Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten). Edgar Wallace
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Название: Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten)

Автор: Edgar Wallace

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788026822240

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СКАЧАТЬ sich nun aber etwas ereignet, was den Baronet schlechterdings zwang, sich von dem Oberst zu trennen. Sir Isaac hatte nämlich Aussicht, seine gesellschaftliche Lage in jeder Beziehung zu verbessern.

      Eine Verlobung mit Lady Mary Cassilirs war in greifbare Nähe gerückt. Und diese Dame hatte, wie Oberst Black so vulgär sagte, ›einen ganz schönen Sack voll Geld‹.

      Ihr Onkel, Lord Verlond, hatte ihm zu verstehen gegeben, daß er seinen Antrag nicht ungern sehen würde. Lady Mary war sein Mündel; allerdings ließ sie sich von dem alten Mann keineswegs terrorisieren. In Anfällen von Wut und Launenhaftigkeit konnte dieser grimmige Herr nämlich manchmal unausstehlich sein, und vielleicht bekam er wenigstens einen gewissen Respekt vor ihr, wenn sie seine Zornesausbrüche und Vorwürfe unbeachtet ließ.

      Sir Isaac begab sich nachdenklich in seine Wohnung. Es war ihm klar, daß er sich von Black lösen mußte, und da er skrupellos war, fragte er nicht danach, daß er seine ganze jetzige Stellung eigentlich dem Oberst verdankte.

      Der Gedanke, daß er bald frei sein würde, brachte ihn in gute Stimmung. Er hatte sich zu einem Spaziergang im Hydepark umgezogen und war in der besten Laune, als er Lord Verlond und seine schöne Nichte traf.

      Es gab böse Leute, die Lord Verlond und Lady Mary nur ›die schöne Dame mit dem häßlichen Alten‹ nannten.

      Lady Mary war schlank und eine typische Engländerin von vornehmer Haltung. Ihre Schönheit wurde betont durch einen zarten Teint und strahlende, lebensvolle Augen. Reiches kastanienbraunes Haar umrahmte ihr ebenmäßiges Gesicht; hochgeschwungene Brauen und ein entschlossenes, schöngeformtes Kinn gaben ihren Zügen darüber hinaus besondere Anziehungskraft.

      Sie überragte ihren Begleiter fast um Haupteslänge. Verlond war niemals eine schöne Erscheinung gewesen, und das Alter hatte seine scharfen Züge noch kantiger und eckiger gemacht. Sein Gesicht sah so hart und unnahbar aus, als ob es aus Granit gemeißelt wäre.

      Er grüßte Sir Isaac kurz.

      »Setzen Sie sich, Ikey«, sagte er mit einem Lächeln.

      Lady Mary hatte dem Baronet nur kaum wahrnehmbar zugenickt und ihre Aufmerksamkeit sofort wieder der vorbeiflutenden Menschenmenge zugewandt.

      »Sind Sie heute nicht zu Pferd?« fragte Sir Isaac.

      »Aber ganz gewiß«, erwiderte der Lord. »Ich reite im Augenblick auf meinem grauen Streitroß an der Spitze meiner Kavalleriebrigade.«

      Sein Humor erschöpfte sich darin, unnötige Fragen durch solche Antworten lächerlich zu machen.

      Aber plötzlich verfinsterte sich sein Gesicht wieder. Nachdem er sich durch einen kurzen Seitenblick vergewissert hatte, daß Marys Aufmerksamkeit durch andere Dinge in Anspruch genommen war, lehnte er sich zu Tramber hinüber.

      »Ikey, ich fürchte, Sie werden Schwierigkeiten mit ihr haben«, sagte er leise.

      »Ich bin es gewohnt, Schwierigkeiten zu überwinden«, entgegnete Sir Isaac leichthin.

      »Aber mit derartigen Schwierigkeiten werden Sie nicht so leicht fertig – täuschen Sie sich nicht, Ikey, und halten Sie sich nicht für zu klug. Ich kenne ihren eigensinnigen Charakter ich muß ja mit ihr im selben Hause leben. Sie ist ein verflucht aufsässiger kleiner Teufel. Ich finde keinen anderen Ausdruck.«

      Sir Isaac sah sich vorsichtig um.

      »Meinen Sie, daß jemand zwischen uns steht?«

      Sir Isaac sah, daß sich die Augenbrauen des Lords zusammenzogen, und folgte den Blicken des anderen. Ein junger Mann, der freudig überrascht lächelte, näherte sich ihnen.

      Sein Lächeln galt jedoch weder dem Lord noch dem Baronet, es galt zweifellos Lady Mary, die ebenfalls sehr erfreut schien, denn ihre Augen leuchteten auf, und sie winkte den Herrn zu sich heran.

      Sir Isaacs Züge verdüsterten sich.

      »Dieser verfluchte Bursche«, sagte er ärgerlich zu sich selbst.

      »Guten Morgen.« Horace Gresham begrüßte den Lord. »Auch ein wenig spazierengegangen?«

      »Nein«, brummte der alte Mann. »Ich bade, ich bin auf Tiefseefischfang, ich fliege! Sehen Sie denn nicht, was ich tue? Ich sitze hier und muß alle albernen Fragen dummer Leute über mich ergehen lassen, die des Weges kommen.«

      Horace lachte. Er ließ sich durch den bissigen Humor des Lords nicht abschrecken. Ohne sich weiter mit ihm einzulassen, wandte er sich an Mary.

      »Ich freue mich, Sie hier zu treffen.«

      »Was macht Ihr schöner Rappe?« fragte sie.

      Horace warf einen lächelnden Blick auf Tramber.

      »Oh, er wird beim Rennen schon seinen Mann stehen. Jedenfalls wird er ›Timbolino‹ hart zusetzen.«

      »Mein Pferd wird dem Ihren turmhoch überlegen sein, wo sie sich auch immer im Rennen begegnen«, sagte Sir Isaac ärgerlich. »Ich wette tausend Pfund darauf.«

      »Ich habe nicht die Absicht, Ihnen dieses Geld abzunehmen«, entgegnete Gresham. »Ich halte so sicher gewonnene Wetten Ihnen und – Ihrem Freund gegenüber für unfair.«

      Die letzten Worte waren ganz gleichgültig gesprochen, aber Sir Isaac Tramber hatte doch einen gewissen Unterton herausgehört. Die kleine Pause, die Horace beim Sprechen gemacht hatte, sagte ihm, daß dieser liebenswürdige junge Mann mehr von seinen persönlichen Verhältnissen wußte, als ihm im Augenblick lieb war.

      »Wenn ich wette, so geht das meinen Geschäftsfreund gar nichts an«, fuhr er zornig auf. »Ich habe Ihnen eben eine faire und offene Sportwette angetragen. Wenn Sie nicht annehmen wollen – nun ja …«

      Er zuckte die Schultern.

      »Oh, wenn Sie wollen, nehme ich die Wette auch an«, erwiderte Horace, wandte sich dann aber wieder an Mary.

      »Was will denn Gresham?« fragte Verlond hämisch, als er den Verdruß des Baronets sah.

      »Ich wußte nicht, daß Sie Freunde sind«, sagte Sir Isaac. »Wo haben Sie ihn denn kennengelernt?«

      »Wo man die meisten unliebsamen Bekanntschaften macht – im Rennclub. Aber der ganze Rennbetrieb wird jetzt so verdammt vornehm, Ikey, daß ein wirklicher Rennwetter von altem Schrot und Korn kaum noch zu treffen ist. Als ich das letztemal zum Rennen ging, war ich sehr enttäuscht. Der Teesalon war gesteckt voll, so daß man kaum die Türen öffnen konnte. Aber draußen war es trostlos leer. Pferderennen gehen in England vor die Hunde, Ikey.«

      Er war nun bei seinem Lieblingsthema angekommen. Sir Isaac fühlte sich wenig behaglich, denn man konnte den Lord schwer ablenken, wenn er in Erinnerungen schwelgte.

      »Heutzutage kann man überhaupt nicht mehr wetten wie früher«, fuhr der Lord fort. »Einmal habe ich fünftausend Pfund auf ein Pferd gesetzt, bei zwanzig zu eins, ohne daß sich nachher die Quote auch nur im geringsten änderte. Wo kann man das heute noch machen?«

      »Wir wollen ein wenig Spazierengehen«, sagte Mary. Lord Verlond war so in seine Anklagen gegen den modernen Rennbetrieb vertieft, daß er gar nicht merkte, wie sich die beiden СКАЧАТЬ