweitwohnung! Man braucht nicht zu wissen, daß wir zusammenarbeiten.«
»In Ordnung, Mylady«, gab Kathy burschikos zurück. Sie wußte, wie sie sich zu verhalten hatte. »Demnach bin ich dann also schon seit Wochen nicht mehr bei Ihnen.«
»Richtig, Kindchen. Sie haben wieder mal silberne Löffel gestohlen oder Schecks gefälscht. Sie kennen ja Ihre Rolle. Würden Sie die beiden Subjekte wiedererkennen?«
»Natürlich, Mylady. Einer von ihnen kam mir sogar bekannt vor. Ich muß ihn schon mal in London gesehen haben.«
»Sehr schön, Kindchen, sehr schön.« Agatha Simpson glühte vor Eifer. Ihr Kreislauf war sichtlich in Bewegung geraten. »Tun Sie Ihr Bestes, aber bringen Sie sich nicht unnötig in Gefahr!«
Agatha Simpson legte auf und wandte sich ihrem Butler zu, dessen Gesicht verschlossen und unbeweglich wie eine Maske war.
»Ihnen paßt mal wieder einiges nicht, wie?« fragte sie spöttisch.
»Eine Kritik an Myladys Maßnahmen steht meiner bescheidenen Wenigkeit nicht zu«, erwiderte Parker würdevoll.
»Verstehen Sie denn nicht?« Agatha Simpson war bester Laune. »Wir haben es mit einer Großbande zu tun! Diesem McWarden werde ich mal zeigen, wie man einen Kriminalfall löst!«
*
Kathy Porter, fünfundzwanzig, mittelgroß und schlank, war eine pikante Erscheinung, die man nicht übersah.
Normalerweise erinnerte sie an ein etwas scheues Reh, doch dies täuschte. Sie schlüpfte ganz nach Belieben in jede Frauenrolle und war wandlungsfähig wie ein Chamäleon. Sie brauchte nur wenige Hilfsmittel, um sich zu verändern.
Sie war eine mehr als gelehrige Schülerin des Butlers. Erfahren in allen Künsten der Selbstverteidigung, scheute sie kaum ein kalkulierbares Risiko. Wenn es sein mußte, verwandelte sie sich in eine Pantherkatze. Judo, Karate und Kendo beherrschte sie erstklassig, darüber hinaus kannte sie sich aber auch in vielen Tricks aus, die ein gewisser Josuah Parker ihr beigebracht hatte. Sie konnte ein billiges Mädchen des horizontalen Gewerbes vortäuschen, um wenig später als arrogant-gelangweilte Dame der Gesellschaft aufzutreten. Zwischen diesen beiden Polen beherrschte sie jede erforderliche Nuance.
Im Moment war sie die normale Kathy Porter, also das zurückhaltende, ein wenig scheu aussehende Reh. Sie hatte die Telefonzelle verlassen, von wo aus sie Lady Simpson angerufen hatte. Kathy Porter trug einen Trenchcoat, flache Schuhe und eine Schultertasche. Sie schien nicht zu ahnen, wie pikant sie selbst in dieser einfachen Aufmachung aussah.
Sie war hier in Brighton, um die Geschäftsbücher einer karitativen Organisation zu überprüfen. Diese Organisation hatte sich an eine von Myladys Stiftungen gewandt und um finanzielle Hilfe gebeten. Agatha Simpson gab zwar reichlich und gern, doch sie wollte wissen, wie ihr Geld verwendet wurde. Da Kathy eine bilanzsichere Buchhalterin war, war sie übers Wochenende ans Meer gefahren.
Das Gespräch mit ihrer älteren Dame hatte sie amüsiert. Lady Simpson war also wieder mal auf der Spur eines Verbrechens. Kathy Porter kannte das. Die Detektivin witterte stets und überall geheimnisvolle Zusammenhänge. Und sie träumte davon, eines Tages einen Kriminal-Bestseller zu schreiben. Sie wollte eine gewisse Agatha Christie in den Schatten stellen und der Welt zeigen, wie ein echter Kriminalroman aussah.
Kathy СКАЧАТЬ