DAS URTEIL. Daphne Niko
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Название: DAS URTEIL

Автор: Daphne Niko

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958353213

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      Basemat glaubte, das Mädchen sagen zu hören: Ich bin gekommen, um dir zu helfen. Hab keine Angst, mein Herz, mein Herz.

      Erschrocken öffnete sie die Augen. Ein gewaltiger Schauder drang ihr bis in die Knochen und ließ sie zittern.

      Sie spürte eine Hand auf der Schulter und erstarrte.

      Sie war nicht allein.

      Kapitel 3

      »Fürchtet Euch nicht.«

      Basemat kannte diese Stimme. Sie seufzte und setzte sich auf, um ihren Ehemann anzusehen. Ahimaaz' Haut war von Schmutz und Ruß geschwärzt, sein grau werdender Bart zerzaust. Sein blauer Halug war an der Schulter zerrissen worden und der Stoff hing über der Bronzerüstung, die seinen Oberkörper bedeckte.

      Ahimaaz nahm seinen roten Wollumhang ab und legte ihn ihr über die Schultern.

      Sie nahm seine Hand in ihre. »Ihr seid in Sicherheit. Gepriesen sei der Herr.«

      Er blies die Öllampe aus und stürzte das Zelt in Dunkelheit. »Die Zeit ist knapp«, flüsterte er. »Wir müssen im Schutz der Nacht fortgehen. Der Mond ist voll. Er wird uns den Weg leuchten.«

      »Ich werde nicht ohne unsere Tochter gehen. Sie ist in einem der Zelte. Ich weiß nicht, in welchem.«

      »Ich weiß es.«

      In der Dunkelheit konnte sie sein Gesicht nicht sehen, aber sie hörte die Gewissheit in seiner Stimme.

      »Wie … wie könnt Ihr das wissen?«

      »Als wir die Nachricht erhielten, dass die Ägypter in den Tunnel eingedrungen waren, folgte ich ihnen mit drei meiner Männer in dieses Lager. Wir versteckten uns im Hain jenseits des Tals und beobachteten sie. Daher weiß ich, dass ihr hier seid. Ana ist am anderen Ende des Lagers, im Zelt eines Offiziers.«

      »Dann müsst Ihr auch wissen, dass Jerobeam hier ist.«

      »Ja.«

      »Er behauptet, dass er zum König gekrönt werden und über die zehn Stämme des Nordens herrschen wird.«

      »Es ist wahr. Gott schütze uns.« Er hielt inne. »Erwähnte er Jerusalem?«

      »Die Armee des Pharao marschiert noch heute Nacht dorthin. Jerobeam sagte, Scheschonq wolle seinen Besitz zurückholen. Wisst Ihr, was das bedeutet?«

      Ahimaaz blieb lange still. »Ich weiß es nicht.«

      Nach dreizehn Jahren Ehe wusste Basemat, wenn ihr Mann ihr etwas verheimlichte. Wenngleich sie in seinem Blick nicht nach Aufrichtigkeit suchen konnte, kannte sie diesen Tonfall: leicht zögerlich, schwach. »Ich muss die Wahrheit wissen, Ahimaaz.«

      Er atmete aus. Sie spürte den warmen Luftstoß auf ihren Wangen und roch seinen leicht sauren Atem.

      »Ich will Euch sagen, was ich weiß. Man munkelt, dass der Pharao Eure Mutter nach Tanis zurückbringen will. Zurück in ihre Heimat.«

      Basemat richtete sich auf. »Meine Mutter mag Ägypterin sein, aber sie ist niemandes Eigentum.«

      »Sie war die Tochter eines Pharao, ehe sie Euren Vater heiratete. Nun, da Salomon tot ist, könnte ihre Verwandtschaft wollen, dass sie ihren Lebensabend in ihrem Heimatland verbringt. Es ist Sitte, den Adel in Familiengräbern beizusetzen, genau wie bei uns.«

      Jerobeams Worte hallten in ihren Ohren nach. Es gibt so vieles, das Ihr nicht wisst, Prinzessin. Sie war sich sicher, dass Ahimaaz' Theorie, wenn auch vernünftig, unvollständig war. Antworten hatte sie jedoch keine.

      »Jemand muss meine Mutter warnen … und den König.« Sie packte ihn bei den Schultern. »Ihr müsst nach Jerusalem reiten, mein Gatte.«

      »Ich fürchte, es ist zu spät. Jerusalem muss sein eigenes Schicksal gestalten. Meine höchste Verantwortung gilt meiner Familie … Euch und Ana. Wir müssen diesem Lager lebend entfliehen, damit wir gegen den ägyptischen Feind kämpfen können. Das ist jetzt von größter Wichtigkeit.«

      »Wie könnt Ihr das sagen?« Obwohl sie die Worte flüsterte, war ihr Tonfall resolut. »Unsere erste und einzige Verantwortung gilt dem Herrn, unserem Gott. Wenn wir nicht versuchen, Jerusalem zu retten, wird alles zerfallen, wofür mein Großvater kämpfte und was mein Vater im Namen des Herrn erbaute, und gleichzeitig auch der Glaube einer Nation. Ich würde lieber sterben, als das zu erleben.«

      »Der Weg nach Jerusalem ist lang und tückisch. Selbst wenn wir es heil aus diesem Lager schaffen, fürchte ich um Eure Sicherheit auf dieser Reise. Der Feind lauert an jeder Wegbiegung. Vielleicht werden wir in einen Kampf verwickelt. Das ist nichts für Frauen und Kinder.«

      Sie drückte seine Schultern. »Hört mir zu, Ahimaaz. Wir haben keine Zeit, einen Rettungsplan zu ersinnen. Ihr müsst allein nach Jerusalem reiten. Das ist unsere einzige Hoffnung.«

      »Ich kann Euch nicht zurücklassen … mein Kind zurücklassen.«

      »Unsere Verpflichtung ist weit wichtiger als wir. Alles, woran wir glauben, alles, was zu erschaffen unser Volk seit der Zeit unserer Vorfahren gekämpft hat, ist in Gefahr. Mein Vater erbaute Jerusalem und den prächtigen Tempel des Herrn durch göttliche Gnade. Die Heilige Stadt und das Heiligtum darin symbolisieren Gottes Gunst für die Hebräer. Niemals dürfen wir sie im Stich lassen. Wir dürfen Jerusalem nicht aufgeben oder den Ungläubigen erlauben, den Tempel zu entweihen … selbst wenn das bedeutet, unser Blut auf der Erde zu vergießen.«

      Seine schwielige Hand berührte ihr Gesicht. »Meine kluge und mutige Frau. Selbst wenn ich im Kampf sterbe, so sterbe ich als glücklicher Mann, denn ich kannte die Güte Basemats.«

      Sie beugte sich vor und legte ihre Stirn an seine. In dieser Position verharrte sie lange Zeit und lauschte dem Geräusch seines Atems. Sie war sich deutlich bewusst, dass dies ihre letzte Begegnung sein könnte.

      Sie richtete sich auf. »Um eine Sache bitte ich Euch.«

      »Was immer es ist.«

      »Überlasst mir Euer Chepesch

      Sie hörte, wie das Sichelschwert über das Metallgewebe seiner Taillenschärpe kratzte. Er legte das kleine Chepesch neben ihren Knien auf den Boden.

      Sie drückte seine Hände. »Geht jetzt.«

      Ohne ein weiteres Wort löste Ahimaaz einen Zeltpfahl und schlüpfte zur unbewachten Rückseite hinaus.

      Basemat legte sich eine Hand auf den Mund. Sie verspürte ein schwaches Stechen in der Brust. Trotz all ihres Muts und ihrer Überzeugung war sie noch immer ein Eheweib, eine Mutter, eine Frau. Sie wollte diese Entscheidungen nicht treffen müssen, aber die Umstände ließen ihr keine Wahl. Es machte sie krank, sich vorzustellen, dass Ahimaaz möglicherweise in seinen Tod ritt, dass Ana allein im Zelt eines Offiziers war, dass sie zwischen Gefangenschaft und Hinrichtung wählen musste.

      Sie hob das Chepesch auf. Trotz seiner geringen Größe war es ein bedeutendes Werkzeug, eines, das Schaden verursachen konnte. Sie ließ einen Finger über seine Schneide gleiten und ertrug das Brennen, als ihre Haut aufgeschnitten СКАЧАТЬ