G. K. Chesterton: Krimis, Aufsätze, Romane und mehr. Гилберт Кит Честертон
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Название: G. K. Chesterton: Krimis, Aufsätze, Romane und mehr

Автор: Гилберт Кит Честертон

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027207428

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СКАЧАТЬ niedergeschlagen. »Ich kann aus all den Plänen dieses alten Sonntag ebensowenig klug werden wie ihr«, sagte er. »Aber mag er sonst sein was er will, so ‘n ganz unbescholtener Zivilist ist er nicht. Donnerwetter noch eins! Könnt ihr euch an seine Visage erinnern?«

      »Ich will Ihnen sogar zugeben«, antwortete Syme, »daß ich niemals imstande sein werde, mich ihrer nicht mehr zu erinnern.«

      »Nun denn«, meinte der Sekretär, »ich meine, daß wir das alles bald haben werden. Morgen haben wir doch wieder Versammlung … Entschuldigen Sie, bitte«, sprach er und lächelte sein entsetzliches Lächeln, »daß mir meine Sekretärobliegenheiten so in Fleisch und Blut übergegangen sind!«

      »Kann sein, daß Sie recht haben«, sprach der Professor nachdenklich. »Wir werden das bald alles sozusagen direkt vom Faß haben. Allerdings muß ich gestehen, daß es mir ein klein wenig eigen zumute sein dürfte, Sonntag geradaus zu fragen, wer er eigentlich ist.«

      »Wieso?« fragte der Sekretär. »Aus Angst vor Bomben?«

      »Nein«, meinte der Professor, »aus Angst, daß. er mirs dann geradaus sagen möchte.«

      »Wir wollen etwas zu trinken haben!« proponierte Dr. Bull nach einem Schweigen.

      Diese ganze Tagereise zu Wasser und dann zu Lande waren sie höchst guter Dinge – hielten sich aber instinktiv alleweil zusammen. Dr. Bull, der stets der Optimist von der Partie gewesen war, tat sein möglichstes, die andern vier zu überzeugen, daß die ganze Gesellschaft von Victoria ab ein zweiräderiges Kabriolett nehmen könnte. Was indes als durchaus unangängig verworfen wurde; und man fuhr dann doch lieber in einem vierräderigen Fahrzeug – mit dem Dr. Bull, der laut sang, auf dem Kutschbock. Und die Reise endigte bei einem kleinen Hotel am Piccadilly-Zirkus, auf daß man es zu dem frühzeitigen Frühstück auf dem Leicester Square so nahe wie möglich hätte. Doch damit sollten diese Abenteuer dieses Tages nicht zu Ende sein. Dr. Bull, über den sonst einmütigen Vorschlag, zu Bett zu gehen, äußerst ungehalten, war gegen elf aus dem Hotel hinaus, um einige Schönheiten von London bei Nacht zu erleben und zu kosten. Zwanzig Minuten später indes war er wieder da und machte in der Vorhalle einen wahnsinnigen Skandal. Syme, der ihn erst zu besänftigen versuchte, mußte mit einemmal aufhorchen –

      »Und wenn ich Ihnen sage, daß ich ihn gesehen habe!« sprach Dr. Bull mit gewaltiger Emphase. »Wen?« fuhrs Syme heraus. »Doch nicht den Präsidenten?«

      »Sagen wir die Hälfte«, sprach Dr. Bull und lachte ganz unnötig auf, »oder noch nicht einmal die Hälfte! Ich bringe ihn übrigens angeschleppt – –«

      »Jesus! Wen denn angeschleppt?« fragte Syme, sehr ungeduldig.

      »Den Haarmenschen!« sprach der andere und strahlte. »Der sich für so nen Haarigen ausgab – Gogol! Da ist er –« und er bugsierte einen jungen Menschen vor sich her, der sich auf alle Arten sträubte und widersetzte – denselbigen jungen Mann, der vor fünf Tagen mit dünnem roten Haar und ganz blassen Angesichts zum Tempel des Hohen Rats hinausspazierte, der erste von allen Scheinanarchisten, so demaskiert worden war.

      »Was wollen Sie denn mit mir noch? So lassen Sie mich doch laufen –« schrie der. »Sie haben mich doch längst als Spitzel zum Teufel gejagt!«

      »Wir sind alle miteinander bloß Spitzel!« flüsterte ihm Syme zu.

      »Haja! Wir sind alle miteinander bloß Spitzel!« jauchzte Dr. Bull. »Komm, ich geb einen aus!« Den ändern Morgen marschierte das Bataillon der wiedervereinigten Sechs – kleinlaut, sagen wir – auf das Hotel auf dem Leicester Square zu.

      »Komisch«, sprach Dr. Bull. »Da gehen unser sechs einen einzigen fragen, was er eigentlich will.«

      »Ich glaub, es ist fast noch ein bißchen komischer!« sprach Syme. »Ich glaub, es gehen unser sechs einen einzigen fragen, was wir eigentlich wollen!«

      Schweigend bogen sie auf den Platz ein. Und obschon das Hotel die gegenüberliegende Ecke bildete, sahen sie doch alle gleich den winzigen Balkon – mit einer Gestalt darauf, die viel zu ungeheuer dafür war. Die saß allein und hielt den Kopf gar tief und studierte fleißig eine Zeitung. Aber all die Ratsmitglieder, die da kamen, ihrem Präsidenten ein Ende zu bereiten, gingen quer über den Platz, als ob sie vom Himmel herab mit hundert Augen bewacht würden.

      Erst hatten sie viel disputiert, wie es am politischsten zu machen wäre: ob sie, den Gogol ohne Maske vorerst nicht auftreten lassen und die Exposition recht diplomatisch einfädeln sollten – oder ob sie Gogol gleich mitnehmen und sogleich die Bombenszene agieren sollten. Syme und Bull, die sehr fürs letztere waren, trugen den Sieg davon–––aber der Sekretär, der fragte zuletzt noch, weshalb sie denn Sonntag so jäh attackieren wollten.

      »Das ist doch sehr einfach«, versetzte Syme, »ich will ihn rasch attackieren, weil ich nämlich bange vor ihm bin.«

      Und Syme schritt die dunkle Treppe schweigend voran, und dann traten sie all zusammen in das pralle Morgensonnenlicht heraus und vor das breitsonnige Lächeln Sonntags.

      »Köstlich, köstlich!« sprach der. »Wie so entzückt, Sie all zusammen zu sehen! Was, ein exquisiter Tag heute! … Ist der Zar tot?«

      Der Sekretär, der just am weitesten vorn stand, brachte soviel wie möglich Würde auf und antwortete so trotzig wie nur möglich: »Nein, mein verehrter Herr. Es gab keine … Bombengeschäfte. Wir kommen mit ganz anderen Nachrichten als von solchen … abscheulichen Eisenspekulationen.«

      »Abscheuliche Eisenspekulationen ist gut«, wiederholte der Präsident. »Sie meinen doch damit Dr. Bulls abscheuliche … Spekuliereisen?«

      Der Sekretär fuhr für einen Moment zusammen – der Präsident hingegen wie in sanft verweisendem Tone fort:

      »–türlich: Jeder hat seine Meinung und seine Augen. Aber etwas in Gegenwart des betreffenden Mannes selbst ohne weiteres abscheulich zu nennen – –«

      Dr. Bull riß seine Spekuliereisen herab und warf sie auf den Tisch.

      »Meine Spekuliereisen waren gemein«, sprach er, »aber ich bins nicht. Sehen Sie mich dreist an!«

      »Ich darf wohl sagen, daß das ein Gesicht ist, wies an einem zu wachsen pflegt«, sprach der Präsident. »In der Tat wächsts ja auch an Ihnen. Soll ich mich vielleicht mit den wilden Früchten am Baum des Lebens herumstreiten? Ich darf also wohl sagen, daß es an einem schönen, sonnigen … Sonntag wachsen wird.«

      »Wir haben jetzt keine Zeit für Drehwitze!« sagte der Sekretär und wollte wild werden. »Wir sind gekommen, um zu fragen, was all dies sein soll? Wer sind Sie? Was sind Sie? Wozu haben Sie uns alle miteinander hierhergelotst? Wissen Sie denn überhaupt, wer und was wir sind? Sind Sie so blödsinnig, daß Sie hier den Geriebenen, oder so gerieben, daß Sie hier den Blödsinnigen spielen wollen? Antworten Sie mir – ich sage Ihnen nur, antworten Sie mir!«

      »Kandidaten«, murmelte Sonntag, »haben von 17 Fragen auf dem Papier nur acht zu beantworten … Wenn ich Ihnen schnell genug folgen konnte, so wünschten Sie von mir zu wissen, wer ich bin, und wer Sie sind, und wer ihr seid, und wer der Tisch, ist, und was der Rat ist, und was überhaupt die ganze Welt ist. Gut – ich will den Schleier vom Geheimnis herabreißen. Sie wünschten zu wissen, wer ihr seid? Ihr seid eine Gruppe höchst wohlgesinnter, junger … Esel.«

      »Na – und Sie?« fragte Syme und beugte sich weit vor, »was sind dann Sie?«

      »Ich? СКАЧАТЬ