Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter. Adalbert Stifter
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter - Adalbert Stifter страница 175

Название: Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter

Автор: Adalbert Stifter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027237647

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СКАЧАТЬ ist alles wie in jener Zeit«, sagte Witiko.

      »Ich habe jetzt das Kleid nie mehr getragen; aber ich habe mir es aufbewahrt«, sprach Bertha, »und da du heute kamest, und da ich wußte, um was du mich fragen würdest, habe ich es angezogen. Du bist auch in einem Gewande wie damals.«

      »Es ist das nämliche«, sagte Witiko, »ich trage es oft, aber nicht immer, und habe es genommen, weil ich dich heute um das fragen wollte, um was ich dich gefragt habe. Und warum bin ich dir denn damals lieb gewesen, Bertha?«

      »Du bist mir lieb gewesen, weil du mir lieb gewesen bist«, antwortete Bertha.

      »Ich bin dir ja ganz fremd gewesen«, sprach Witiko.

      »Du warst mir nicht fremd; als ich dich sah, habe ich dich lange gekannt«, antwortete Bertha.

      »Und ich habe dich ja immer gekannt, da du mit den Rosen an dem Waldsaume standest«, sagte Witiko.

      »Ich habe es gewußt«, entgegnete Bertha.

      »Deine Mutter, Bertha, hat gesagt«, sprach Witiko, »sie habe mich mit ihren inneren Augen schon früher gekannt, als mich die anderen mit ihren äußeren Augen kennen lernten. Hast du auch solche innere Augen, Bertha?«

      »Ich weiß es nicht«, antwortete Bertha, »aber ich habe dich nicht früher als die andern kennen gelernt, sondern habe dich gleich gekannt.«

      »Ich habe dich auch gleich gekannt, und weiß nicht wie«, sagte Witiko. »Und doch bin ich, da ich an dem Steine deinen Mund geküßt hatte, nicht mehr gekommen bis heute.«

      »Du durftest nicht kommen, Witiko«, antwortete Bertha, »daß du mich erschleichest, sondern, weil du mich an dem Steine geküßt hattest, mußtest du kommen, mich zu fordern, und du bist gekommen.«

      »Und wenn ich heute nicht gekommen wäre«, sprach Witiko.

      »So wärest du später gekommen«, sagte Bertha.

      »Und wenn ich gar nicht gekommen wäre«, sprach Witiko.

      »Das ist nicht möglich«, sagte Bertha, »weil du gekommen bist.«

      »Ja, es ist nicht möglich«, antwortete Witiko. »Wenn aber deine Eltern stets nein gesagt hätten.«

      »Das tun sie nicht, weil sie uns kennen«, sprach Bertha, »und wenn sie es getan hätten, so wäre ich durch mein Leben geblieben wie unsere Base, die Nonne.«

      »Und ich hätte in meinem Gebiete, und im Lande ohne Weib geschaltet«, sagte Witiko.

      »Hier ist die Stelle«, sprach Bertha.

      »Hier bist du mit den Rosen gestanden«, sprach Witiko.

      »Und dort bist du gestanden, da die Sonne auf die Steine geschienen hat, und bist dann gegen mich her gegangen«, sagte Bertha.

      »Ich bin erschrocken, da ich die Waldrosen auf deinem Haupte gesehen hatte«, sprach Witiko, »weil bei uns oft auf die Rosen gedacht wird.«

      »Und ich mußte an diesem Tage die Rosen nehmen, und wir müssen die Rosen ehren«, sagte Bertha.

      »Wir müssen sie ehren«, antwortete Witiko, »und sie werden mir immer ein Sinnbild bleiben.«

      »Hier ist Trude gestanden«, sagte Bertha.

      »Werde ich sie sehen, wenn ich in euerem Hause bin?« fragte Witiko.

      »Du wirst sie sehen«, antwortete Bertha, »sie ist sehr schön geworden.«

      »Und dieser Platz, auf dem wir stehen, soll uns sehr lieb bleiben«, sagte Witiko.

      »Er soll uns lieb bleiben fort und fort«, entgegnete Bertha.

      »Nun gehen wir zu den Steinen«, sprach Witiko.

      »So gehen wir«, sagte Bertha.

      Sie wandelten an dem Saume des Waldes dahin, bis sie zu den Steinen gelangten, von denen Witiko damals auf die singenden Mädchen geschaut hatte.

      Da sie bei den Steinen angekommen waren, sagte Witiko: »Bertha, setze dich nieder.«

      »Ich bin auf diesem gesessen«, sagte Bertha.

      »So setze dich wieder auf ihn«, sprach Witiko.

      Sie tat es.

      »Und ich bin neben dir auf diesem gesessen«, sagte Witiko, »er ist niederer, und ich setze mich wieder auf ihn.«

      Er tat es.

      »Siehst du, Bertha«, sagte er, »unsere Angesichter sind nun wieder in gleicher Höhe, wie damals, da ich dich angeblickt hatte, und da du mich angeblickt hattest.«

      »Bist du größer geworden, Witiko?« fragte Bertha.

      »Es muß ein wenig sein«, antwortete Witiko, »da ich dir hier wieder gleich bin, und da du gesagt hast, daß dir dein Röcklein kürzer geworden ist. Mein Lederkleid dehnt sich.«

      »Und so wie damals ragt dein Schwert in die niedreren Steine«, sagte Bertha, »und in den nämlichen Gewändern sitzen wir hier wie vor sechs Jahren.«

      »Nur die Bäume, die jenseits der hellen Wiese stehen, an deren Rande wir sitzen«, sprach Witiko, »glänzen nun im Sonnenscheine, da sie damals im Schatten waren, und die Blätter der Ahorne über uns sind dunkel, die damals geschimmert hatten.«

      »Ich habe dir gesagt«, sprach Bertha, »daß es im Herbste hier am Vormittage mild ist, im Sommer sehr heiß, daß aber am Nachmittage Schatten ist. Der Schatten ist lieblich, lege deine Haube wieder in das Gras wie damals, Witiko.«

      Er nahm die Lederhaube von seinem Haupte, und legte sie in das Gras, und die blonden Haare rollten auf seinen Nacken herab.

      Und seine blauen Augen schauten in ihr Angesicht, und ihre braunen in das seine.

      »Wie wird denn die Burg heißen, die du baust?« fragte Bertha.

      »Witikohaus«, antwortete Witiko. »Aber, Bertha, du hast einmal gesagt: Ich weiß nicht, ob ich in Böhmen wohnen möchte; und die Burg wird in Böhmen stehen.«

      »Und die Mutter hat gesagt«, antwortete Bertha: »wir Frauen, die wir abhängig sind, wissen nie, wo wir wohnen werden, und wo wir dann mit den Unsrigen wohnen, wird es uns auch gefallen.«

      »Und wird es dir so gefallen?« fragte Witiko.

      »So wird es mir gefallen«, antwortete Bertha.

      »Dein Vater hat gesagt, Bertha«, sprach Witiko: »Die alten Böhmen haben ihre Burgen und die Verbalkungen ihrer Zupen stets in der Ebene gebaut, wo Sümpfe waren, oder zwei Wässer zusammen gingen, so daß nur auf einer Seite ein Eingang war. Ich baue meine Burg nicht so.«

      »Das wäre häßlich«, sagte Bertha.

      »Ich habe damals deinem Vater geantwortet«, sprach Witiko: »Wo ein steiler Fels gegen Wasser vorgeht, daß er rückwärts nur mit einer СКАЧАТЬ