Tom Jones. Генри Филдинг
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Название: Tom Jones

Автор: Генри Филдинг

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Große verfilmte Geschichten

isbn: 9783955012229

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СКАЧАТЬ zu versichern, daß mir Ihre Vermahnung tiefer ans Herz gegangen ist, als das großmütige Erbieten, womit Sie solche beschlossen haben. Denn, wie Sie zu sagen belieben, sie ist ein Beweis, daß Sie von meinem Verstande eine gute Meinung haben.« –

      Hier hielt sie ein paar Minuten inne, weil ihre Thränen häufig herabrollten und fuhr dann weiter fort:

      »Wirklich, gnädiger Herr, Ihre Güte überwältigt mich; aber ich will streben, diese gütige Meinung zu verdienen; denn wenn ich den Verstand besitze, den Sie so gütig sind, mir zuzutrauen, so können solche Warnungen bei mir nicht verloren gehen. Ich dank' Ihnen herzlichst, gnädiger Herr, für Ihren gefaßten liebreichen Vorsatz zu gunsten meines armen hilflosen Kindes; es ist unschuldig und ich hoffe, es soll lange genug leben, um sich für alle die Wohlthaten, die es von Ihnen empfangen wird, dankbar zu erzeigen. Aber nun, gnädiger Herr, muß ich Sie auf meinen Knien anflehen, verschonen Sie mich mit dem Befehl, Ihnen den Vater meines Kindes zu nennen. Ich verspreche heilig, Sie sollen ihn eines Tages erfahren. Ich bin aber unter den feierlichsten Zusagungen und Versprechungen der Ehe und den heiligsten Eiden und Gelübden der Religion gebunden, seinen Namen, für jetzt noch, zu verschweigen, und Ihre Gesinnungen sind mir zu wohl bekannt, als daß ich besorgen könnte, Sie wollten von mir verlangen, ich solle meine Ehre oder meine Religion aus den Augen setzen.«

      Herr Alwerth, dem die geringste Erwähnung dieser heiligen Worte schon hinlänglich war, um höchst bedächtlich zu verfahren, besann sich einen Augenblick, ehe er antwortete, und dann sagte er zu ihr: sie habe unrecht gethan, gegen einen schlechten Menschen solche Gelübde einzugehen. Da es aber geschehen, könne er nicht drauf dringen, daß sie wortbrüchig werden sollte.

      Er sagte, es sei nicht aus persönlicher Neugierde, daß er nach ihm gefragt habe, sondern um den Kerl zu strafen; wenigstens, damit er nicht unwissenderweise solchen Leuten Wohlthaten zufließen ließe, die es nicht verdienten.

      Was diese Punkte betreffe, so beruhigte ihn Hannchen durch die feierlichsten Beteuerungen, der Mann sei ganz und gar außer seinem Wirkungskreise und so wenig seiner Macht unterworfen, als er, nach aller Wahrscheinlichkeit, jemals der Gegenstand seiner Mildthätigkeit werden würde.

      Hannchen hatte sich durch ihr treuherziges Betragen bei diesem würdigen Manne so viel Zutrauen erworben, daß er ihr ganz willig glaubte, was sie ihm sagte; denn da sie die Niederträchtigkeit verachtet hatte, sich selbst durch eine Lüge zu entschuldigen, und in ihrer gegenwärtigen Lage lieber sein ferneres Mißfallen auf sich laden, als ihrer Ehre und Zusage dadurch untreu werden wollte, daß sie einen andern verriete, so besorgte er sehr wenig, daß sie sich gegen ihn einer Falschheit schuldig machen würde.

      Er entließ sie also mit der Versicherung, er würde sie bald von dem Orte entfernen, wo sie so viele Zungen wider sich gereizt hätte, und beschloß mit noch einigen hinzugefügten Vermahnungen, in welchen er Reue und Besserung empfahl, und sagte: »Bedenke Sie wohl, Kind, dort oben ist noch einer, dessen Gnade Sie sich noch wieder zu erbitten hat, und dessen Wohlwollen für Sie weit wichtiger ist, als das meinige.«

      Dialog zwischen Mesdames Brigitta und Deborah; der zwar unterhaltender, aber nicht so lehrreich ist als der vorige.

      Als Herr Alwerth sich mit Hannchen Jones nach seinem Arbeitszimmer verfügt hatte, wie wir oben gesehen haben, begab sich Fräulein Brittjen mit der guten Haushälterin auf einen Posten, der zunächst an besagtes Studierzimmer stieß, woselbst sie, vermittelst eines Schlüsselloches, die lehrreiche Vermahnung des Herrn Alwerth zugleich mit Hannchens Antworten in ihre Ohren fließen ließen, und wirklich sich von allem, was im vorigen Kapitel vorkommt, aufs genaueste unterrichteten.

      Dieses Loch in der Thüre des Studierzimmers ihres Bruders war Fräulein Brittjen ebenso gut bekannt, und von ebenso öfterem Gebrauche, als vor alten Zeiten das berüchtigte Loch in der Mauer der Thisbe. Dies hatte so seinen mancherlei guten Nutzen: denn auf diese Weise ward Fräulein Brittjen oft mit ihres Bruders Wünschen bekannt, ohne ihm die Mühe zu machen, ihr solche erst zu sagen. Wahr ist's, diese Vertraulichkeit hatte auch ihr Unangenehmes, und sie hatte bisweilen Ursache, mit der Thisbe beim Shakespeare auszurufen: »O böse, böse Mauer!« Denn da Herr Alwerth ein Friedensrichter war, so kamen in den Verhören über uneheliche Geburten und dergleichen zuweilen gewisse Dinge vor, die etwas sehr Beleidigendes für keusche jungfräuliche Ohren an sich haben, besonders wenn die Jungfrauen das Alter von vierzig erreichen, wie es der Fall mit Fräulein Brittjen war. Indessen hatte sie bei solchen Gelegenheiten den Vorteil, ihr Erröten vor den Augen der Männer zu verbergen, und De non apparentibus et non existentibus eadem est ratio. Auf deutsch: Wenn man ein Frauenzimmer nicht erröten sieht, so ist's so gut, als ob sie gar nicht errötet.

      Beide zarte Jungfrauen beobachteten ein genaues Stillschweigen während des ganzen Auftritts zwischen Herrn Alwerth und der armen Sünderin; sobald er aber geendigt und der Inquisitor so weit entfernt war, daß er nichts mehr hören konnte, gab Jungfer Deborah dem Drange ihres Herzens Raum und ergoß sich in Ausrufung über die gütige Nachsicht ihres Herrn und besonders darüber, daß er das Mädchen durchwischen lassen, ohne den Namen des Kindes Vaters zu nennen, den sie, wie sie mit einem Eide beteuerte, heraus haben wollte, noch ehe die Sonne zur Ruhe ginge.

      Bei diesen Worten entfaltete Fräulein Brigitta ihre Gesichtszüge in ein Lächeln (bei ihr eine sehr ungewöhnliche Sache); nicht daß ich wollte, mein Leser solle sich einbilden, es sei dies eins von jenen mutwilligen Lächeln gewesen, wovon sie Homer glauben machen will, es käme von der Venus her, wenn er diese die lächelliebende Göttin nennt; auch war es keins von jenen Lächeln, welche Ihro Gnaden Seraphina aus ihrer Loge im Schauspielhause umherwirft, und wofür Venus ihre Unsterblichkeit hingeben würde, wenn sie es nachmachen könnte. Nein! es war vielmehr eins von jenen Lächeln, wovon man glauben könnte, es sei von den grübchenvollen Wangen der majestätischen Tysiphone oder von ihren gnädigen Fräulein Schwestern entlehnt.

      Mit solch einem Lächeln also und mit einer Stimme süß melodisch wie ein Abendhauch des Boreas im angenehmen Monat November, verwies gar glimpflich Fräulein Brigitte der Jungfer Deborah ihre Neugierde; ein Fehler, der, wie es scheint, der letztern zu sehr anklebte, und welchen die erste mit großer Bitterkeit tadelte und hinzusetzte: sie danke dem Himmel, daß bei allen ihren Fehlern, ihre Feinde selbst sie nicht bezüchtigen könnten, daß sie sich in anderer Leute Sache mische und naseweis wäre.

      Darauf fuhr sie fort, die Ehrlichkeit und den Mut zu loben, mit welchem Hannchen gesprochen hatte. Sie sagte: sie könne nicht umhin, mit ihrem Bruder dafür zu halten, es läge etwas Verdienstliches in der Aufrichtigkeit ihres Bekenntnisses und in der Treue des Worthaltens gegen ihren Liebhaber. Sie habe solche beständig für ein sehr gutes Mädchen gehalten und zweifle nicht, sie müsse durch irgend einen Schurken verführt worden sein, der unendlich viel strafbarer wäre, als das Mädchen, und der sie höchst vermutlich durch ein Eheversprechen oder ein anderes dergleichen heimtückisches Verfahren zu seinem Willen verleitet habe. Dies Betragen des Fräuleins machte Jungfer Deborah höchst bestürzt; denn dies wohlerzogene Frauenzimmer öffnete selten ihre Lippen, weder gegen ihren Herrn noch seine Schwester, sie habe denn vorher ihre Meinung ergründet, mit welcher dann ihre Aeußerungen allemal völlig übereinstimmend waren. Hier hatte sie indessen gedacht könne sie mit Sicherheit den ersten Ton angeben; und der scharfsinnige Leser wird sie vermutlich nicht dabei eines Mangels an entsprechender Vorsicht beschuldigen, sondern vielmehr bewundern, mit welch unglaublicher Schnelligkeit sie den Ton veränderte, als sie merkte, sie habe nicht die rechte Modulation getroffen.

      »Nein, gnädiges Fräulein,« sagte dieses geschickte und wirklich sehr staatskundige Frauenzimmer, »das muß ich gestehen, ich kann den Mut des Mädchens nicht genug bewundern, so wenig als 'R Gnaden, und wie 'R Gnaden sagen, wenn sie betrogen ist, von 'm Schurken von Kerl, so muß man das arme Mensch bedauern; und gewiß genug, wie 'R Gnaden sagen, das Mädchen hat mir immer geschienen wie ein gut, ehrlich, bescheiden Mädel, und nicht breitthuerisch mit ihrem Gesicht СКАЧАТЬ