Karin Bucha Classic 39 – Liebesroman. Karin Bucha
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Название: Karin Bucha Classic 39 – Liebesroman

Автор: Karin Bucha

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Karin Bucha Classic

isbn: 9783740962937

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      Charlotte blickt auf die Spitzen ihrer Schuhe. Jetzt hebt sie die Augen zu ihm auf. »Darf ich rückhaltlos offen zu Ihnen sein?« fragt sie zunächst vorsichtig, ehe sie auf den Zweck ihres Besuches zu sprechen kommt.

      »Es macht mich glücklich, Ihr Vertrauen zu besitzen«, sagt Bernd schlicht.

      Charlotte ist nicht mit sich zufrieden; sie fühlt, wie ihr das Blut in die Wangen steigt. Seltsam befangen ist sie, und es kostet sie Mühe, ihre Unsicherheit zu überwinden.

      »Lange Zeit habe ich ein Bummelleben geführt; Sie wissen, wie lange ich der Heimat ferngeblieben bin. Aber gerade in der Zeit des Nichts­tuns ist mir zu Bewußtsein gekommen, welch ein inhaltloses Leben ich führe«, beginnt Charlotte mutig. »Können Sie sich an das Gespräch erinnern, das wir kurz vor meiner Abreise bei meinem Onkel führten? – Wir sprachen von den reichen Mädchen, die wegen ihres Geldes nicht geheiratet werden.« Charlotte lächelt ein wenig verloren. »Ich werde mich, ohne traurig zu sein, zu diesen Mädchen rechnen müssen. Also werde ich für die Zukunft nicht nur einsam sein, sondern auch weiterhin ein zweckloses Dasein führen müssen, wenn – wenn Sie mir nicht helfen, Bernd.«

      »Ich?« fragte Bernd, noch mehr bestürzt, als er es durch ihre einleitenden Worte schon geworden ist.

      »Ja – Sie sollen mir einen Wirkungskreis geben, und zwar bei Ihnen, hier in Ihrem Betriebe. Und da ich vorläufig nichts weiter mitbringe als den guten Willen, müssen Sie dabei wohl oder übel mein Geld mit in Kauf nehmen.«

      »Ich – ich verstehe das nicht!« stößt er gepreßt hervor.

      »Aber Bernd! Das ist doch ganz einfach! Sie sollen mich als Teilhaber bei sich aufnehmen! Doch nur, wenn ich mitarbeiten darf.«

      »Sie wissen, daß ich augenblicklich finanziell festgefahren bin?« fragt er mit kühler Ruhe.

      Charlotte weicht dem hellen Blick seiner Augen nicht aus, sie entgegnet: »Daß Sie festgefahren sind, ist mir nicht bekannt«, gesteht sie ehrlich. »Onkel Rodisch hat mir lediglich hin und wieder von Ihrem harten Kampf berichtet. Deshalb komme ich zu Ihnen. Ich will Ihnen und mir helfen –«

      Bernds Stirn hat sich in Falten gelegt. »Ich kann mir von Ihnen nicht helfen lassen!« sagt er fest.

      Da ist wieder der Stolz, die Abwehr, die er wie eine unübersteigbare Mauer vor sich aufrichtet. Charlotte übersteigt sie jedoch kühn. Sie steht plötzlich neben ihm. Um ihren Mund spielt ein verstehendes Lä­cheln, während in ihren klaren Augen eine ernste Bitte liegt. »Sie wollen mir nicht helfen, Bernd?«

      »Sie wollen doch nur mir helfen – und das kann ich nicht annehmen!« beharrt er.

      »Sie haben mich immer noch nicht verstanden, Bernd.« Charlotte sieht ganz mutlos drein. »Sie hören immer nur das eine heraus – Geld und wieder Geld! Daß Sie mir aber einen Wirkungskreis bei Ihnen geben sollen, das wollen Sie anscheinend nicht hören. Eigentlich müßte ich nach Ihrem glatten Nein jetzt gehen, doch es geht mir um meine Ruhe. Ich bin nun einmal sehr eigensüchtig und eigenwillig.« Noch einmal dringt Charlotte in ihn: »Ich habe mein jetziges Leben satt, Bernd, helfen Sie mir doch! Lange genug habe ich mit mir gekämpft und gegrübelt, bevor ich mich zu diesem Schritt entschloß. Bernd, geben Sie mir in Ihrem Werk einen Wirkungskreis, damit mein Leben einen Sinn bekommt!«

      Mit einem langen Blick voller Zweifel umfängt Bernd die schmale Mädchengestalt. Doch je länger er in ihre bangen, ehrlichen Augen schaut, desto mehr hellen sich seine Züge auf.

      Bernd erhebt sich, reicht Charlotte mit herzlicher Bewegung die Hand. »Ich will es mit Ihnen versuchen, Fräulein – Fräulein Teilhaber.«

      »Gewonnen!« jubelt sie auf und legt ihre kleine Hand fest in die seine. »Sie wissen nicht, wie glücklich Sie mich damit machen, Bernd!«

      *

      Die Gäste haben Bernds Landhaus verlassen, in dem man in kleinstem Kreis Charlottes Eintritt in die Imhoff-Werke gefeiert hatte.

      Frau Hanna Imhoff steht noch ein paar Minuten in der Diele, lauscht auf die dunkle, wohllautende Mäd­chenstimme, hört ein warmes Auflachen; ein Wagenschlag wird zugestoßen, und ein Motor summt auf.

      Langsam wendet sie sich herum, ein zufriedenes Lächeln liegt auf ihrem lieben Gesicht. Sie steigt die Stufen hinan und sucht das Kinderzimmer auf, in dem Ingrid und Monika schlafen.

      Nachdenklich läßt sie sich an Ing­rids Bett nieder. Sanft fährt ihre Hand über das wirre Haar der Kleinen. Tief und fest, mit rosigen Wangen, schläft das Kind.

      Eine Szene steigt vor ihrem geistigen Auge auf, die sich vor knapp einer Stunde hier im Kinderzimmer abgespielt hat. Charlotte wollte durchaus die Kinder sehen und versprach, sich so lautlos wie möglich zu bewegen. Dennoch war Ingrid aufgewacht, hatte die Ärmchen um den Hals des überglücklichen Mädchens geschlungen, und Charlotte hatte so lieb und herzig mit dem Kinde gescherzt und gelacht, daß der alten Frau das Herz darüber vor Rührung aufgegangen war.

      Wie von schwerer Last bedrückt, neigt sie die Schultern nach vorn. Sie würde ihr verantwortungsvolles Amt freudig in die Hand einer Jüngeren legen – und sie weiß auch, wer wie keine andere Mutterstelle an den beiden herzigen Kindern vertreten könnte…

      Noch einen sanften Kuß haucht sie auf die reine Kinderstirn, dann verläßt sie das Zimmer und geht wieder hinunter.

      Frau Hanna findet Bernd in Gedanken versunken im Herrenzimmer vor.

      An seinen Schläfen schimmert es weiß. Er hat viel gelitten. Doch er hat sich durchgesetzt, hat bis zu einem gewissen Grade sogar überwunden. An vielen kleinen Anzeichen hat sie das erkannt.

      Ihre Gedanken eilen zu dem blonden Mädchen, das so regen Anteil an dem wieder hoffnungsfreudigen Strahlen dieser hellen Männeraugen hat.

      »Charlotte wäre die beste Mutter für deine Kinder, Bernd.«

      »Mutter! Wie kannst du mir so etwas zumuten? Schon lange wehre ich mich gegen zwecklose Überlegungen, die sich mir immer wieder aufdrängen. – Nun hast du alles wieder in mir erweckt! – Zwar weiß ich, daß jedes Gericht meine Ehe mit Maria sofort scheiden würde. Doch ich will das nicht! Unlöslich fühle ich mich mit ihr verbunden – durch meine nie verlöschende Liebe!«

      Frau Hanna hat den ersten Schrecken schnell überwunden. Selbst eine wilde Erregung fürchtet sie nicht mehr. Sie lächelt nur verständnisinnig. »Es gibt aber eine Vernunft, Bernd, die auch echter Liebe noch genügend Raum läßt.«

      »Was soll ich dieser Vernunft noch alles opfern?« begehrt er leidenschaftlich auf.

      »Wer spricht von opfern, Bernd? Es gibt zweierlei Art Menschen«, fährt Frau Hanna sofort fort, und ihre Stimme hat etwas Beruhigendes, Wohltuendes; es ist wie das Streicheln linder, zarter Frauenhände. Fast gegen seinen Willen wird Bernd gezwungen, ihr zu lauschen. »Du bist nicht die Natur, die immer nur zuerst an sich und das eigene Glück denkt; denn du kannst erst dann restlos glücklich sein, wenn die Menschen, die dir lieb und wert sind, es auch sein können. Trotz alledem – du wirst dich zu einem zweiten Glück durchkämpfen müssen!«

      »Ohne Maria gibt es für mich kein Glück!« stößt Bernd leidenschaftlich hervor.

      »Aber Maria ist dir nun einmal genommen!« wirft sie mit schmerzlich zuckendem Munde ein.

      »Mutter, du quälst mich!«

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