G. K. Chesterton: Krimis, Aufsätze, Romane und mehr. Гилберт Кит Честертон
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу G. K. Chesterton: Krimis, Aufsätze, Romane und mehr - Гилберт Кит Честертон страница 41

Название: G. K. Chesterton: Krimis, Aufsätze, Romane und mehr

Автор: Гилберт Кит Честертон

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027207428

isbn:

СКАЧАТЬ der Professor und drehte sich um. »Ich glaube ebenfalls fest an den, den ich niemals sah.«

      Da blickte sich Syme, der, bis dahin wie blind vor beschaulichen Gedanken dagestanden hatte, verzweifelt nach allen Seiten um und schrie wie einer, der jäh aus seinem Traum auffährt:

      »Wo ist der Colonel, wo ist – –? Aber ich dachte doch, der wäre hier!«

      »Der Colonel? Ach ja!« schrie Bull. »Wo in aller Welt ist der Colonel?«

      »Der ging doch – Renard sprechen«, sprach der Professor.

      »Den können wir aber doch nicht in den Händen jener Unholde lassen!« schrie Syme. »Laßt uns wie Gentlemen untergehen, wenn –«

      »Aber bedauern Sie doch den Colonel nicht also!« hohnlächelte Ratcliffe. »Dem gehts brillant! Der – –«

      »Nein! nein! nein! nein! und nochmal nein und noch zweimal nein!« tobte und raste Syme da. »Nicht der Colonel auch noch! Nicht, nicht, nicht der noch dazu! Ich glaubs nicht, ich glaubs Ihnen ni –«

      »Wollen Sie aber Ihren eigenen Augen glauben?« fragte der andere und deutete auf den Strand hinüber.

      Manche der Verfolger waren ins Wasser hineingewatet und reckten von da die Fäuste her. Aber die See ging wild, und so konnten sie nicht bis zur Mole gelangen. Zwei oder drei Gestalten indes, die standen zu Anfang des steinernen Gangsteigs und schienen von da mit aller Vorsicht anrücken zu wollen. Der Strahl einer Laterne beleuchtete die Gesichter der zwei vordersten. Des einen Gesicht trug eine schwarze Halbmaske, und der Mund darunter litt unter einem solchem Sturm der Nerven, daß der Zwickelbart sich hin und her wand wie ein ruhelos lebendig Ding. Das Gesicht des zweiten aber, das war das rote Gesicht mit dem weißen Schnauzbart des Colonel Ducroix. Die zwei zusammen waren in ernsthaftester Beratung.

      »Also der auch noch dahin«, sagte der Professor und saß auf einen Stein nieder. »Alles ist dahin. Ich bin ebenfalls dahin! Ich trau meiner eigenen Körpermaschinerie nicht mehr. Mir ist gerade, als ob meine eigene Hand auffliegen und mich selber verwalken würde.«

      »Wenn mir die meinige ausrutscht«, sagte Syme, »dann solls ganz wer anders spüren!« Und fort gings mit ihm. Auf der Mole hin. Dem Colonel zu. Das Schwert in der einen – die Laterne in der andern.

      Als ob der Colonel nur die allerletzte Hoffnung oder den mindesten Zweifel ausgemerzt wissen wollte, zückte er seinen Revolver gegen den Anstürmenden und feuerte auf ihn. Der Schuß ging fehl. Das heißt, er traf Symes Säbel und zersplitterte den knapp unterm Gefäß. Syme aber stürmte weiter drauf los, die schmiedeeiserne Laterne über dem Kopf schwingend.

      »Judas noch vorm Herodes!« schrie er – und schlug den Colonel übern Steindamm hinab. Dann drehte er sich wirbelnd nach dem Sekretär um, der fast Schaum vorm wütigen Munde hatte und hielt dem die Laterne derart hart und überrumpelnd unter die Nase, daß der arme Mann wie zu Eis gefror und nur noch Ohr sein mochte – »Siehst du die Laterne – hm?« sang er in fürchterlichen Tönen. »Siehst du das Kreuz drin eingeschmiedet, siehst du die Flamme darinnen – hä? Das hast du nicht geschmiedet – und das hast du nicht entflammt. Bessere Menschen wie du, Menschen, die zu glauben und zu gehorchen imstande waren – die flochten diese eisernen Adern und hüteten die Legende des Lichts. Es ist keine Straße, die du wandelst und es ist keine Faser, die du an dir trägst, die nicht erzeugt und geschaffen worden wäre, so wie diese Laterne, die all deine Philosophie des Abschaums und Überläufertums Lügen straft. Du kannst nichts erzeugen und schaffen. Du kannst einzig zerstören. Du willst die Menschheit zerstören; du willst die Welt zerstören. Laß dir das genügen. Aber diese eine alte Christenlaterne – die sollst du nicht zerstören! Die soll an einen Ort, daß der Witz eures ganzen Affenreiches nicht ausreichen soll, sie zu finden –«

      Und er versetzte dem Sekretär erst eins mit der Laterne, daß der Kerl taumelte. Dann wirbelte er sie sich noch zweimal um den Kopf und schleuderte sie weit, weit, weit auf das Meer hinaus. Sie erschimmerte und sang wie eine Rakete – und fiel.

      »Zu den Schwertern!« jauchzte Syme dann flammenden Gesichts den dreien hinter ihm zu. »Auf! Wir stürmen die Hunde! Die Stunde unseres Absterbens ist gekommen!«

      Seine drei Gefährten liefen – Schwerter gezückt – herbei. Symes Schwert freilich war zerspellt. Dafür pflückte er sich einen Knittel mitten aus der Faust eines Fischermanns heraus, den er ganz einfach wasserwärts sandte. Und im nächsten Augenblick würden sie sich alle vier auf den Mob geschmissen haben und elendiglich umgekommen sein, da – – da nahm der Sekretär, der seit dem Speech Symes sich um nichts anderes mehr als nur um seinen Brummschädel gekümmert hatte, … da nahm der Sekretär mit einemmal seine Maske ab.

      Und das bleiche Gesicht, das da im Laternenlicht aufleuchtete, war weit, weit eher ein sehr bestürztes als ein grimmiges zu nennen. Und er hob ängstlich beschwörend seine Hand auf.

      »Da muß ein Irrtum obwalten«, sagte er. »Mr. Syme, ich glaube kaum, daß Sie sich über Ihre Situation klar waren – und sind. Ich verhafte Sie im Namen des Gesetzes!«

      »Des – Gesetzes –« stammelte Syme und ließ seinen Knüttel fallen.

      »Gewiß!« sprach der Sekretär. »Ich bin ein Detektiv der Londoner Kriminalpolizei«, und er praktizierte eine kleine blaue Karte aus seiner Tasche.

      »Und was meinen Sie – hm? – daß wir sind?« fragte der Professor und warf seine Arme in die Luft.

      »Sie?« versetzte der Sekretär hartnäckig, »Sie sind – und das weiß ich ganz genau – Mitglieder des Obersten Anarchistischen Rats. Verkappt, als war ich einer der Ihrigen, hab ich – –«

      Dr. Bull schmiß seinen Säbel ins Meer.

      »Ein Oberster Anarchistischer Rat hat überhaupt nicht existiert!« schrie er. »Wir waren allzusammen recht blödsinnige Polizeileute, die einer den andern – o Quatsch! – für ganz was anders ansahen. Und all die lieben Leute, die uns mit Schüssen traktiert haben, die dachten, wir wären Dynamithelden. Aber ich wußt es doch, ich würde mich im Mob nicht irren«, sprach er, und kokettierte mit der enormen Menge, die da zu beiden Seiten sich weithin ausdehnte. »Das Volk ist niemals verrückt. Ich selber bin aus dem Volk und weiß es also. Und nun geh geh ich ans Land und gebe für jeden hier etwas zum Saufen zum besten.«

       Haltet den Präsidenten!

       Inhaltsverzeichnis

      Den andern Morgen nahmen fünf halb totgehetzte, aber lustige Leute den Dampfer nach Dover. Der arme alte Colonel hatte wohl einigen Grund aufzubegehren gehabt (focht er nicht erst hintereinander für zwei Parteien, so gar nicht existierten – und ließ sich schließlich vermittelst einer schmiedeeisernen Laterne über die Mole hinabhauen? …). Aber er war ein edelmütiger alter Edelmann, und als er zuletzt voll Freuden erleben sollte, daß keine der beiden Parteien etwas mit Dynamit zu tun hatte, sah er sie vom Landungssteg aus mit viel Heiterkeit abdampfen.

      Die fünf ausgesöhnten Detektivs hatten einander hundert Details zu erklären. Der Sekretär zum Beispiel Syme, wie sie dazu gekommen wären, Masken aufzusetzen – nämlich nur, um dem vermeintlichen Feind als Mitverschwörer sich nähern zu können. Syme hingegen hatte zu explizieren, wieso sie mit solcher Windeseile durch ein zivilisiertes Land geflohen wären. Aber über all diesen Einzelheiten, die leicht auszulegen waren, türmte sich berghoch eine Sache, СКАЧАТЬ