Der Klosterjaeger. Ludwig Ganghofer
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Название: Der Klosterjaeger

Автор: Ludwig Ganghofer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4064066114039

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СКАЧАТЬ lauschte diesem Stubengewitter, und ihm wurde unbehaglich zu Mut. Er hatte wohl ein reines Gewissen. Aber zwei gestohlene Steinböcke, und dazu die Laune des Herrn Vogts! Das konnte eine böse Viertelstunde absetzen. Er legte die Kappe auf die Bank und ließ sich nieder. Doch gleich wieder sprang er auf, freudig betroffen. Ihm gegenüber, schüchtern eingedrückt in einen Winkel, saß Gittli, das Körbchen mit den Schneerosen auf ihrem Schoß. Und wie schmuck sie sich aufgeputzt hatte! Das war wohl ihr Feiertagsgewand? Ein blauer Rock mit grüner Borte, ein schwarzes Mieder, ohne Silberschmuck, aber knapp und kleidsam. Wie frischgefallener Schnee war das Linnen, das die Arme und den Hals umschloß. Das schwarze Haar war in zwei dicke Zöpfe geflochten und gleich einer Krone um die Stirn gelegt. Dazu noch der im Mieder steckende Primelnstrauß, der sie mit seinen goldgelben Blüten lieblicher schmückte, als es irgend ein blitzendes Geschmeide vermocht hätte.

      Haymo ging auf das Mädchen zu. „Grüß dich Gott, Gittli!“

      Sie nickte nur und sah lächelnd zu ihm auf.

      „So gib mir doch deine Hand! Wir haben uns ewig lang nit gesehen.“

      „Ewig lang? Ich weiß nimmer, war’s heuer oder voriges Jahr, oder gar erst heut in der Früh.“ Sie legte ihre schmale Hand in seine braune Jägerfaust.

      „Wie hast du denn geschlafen heut nacht?“

      „Dirn,“ sagte Haymo ernst, „wenn du von mir einen Rat hören willst, dann geh ihm aus dem Weg! Aber sorgen brauchst du dich nit! Da sei du ganz ruhig! Ich laß dir nichts geschehen.“

      Sie sah zu ihm auf. „Das weiß ich.“ Doch als sie den raschen Druck verspürte, mit dem er ihre Finger umschloß, befreite sie fast erschrocken ihre Hand.

      Haymo wurde rot bis über die Stirn. Nach einer Weile fragte er: „Weswegen bist du denn da hergekommen?“

      Sie saß verlegen, mit gesenkten Augen, und erwiderte leis: „Die Schneerosen will ich dem Kloster bringen. Und mit dem Vogt soll ich reden von meines Bruders wegen. Aber ich werd wohl noch lang verweilen müssen.“ Sie überflog mit einem Blick die Reihe der Wartenden. „Und ich sollt schon wieder daheim sein. Weißt, ich hab ein krankes Bäsl, und meine Schwährin ist siech und kann nit schaffen.“

      „Nein, Gittli, du darfst nimmer warten! Komm nur!“ Er nahm sie bei der Hand, und obwohl sie sich unter stammelnden Worten sträubte, zog er sie gegen die Tür der Vogtstube. „Leut!“ rief er die Wartenden an. „Die Dirn da hat zwei Kranke daheim und kann nimmer warten. Gelt, ja? Sie darf zuerst hinein?“

      Eine Antwort bekam er nicht. Aber nur deshalb, weil im gleichen Augenblick die Tür von innen aufgerissen wurde. Drinnen sah man einen Bauer stehen, der seinen Filzhut zwischen den Fingern drehte; und vor ihm, mit weitgespreizten Beinen, stand Herr Schluttemann, der Vogt, eine derb gedrungene Gestalt in einem Koller aus braunem Hirschleder, eine steife Krause um den Hals. Wie zwei Dolche stachen die Schnauzbartspitzen aus seinem dunkelroten Gesicht, und die borstigen Haupthaare starrten wirr durcheinander wie die Stoppeln eines Ährenfeldes, auf dem eine Herde geweidet hat. War das die Frisur, mit welcher Frau Cäcilia Herrn Schluttemann aus ihren Händen entlassen hatte?

      „Wir sind fertig, Eggebauer, fertig miteinander!“ schrie der Vogt und schüttelte den Kopf wie ein Roß, das nimmer ziehen will. „Du siehst, da warten die Leut. Ich habe noch mehr zu tun, als mit dir zu hecheln. Weiter! Weiter! Die Tür steht offen und ich kann den Zug nicht leiden.“

      „Herr Vogt,“ stotterte der Bauer, „wenn ich den Acker schon nimmer haben soll, dann habt doch Erbarmen mit meinem armen Weib und —“

      „Dein Weib hat die Krapfenkrankheit!“ donnerte Herr Schluttemann. „Mit drei Ellen um den Bauch herum hab ich kein Erbarmen. Dein Weib soll die Schmalznudeln und den Met lassen, soll Schlappermilch essen und Schwarzbrot, dann braucht sie kein Bibergeil und kein Herzkreuzl vom Steinbock. Das sind medicamenta für andere Leute. Punktum!“

      Der Eggebauer stand vor der Tür, er wußte nicht wie; es war ihm nur einen Augenblick so vorgekommen, als hätte ihn Herr Schluttemann beim Kragen gefaßt. Und während der Bauer wie ein begossener Pudel dem Ausgang zutrollte, hatte der Vogt schon ein neues Opfer seiner Laune gefunden: den Jäger.

      „Soooo?“ grölte Herr Schluttemann und machte, denn er wollte höhnisch sein, eine tiefe Reverenz. „Belieben schon da zu sein?“

      „Ja, Herr Vogt,“ sagte Haymo und schob das Mädchen, das an allen Gliedern zitterte und mit jedem Atemzug die Farbe wechselte, vor sich hin. „Aber da ist eine Dirn —“

      „Natürlich!“ Herr Schluttemann machte mit ausgebreiteten Armen eine noch tiefere Reverenz. „Seine fürstlich Gnaden von der Wildschur belieben sich in der Klosterküche festzupflanzen. Der Vogt kann warten. Natürlich! Da muß man erst Pastetlen speisen, Saibling und Forellen!“

      „Nein, Herr Vogt,“ sagte Haymo, „es war Hecht und Biberschwanz. Aber da ist eine Dirn —“

      Herr Schluttemann stutzte und richtete sich straff in die Höhe. „Biberschwanz?“ wiederholte er, und sein ganzes Wesen war auf einen Streich verwandelt; im freundlichsten Ton der Neugier fragte er: „Heute gibt’s Biberschwanz?“

      „Ja, Herr Vogt! Aber da ist eine Dirn —“

      „Dirn! Dirn!“ Herr Schluttemann hatte sich wiedergefunden. Er schnaubte und zeigte das Weiße im Aug. Gittlis lieblicher Anblick rührte ihn nicht; er hatte in ihr ein Teilchen von jener Hälfte des menschlichen Geschlechtes vor sich, zu welcher Frau Cäcilia gehörte. Und das war Ursache genug für den Ton, in dem er Gittli anschnauzte: „Was will das Weibsbild?“

      Gittli bewegte die Lippen, aber sie brachte keinen Laut aus der Kehle.

      „Also? Wird’s bald? Was will man?“

      „So rede doch, Gittli!“ mahnte Haymo. „Mußt dich nit fürchten! Der Herr Vogt ist ein lieber und guter Mann. Rede nur frisch weg!“

      „Ich will — was — bringen —“ stotterte das Mädchen.

      „Bringen? Dem Kloster? Herein damit!“ Ein Griff des Herrn Schluttemann, und Gittli stand im Zimmer des Vogtes. Sie wollte noch einen hilfesuchenden Blick zu Haymo zurückwerfen, aber hinter ihr war schon die Tür geschlossen. Scheu blickte sie um sich her. Ein großer Raum mit hohen Schränken an den Wänden. Zwischen den beiden Fenstern ein Bild: der heilige Georg, der den Drachen ersticht. In der Mitte ein Tisch mit Lehnstühlen.

      In solch einen Stuhl hatte Herr Schluttemann sich geworfen und hielt nun die Hände verschlungen und die Beine gestreckt.

      „Also! Was bringt man?“

      Gittli näherte СКАЧАТЬ