Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten). Edgar Wallace
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Название: Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten)

Автор: Edgar Wallace

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788026822240

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СКАЧАТЬ nicht mehr imstande weiterzusprechen. Gleich darauf stand er an der Tür.

      Jamieson sah ihn mitfühlend an.

      »Ich würde an Ihrer Stelle nach Brakely Square fahren. Vielleicht hat sich die Sache inzwischen aufgeklärt – vielleicht ist es nur ein Irrtum … Haben Sie auch gelesen, daß man die Leiche noch nicht entdeckt hat?«

      Auf der Straße hielt Frank ein vorbeifahrendes Auto an.

      Er fuhr zuerst zum Stadtbüro, wo Farrington sich gewöhnlich aufhielt, und hatte eine kurze Unterredung mit dem ersten Sekretär, der ihn über vieles aufklärte. Man hatte einen kurzen Brief Mr. Farringtons gefunden, in dem er erklärte, daß er lebensmüde sei und aus dieser Welt scheiden wolle.

      »Aber aus welchem Grunde denn?« fragte der junge Mann bestürzt.

      »Mr. Doughton, Sie scheinen die Tragweite dieser Tragödie nicht ganz zu überschauen. Mr. Farrington war ein Multimillionär, ein Fürst in Finanzkreisen. Wenigstens hielt man ihn bis heute morgen dafür. Wir haben seine Privatbücher durchgesehen. Daraus ging hervor, daß er in den letzten Wochen schwere Verluste an der Börse erlitten hat. Er hat nicht nur sein eigenes Vermögen verloren … Gestern abend hat er nun in einer Anwandlung von Verzweiflung seinem Leben ein Ende gemacht.

      Selbst wir hatten von diesen geschäftlichen Transaktionen nicht die geringste Ahnung.«

      Frank Doughton schaute ihn verwirrt an.

      Sprach dieser Mann wirklich von Farrington, der ihm doch erst in der vorigen Woche erzählt hatte, daß er das Vermögen seines Mündels im letzten Monat um eine ganze Million erhöht habe? Noch vor zwei Tagen hatte er ihm geheimnisvoll etwas von einem großen finanziellen Coup angedeutet, den er bald machen würde. Und nun war dieses große Vermögen verloren, und Farrington selbst lag auf dem Grund der Themse?

      »Ich fürchte, ich verliere den Verstand!« sagte er vor sich hin. »Mr. Farrington ist kein Mann, der Selbstmord begeht.«

      »Es ist in der Öffentlichkeit noch nicht bekannt, aber ich dachte, ich könnte es Ihnen sagen, da Sie ein Freund Mr. Farringtons waren. Mr. T.B. Smith ist mit der Aufklärung des Falls betraut worden. Er wird wahrscheinlich auch Ihre Adresse wissen wollen. Und wenn Sie zufällig etwas erfahren sollten –«

      »Dann werde ich es Sie bestimmt wissen lassen. Smith ist ein sehr fähiger Beamter.«

      Doughton gab ihm seine Adresse und ging dann eilig fort. Er war froh, daß der Mann keine weiteren Fragen gestellt hatte.

      Als er wieder in seinem Auto saß, warf er sich müde in die Polster. Nun zu Doris!

      Aber das junge Mädchen ließ sich nicht sehen. Lady Dinsmore empfing ihn im Morgenrock. Sie sah besorgt aus, und er drückte ihr schweigend die Hand.

      »Es ist sehr lieb von Ihnen, mein lieber Freund, daß Sie so schnell gekommen sind. Haben Sie schon alles gehört?«

      Er nickte.

      »Wie geht es Doris?«

      Die Frau sank in einen Stuhl und schüttelte den Kopf.

      »Das arme Kind nimmt es sehr schwer. Sie weint nicht, aber ihre Gesichtszüge sind wie versteint. Sie wollte es nicht glauben, bis sie seine eigene Handschrift sah. Dann wurde sie ohnmächtig.«

      Lady Dinsmore nahm ihr Spitzentaschentuch und wischte sich die Augen.

      »Doris hat nach dem Grafen Poltavo geschickt«, sagte sie dann.

      Frank starrte sie an.

      »Warum hat sie das getan?«

      »Das weiß ich auch nicht«, erwiderte sie seufzend. »Sie spricht sich nicht darüber aus, aber vielleicht fühlt sie, daß der Graf etwas weiß – sie glaubt, daß Gregory irgendwie betrogen worden ist.«

      Frank neigte sich vor.

      »Das ist auch meine Ansicht«, sagte er ruhig.

      Lady Dinsmore sah ihn nachsichtig an.

      »Sie kennen Gregory nicht«, sagte sie nach einer Weile.

      »Trotzdem kann ich Ihnen nicht beipflichten. Wenn er nicht ermordet wurde, so muß es Selbstmord gewesen sein. Aber warum hätte sich Mr. Farrington denn selbst umbringen sollen?«

      »Ich bin sicher, daß er nicht die geringste Absicht hatte, so etwas zu tun«, erwiderte Lady Dinsmore gefaßt.

      »Und was nehmen Sie an?«

      »Warum glauben Sie denn, daß er wirklich tot ist?« fragte sie leise.

      Frank sah sie mit hellem Erstaunen an.

      »Wie meinen Sie das?« Hatte der Unglücksfall ihr den Verstand geraubt?

      »Ich meine ganz einfach, daß er ebensowenig tot ist wie Sie oder ich«, entgegnete sie kühl. »Welche Beweise haben wir denn? Nur einen Brief, der von ihm persönlich geschrieben wunde und in dem er uns allen Ernstes mitteilt, daß er sich entschlossen habe zu sterben. Klingt das wahrscheinlich? Ich nehme als sicher an, daß dies das letzte ist, was er beabsichtigte. Wann hat Gregory jemals die Wahrheit gesagt, wenn es sich um seinen Aufenthalt handelte? Nein, glauben Sie mir, er ist nicht tot. Aus Gründen, die nur er kennt, gibt er vor, es zu sein; in Wirklichkeit hat er sich nur entschlossen, in der Verborgenheit zu leben.«

      »Aber warum denn?« fragte der junge Mann bestürzt. Das war die verrückteste Erklärung, die er sich denken konnte. Sein Kopf wirbelte von den widersprechenden Eindrücken; er schien in ein schreckliches Abenteuer gestürzt worden zu sein, und es verlangte ihn danach, wieder in die nüchterne Alltagswelt zurückzukehren.

      Die Tür am anderen Ende des Raumes öffnete sich. Er schaute schnell auf und erwartete schon halb, Farrington selbst auf der Schwelle zu sehen.

      Aber es war Doris. Sie blieb einen Augenblick unentschlossen stehen und starrte die beiden wie abwesend an. In ihrem weißen Morgengewand und mit ihrem schwarzen Haar, das durch ein einfaches Stirnband zusammengehalten wurde, wirkte sie fast wie ein Kind. Das kalte Frühlingssonnenlicht, das durch die Fenster hereinströmte, ließ erkennen, daß die Nacht Spuren in ihren Zügen hinterlassen hatte. Schwache violette Schatten waren unter ihren Augen sichtbar, ihr Gesicht war bleich.

      Frank trat ihr schnell entgegen. Er sah nur ihr weißes, trauriges Gesicht. Schnell nahm er ihre Hände in die seinen, und sie fühlte seinen warmen Druck.

      Sie sah ihn lange forschend an, dann zitterten ihre Lippen, und mit einem herzzerreißenden Schluchzen warf sie sich in seine Arme und barg ihren Kopf an seiner Schulter. Frank hielt sie zart.

      »Nicht weinen, Liebling«, flüsterte er.

      Er beugte sich nieder und streichelte ihr Haar. Ein liebevoller Ausdruck lag auf seinen Zügen.

      »Liebling!« sagte er leise.

      Sie hob das blasse Gesicht zu ihm empor.

      »Sie – Sie sind so gut zu mir«, hauchte sie. Unter seinem warmen Blick zog eine leichte Röte über ihre Wangen, dann löste sie sich von ihm und setzte sich nieder.

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