Название: Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten)
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788026822240
isbn:
Einen Augenblick stand er still und versuchte die Bedeutung dieses schrecklichen Anblicks zu verstehen: Ein toter Körper lag auf dem Boden, zwei erbarmungslose Männer mit harten Gesichtern standen daneben, Farrington hatte die Arme verschränkt und schaute düster auf den Toten nieder, Dr. Fall war noch an dem Schaltbrett beschäftigt.
Mr. Smith hob langsam seinen Revolver.
»Hände hoch!« rief er.
Kaum hatte er diese Worte ausgestoßen, als der Raum schon vollständig verdunkelt war. Sein Begleiter wurde heftig zurückgeschleudert, denn die elektrische Schließvorrichtung war eingeschaltet worden und die Tür schlug Ela ins Gesicht. Er wollte sich dagegenstemmen, um sie offenzuhalten, aber alle seine Bemühungen waren umsonst. Auch mit dem Pfeifenreiniger hatte er keinen Erfolg.
Er wurde bleich. »Mein Gott! Sie haben Smith gefangen!«
Einen Augenblick stand er unentschieden da. Er hatte eben die Szene in dem Zimmer gesehen und wußte, welches Schicksal seinem Vorgesetzten drohte.
»Schnell zurück in den Gang!« rief er und führte Lady Constance Dex mit sich. Er fand ohne Schwierigkeit den Weg zum Fahrstuhl, er drückte den Knopf … Jetzt fuhren sie mit größter Schnelligkeit auf dem elektrischen Wagen die Schienen entlang … Jetzt trug sie der andere Fahrstuhl in die Höhe, und sie traten in das Zimmer in Moor Cottage ein. Das Auto von Mr. Smith wartete noch vor dem Haus.
»Sie kommen am besten mit mir«, sagte Ela schnell, und Lady Constance sprang nach ihm in den Wagen.
»Zu dem ›geheimnisvollen Haus‹ – schnell!« schrie Ela dem Chauffeur zu.
»Später bringe ich Sie zu Ihren Freunden – ich darf es jetzt nicht wagen, auch nur eine Sekunde zu verlieren …«
»Was werden sie tun?«
»Ich weiß, was sie vorhaben«, erwiderte er grimmig. »Farrington spielt seinen letzten Trumpf aus, und Mr. Smith soll sein Opfer sein!«
*
In der Dunkelheit des unterirdischen Raumes stand Smith seinen Feinden gegenüber. Er hatte den Finger am Abzug seiner Pistole, und seine Augen versuchten, die Finsternis zu durchdringen.
»Rühren Sie sich nicht!« sagte er ruhig. »Ich schieße sofort!«
»Es ist gar nicht nötig, daß Sie schießen«, erwiderte Dr. Fall höflich. »Das Licht ging zufällig aus. Ich versichere Ihnen, daß Sie und Ihre Freunde nichts zu fürchten haben!«
Mr. Smith tastete sich mit vorgestrecktem Revolver an der Wand entlang. In der Dunkelheit fühlte er die große Gestalt des Arztes mehr, als er sie sah, und er streckte vorsichtig die Hand aus.
Plötzlich berührte etwas seine Handfläche, das sich unter gewöhnlichen Umständen wie die Spitzen eines Bastbesens angefühlt haben würde. Mr. Smith wurde heftig rückwärts gestoßen.
»Schnell in den Stuhl mit ihm«, rief Farrington. »Das war eine gute Idee von Ihnen, Doktor.«
»Es war der Sprühapparat«, sagte Dr. Fall zufrieden. »Davon bekommt man einen kräftigen elektrischen Schlag. Sie haben sich wirklich einen mächtigen Bundesgenossen erwählt, als Sie die elektrische Kraft zu Hilfe nahmen, Farrington.«
Nun brannten die Lichter wieder, und Smith wurde an den Stuhl geschnallt. Er hatte sich von dem Schlag erholt, aber es war zu spät. Während er bewußtlos gewesen war, hatte man Poltavos Leiche entfernt. Sie behandelten den Detektiv jetzt genauso wie vorher den Polen; er fühlte die elektrischen Kontakte auf der bloßen Haut seiner Handgelenke und biß die Zähne zusammen.
»Mr. Smith«, begann Farrington höflich, »ich fürchte, Sie haben sich selbst in eine böse Situation gebracht – wo ist der andere Mann?« fragte er schnell und sah Dr. Fall an.
»Ich habe ihn vergessen«, erwiderte der langsam. »Er muß draußen im Gang sein.«
Er ging zu der unsichtbaren Tür im Hintergrund und öffnete sie durch eine Berührung. Ein paar Minuten später kam er zurück, sein Gesicht sah plötzlich alt und eingefallen aus.
»Er ist fort – auch die Frau ist verschwunden.«
Farrington nickte.
»Kommt es noch darauf an?« fragte er rauh. »Die beiden können nicht viel wissen! Stellen Sie die elektrische Sicherung für die Tür ein.«
Fall drehte an einem Schalter, dann wandte sich Farrington erneut Smith zu.
»Sie wissen, in welcher Lage Sie sich befinden – ich werde Ihnen jetzt mitteilen, wie Sie sich daraus befreien können.«
»Ich bin begierig, das zu erfahren«, entgegnete der Detektiv kühl. »Aber ich warne Sie davor, mir zu sagen, meine Rettung hänge davon ab, daß ich Sie entfliehen lasse. Ich fürchte, daß ich in diesem Fall zum Tode verurteilt bin.«
»Sie haben richtig vermutet. Ich stelle die Bedingung, mich und meine Freunde frei und unversehrt aus England zu bringen. Ich weiß, daß Sie mir erwidern wollen, Sie hätten nicht die Macht dazu, aber ich kenne die außerordentlichen Vorrechte Ihrer Abteilung in Scotland Yard genau. Ich weiß, daß ich mit Ihrer Hilfe das ›geheimnisvolle Haus‹ verlassen und morgen früh in Calais landen kann … Niemand in ganz England könnte Sie daran hindern, mir zu helfen. Ich biete Ihnen Ihr Leben an, wenn Sie meine Bedingungen annehmen. Sonst –«
»Sonst?«
»Werde ich Sie töten«, antwortete Farrington kurz, »wie ich auch Poltavo getötet habe. Sie sind mein schlimmster Feind, mein gefährlichster Gegner. Sie waren für mich schon immer ein Mensch, dem man möglichst aus dem Wege gehen mußte. Und ich werde Sie mit weniger Gewissensbissen töten, weil nur Sie daran schuld sind, daß ich in den letzten Monaten dieses Hundeleben führen mußte. Es wird Sie interessieren, Mr. Smith, daß Sie mich einmal beinahe gefangen hätten. Der ganze Flügel des Hauses, in dem Mr. Moole liegt, ist verschiebbar und beweglich nach dem Prinzip eines riesigen Aufzugs. Das Geheimnis des ›geheimnisvollen Hauses‹ liegt in Wirklichkeit in systematisch und vorzüglich angeordneten Aufzügen und Fahrstühlen. Das heißt praktisch, daß ich mein Arbeitszimmer in den ersten Stock placieren, es aber auch zum vierten Stock hinaufheben kann. Und das kostet mich nicht einmal so viel Mühe, als nötig ist, um einen Stuhl von einem Zimmer in ein anderes zu tragen.«
»Das habe ich schon vermutet. Sie hätten als Elektroingenieur ein Vermögen verdienen können.«
»Das bezweifle ich stark«, erwiderte Farrington kühl. »Aber die Vergangenheit und verpaßte Gelegenheiten interessieren mich jetzt weniger als meine und Ihre Zukunft. Wozu haben Sie sich entschlossen?«
Smith lächelte.
»Ich werde Ihre Bedingung nicht annehmen«, sagte er liebenswürdig. »Ich bin auf meinen Tod vollständig vorbereitet. Nichts in der Welt, keine Drohung gegen mich oder meine nächsten Angehörigen oder Freunde könnte mich dazu bewegen, so gefährliche Verbrecher wie Sie und Ihre Komplicen entkommen zu lassen. Ihre Zeit ist um, Farrington. Ob ich ein wenig früher oder später sterben muß, ändert nichts daran, daß Sie in einem Monat selbst tot sind, ob Sie mich nun umbringen oder laufen lassen.«
»Sie СКАЧАТЬ