Sing. Amy Hempel
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Название: Sing

Автор: Amy Hempel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: marix Literatur

isbn: 9783843806282

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Sie kannten mich als diejenige, die sich weigerte, die Vorhängeschlösser an ihren Zwingern zu schließen, die Schlösser waren eine neue Vorschrift, nachdem jemand einen Welpen aus dem Trakt »Kleine Hunde zur Adoption« gestohlen hatte, die garantiert, dass die Hunde bei einem Brand sterben würden.

      Sie kannten mich als diejenige, die ihnen dumme Fragen stellte – »Wie bist Du nur so niedlich geworden?« – und die diese Frage dann dümmlich beantwortete, indem sie für den aufgedrehten Hund antwortete, »Ich wurde niedlich geboren und dann nur noch niedlicher«. Sie kannten mich als diejenige, die in Babysprache mit Babys redete, aber mit normaler Stimme über aktuelle Ereignisse mit denjenigen sprach, die diese Art von Diskurs bei Unterhaltungen zu zweit schätzten. Ich erzählte einem ältlichen Pitbull von einem Helden des Zweiten Weltkriegs, der in diesem Jahr mit über 90 in Florida in einem Krankenhaus gestorben war, nachdem er in einer emotionalen Notlage in einem Metallkäfig fixiert worden war, der über seinem Bett angebracht wurde. Der Posey-Käfig war in Osteuropa schon lange verboten, doch irgendwie immer noch in Florida nutzbar. Eingesperrt auf der Fläche seines Bettes, »ist er wie ein Hund gestorben«, sagten die Leute.

      Sie kannten uns als diejenigen, die Briefe an den Kongress schrieben, um Gesetze zu unterstützen, die durch menschliche Grausamkeit nötig geworden waren und nach hündischen Opfern benannt wurden: Oreos Gesetz, Nitros Gesetz, das Gesetz für den Heldenhund aus Afghanistan, und das war allein dieses Jahr.

      Sie kannten mich als diejenige, die an ihnen liebte, was sie bei Menschen abstieß: die offenkundige Bedürftigkeit, die Anhänglichkeit, der Appetit. Sie kannten mich als jemanden, der in ihren Gesichtern ihre Seelen sah, der niemals ausdrucksvollere Augen als ihre gesehen hatte in den Farben von Kleehonig, Rootbeer, Flussbett, und die dreifarbigen Augen, »zersprungenes Glas«, eines Catahoula-Hundes, selten in nördlicheren Gefilden zu finden. Sie kannten uns als diejenigen, die ihre Biografien schrieben, um sie in Tierschutzgruppen zu posten, die sich für die Rettung von Hunden einsetzten, die wir mit Cleopatra, dem Lone Ranger oder Charlie Chaplins Little Tramp, mit John Wayne, Johnny Depp und natürlich mit Brad Pitt verglichen, und wir fragten uns, ob wir nicht etwas übertrieben oder weich im Kopf geworden waren, wie Lennie in Von Mäusen und Menschen. Sie kannten uns als diejenigen, die versuchten einzuschätzen, was sie durchgemacht hatten, so sagte Laurie über einen Hund mit Drainageschläuchen in den Wunden an seinem Kopf, »Er sieht erschöpft aus, selbst wenn er schläft.«

      Sie kannten uns als diejenigen, die Briefe an den Bürgermeister schrieben, in denen wir kritisierten, dass das Ordnungsamt die Anzahl der Hunde in der Stadt schwer unterschätzt hatte, um den Fehler zu vertuschen, dass sie nicht genug Hunde lizensiert hatten. Der politische Begriff hierfür ist »die Compliance-Bilanz aufblasen«. Sie kannten Joy als die brillante Ermittlerin, die den übrigen von uns erzählte, dass der Gouverneur den Staatshaushalt frisiert hatte, indem er sich Mittel verschafft hatte, die beiseitegelegt worden waren, um Kastrations- und Sterilisationsdienstleistungen im ganzen Staat zu unterstützen.

      Sie wussten das? Sie schienen es zu wissen, genau wie sie Joys Versuch zu schätzen schienen, einem neuen Mitarbeiter zu erklären, dass die Angestellten es nicht »vergessen« hatten, die Zeiten aufzuschreiben, wann sie bestimmte Hunde spazieren geführt hatten, und dass der freie Platz auf den Protokollen an drei Tagen hintereinander bedeutete, dass dieser Hund drei Tage nicht spazieren geführt wurde. »Als das Budget um eineinhalb Millionen gekürzt wurde«, begann Joy. Doch der neue Mitarbeiter glaubte ihr nicht.

      Sie kannten uns als diejenigen, die Gründe für Einlieferungen hinterfragten und wussten, dass »keine Zeit mehr« für einen alternden, kranken Hund bedeutete, dass der Besitzer von der Wirtschaftskrise betroffen war und die Tierarzt-Rechnungen nicht begleichen konnte. Sie kannten uns als diejenigen, die für die »weggeworfenen Muttertiere« schwärmten, milchgebende Weibchen an Pfosten in der Bronx gebunden, nachdem die Besitzer ihre Welpen verkauft hatten, und für verschreckte junge Köderhunde von den Hundekämpfen – wir würden alles für sie tun –, ihr Köpfe und Körper von Narben übersäht wie unglückliche Lebenslinien in menschlichen Handflächen, deren Schwänze aber trotzdem wedelten, wenn wir die Hand ausstreckten, um sie zu streicheln. Sie kannten mich als diejenige, die ihre Meinung über Presa Canarios änderte, nachdem ich einen gefunden hatte, der einen Schutzkragen trug, der ihn nicht an sein Futter kommen ließ. Ich musste seine Schüssel in den Kragen an sein Maul halten, damit er fressen konnte; ich verlor meine Angst vor Presas.

      Sie kannten mich als diejenige, die Bully Project in ihrer Smartphone-Schnellwahl hatte, die wusste, dass das Besitzen von mehr als fünf Hunden in Connecticut, rechtlich betrachtet, Horten war, und die oftmals einen geliebten Hund zum Schein herausnahm, wenn ich ihn auf der Liste fand, indem ich mich als Tierschutzrettung ausgab, sodass der Hund in den vierundzwanzig Stunden, die das Tierheim brauchte, um die Fälschung zu bemerken, noch eine Chance hatte, wirklich von jemandem aufgenommen zu werden.

      Sie kannten mich als diejenige, die in Wut entflammte und nicht wusste, wie sie damit umgehen sollte, bis ein Hund einen Ball aus der Ecke seines Zwingers holte und ihn zu mir brachte, als wollte er fragen, »Hast Du daran schon mal gedacht?«

      Sie kannten mich als jemanden, der einen Satz Spanisch lernte – »Lo siento mucho«, Es tut mir so leid – und diesen Satz oft in der Eingangshalle verwendete, wenn ihr ein Hund gebracht wurde, dessen Besitzern eine Räumungsklage durch die New Yorker Wohnbaubehörde drohte, wenn sie den Hund nicht abgaben.

      Sie kannten mich als diejenige, die ein Gnadengesuch für einen Hund namens Storm schrieb, der am nächsten Morgen getötet werden sollte, und ihn losschickte, nur um am nächsten Tag zu erfahren, dass es in dieser Nacht zwei Hunde mit dem Namen Storm im Tierheim gegeben hatte, und dass der, dem das Gnadengesuch gegolten hatte, am Morgen getötet worden war – ich hatte die ID-Nummer des Hundes nicht aufgeschrieben. Das hier handelt also nicht von Heldentaten; es handelt von einer unmöglichen Arbeit. Ich habe mich mit ihnen in Dreck und Drangsal verbündet, und dann habe ich sie dort zurückgelassen.

      Sie kannten mich als diejenige, die an dem Obdachlosen in der East 110th vorbei lief, der sagte, »Wenn Sie jemanden retten wollen, dann retten Sie mich.«

      Sie kannten mich als diejenige, die durch die verglaste Front einer Tür des geschlossenen Traktes einen Hund sah, der erst eine Pfote und dann die andere hob, eine Pfote zum Schütteln, obwohl da niemand war, ein Trick, den man ihm beigebracht und für den man ihn einst gelobt hatte, ein Hund, noch nicht zerstört, aber verzweifelt.

      Sie kannten mich als jemanden, der die öffentliche Propaganda eines »Full-Service«-Tierheims entlarvte, dass es bedeutete, dass hier Tiere getötet wurden, und dass der angebotene Rundum-Service der Tod ist.

      Sie kannten mich als jemanden, der herausfand, dass die Mittel für den gefährlichen neuen Boden auch aus der medizinischen Versorgung genommen wurden, dass der Vorstand befunden hatte, dass die erste Injektion, das Beruhigungsmittel, »nicht zwingend erforderlich« sei vor der Injektion von Pento-Barbital, welche sie tötet, und da es bis zu fünfzehn Sekunden dauert, bis das Pento-Barb wirkt, müssen die Hunde in dieser Zeit durch den Raum in Richtung des Haufens von Körpern laufen, zu denen sie sich gesellen müssen, und von denen nur einige eingepackt sind. Dies wird also das letzte Bild des Lebens auf der Erde sein, das der Hund mitnimmt. In meiner Fantasie werden sie wach und finden sich mit vollen Bäuchen in der warmen Karibik paddelnd wieder, das klarste Wasser über weißen Sandriffeln, bis sie sich erfrischt weiter draußen in kälterem Wasser wiederfinden, in der tiefen blauen riffvernarbten See.

      Sie kannten mich als diejenige, die eine andere Freiwillige bat, Creamsicle zu halten, einen jungen vanille- und orangefarbenen Welpen, während ich seinen verschmutzten Zwinger reinigte und sein Bett machte, am Ende der Nacht. Ich wusste, dass Katerina das Tierheim gleich verlassen würde, um zum nahegelegenen Krankenhaus zu gehen, wo ihr Vater im Sterben lag. Sie wiegte den schläfrigen Welpen in ihren Armen. Sie sagte, »Du arbeitest zu schnell.« Sie küsste den Welpen. Sie gab ihn mir. Sie СКАЧАТЬ