Tom Jones. Генри Филдинг
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Название: Tom Jones

Автор: Генри Филдинг

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Große verfilmte Geschichten

isbn: 9783955012229

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СКАЧАТЬ Bedünken, die Natur gesiegt haben, weil sie ihn mit mancherlei Gaben beschenkte; derweile das Glück nur eine einzige besaß, in Bescherung dieser aber so freigebig war, daß andere vielleicht denken mögen, diese einzige Gabe sei mehr als hinreichend gewesen, allen Spenden, die er von der Natur empfangen hatte, Gleichgewicht zu halten. Von der Natur erhielt er eine angenehme Figur und Gestalt, ein dauerhafte Gesundheit, einen gründlichen Verstand und ein wohlthätiges Herz; von dem Glück erhielt er die Erbschaft eines der größesten Landgüter. Dieser Edelmann hatte in seiner Jugend ein würdiges und schönes Frauenzimmer geheiratet, die er sehr zärtlich geliebt hatte. Mit ihr hatte er drei Kinder, welche alle sehr jung starben; er hatte auch das Unglück erlebt, selbst diese seine geliebte Gattin zu begraben, ungefähr fünf Jahre vorher, als diese Geschichte ihren Anfang zu nehmen beliebt. Diesen Verlust, so groß er auch war ertrug er wie ein verständiger, gesetzter Mann, ob man gleich nicht ableugnen kann, daß er oft ein wenig sonderbar über diesen Punkt sprach; denn zuweilen sagte er: er hielte sich noch beständig für verheiratet und dächte, seine Frau habe nur ein wenig früher als er eine Reise angetreten, auf welcher er ihr ganz gewiß früher oder später folgen werde; er hege nicht den geringsten Zweifel, sie an einem Orte wieder anzutreffen, wo er sich nie wieder von ihr trennen würde. Wegen dergleichen Aeußerungen hatte ein Teil seiner Nachbaren seinen Verstand, ein zweiter seine Religion und ein dritter seine Aufrichtigkeit im Verdacht.

      Jetzt lebte er die meiste Zeit auf dem Lande mit einer Schwester, für die er zärtlichste Bruderliebe hatte. Dies Fräulein war schon etwas über die dreißig hinaus; ein Alter, in welchem man nach der Meinung gewisser hämischer Leute den Titel: alte Jungfer mit aller Schicklichkeit führen kann. Sie war von derjenigen Gattung Frauenzimmer, an welchen man eher die guten Eigenschaften als die Schönheit preiset, und welche von ihrem eignen Geschlechte gewöhnlich so ein guter Schlag von Mädchen genannt wird. – In der That! so ein guter Schlag von Mädchen, Madame, als Sie zu kennen wünschen mögen. Wirklich war sie so weit entfernt den Mangel an Schönheit zu bedauern, daß sie dieser Vollkommenheit (wenn es noch einmal eine genannt werden kann) nie anders, als mit Verachtung erwähnte und oft dem lieben Gott dankte, daß sie nicht so hübsch sei als dieses oder jenes Fräulein, welche ihre Schönheit vielleicht zu Fehltritten verleitet hätte, die sie ohnedem hätte vermeiden können. Fräulein Brigitta Alwerth (denn so hieß dieses Frauenzimmer) sah sehr richtig ein, daß die persönlichen Reize eines Frauenzimmers nichts Besseres wären als Fallstricke, aufgestellt für sich selbst und für andere, und dennoch war sie so bedächtlich in ihrer Aufführung, daß ihre vorsichtige Klugheit ebenso scharf wachte, als ob sie alle Fallstricke zu befürchten hätte, die nur jemals ihrem ganzen Geschlechte gelegt sein mögen. In der That habe ich bemerkt (so unbegreiflich dem Leser die Sache vorkommen mag), daß diese Wache der klugen Vorsicht ebenso wie die alten Pfahlbürger beständig dann und am liebsten auf solche Posten zieht, wann und wo die wenigste Gefahr ist. Oft verläßt sie niederträchtiger, feigherziger Weise solche Schönheiten, nach welchen die Männer insgesamt trachten, um die sie seufzen, für die sie sterben und denen sie so viele Netze aufstellen, als sie nur haben und erdenken können; und hingegen gehet sie jener höhern Gattung von Weiblein nicht von der Ferse, für welche das männliche Geschlecht eine weit größere und tiefere Ehrfurcht hegt, und welche es (aus Verzweiflung glaube ich, daß es ihm glücken könne) niemals anzugreifen wagt.

      Lieber Leser, ich erachte für rathsam dich, ehe wir noch einen Schritt mit einander weiter gehen, zu benachrichtigen, daß ich willens bin, diese ganze Geschichte hindurch so oft einen Nebenweg zu nehmen, als sich dazu Gelegenheit findet, worüber ich ein besserer Richter bin als irgend ein winziger Kritikus: und hier muß ich alle diese Kritiker ersuchen, sich um ihre eigenen Händel zu bekümmern und sich in keine Sachen oder Werke zu mischen, die sie auf der Welt nichts angehen: denn ich werde ihre richterliche Gewalt nicht eher anerkennen, bis sie die Vollmacht aufweisen, wodurch sie sich als Richter gehörig legitimieren können.

      Ein sonderbarer Zufall, welcher Herrn Alwerth begegnete, als er nach Hause zurückkam. Das anständige Benehmen der Jungfer Deborah Wilkins, mit einigen schicklichen Betrachtungen über Bankerte.

      Ich habe meinen Lesern im vorigen Kapitel erzählt, daß Herr Alwerth ein großes Vermögen erbte; daß er ein gutes Herz und dabei weder Frau noch Kind hatte. Hieraus werden gewiß manche schließen, daß er lebte wie ein honetter Mann; niemand einen Pfennig schuldig war; nichts nahm, als was ihm gebührte; ein gutes Haus machte; seine Nachbarn gern und fleißig bewirtete, und gegen Arme (das heißt, gegen solche, die lieber betteln als arbeiten mögen) barmherzig war; daß er ihnen die Brosamen gab, die von seinem Tische fielen; daß er unermeßlich reich starb und ein Spital erbaute.

      Und wahr ist's, daß er manches von diesen Dingen that; hätt' er aber nichts mehr gethan, so hätt' er meinetwegen hingehen und seine Verdienste auf einer hübschen Marmortafel über der Thüre seines erbauten Spitals der Nachwelt erzählen mögen.

      Es werden in dieser Geschichte Dinge vorkommen, die von einer weit ungewöhnlichern Art sind; ich hätte sonst meine Zeit recht schändlich verklittert, die ich aufs Schreiben eines so bändereichen Werks verwandte; und Sie, meine einsichtsvollen Freunde, könnten mit gleichem Nutzen und Vergnügen sich durch einige Seiten solcher Bücher hindurch lesen, welche gewisse drollige Autoren im spaßhaften Mute die Geschichte von England zu nennen beliebt haben.

      Herr Alwerth war ein ganzes Vierteljahr abwesend und in London gewesen, wo er einige wesentliche Geschäfte gehabt hatte, von denen ich zwar nicht sagen kann, worin sie bestanden, auf ihre Wichtigkeit aber daraus schließe, daß sie ihn so lange von seinem Hause entfernt gehalten, da er es seit manchen Jahren auch nicht einen Monat lang verlassen hatte. Er kam des Abends ziemlich spät zu Hause, und nach einem kurzen Abendessen mit seiner Schwester begab er sich ermüdet nach seiner Kammer. Als er hier, zufolge einer Gewohnheit, wovon er sich durch nichts abwendig machen ließ, einige Minuten auf seinen Knieen zugebracht hatte, machte er sich fertig, ins Bett zu steigen, als er, beim Aufschlagen der Decke, zu seinem großen Erstaunen ein in grobe Leinwand gewickeltes Kind erblickte, welches zwischen seinen Betttüchern lag und sanft und ruhig schlief. Er stund eine Weile, verloren in Verwunderung über den Anblick; jedoch weil Gutherzigkeit allemal die Oberhand in seinen Gesinnungen hatte, fühlte er sich bald von Empfindungen des Mitleids gegen das arme, kleine Geschöpf gerührt. Er zog also an der Schelle und gab Befehl, daß eine ältliche Hausjungfer sogleich aufstehn und zu ihm kommen sollte, und war unterdessen so vertieft im Anschauen der Schönheit der Unschuld, welche sich hier in den lebhaften Farben zeigte, womit Kindheit und Schlaf sie allemal darstellt, daß seine Gedanken zu sehr beschäftigt waren, um sich zu erinnern, daß er im bloßen Hemde dastünde, als die ehrbare Jungfer hereintrat. Sie hatte ihrem Herrn in der That Zeit genug gelassen, sich anzukleiden; denn aus Respekt für ihn und aus Achtung für den Wohlstand hatte sie viele Minuten hingebracht, ihr Haar vorm Spiegel in Ordnung zu bringen, ungeachtet der Hast, in der sie der Bediente gerufen hatte, und ungeachtet sie nicht wissen konnte, ob nicht ihr Herr am Schlage, oder sonst einem Zufalle in den letzten Zügen läge.

      Man wird sich nicht darüber wundern, daß ein Geschöpf, das für seine eigne Person so streng auf den Wohlstand achtete, über die geringste Abweichung davon bei andern empfindlich wurde. Sie öffnete also nicht sobald die Thüre und sah ihren Herrn an der Seite des Bettes mit einem Leuchter in der Hand im bloßen Hemde stehen, als sie in der entsetzlichsten Bestürzung zurückfuhr und vielleicht gar in Ohnmacht gefallen wäre, hätte er sich jetzt nicht besonnen, daß er unangekleidet wäre, und ihrem Schrecken dadurch ein Ende gemacht, daß er ihr sagte, sie solle draußen warten, bis er sich in etwas Kleidung geworfen habe, und dadurch unfähig geworden, die reinen Augen der Jungfer Deborah Wilkins zu beleidigen, die, obgleich im zweiundfünfzigsten Jahre ihres Alters, aufs heiligste beteuerte: sie habe nie einen Mann anders, als gehörig bekleidet, gesehen. Spottvögel und profane Witzlinge lachen vielleicht über ihren ersten Schreck, mein ernsthafterer Leser aber, wenn er erwägt, daß es Nachtzeit war, da man sie aus ihrem Bette gerufen, und dazu die Umstände erwägt, worin sie ihren Herrn antraf, so wird er ihr Benehmen sehr rechtfertigen und billigen; es sei denn, daß die Klugheit, die, wie man annehmen muß, ein Mädchen СКАЧАТЬ