Название: Akte Null
Автор: Джек Марс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Жанр: Шпионские детективы
isbn: 9781094312903
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„Zurück an eure Plätze”, ordnete Warren schroff an. Thomas setzte sich langsam wieder, tauschte einen besorgten Blick mit Davis aus. Der Kapitän war sich wahrscheinlich der sich annähernden Schiffe bewusst, doch wenn er jetzt anwesend war, dann bedeutete das, dass etwas vor sich ging. „Hört mir gut zu, denn ich will das nicht wiederholen.” Der Kapitän zog seine Stirn in tiefe Falten. Er hatte sie fast immer gerunzelt - Thomas konnte sich nicht daran erinnern, jemals ein Lächeln auf Warrens Lippen gesehen zu haben - doch dieses Mal sah sein Gesichtsausdruck besonders besorgt aus. „Wir haben gerade neue Anweisungen erhalten. Es gab eine Änderung der Einsatzregeln. Jegliches Schiff, das innerhalb einer Distanz von achthundert Metern feuert, muss als feindlich betrachtet und mit extremem Vorurteil behandelt werden.”
Thomas blinzelte nach dieser plötzlichen Flut von Worten und verstand zuerst nicht.
Maat Miller vergaß sich selbst für einen Moment und sagte: „Behandelt werden? Sie meinen zerstört?”
„Korrekt, Miller”, antwortete Kapitän Warren und blickte dem jungen Mann in die Augen. „Ich meine zerstört, vernichtet, ausgemerzt, verwüstet, zertrümmert und/oder demoliert.”
„Äh, Sir?” fragte Davis. „Wenn es überhaupt feuert? Oder wenn es auf uns feuert?”
„Der Abschuss einer Waffe, aus dem sich ein Verlust von Leben ergeben kann, Leutnant”, gab Kapitän Warren zurück. „Ob sie auf uns zielt oder nicht.”
Thomas konnte nicht glauben, was er da hörte. Die Iranische Revolutionsgarde hatte schon öfter Raketen abgefeuert, seit er an Bord der Constitution war, und viele von ihnen waren innerhalb von einem Abstand von achthundert Metern. Er fand es extrem seltsam, dass die Einsatzregeln so rasch verändert wurden - sicherlich war es kein Zufall, dass dies gerade dann geschah, als ein iranisches Schiff sich ihnen annäherte.
„Schaut mal”, erklärte Warren, „mir gefällt das auch nicht besser als euch, aber ihr wisst alle, was geschah. Ehrlich gesagt bin ich darüber überrascht, dass die Regierung so lange gebraucht hat. Aber jetzt ist es geschehen.”
Thomas wusste genau, worüber der Kapitän sprach. Gerade ein paar Tage zuvor hatte eine Terroristenorganisation versucht, die USS New York zu sprengen. Das war ein Arleigh-Burke-Zerstörer, der am Hafen von Haifa in Israel festgemacht war. Und nur vor zwei Tagen hatte dieselbe Rebellenzelle einen Unterwassertunnel in New York zerstört. Kapitän Warren hatte die gesamte Mannschaft in der Messe versammelt, um ihr die traurigen Nachrichten mitzuteilen. Die CIA hatte von dem Attentat nur einige Stunden zuvor mitbekommen und schaffte es, viele Leben zu retten, doch dennoch waren Hunderte gestorben und es gab immer noch viel zu viele Verschüttete. Das Ausmaß des Attentates war bei langem nicht so groß wie jenes des elften Septembers, doch es handelte sich dennoch um einen der erheblichsten Angriffe auf amerikanischem Boden der letzten hundert Jahre.
„In dieser Art von Welt leben wir jetzt, Jungs”, sagte Warren und schüttelte seinen Kopf verachtend. Er dachte offensichtlich dasselbe wie Thomas. Sie alle taten dies.
„Es dreht ab”, informierte Gilbert durch das Funkgerät und riss Thomas damit aus seinen Gedanken und zurück zu seinen Radargeräten. Der Fähnrich hatte recht, das dritte Schiff war auf fünfhundert Meter herangekommen und drehte jetzt Richtung Westen ab. „Scheint, als verlöre ich zwanzig Dollar.”
Thomas atmete erleichtert auf. In einer weiteren Minute wäre das Schiff weg, außerhalb der sechshundert Meter-Linie und die Constitution führe weiter auf ihrer östlichen Patrouille auf die Meeresenge zu. Bitte mach jetzt keine Dummheiten, dachte er, als er sagte: „Kreuzer der Iranischen Revolutionsgarde ist in vierhundertfünfzig Metern Entfernung, dreht östlich ab. Sieht nicht so aus, als sei er an uns interessiert, Sir.”
Warren nickte, doch falls er so froh darüber war wie Thomas, so zeigte er es nicht. Der Leutnant konnte erraten, warum. Die Einsatzregeln hatten sich geändert, und das sogar sehr plötzlich. Wie lange könnte es dauern, bis sie sich erneut in einer Situation wie dieser befanden?
Leutnant Davis blickte plötzlich scharf auf. „Die funken uns an, Sir.”
Kapitän Warren schloss seine Augen und seufzte. „In Ordnung. Gib dies weiter, und schnell bitte.” Davis war nicht nur der Kommunikationsoffizier, sondern sprach auch fließend arabisch und farsi. Er übersetzte die Mitteilung des Kapitäns, während Warren sprach, hörte gleichzeitig zu, während er redete. „Dies ist Kapitän James Warren der USS Constitution. Die Einsatzregeln der US Navy haben sich geändert. Ihre Vorgesetzten sollten zu diesem Zeitpunkt schon darüber informiert sein, doch falls dem nicht so ist: es ist uns komplett durch die amerikanische Regierung genehmigt, tödliche Gewalt anzuwenden, sollte jegliches Schiff -”
„Rakete abgeschossen!” rief Gilbert in Thomas’ Ohr.
„Rakete abgeschossen!” wiederholte Thomas. Bevor er noch wusste, was er da tat, hatte er schon den Kopfhörer heruntergerissen und rannte auf das Fenster zu. In der Ferne sah er den Kreuzer der iranischen Revolutionsgarde und den hellroten Streifen, der in einem hohen Bogen in den Himmel flog und eine Rauchwolke hinterließ.
Während er herausblickte, wurde eine zweite Rakete von dem iranischen Schiff abgefeuert. Sie wurden in einer Bahn parallel zur Constitution abgefeuert, weit genug entfernt, sodass sie dem Zerstörer kaum Probleme bereiteten.
Thomas drehte sich zum Kapitän um. Warrens Gesicht war bleicher geworden. „Sir -”
„Gehen Sie zurück auf Ihren Posten, Leutnant Cohen.” Warrens Stimme klang angestrengt.
Ein Knoten von Grauen bildete sich in Thomas’ Magen. „Aber Sir, wir können doch nicht ernsthaft -”
„Kehren Sie auf Ihren Posten zurück, Leutnant”, wiederholte der Kapitän mit angespanntem Kiefer. Thomas gehorchte, er setzte sich wieder, doch hörte nicht auf, Warren anzustarren.
„Das kommt nicht vom Admiral”, sagte er, als ob er versuchte, ihnen zu erklären, was geschehen müsste. „Nicht mal vom Chef der Marineoperationen. Das kommt vom Verteidigungssekretär. Versteht ihr das? Es ist eine direkte Anordnung im Interesse der nationalen Sicherheit.”
Ohne ein weiteres Wort, hob Warren ein rotes Telefon, das an der Wand angebracht war, ab. „Dies ist Kapitän Warren. Feuert die Torpedos.” Für einen Moment herrschte Stille und dann wiederholte der Kapitän nachdrücklich: „Positiv. Feuert die Torpedos.” Er legte auf, doch seine Hand blieb noch auf dem Telefon liegen. „Möge Gott uns helfen”, murmelte er.
Thomas Cohen hielt den Atem an. Er zählte die Sekunden. Er kam bis zwölf, bevor er Gilberts Stimme hörte, leise und hauchend und fast ehrfurchtsvoll durch das Funkgerät.
„Oh Gott.”
Thomas stand auf, er verließ nicht seinen Posten, doch hatte teilweise Sicht durch das Fenster. Durch das dicke, gepanzerte Glas der Brücke, das dazu entworfen wurde, schweres Feuergefecht zu durchstehen, hörten sie keine Explosion. Sie fühlten keine Schockwelle, die von dem weiten Persischen Golf absorbiert wurde. Doch er sah es. Er sah den orangefarbenen Feuerball, der in dem Himmel aufstieg, als das Schiff der Iranischen Revolutionsgarde, wie er vorhergesehen hatte, binnen Sekunden von einer Welle von Torpedos von dem US Zerstörer vernichtet wurde.
Das grüne, leuchtende Pünktchen СКАЧАТЬ