Название: Karin Bucha Staffel 5 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740930264
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»Warum? Du gefielst mir eben. Und ich konnte dich nur besitzen, wenn ich dich heiratete«, sagt er mit offener Brutalität.
»Und als du dein Ziel erreicht hattest, war ich nur noch ein niedliches Spielzeug für dich, das du nach Lust und Laune nahmst oder fortwarfst…«
Er macht eine Handbewegung, als wolle er die Luft zerschneiden. »Ach, hör auf mit deinen langweiligen Predigten. Sie hängen mir schon zum Hals heraus.«
»Wie sehr mußt du mich hassen«, stellt sie ruhig fest.
»Ja, ich hasse dich manchmal…«
Er dreht sich um und gießt sein Glas voll, das er in einem Zug hinunterstürzt. Dann geht er zum Plattenspieler und spielt die verrücktesten Platten. Platten, die Bettinas Ohr weh tun. Sie liebt ganz andere Musik als Jürgen. Was hatten sie überhaupt gemeinsam? Er liest kein gutes Buch. Er versteht es nicht, sich mit ihr zu unterhalten, es sei denn, er beschimpft sie. Er geht kaum in die Oper, besucht keine Konzerte, kein Theater. Mit Bestürzung stellt sie fest, wie primitiv er eigentlich ist.
Sie neigt sich tiefer über ihre Handarbeit. Was macht sie falsch? Hätte sie ihm vielleicht unmerklich für alles Schöne die Augen öffnen sollen? Wie anders ist da sein Vater. Er ist es, der gleich ihr gute Musik gern hört und Theateraufführungen besucht. Wie schön ist es dann hinterher, wenn sie über das Gehörte oder Geschehene diskutieren.
Das alles findet sie bei Jürgen nicht. Er versäumt keine Revue. Hauptsache, er sieht viel nackte Beine.
Sie fühlt sich elend. Seitdem er zu Hause bleibt, lebt sie in dauernder Spannung und Angst. Das zerrt an ihren Nerven.
Langsam legt sie ihre Handarbeit zusammen. »Ich gehe schlafen. Gute Nacht.«
Er brummt etwas vor sich hin. Als sie an ihm vorbeikommt, dreht er sich plötzlich um, packt sie und küßt sie. Er hält sie wie in einen Schraubstock gepreßt. Mit aller Kraft versucht sie, sich zu befreien. Je mehr sie sich sträubt, um so unbeherrschter wird er.
Endlich gelingt es ihr, von ihm loszukommen. Sie rennt aus dem Zimmer. Sein gellendes Lachen verfolgt sie bis in ihr Schlafzimmer, das sie sofort abschließt. Schwer atmend lehnt sie sich gegen die Tür.
Stöhnend schlägt sie die Hände vors Gesicht. Sie zittert und bebt. Papa, denkt sie, ein Glück, daß du heute nicht da warst und das erleben mußtest…
*
Rudolf Kröger sucht etwas im Zimmer seines Sohnes. Er steht neben dem Telefon, als es klingelt. Er nimmt den Hörer ab, und sogleich überfällt ihn eine schrille Frauenstimme.
»Jürgen, du bist ein Schuft!« gellt es ihm entgegen. »Seit drei Wochen warte ich auf dich. Warum kommst du nicht?«
»Ich weiß zwar nicht, wer Sie sind«, erwidert er mit vor Ironie triefender Stimme. »Aber Sie werden wohl noch länger warten müssen. Hier spricht nämlich Jürgens Vater.«
Kröger knallt den Hörer auf die Gabel.
»Wenn du schon Bettina betrügst«, wendet er sich an seinen Sohn, der die Farbe verloren hat, »dann würde ich mir eine etwas kultiviertere Dame aussuchen.«
»Ich verstehe dich nicht.«
»Du verstehst mich recht gut, mein Junge. Das war keine Frau, das war eine Höllenmaschine, die dicht vor der Explosion steht.«
Nana! durchfährt es Jürgen. Sie hatte schon mehrmals angerufen, und er hatte sie immer zu vertrösten verstanden. Verdrießlich nagt er an seiner Unterlippe.
»Nun? Jetzt kannst du dich nicht mehr verteidigen. Gib mir die Adresse von der Dame.« Er zieht das Wort »Dame« besonders in die Länge. »Ich werde zu ihr gehen und ihr Geld geben. Das ist mir Bettinas Seelenfrieden wert. Wenn es ihr einfällt, kommt sie noch zu uns ins Haus und macht Bettina eine Szene.«
Jürgen sieht rote Kreise vor seinen Augen. Er wirft den Aktendeckel auf seinen Schreibtisch.
»Bin ich ein kleiner Junge?« schreit er seinen Vater an. »Darf ich nicht tun und lassen, was ich will? Wer spioniert hinter mir her?«
»Sachte, sachte!« Kröger mißt seinen Sohn mit einem verächtlichen Blick. »Spiel nicht den Verrückten. Ich habe es geahnt, daß du Bettina nicht treu bist…«
»Bettina, immer Bettina! Sie hat dich gegen mich aufgehetzt…«
»Sei still!« herrscht Kröger seinen Sohn an. »Du verdienst Bettina gar nicht. Viel zu schade ist sie für dich. Gib dir wenigstens Mühe, daß sie nichts von deinen Seitensprüngen erfährt. Es könnte dich eines Tages reuen. Und sorge dafür, daß diese Person nie wieder hier anruft. Ich dulde es nicht. Verstanden?«
Eine heftige Erwiderung liegt Jürgen auf der Zunge. Er schweigt verbissen, und Rudolf Kröger geht bedrückt und kummervoll. Das war nun sein Einziger, auf den er so viel Hoffnung gesetzt hat.
Am Abend bleibt Jürgens Platz am Eßtisch leer. Er ist bei Nana.
Sie küßt ihn überschwenglich, und er ist gerührt von ihrer Freude. Sie zieht ihn auf die Couch.
»Habe ich einen Schreck bekommen, als ich deinen Vater am Telefon hörte«, sagt sie und kuschelt sich in seinen Arm.
»Es hat auch einen schönen Krach deshalb gegeben. Das darfst du nicht wieder tun, Nana. Das mußt du mir versprechen.«
»Ich verspreche es dir«, behauptet sie. »Jetzt bist du bei mir. Was wollen wir machen? Wollen wir ausgehen? Wollen wir es uns hier gemütlich machen? Wir könnten uns ein Abendessen servieren lassen. Was meinst du?«
»Bleiben wir hier, Nana«, schlägt er vor, und sie stimmt zu. Sie hätte allem zugestimmt, wenn er nur bei ihr ist.
Sie entwickelt ihren ganzen
Charme, sie bedient ihn, mixt ihm, was er gern trinkt, sie zündet ihm die Zigaretten an, sie spielt die Platten, die er leiden mag.
Sie tanzen und trinken und lachen über allerlei törichtes Zeug. Es ist sehr spät, als Jürgen sie verläßt.
Er hat das Gefühl, seit Wochen wieder einmal gelebt zu haben.
*
Am anderen Ende der Stadt hat Rudolf Kröger Bettinas Mutter ein kleines Haus, ganz in Grün gebettet, gekauft. Dort lebt Franziska von Welling, betreut von einer älteren Frau. Sie muß sich sehr schonen, denn ihr Herz ist sehr schwach.
Aber sie hat auch keine Aufregungen. Sie weiß Bettina in der prächtigen Krögerschen Villa gut aufgehoben und wähnt sie glücklich.
In letzter Zeit ist ihr bei Bettinas Besuchen allerdings deren schlechtes Aussehen aufgefallen.
Auch heute wieder muß sie Bettina immer anschauen.
»Bist du krank, Liebling?« erkundigt sie sich.
Bettina erschrickt. Sie zwingt sich ein Lächeln auf die Lippen.
»Nein, СКАЧАТЬ