PRIMORDIA 2 - Die Rückkehr zur vergessenen Welt. Greig Beck
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Название: PRIMORDIA 2 - Die Rückkehr zur vergessenen Welt

Автор: Greig Beck

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Primordia

isbn: 9783958354210

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      »Bitte«, drängte sie, »es ist mir extrem wichtig.«

      Alvarez Unterkiefer zuckte, offenbar wog er ihre Bitte ab. »Señorita Wilson, Sie müssen sehr vorsichtig sein. Und bitte heben Sie den Stein nicht von der Unterlage.« Er warf einen Blick über seine Schulter. »Machen Sie schnell.« Er beobachtete sie genau.

      Emma hob ihre Hand, streckte die Finger aus und näherte sich dem dunklen Stein. Sie fühlte seine Kühle und ließ ihre Finger über die Abdrücke gleiten, ertastete die Ferse und die Zehen.

      »Der Stein wurde vor über hundert Jahren in der Mündung eines Flusses gefunden, nach starkem Regen. Er muss aus dem tiefsten Amazonas herbeigespült worden sein.« Alvarez sah zu, wie sie ihre Finger beinahe liebevoll über die Abdrücke gleiten ließ. »Wer oder was auch immer diese Abdrücke gemacht hat, diese Wesen sind seit hundert Millionen Jahren tot.«

      »Für mich nicht«, flüsterte sie, zog ihre Hand ruckartig zurück und drehte sich auf dem Absatz um.

      »Wie? Das war schon alles?« Alvarez richtete sich auf, als sie sich daran machte, den Raum zu verlassen. »Äh, vielleicht könnten wir uns noch ein bisschen unterhalten, bei einem Kaffee vielleicht, oder …?«

      Emma schaute noch einmal über ihre Schulter, als sie die Tür erreicht hatte. »Vielen Dank, Señor Alvarez, aber ich habe sehr viel zu tun und nicht mehr viel Zeit.«

      Sie verließ das Gebäude und rannte die Treppen hinunter, wobei ihre Gedanken rasten. Statt sich sofort ein Taxi zu nehmen, ging Emma die Straße hinunter und folgte den prächtigen Alleen, während sie in ihrem Kopf ganz woanders war, in einer anderen Zeit vor vielen, vielen Jahren.

      Sie stellte sich Ben in dem dunklen, urzeitlichen Dschungel vor, wie er um sein Leben rannte und verfolgt wurde.

      Das letzte Mal hatten sie sich wie dumme Kinder verhalten, die keine Ahnung hatten, worauf sie sich da einließen. Und dafür hatten sie bitter bezahlt, die meisten von ihnen mit ihrem Leben. Doch diesmal würde sie bereit sein. Sie würde ein Team zusammenstellen, das über genug Fachwissen und Feuerkraft verfügte. Sie musste noch einiges erledigen und hatte leider schon viel zu lange gewartet. Doch ihr Entschluss, an Ort und Stelle zu sein, wenn die feuchteste Regenzeit zurückkehren würde, war unumstößlich und brannte in ihrem Herzen noch genau so sehr wie an jenem Tag, als sie von diesem teuflischen Plateau heruntergeklettert war und mit angesehen hatte, wie es sich scheinbar in Luft auflöste.

      Personal, Logistik, Zeitfenster und Finanzen jagten durch ihren Kopf und sie achtete auf kaum etwas anderes. Geistesabwesend lief sie durch die Straßen und registrierte plötzlich, dass sie sich in einem ziemlich heruntergekommenen Teil der Stadt befand. Es gab Ecken in Venezuela, da zählte Respekt nicht mehr viel, denn wenn die Zeiten hart sind, werden Menschen ungemütlich. In diesem Viertel war sie keine Frau oder auch nur ein menschliches Wesen mehr, sondern einfach nur ein Ziel.

      Als sie an einer dunklen Gasse vorbeiging, packte sie jemand von hinten und drückte ihr eine kleinkalibrige Pistole gegen die Wange. Emma hätte gern ihre eigene Dummheit verflucht, aber mit dem muskulösen Arm um ihren Hals konnte sie nicht mehr sprechen.

      Sie ließ zu, dass man sie tiefer in die Gasse hineinzog, wo ein weiterer Mann vor ihr auftauchte. Er war auf den ersten Blick ein zwielichtiger Geselle – mit wulstiger, gebrochener Nase, gelblich gefärbten Augen und vielen Zahnlücken.

      Der Druck auf ihren Hals ließ nach.

      »Nehmen Sie!« Emma hielt ihre Augen auf den Mann gerichtet, während sie ihm ihre Tasche entgegenhielt. Er riss sie ihr aus der Hand. »Mal sehen, ob heute guter Tag!«, sagte er in brüchigem Englisch und musterte sie. »Aber ich glauben, nicht gut für Sie!«

      Der größere Mann, der sie festhielt, schnaubte in ihr Ohr.

      »Nehmen Sie das Geld und lassen Sie mich laufen. Ich werde nicht zur Polizei gehen«, sagte sie ruhig.

      »Oh, das weiß ich«, entgegnete der Mann mit der gebrochenen Nase und warf einen weiteren Blick auf sie. »Aber ich glauben, wir noch nicht fertig mit so schöne Frau!«

      Er wühlte durch ihre größtenteils leere Tasche. »Americano?«

      Sie ignorierte ihn, denn sie wusste, was jetzt kommen würde, und der Diebstahl war dabei ihre geringste Sorge. Sie würden sie ausrauben, verprügeln und vergewaltigen, und wenn sie noch ihre Spuren verwischen wollten, würden sie ihr die Kehle durchschneiden. In jeder Stadt der Welt gab es solchen Abschaum.

      Ihre Wut schwoll an. Der große Mann hinter ihr verlagerte seine Haltung, um zusehen zu können, wie sein Komplize ihre Tasche ausleerte.

      »Letzte Chance«, sagte sie.

      Er schüttelte die Tasche aus und verzog das Gesicht. »Bring sie zum Schweigen!«

      Die Pistole entfernte sich kurz von ihrer Wange und der fleischige Arm bewegte sich – vermutlich, um ihr eine Hand über den Mund zu legen oder Schlimmeres.

      Doch genau auf diesen Moment hatte sie gewartet, denn für einen Sekundenbruchteil hatte er sie nicht mehr voll unter Kontrolle. Sie ließ sich fallen und rutschte durch die Arme ihres Peinigers, der sich nun nach vorn beugte, um sie zu packen. Doch sie rammte ihre Hacken in den Boden, stieß sich ab und jagte wie eine Sprungfeder wieder nach oben, wobei ihr Kopf genau in Richtung seines Kinns raste.

      Es war ein Volltreffer – sein Kopf wurde mit einem Krachen zurückgeschleudert und ihre Hand griff nach der Pistole. Sie umschloss seine Hand, legte ihren Zeigefinger auf den seinen und hatte damit Kontrolle über den Abzug. Dann riss sie seine Hand herum, sodass die Mündung der Waffe nun auf das überraschte Gesicht des kleineren Mannes zeigte. Sie zögerte keine Sekunde und feuerte.

      Das Ohr des Mannes verwandelte sich in eine Fontäne aus Blut und Knorpeln und er jaulte vor Schmerzen auf, die Augen weit aufgerissen. Er ließ die Tasche fallen, während Emma die Pistole aus der Hand des immer noch benommenen Muskelbergs hebelte. Dann zog sie ihm den Griff über den Schädel und der Hüne kippte um wie ein gefällter Baum.

      Sein Kumpan mit der gebrochenen Nase hatte genug gesehen – er drehte sich um und rannte davon. Hinter Emma stöhnte der andere vor Schmerzen mit einem lilafarbenen Fleck auf dem Kinn und einer wachsenden Beule an seinem Schädel.

      Routiniert ließ Emma das Magazin aus der Waffe fallen und die letzte Kugel aus dem Lauf springen. Dann warf sie die Einzelteile in einen Mülleimer. Sie sammelte ihre Sachen ein, zog ihre Kleidung gerade und verließ die Gasse.

      Seit sie sich durch den Amazonas gekämpft hatte, war sie sehr fleißig gewesen. Sie hatte hart trainiert und ihren Körper gestählt. Sie war zwar beinahe zehn Jahre älter, doch ihr Körper bestand jetzt aus purem Stahl.

      Wenn Primordia wiederkommen würde, war sie auf jeden Fall bereit.

      ***

      Emma Wilson lief ganz entspannt zur nächsten Hauptstraße und hielt sich ein Taxi an. Auf der anderen Seite der Straße stand ein Auto mit heruntergelassenen Scheiben. Darin befand sich ein Mann, der ein langes Teleobjektiv auf Emma richtete und in schneller Folge ein Bild nach dem anderen machte.

      Als Emmas Taxi losfuhr, ließ er das Objektiv sinken, startete seinen Motor und folgte ihr.

      KAPITEL 3

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