Название: Die Kleinbürger
Автор: Оноре де Бальзак
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783955013363
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Um die Schilderung dieses Armenadvokaten abzuschließen, wird es nicht überflüssig sein, über sein erstes Auftreten im Hause Thuillier zu berichten.
Theodosius war gegen Ende des Jahres 1837 erschienen; er war damals seit fünf Jahren Rechtskandidat und hatte seinen Vorbereitungsdienst in Paris absolviert, um Advokat zu werden; unbekannte Umstände, über die er Schweigen bewahrte, hatten ihn verhindert, sich in die Liste der Pariser Advokaten eintragen zu lassen; er war noch Advokat im Vorbereitungsdienst. Sobald er aber die kleine Wohnung im dritten Stock bezogen hatte, mit dem für seinen vornehmen Beruf unbedingt erforderlichen Mobiliar – denn der Advokatenstand lässt keinen neuen Kollegen zu, der nicht ein anständiges Arbeitszimmer und eine Bibliothek besitzt, und zwar wird das nachgeprüft – wurde Theodosius de la Peyrade Advokat beim Pariser Obergericht.
Über dieser neuen Gestaltung seiner Lage verging das ganze Jahr 1838; er führte ein sehr regelmäßiges Leben, studierte von früh morgens an bis zur Essensstunde und erschien bei wichtigen Sachen vor Gericht. Seine Beziehungen zu Dutocq hatten sich, nach Dutocqs Aussage, nur schwer angeknüpft, und zwar dadurch, dass er einigen Unglücklichen aus dem Faubourg Saint-Jacques, für die der Gerichtsvollzieher sich bei ihm verwendet hatte, den Dienst erwies, ihre Vertretung vor Gericht zu übernehmen; er ließ Anwälte für sie tätig sein, die nach den Statuten der Anwaltschaft umschichtig Armensachen annehmen mussten, und da er nur ganz sichere Sachen übernahm, so gewann er alle Prozesse. Nachdem er so in Beziehungen zu einigen AnwaltsBüros getreten war, wurde er der Anwaltschaft durch solch ein rühmliches Verhalten bekannt, und aus diesem einiges Aufsehen erregenden Anlass wurde er zunächst unter die Hilfsadvokaten aufgenommen und dann in das ordentliche Advokatenregister eingetragen. Von da ab war er Armenadvokat beim Friedensgericht und blieb weiter der Beschützer der unteren Klasse. Die Theodosius zu Dank Verpflichteten gaben ihrer Dankbarkeit und ihrer Bewunderung, trotz des Widerspruchs des jungen Advokaten, vor den Portiers Ausdruck, und vieles davon drang bis zu den Ohren der Hausbesitzer. Entzückt darüber, dass bei ihnen ein so rühmenswerter und hilfsbereiter Mann wohnte, wollten die Thuilliers ihn gern in ihrem Salon sehen und erkundigten sich bei Dutocq über ihn. Der Gerichtsvollzieher äußerte sich über ihn, wie es neidische Leute zu tun pflegen, und wenn er dem jungen Manne auch Gerechtigkeit widerfahren ließ, so bemerkte er doch, dass er auffallend geizig sei, was sich allerdings aus seiner Armut erklären lassen könne.
»Ich besitze übrigens eine Auskunft über ihn. Er gehört zu der Familie de la Peyrade, einer alten Familie der Grafschaft Avignon; er ist gegen Ende des Jahres 1829 hierhergekommen, um Nachforschungen nach einem Onkel anzustellen, dessen Vermögen für bedeutend galt; er hat schließlich die Wohnung dieses Verwandten drei Tage nach dessen Tode aufgefunden, und die Möbel des Verstorbenen haben gerade dazu hingereicht, die Kosten der Beerdigung und die Schulden zu bezahlen. Ein Freund dieses nutzlosen Onkels hat dann unserm Vermögenssucher hundert Louisdor zukommen lassen und ihn veranlasst, Jura zu studieren und sich der Rechtskarriere zu widmen; mit diesen hundert Louisdors hat er seinen Lebensunterhalt in Paris drei Jahre hindurch bestritten und wie ein Einsiedler gelebt; da er aber niemals etwas über seinen unbekannten Beschützer erfahren konnte, so befand sich der arme Student im Jahre 1833 in großer Not.
Er warf sich nun, wie damals viele Rechtskandidaten, auf die Politik und die Literatur und war so eine Zeitlang der Bedürftigkeit überhoben; von seiner Familie hatte er nichts zu erwarten: sein Vater, der jüngere Bruder des in der Rue des Moineaux verstorbenen Onkels, hat elf lebende Kinder, die von dem Ertrag einer kleinen Besitzung, Canquoelles genannt, leben.
Schließlich erhielt er eine Stellung bei einer offiziösen Zeitung, deren verantwortlicher Leiter der bekannte Cerizet war, der so berühmt geworden ist durch die Verfolgungen, die er unter der Restauration wegen seiner Anlehnung an die Liberalen erlitten hat, und dem die Männer der neuen Linken seine offiziöse Stellung nicht verzeihen wollen. Ebenso wie heute die Regierung ihre treuesten Diener sehr wenig schützt, wie die Affäre Gisquet beweist, ebenso haben die Republikaner Cérizet schließlich zugrunde gerichtet. Ich erwähne das, um Ihnen zu erklären, wie es kam, dass Cerizet jetzt Sekretär in unserer Gerichtsschreiberei ist.
Zu der Zeit also, wo er als Leiter eines von dem Minister Perier auf gefährliche Zeitungen, wie die Tribüne und andere, losgelassenen Blattes in Ansehen stand, war Cérizet, alles in allem ein guter Kerl, der aber die Weiber, gutes Essen und Vergnügungen ein bisschen zu sehr liebt, dem Theodosius sehr nützlich, der bei ihm politischer Redakteur war; und ohne den Tod Casimir Periers wäre der junge Mann Staatsanwaltsgehilfe geworden. In den Jahren 1834 und 1835 geriet er, trotz seiner Begabung, wieder ins Elend, denn seine Mitarbeiten einem Regierungsblatt hat ihm geschadet. ›Ohne meine religiösen Grundsätze‹, sagte er einmal zu mir, ›hätte ich mich damals in die Seine gestürzt.‹ Anscheinend hat schließlich der Freund seines Onkels von seiner üblen Lage gehört und hat ihm so viel zugewendet, dass er sich als Advokat eintragen lassen konnte; Namen und Wohnung seines unbekannten Beschützers kennt er aber immer noch nicht. Nach alledem ist unter solchen Umständen seine Sparsamkeit entschuldbar, und es bedarf eines festen Charakters, um alles abzulehnen, was ihm die armen Teufel anbieten, die durch seine aufopfernde Tätigkeit ihre Prozesse gewinnen. Es ist wirklich unwürdig, wenn, wie man sieht, Leute darauf spekulieren, dass die Armen nicht in der Lage sind, die Kosten für einen Prozess aufzubringen, den man ihnen ungerechterweise angehängt hat. Oh, der wird schon seinen Weg machen, und es würde mich nicht in Erstaunen setzen, wenn ich diesen Jungen mal in sehr glänzender Stellung sehen würde; er besitzt Zähigkeit, Ehrlichkeit und Mut; er arbeitet und büffelt.«
Trotz der Freundlichkeit, mit der er empfangen worden war, ließ sich la Peyrade nur selten bei Thuilliers sehen. Erst als man ihm wegen seiner Zurückhaltung Vorwürfe machte, zeigte er sich häufiger, erschien schließlich an allen Sonntagen, wurde zu allen Diners eingeladen und endlich so vertraut im Hause, dass man ihn, wenn er um vier Uhr kam, um mit Thuillier zu sprechen, nötigte, zwanglos an dem täglichen СКАЧАТЬ