Verlorene Illusionen. Оноре де Бальзак
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Verlorene Illusionen - Оноре де Бальзак страница 4

Название: Verlorene Illusionen

Автор: Оноре де Бальзак

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783955014933

isbn:

СКАЧАТЬ er sich nicht für verheiratet und bringt sie dir wieder, wenn er nichts weiter darauf steht als ein M, wie bei deinen Didot, die der Ruhm der Buchdruckerkunst sind, aber deren Erfindungen hundert Jahre brauchen, bis sie sich in der Provinz einbürgern. Das ist die Sache.«

      Vornehme Naturen sind schlechte Geschäftsleute. David war eine dieser keuschen und zarten Naturen, die vor einer Auseinandersetzung zurückschrecken und die in dem Augenblick nachgeben, wo der Gegner sie etwas empfindlicher trifft. Seine verfeinerten Gefühle und die Herrschaft, die der alte Trunkenbold über ihn ausübte, machten ihn noch ungeeigneter, eine Auseinandersetzung über Geldsachen mit seinem Vater fortzuführen, zumal er ihm die besten Absichten zuschrieb; denn er führte jetzt Gier und Interessiertheit auf die Liebe zurück, die der Drucker für seine Maschinen hegt. Da indessen Jérôme Nicolas Séchard das Ganze von der Witwe Rouzeau für zehntausend Franken in Assignaten übernommen hatte, und da beim jetzigen Zustand der Einrichtung dreißigtausend Franken ein unerhörter Preis waren, rief der Sohn aus: »Vater, du plünderst mich aus!«

      »Was, ich? Habe ich dir nicht das Leben gegeben?« sagte der alte Trunkenbold und hob die Hand zur Decke empor. »Aber, David, wie hoch schlägst du denn das Patent an? Überlegst du auch, wieviel das ›Anzeigeblatt‹ wert ist, wo die Zeile zehn Sous kostet? Das Privileg ganz allein hat im letzten Monat fünfhundert Franken eingebracht. Junge, öffne doch die Bücher, sieh nach, was die Anschläge und die Register der Präfektur einbringen und die Kundschaft des Magistrats und der bischöflichen Kanzlei! Du bist ein dummer Kerl, der reich werden kann und nicht will. Du feilschst noch um das Pferd, das dich zu einem so schönen Herrensitz tragen kann, wie mein Marsac ist.«

      Beigefügt war dem Inventar ein Gesellschaftsvertrag zwischen dem Vater und dem Sohn. Der gute Vater vermietete der Gesellschaft sein Haus für eine Summe von zwölfhundert Franken, obgleich er es nur für sechshundert gekauft hatte, und er reservierte sich darin eine der beiden Dachkammern. Solange David Séchard die dreißigtausend Franken nicht bezahlt hätte, sollte der Reingewinn zu gleichen Hälften geteilt werden; von dem Tage an, wo er diese Summe seinem Vater bezahlt hätte, sollte er alleiniger Eigentümer der Druckerei werden. David legte Wert auf das Patent, die Kundschaft und die Zeitung, ohne sich um die Pressen zu kümmern; er glaubte, es könnte ihm gelingen, die Schuld abzutragen, und akzeptierte die Bedingungen. Der Vater, der an die Bauernkniffe gewöhnt war und von den weiterblickenden Berechnungen der Pariser nichts wusste, war über einen so schnellen Entschluss erstaunt. »Sollte mein Sohn Geld haben,« fragte er sich, »oder entschließt er sich in diesem Augenblick, mich nicht zu bezahlen?«

      Infolge dieser Gedanken fing er an, ihn auszufragen, ob er Geld mitgebracht habe, er könne es ihm ja in Rechnung stellen. Die neugierige Fragerei des Vaters erweckte das Misstrauen des Sohnes. David blieb zugeknöpft bis zum Halse hinauf. Am nächsten Tag ließ der alte Séchard durch seinen Lehrling seine Möbel in die Kammer des zweiten Stocks bringen; er beabsichtigte, sie durch die Bauernwagen, die sonst leer zurückfuhren, auf sein Landgut bringen zu lassen. Er übergab seinem Sohn die drei Zimmer des ersten Stocks völlig leer, ebenso wie er ihm die Druckerei übergab, ohne ihm einen Heller zur Bezahlung der Arbeiter einzuhändigen. Als David seinen Vater bat, in seiner Eigenschaft als Teilhaber eine Einlage beizusteuern, die zum Weiterbetrieb nötig sei, wollte der alte Drucker von nichts wissen. Er sagte, er habe sich verpflichtet, seine Druckerei zu übergeben, aber kein Geld. Seine Einlage sei schon da. Als er sich von der Logik seines Sohnes bedrängt sah, antwortete er ihm, als er die Druckerei der Witwe Rouzeau abgekauft habe, habe er die Sache ohne einen Sou fertiggebracht. Wenn das ihm, einem armen Arbeiter ohne Kenntnisse, geglückt sei, müsse es bei einem Zögling Didots noch besser gehen. Überdies habe David Geld verdient, was er der Erziehung zu verdanken habe, die mit dem Schweiß seines alten Vaters bezahlt worden wäre, und so könnte er es jetzt gut anlegen.

      »Was hast du mit deinem Wochenlohn gemacht?« fragte er ihn und versuchte damit nochmals die Frage zu erhellen, die das Schweigen seines Sohnes am Tage vorher unentschieden gelassen hatte. »Aber habe ich nicht leben müssen? Habe ich nicht Bücher gekauft?« antwortete David ärgerlich. »Ah, du hast Bücher gekauft! Du wirst schlechte Geschäfte machen. Leute, die Bücher kaufen, sind kaum geeignet, sie zu drucken«, antwortete der Bär.

      David stand die schrecklichste aller Demütigungen aus, er musste die niedrige Gesinnung seines Vaters über sich ergehen lassen. Er musste die Flut gemeiner, weinerlicher, listiger Gründe bestehen, mit denen der alte Geizhals seine Weigerung motivierte. Er drängte seinen Schmerz in seine Seele zurück, er sah sich allein, ohne Hilfe, denn er fand in seinem Vater einen Spekulanten, den er aus philosophischer Neugier bis zum Grunde kennen lernen wollte. Er ließ die Bemerkung fallen, er habe niemals Rechnungslegung über das Vermögen seiner Mutter verlangt. Wenn dieses Vermögen nicht ausreichte, um den Preis der Druckerei zu erlegen, müsste es doch mindestens als Betriebskapital dienen können.

      »Das Vermögen deiner Mutter?« sagte der alte Séchard, »aber das war weiter nichts als ihre Klugheit und ihre Schönheit.«

      Bei dieser Antwort durchschaute David seinen Vater völlig und sah ein, dass er, wenn er eine Rechnungslegung erhalten wollte, gegen ihn einen unendlichen, kostspieligen und entehrenden Prozess würde anstrengen müssen. Der vornehme Jüngling nahm die Last auf sich, obwohl er wusste, wie sie ihn drücken musste und wie schwer es sein würde, den Verpflichtungen gegen seinen Vater nachzukommen.

      »Ich werde arbeiten«, sagte er sich. »Schließlich, wenn ich zu schuften habe, dem Alten ist es nicht besser gegangen, und überdies werde ich für mich arbeiten.«

      »Ich hinterlasse dir einen Schatz«, sagte der Vater, den das Schweigen seines Sohnes beunruhigte.

      David fragte, was das für ein Schatz sei.

      »Marion«, sagte der Vater.

      Marion war ein plumpes Bauernmädchen, das in der Druckerei unentbehrlich war; sie netzte und beschnitt das Papier, besorgte Bestellungen und die Küche, sorgte für die Wäsche, lud das Papier von den Wagen ab, zog Geld ein und reinigte die Tupfballen. Wenn Marion hätte lesen können, hätte sie der alte Sichard an den Setzkasten gestellt.

      Der Vater begab sich zu Fuß auf sein Landgut zurück. Obgleich er über seinen Verkauf, der sich unter dem Namen Beteiligung versteckte, sehr glücklich war, beunruhigte es ihn jetzt doch, nach welchem Modus er bezahlt werden würde. Nach den Erregungen des Verkaufs kommen immer die wegen der Bezahlung. Alle Leidenschaften sind in ihrem Kern jesuitisch. Dieser Mann, der die Erziehung für etwas Unnützes ansah, bemühte sich jetzt, an den Einfluss der Erziehung zu glauben. Er stellte seine dreißigtausend Franken mit den Ehrbegriffen sicher, die die Erziehung in seinem Sohne ausgebildet haben musste. Als wohlerzogener junger Mann würde David Blut schwitzen, um seinen Verpflichtungen nachzukommen, seine Kenntnisse würden ihm Quellen erschließen, er hatte ein schönes Empfinden gezeigt, er würde zahlen! Viele Väter, die so verfahren, glauben väterlich verfahren zu sein, und diese Überzeugung hatte schließlich der alte Séchard erlangt, als er wieder in seinem Weingut anlangte. Es war in Marsac gelegen, einem kleinen Dorf, das vier Meilen von Angoulême entfernt war. Dieses Landgut, auf dem der frühere Besitzer ein hübsches Wohnhaus erbaut hatte, hatte sich seit 1809, zu welcher Zeit der alte Bär es an sich gebracht, von Jahr zu Jahr vergrößert. Er vertauschte dort die Sorgen der Presse gegen die der Kelter, und er war, wie er gern sagte, seit zu langer Zeit Weinkenner, um sich nicht darauf zu verstehen. Während des ersten Jahres seiner ländlichen Zurückgezogenheit bot Vater Séchard eine sorgenvolle Miene zwischen seinen Weinstöcken; denn er war immer auf seinem Weinberg, wie er früher in seiner Werkstatt gewohnt hatte. Diese unerhofften dreißigtausend Franken berauschten ihn noch mehr als der junge Septembersaft. Er hatte sie in Gedanken schon zwischen den Fingern. Je weniger er die Summe erwarten konnte, um so mehr wünschte er sie einzustreichen. Daher zog ihn seine Ungeduld oft von Marsac nach Angoulême. Er kletterte die Felsenabhänge hinauf, auf deren Höhe die Stadt liegt, und begab sich in die Druckerei, um zu sehen, ob sein Sohn mit dem Geschäft fertig wurde. Die Pressen waren an ihrem Platz. Der einzige Lehrling trug seine Papiermütze СКАЧАТЬ