Der Ursprung des Christentums. Karl Kautsky
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Название: Der Ursprung des Christentums

Автор: Karl Kautsky

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

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isbn: 9788026841548

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СКАЧАТЬ im Landbau und dem Bergbau zurückgingen, so daß die Freigebigkeit und das Genußleben der Reichen eingeschränkt wurden. Dazu dürften sich später noch Bewohner der Grenzprovinzen gesellt haben, die von den vordringenden Barbaren aus ihrem Besitz vertrieben wurden und in das Innere des Reiches flohen, wo sie als Kolonen Unterkunft fanden.

      Aber diese neue Produktionsweise konnte den ökonomischen Verfall nicht aufhalten, der aus dem Ausbleiben der Sklavenzufuhr hervorging. Auch sie blieb technisch hinter der freien Bauernwirtschaft zurück und war ein Hindernis weiterer technischer Entwicklung. Die Arbeit, die der Kolone auf dem Gutshof zu leisten hatte, blieb Zwangsarbeit, mit derselben Unwilligkeit und Lässigkeit, mit derselben Mißachtung für Vieh und Werkzeuge betrieben, wie die Sklavenarbeit. Dabei erlangte der Kolone freilich auch einen eigenen Betrieb für sich, aber dessen Ausdehnung war ihm so karg zugemessen, daß er nicht zu üppig wurde, daß sie ihm gerade nur die Fristung des Lebens ermöglichte. Der in Naturalien gezahlte Pachtzins wurde dafür so hoch angesetzt, daß der Kolone alles, was er über den dürftigsten Lebensunterhalt hinaus produzierte, dem Herrn ablieferte. Das Elend der Kolonen konnte sich ungefähr mit dem der Zwergpächter Irlands messen oder mit dem der Landleute des heutigen Süditalien, wo eine ähnliche Produktionsweise fortbesteht. Aber für die agrarischen Gegenden von heute ist wenigstens das Sicherheitsventil der Auswanderung in Gegenden mit industriellem Aufchwung eröffnet. Dies fehlte für die Kolonen des römischen Reiches. Die Industrie diente damals nur in geringem Maße der Produktion von Produktionsmitteln, vornehmlich der von Genußmitteln des Luxus. Mit den Überschüssen der Besitzer von Latifundien und Bergwerken ging auch die Industrie in den Städten zurück, deren Bevölkerung nahm rapid ab.

      Gleichzeitig verminderte sich aber auch die Bevölkerung des flachen Landes. Die Zwergpächter konnten keine großen Familien erhalten. Der Ertrag ihrer Betriebe reichte in normalen Zeiten eben hin, sie notdürftig zu ernähren. Mißernten fanden sie ohne Vorräte oder Geld, sich das Fehlende zu kaufen. Da mußten Hunger und Elend besonders stark wüten und die Reihen der Kolonen lichten, namentlich die ihrer Kinder. Wie seit einem Jahrhundert die Bevölkerung Irlands immer mehr abnimmt, so verringerte sich auch die des römischen Reiches.

      „Es ist sehr begreiflich, daß sich die Ursachen wirtschaftlicher Art, die im ganzen römischen Reiche die Abnahme der Bevölkerungszahl herbeiführten, in Italien besonders fühlbar machten, und am stärksten wieder in Rom. Wenn man Zahlen anführen soll, so mag man annehmen, daß die Stadt zur Zeit des Augustus ungefähr die Million erreicht hat und sich die Bevölkerungszahl im ersten Jahrhundert der Kaiserzeit ungefähr gleich geblieben, dann in der Zeit der Severe auf etwa 600.000 zurückgegangen ist; dann ist die Einwohnerzahl rapid gefallen.“

      In seiner schönen Schrift über, Die wirtschaftliche Entwicklung des Altertums (1895) gibt Eduard Meyer in einer Beilage die Schilderung wieder, welche Dio Chrysostomus (geboren um 50 n. Chr.) in seiner siebenten Rede von den Verhältnissen einer von ihm nicht genannten Kleinstadt in Euböa entwarf. Die Entvölkerung des Reiches kommt darin drastisch zur Darstellung.

      „Der ganze Landkreis ist städtisches Gebiet und der Stadt steuerpflichtig. Größtenteils, wenn nicht ausschließlich, ist das Land im Besitz reicher Leute, denen ausgedehnte Güterkomplexe gehören, die teils als Weide, teils als Ackerland bewirtschaftet werden. Aber es ist vollständig verödet. ‚Fast zwei Drittel unseres Gebiets‘, sagt ein Bürger in der Volksversammlung, ‚liegen öde da, weil wir uns nicht darum kümmern und zu wenig Bevölkerung haben. Ich selbst habe so viele Morgen, wie nur irgend einer, nicht nur in den Bergen, sondern auch in der Ebene, und wenn ich jemanden fände, der sie bebauen wollte, würde ich sie ihm nicht nur umsonst überlassen, sondern mit Vergnügen noch Geld dazu geben ...‘ Jetzt beginne die Verödung unmittelbar vor den Toren, ‚das Land ist vollständig öde und bietet einen traurigen Anblick, als läge es tief in der Wüste und nicht vor den Toren einer Stadt. Innerhalb der Mauern dagegen wird das städtische Terrain großenteils besät und beweidet ... Das Gymnasion hat man in Ackerland verwandelt, so daß Herakles und die anderen Götter- und Heroeustatuen im Sommer im Korn versteckt sind, und auf den Markt läßt der Redner, der vor mir gesprochen hat, jeden Morgen sein Vieh treiben und vor dem Amtshaus und den Amtslokalen weiden, so daß die Fremden, die zu uns kommen, die Stadt verlachen oder bedauern.‘“

      „Dem entspricht es, daß in der Stadt selbst viele Häuser leerstehen, die Bevölkerung geht offenbar ständig zurück. An den Kapharischen Felsen wohnen einige Purpurfischer; sonst ist das ganze Gebiet auf weite Strecken unbewohnt. Ehemals gehörte dies ganze Land einem reichen Bürger, ‚der viele Herden von Pferden und Rindern, viele Weiden, viele und schöne Äcker und auch sonst großes Vermögen besaß.‘“

      Er wurde um seines Reichtums willen auf Befehl des Kaisers getötet, seine Herden wurden weggetrieben, dabei auch das Vieh, welches seinem Hirten gehörte, und seitdem liegt das ganze Land unbenutzt da. Nur zwei Rinderhirten, freie Männer und Bürger der Stadt, sind zurückgeblieben und ernähren sich jetzt von Jagd und etwas Feld- und Gartenbau und Viehzucht ...

      „Die Zustände, welche Dio hier schildert – und überall in Griechenland sah es schon zu Beginn der Kaiserzeit ebenso aus –, sind dieselben, welche sich während der nächsten Jahrhunderte in Rom und seiner Umgebung entwickelt und der Campagna bis auf den heutigen Tag ihre Signatur aufgedrückt haben. Auch hier ist es ja dahin gekommen, daß die Landstädte verschwunden sind, das Land nach allen Seiten meilenweit brach liegt und nur noch zur Viehzucht (und an einzelnen Stellen am Abhang der Berge zum Weinbau) dient, bis schließlich auch Rom menschenleer wird, die Häuser leerstehen und zusammenstürzen wie die öffentlichen Bauten und auf Forum und Kapitol Viehherden weiden. Dieselben Zustände haben sich in unserem Jahrhundert (dem neunzehnten) in Irland zu entwickeln begonnen und treten hier jedem Besucher, der nach Dublin kommt oder über Land geht, sofort augenfällig entgegen.“ (A. a. O., S. 67 bis 69)

      Und gleichzeitig sank die Fruchtbarkeit des Bodens. Die Stallfütterung war wenig entwickelt, und sie mußte unter der Sklavenwirtschaft noch abnehmen, da diese schlechte Behandlung des Viehes mit sich brachte. Ohne Stallfütterung gab es aber keinen Dünger. Ohne viele Düngung und ohne intensive Bestellung wurde dem Boden eben entnommen, was er liefern wollte. Nur auf den besten Böden lieferte diese Art Anbau lohnende Erträge. Die Menge solcher Böden wurde aber immer kleiner, je länger die Bebauung währte, je länger der Boden ausgesogen wurde.

      Etwas Ähnliches haben wir noch im neunzehnten Jahrhundert in Amerika gesehen, wo unter der Sklavenwirtschaft in den Südstaaten der Boden ebenfalls nicht gedüngt und daher rasch erschöpft wurde, indes gleichzeitig die Anwendung von Sklaven bloß auf den besten Böden profitabel war. Die Sklavenwirtschach konnte sich dort nur dadurch halten, daß sie immer weiter nach Westen vordrang und immer wieder neues Land in Angriff nahm, den ausgesogenen Boden verödet hinter sich lassend. Das gleiche finden wir im römischen Reiche, und das war auch eine der Ursachen des steten Landhungers seiner Herren und ihres Strebens, durch Kriege neuen Boden zu erobern. Schon im Anfang der Kaiserzeit waren Süditalien, Sizilien, Griechenland verödet.

      Aussaugung des Bodens und wachsender Mangel an Arbeitskräften, dabei deren irrationelle Anwendung – das konnte nichts anderes ergeben als stetiges Abnehmen der Bodenerträge.

      Gleichzeitig sank aber auch das Vermögen des Landes, Lebensmittel aus dem Auslande zu kaufen. Gold und Silber wurden immer rarer. Denn die Bergwerke versiegten wegen Mangels an Arbeitskräften, wie wir gesehen. Von dem vorhandenen Gold und Silber floß aber immer mehr ab ins Ausland, teils nach Indien und Arabien zur Erkaufung von Luxusmitteln für die übrigbleibenden Reichen, namentlich aber zur Bezahlung der barbarischen Nachbarvölker. Wir haben ja gesehen, daß die Soldaten immer mehr aus diesen rekrutiert wurden; immer mehr stieg die Zahl derjenigen unter ihnen, die ihren Sold, oder doch alles, was ihnen schließlich am Ende ihrer Dienstzeit davon blieb, mit sich ins Ausland nahmen. Je mehr die Wehrkraft des Reiches verfiel, desto mehr versuchte man aber auch, die gefährlichen Nachbarn zu beschwichtigen und bei guter Laune zu erhalten, was durch Zahlung reicher Tribute am ehesten erreicht wurde. Wo das nicht gelang, da brachen die feindlichen Scharen СКАЧАТЬ