Название: Gesicht des Todes
Автор: Блейк Пирс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9781094305646
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Sie erlaubte sich ein Siegeslächeln, sprang aus dem Auto, um sich ihnen mit neuem Elan zuzugesellen. Draußen unter der brennenden Sonne erwiderte Shelley ihr strahlendes Grinsen, offensichtlich glücklich, dass sie ihren ersten gemeinsamen Fall schon abgeschlossen hatten.
Später, als sie wieder im Auto waren, senkte sich das Schweigen erneut herab. Zoe wusste nicht, was sie sagen sollte – sie wusste es nie. Geplauder war ihr ein absolutes Rätsel. Wie oft konnte man das Wetter erwähnen, bevor es ein offensichtliches Klischee wurde? Wie oft musste sie öde Unterhaltungen über unwichtige Dinge führen, bevor das Schweigen kameradschaftlich wurde, nicht mehr unbehaglich war?
„Du hast da draußen nicht viel gesagt“, sagte Shelley und brach endlich das Schweigen.
Zoe antwortete nicht sofort. „Nein“, stimmte sie zu, versuchte, freundlich zu klingen. Es gab nicht viel, das sie tun konnte, außer zuzustimmen.
Wieder herrschte Stille. Zoe berechnete im Kopf die Sekunden, begriff, dass es länger war, als für eine normale Pause in der Unterhaltung üblich.
Shelley räusperte sich. „Die Partner, die ich im Training hatte, die haben mit mir geübt, den Fall durchzusprechen“, sagte sie. „Zusammenzuarbeiten, um ihn zu lösen. Nicht alleine.“
Zoe nickte, ihr Blick blieb fest auf der Straße. „Ich verstehe“, sagte sie, obwohl Panik in ihr aufstieg. Sie verstand nicht – nicht völlig. Auf eine Art verstand sie, wie die Leute um sie herum empfanden, weil sie es ihr immer mitteilten. Aber sie wusste nicht, was sie damit anfangen sollte. Sie versuchte es schon, versuchte es, so gut sie konnte.
„Sprich nächstes Mal mit mir“, sagte Shelley, lehnte sich tiefer in ihren Sitz, als ob nun alles geklärt war. „Wir sind Partner. Ich möchte wirklich zusammenarbeiten.“
Das verhieß für die Zukunft nichts Gutes. Zoes letzter Partner hatte wenigstens ein paar Wochen gewartet, bevor er sich beschwert hatte, wie ruhig und unnahbar sie war.
Sie hatte gedacht, sie hätte es diesmal besser hinbekommen. Hatte sie nicht die Becher mit Kaffee gekauft? Und Shelley hatte sie vorhin angelächelt. Musste sie mehr Getränke kaufen, um es wieder auszugleichen? Gab es eine bestimmte Anzahl, auf die sie hinarbeiten sollte, um ihre Beziehung angenehmer zu gestalten?
Zoe sah die Straße vor der Windschutzscheibe vorbeirasen, unter einem sich allmählich verdunkelnden Himmel. Sie spürte, dass sie wohl noch etwas sagen sollte, aber sie wusste nicht, was. Das war alles ihre Schuld und sie wusste es.
Es schien für andere Leute immer so einfach zu sein. Sie sprachen und sprachen und sprachen, und wurden über Nacht Freunde. Sie hatte es oft geschehen sehen, aber es schien keine Regeln zu geben, die man befolgen konnte. Es wurde nicht durch eine festgelegte Zeitspanne definiert, oder der Anzahl der Interaktionen, oder der Menge der Dinge, die Menschen gemeinsam haben mussten.
Sie waren einfach wie durch Magie gut darin, mit anderen Leuten zurechtzukommen, so wie Shelley. Oder sie waren es nicht. Wie Zoe.
Nicht dass sie wusste, was sie falsch machte. Leute sagten ihr, sie solle wärmer und freundlicher sein, aber was genau bedeutete das? Niemand hatte ihr je ein Handbuch gegeben, in dem all die Dinge erklärt waren, die sie wissen musste. Zoe griff das Steuer fester, versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie aufgebracht sie war. Das war das Letzte, das Shelley sehen sollte.
Zoe begriff, dass sie selbst das Problem war. Sie machte sich darüber nichts vor. Sie wusste nur nicht, wie sie anders sein sollte, als sie war, während andere Leute es wussten und sie sich schämte, dass sie es nie gelernt hatte. Das zuzugeben würde irgendwie noch schlimmer sein.
***
Der Flug zurück nach Hause war noch ungemütlicher.
Shelley blätterte beiläufig durch die Seiten einer Frauenzeitschrift, die sie im Flughafen gekauft hatte, bedachte jede Seite lediglich mit einem oberflächlichen Blick, bevor sie aufgab und weiterblätterte. Nachdem sie sie von vorne bis hinten durch hatte, warf sie Zoe einen Blick zu, dann gelangte sie wohl zu der Überzeugung, dass es besser war, keine Unterhaltung anzufangen, und öffnete die Zeitschrift wieder, vertiefte sich mehr in die Artikel.
Zoe hasste es, so etwas zu lesen. Die Bilder, die Worte, alles sprang sie von der Seite aus an. Nicht zusammenpassende Schriftgrößen und Gesichter, widersprüchliche Artikel. Bilder, die beweisen sollten, dass irgendeine Prominente sich unters Messer gelegt hatte, die aber nur die normalen, durch Zeit und Alter verursachten Änderungen eines Gesichtes zeigten, die für jeden mit einem Grundverständnis menschlicher Biologie leicht berechenbar waren.
Mehrere Male versuchte Zoe zwanghaft, sich etwas einfallen zu lassen, was sie zu ihrer neuen Partnerin sagen könnte. Sie konnte nicht über die Zeitschrift reden. Was könnten sie sonst gemeinsam haben? Ihr fiel nichts ein.
„Gutes Ergebnis für unseren ersten Fall“, sagte sie schließlich, murmelte es, traute sich fast nicht, es zu sagen.
Shelley sah überrascht auf, ihre Augen einen Moment lang groß und leer, bevor sie grinste. „Oh ja“, sagte sie. „Wir waren gut.“
„Der nächste Fall wird hoffentlich ebenso glatt laufen.“ Zoe fühlte, wie sich ihr Inneres zusammenkrümmte. Warum war sie so schlecht im Plaudern? Es kostete sie absolute Konzentration, sich den jeweils nächsten Satz auszudenken.
„Vielleicht können wir nächstes Mal schneller sein“, schlug Shelley vor. „Du weißt schon, wenn wir wirklich aufeinander eingespielt sind, werden wir viel schneller arbeiten.“
Für Zoe fühlte es sich wie ein Schlag an. Sie hätten den Kerl schneller schnappen, den Hubschrauber direkt nach ihrer Ankunft an seinen genauen Aufenthaltsort schicken können, wenn Zoe nur mitgeteilt hätte, was sie wusste. Wenn sie nicht so besorgt darüber gewesen wäre, wie sie ihr Wissen erlangt hatte, dass sie es für sich behalten hatte.
„Vielleicht“, sagte sie unverbindlich. Sie versuchte, Shelley auf eine beruhigende Art anzulächeln, von erfahrener Agentin zu Neuling. Shelley erwiderte es ein wenig zögerlich und konzentrierte sich wieder auf ihre Zeitschrift.
Bis zur Landung sprachen sie nicht mehr.
KAPITEL ZWEI
Zoe öffnete ihre Wohnungstüre mit einem Seufzer der Erleichterung. Das war ihr Himmel, der Ort, an dem sie sich entspannen konnte und nicht mehr versuchen musste, die Person zu sein, die alle akzeptierten.
Als sie das Licht anmachte, erklang aus Richtung der Küche ein leises Miauen und sobald Zoe ihre Schlüssel auf den Beistelltisch gelegt hatte, ging sie sofort dorthin.
„Hi, Euler“, sagte sie, beugte sich hinunter, um eine ihrer Katzen hinter den Ohren zu kraulen. „Wo ist Pythagoras?“
Euler, eine grau getigerte Katze, miaute als Antwort nur erneut und sah zum Schrank, in dem Zoe die Beutel und Dosen mit Katzenfutter aufbewahrte.
Zoe brauchte keinen Übersetzer, um das zu verstehen. Katzen waren einfach genug. Die einzige Interaktion, die sie wirklich brauchten, war Essen und ein gelegentliches Schmusen.
Sie nahm eine neue Dose aus dem Schrank und öffnete sie, löffelte den Inhalt in den Futternapf. Ihr Burmese, Pythagoras, witterte bald den Geruch СКАЧАТЬ