Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter. Adalbert Stifter
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter - Adalbert Stifter страница 104

Название: Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter

Автор: Adalbert Stifter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027237647

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СКАЧАТЬ scheint mir auch wirklich wie damals, hochedle Frau«, sagte Witiko, »selbst die Haare tragt Ihr wieder im Goldnetze.«

      »Das ist so die Gewohnheit«, sagte Wiulfhilt, »habt Ihr Euch das gemerkt?«

      »Es ist so, als wäre seit jenen Tagen keine Zeit vergangen«, sagte Witiko.

      »Nun, wenn Ihr wieder nach mehreren Jahren erst abermals hieher kommt«, sprach Heinrich, »möget Ihr uns dann auch als die gleichen und nicht älter sehen als heute.«

      »Oder mögen alle Verwirrungen enden, und möget Ihr bald wieder zu uns kommen, und länger bleiben«, sagte Wiulfhilt.

      »Wenn ich den freundlichen Empfang wie die zwei Male erwarten darf; werde ich wiederkommen«, antwortete Witiko.

      »Der Empfang wird immer gut sein«, erwiderte Heinrich.

      »Ich habe Euch, erhabene Frau, den Ankunftsgruß gebracht«, sagte Witiko, »und Eure Zeit genommen. Erlaubet, daß ich Euch nun verlasse.«

      Mit diesen Worten stand er von seinem Sitze auf.

      Wiulfhilt sagte: »Nehmt noch einmal das Willkommen, und handelt bei uns nach Euerm Gefallen.«

      »Gebraucht Eure Zeit nun für Euch, Witiko«, sagte Heinrich, »und seid gedenk, daß Ihr, wenn die Glocke schallt, mit den Eurigen zum Abendessen kommt.«

      »Ich werde folgen«, antwortete Witiko.

      Er verließ hierauf das Gemach.

      Er ging jetzt wieder in die Kammern, die ihm zur Herberge angewiesen worden waren. Dort standen auf einem Tische Speisen und Wein; aber es saß niemand vor ihnen. Raimund war nicht da. Der Mann in dem braunen Gewande lag angekleidet auf einem Bette, und schlief.

      Witiko verließ nun auch die Gemächer wieder.

      Er ging durch den Hof in das Freie. Dort lenkte er seine Schritte dem rauschenden Wasser entgegen, das von dem Walde der drei Sessel herab floß. Er ging auf dem weichen Rasen dem Wasser entgegen und dem großen breit aufsteigenden Walde zu. Als er an den Rand desselben gekommen war, teilte sich der Weg. Der eine Zweig ging gerade zwischen den Stämmen empor in der Richtung gegen die drei Sessel, der andere ging links an dem Saume des Waldes fort. Witiko wendete sich gegen diesen Pfad. Da sah er in der Tiefe unten, in welche ein Arm des Wassers hinab floß, auf einem Steinblocke zwischen Gebüschen den Mann mit den schwarzen krausen Haupthaaren sitzen, der einmal im Hauzenberge den Topf mit Draht umwunden, und den Heinrich im Waldhause Wolf geheißen hatte. Der Mann blöckte seine weißen Zähne gegen Witiko, lächelte, und wies öfter mit seinem Finger in der Richtung des Waldsaumweges hin.

      Witiko ging auf diesem Wege fort.

      Er ging zuerst an dem Waldrande, dann zwischen Stämmen, dann wieder frei an dem Waldrande, immer aufwärts. Dann gelangte er zu einem sehr großen Granitsteine, der aus dem weichen Grase emporstand, und höher als eine Waldhütte war, und nach unten auf Ahorne und das Waldhaus und weiter hin auf Berge blicken ließ. Vor dem Steine war eine Bank aus Holz, und neben der Bank stand Bertha, die Tochter Heinrichs. Zu ihren Füßen war grüner Rasen, unter ihr graues Gestein, ober ihr graues Gestein, und hinter ihr der dunkle Wald.

      Sie hatte nicht wie damals, da Witiko sie zuerst gesehen hatte, die weißen Ärmel des Hemdes und die Zöpfe, sondern ein reiches veilchenfarbenes Kleid und die Haare in einem silbernen Netze.

      Sie stand, und sah auf Witiko, Witiko sah auf sie.

      Dann sagte sie: »Bist du gekommen, Witiko?«

      »Ich bin gekommen«, sagte er, »und du stehst wieder wie meine Weissagung am Rande des Waldes, aber ohne Rosen.«

      »Man könnte allerlei Kränze tragen«, sagte Bertha, »von dem Heidekraute, von dem wohlriechenden Kunigundenkraute, von den grünen Blättern der Preußelbeeren.«

      »Die dunkelrote Waldrose ist dein schönster Schmuck«, entgegnete Witiko, »und mein Glück. O Bertha, du bist sehr schön geworden.«

      »Du bist auch schön geworden, Witiko«, sagte Bertha, »und du bist zwei Jahre in dem oberen Plane jenseits des Waldes gewesen.«

      »Meine Mutter hat dort ein kleines Haus«, antwortete Witiko.

      »Und in dem Hause bist du gewesen«, sagte Bertha, »du hast geholfen, kleine Arbeit zu tun, du bist zu Leuten in die Stuben gegangen, du hast Leute in deine Stube geladen, du bist auf deinem grauen Pferde die Wege um Plan geritten, du hast Nachbarn in dem Walde und fern des Waldes besucht, und bist auf den Berg gegangen, auf welchem das rote Kreuz steht.«

      »Ich habe von dem Berge auf die Wälder geschaut, die rings um ihn zu sehen sind«, antwortete Witiko.

      »Die Mädchen von Plan nennen den Berg Witikos Berg«, sagte Bertha.

      »Das habe ich nie gehört«, entgegnete Witiko.

      »Sie haben ihn so genannt, als du dort warest«, erwiderte Bertha, »und nennen ihn so, da du fort warest. Du bist mit den Leuten des Waldes auf den Berg Wysoka und in die Stadt Prag gegangen, und hast sie wieder in ihre Heimat zurückgeführt.«

      »Woher weißt du denn diese Dinge, Bertha?« fragte Witiko.

      »Von der Moldau sind viele Wege herüber, mancher heilige Mann geht sammeln, und unser Knecht Wolfram kennt alle Fluren.«

      »Der Berg heißt der Kreuzberg«, sagte Witiko.

      »Du bist zu dem Herzoge Sobeslaw gegangen, und hast ihm treu gedient«, sprach Bertha.

      »Er ist unserm Lande ein gerechter und wohltätiger Herrscher gewesen«, sagte Witiko.

      »Du bist zu ihm auf die Burg gegangen, da er sich zum Sterben rüstete«, sagte Bertha, »und bist bei ihm geblieben, da sich die Herren zur Wahl eines Nachfolgers versammelten.«

      »Manche sind treu geblieben, manche sind abgefallen« sagte Witiko.

      »Und du bist für den Herzog nach Prag gegangen«, sprach Bertha, »bist in die Versammlung der Herren gegangen, hast sie bewogen, hast sie gehört, und dem Herzoge die Botschaft gebracht.«

      »So ist es gewesen, Bertha«, sagte Witiko.

      »Und du bist bei des Herzoges Sterben und seiner Bestattung gewesen«, sagte Bertha, »und bist von dem neuen Herzoge auf zwei Jahre Groll in den Wald gegangen.'

      »Nicht auf Groll«, antwortete Witiko, »sondern ich habe dem Herzoge nicht gedient, weil noch das Recht bei Wladislaw, dem Sohne Sobeslaws, war.«

      »Und nach dem Ende dieses Rechtes«, sagte Bertha, »bist du mit den Guten zu dem andern Wladislaw gegangen, du bist in der Schlacht auf dem Berge Wysoka gewesen, du hast den Schaden der Verräter gut gemacht, du hast nach dem Tode Smils den Befehl über die Waldleute geführt, und hast in dem Kampfe ein weißes Schild mit der dunkelroten fünfblättrigen Waldrose getragen.«

      »Was ich getan habe, weiß ich nicht mehr genau«, antwortete Witiko, »aber den weißen Schild mit der dunkelroten fünfblättrigen Waldrose habe ich getragen.«

      »Ihr seid, du und die Waldleute, mit dem Herzoge nach Prag gezogen«, sagte Bertha, »du bist ihr Führer geworden, du bist mit dem СКАЧАТЬ